Durch die Abspaltung des Inselstaates Barbados von Großbritannien stehen auch gesetzliche und verfassungsrechtliche Änderungen an. Humanisten im Land fordern im Zuge dessen nun auch die Streichung aller Gottesbezüge aus den Gesetzestexten und die Beendigung von Schulgebeten. Außerdem wollen sie die Ahndung von Blasphemie-Delikten verbieten.
Der Inselstaat Barbados hat sich am 30. November von seinem einstmaligen Staatsoberhaupt getrennt und eine neue Republik ausgerufen. Damit ist Queen Elisabeth II. nun nicht mehr offiziell das Staatsoberhaupt des Landes, welches nördlich der südamerikanischen Küste im Atlantik liegt. Die ehemalige Kolonie der britischen Krone erlangte zwar bereits 1966 ihre Unabhängigkeit, war jedoch im Commonwealth und durch eine Personalunion weiterhin mit Großbritannien verbunden. Das Amt der Staatspräsidentin übt nun Sandra Mason aus, die damit die britische Königin als höchste Amtsträgerin offiziell abgelöst hat.
Da aber auch weitere gesetzliche und staatliche Umstrukturierungen anstehen, hat sich die säkulare Aktivistengruppe Humanists Barbados dazu entschlossen medienwirksam dazu aufzurufen, endlich Gottesbezüge aus den staatlichen Institutionen zu entfernen. Außerdem fordern sie die Abschaffung von Blasphemiestrafen sowie den auf Barbados üblichen Schulgebeten.
Maachelle Farley, die Präsidentin der humanistischen NGO, teilte mit, dass dem Komitee zur Republikbildung die Forderungen der Humanists Barbados überbracht worden seien. Das Republican Status Transition Advisory Committee, welches die Umwandlung von der konstitutionellen Monarchie hin zu einer Republik organisieren soll, wird von der säkularen Organisation ebenfalls dazu aufgefordert, endlich körperliche Strafen zu verbieten und eine vollständige rechtliche Gleichstellung der LGBTQ-Gemeinschaft umzusetzen.
"Barbados hat eine säkulare Regierung und beherbergt verschiedenste religiöse und nicht-religiöse Menschen. Daher ist der Terminus 'Gott' eher spaltend und es stellt sich die Frage, auf welche Religion da Bezug genommen wird", beschreibt Farley die Forderungen der Onlinezeitung Barbados Today. Der Glaube an einen Gott sei eine freiwillige persönliche Entscheidung, bekräftigte die Präsidentin von Humanists Barbados und fügte hinzu, dass die Blasphemie-Gesetze einen gefährlichen Einschnitt in die freie Meinungsäußerung bedeuteten.
Ferner wies sie darauf hin, dass im Tourismus alle möglichen Paar- und Familienmodelle herzlichst willkommen geheißen würden, während man der eigenen Bevölkerung etwa die gleichgeschlechtliche Ehe noch untersage. Auch die Todesstrafe soll, wenn es nach den Humanists Babados geht, umgehend abgeschafft werden. Farley wies darauf hin, dass kein Staat und kein Individuum das Recht besitzen dürfe, einen derart fundamentalen Eingriff in ein Menschenrecht vorzunehmen. Am kontroversesten diskutiert wird wohl die Forderung der Aktivistin, Schulgebete abzuschaffen und in den Lehreinrichtungen körperliche Züchtigungen zu untersagen.
Farley zeigte sich angesichts des Engagements des republikbildenden Komitees jedoch optimistisch, welches die Humanisten bereits zu Gesprächen eingeladen hatte, nachdem diese ihre Vorschläge zur neuen Staatsgestaltung veröffentlicht hatten. Auch wenn vielleicht nicht alle Wünsche der Aktivisten umgesetzt werden sollten, so ist der Inselstaat doch aufgrund der Aufgeschlossenheit des Umwandlungskomitees auf einem sehr guten Weg, sich von tradierten Prinzipien hin zu einem humanistischeren und menschenrechtlich sichereren Barbados umzugestalten.