Er verlor seine Familie, seinen Beruf und die Kraft, weiterzuleben. Sein Leben lang hat Detlev Zander unter den Folgen der Misshandlungen gelitten, die ihm als Heimkind der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal angetan wurden. Nun hat er den Mut, zu reden. Er will, dass die Verantwortlichen, die sich gerne fromm geben, zur Rechenschaft gezogen werden.
Dieser Mann hat sich einen Panzer angelegt, um zu überleben. Ein beherrschtes Gesicht, in dem die schwarze Brille dominiert, schmale Lippen und ruhige Hände, die über den Aufruhr und die Zerrissenheit in seinem Inneren hinwegtäuschen sollen. Jahrzehntelang hat Detlev Zander die Demütigungen und den Missbrauch aus seiner Zeit als Heimkind verkapselt in seinem Inneren wie einen giftigen Fremdkörper, hat die Schläge erfolgreich verdrängt, die Lieblosigkeit und die Respektlosigkeit, unter der er im Hoffmannhaus der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal bei Stuttgart leiden musste. Seine Überlebensstrategie funktionierte bis vor fünf Jahren, dann brach die Kapsel auf, die Erinnerungen überschwemmten ihn klirrend klar und kalt, und Detlev Zander brach zusammen. Er konnte nicht mehr schlafen, er wurde krank, er verlor seinen Job als Krankenpfleger, der Suizidversuch schlug fehl, und das traumatisierte Heimkind wusste: "Entweder offen kämpfen oder abtreten." Der 53-Jährige hat sich fürs Kämpfen entschieden und einen Anwalt genommen. Jetzt fordert er 1,3 Millionen Euro Schadenersatz für erlittenes Leid.