Kommentar

Faschingsabsage in München: Ein falsches Signal

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Fasching auf dem Viktualienmarkt in München (2018)
Fasching in München

Die Stadt München hat vor dem Hintergrund des Anschlags auf die ver.di-Demonstration letzte Woche alle großen Faschingsveranstaltungen in der Innenstadt abgesagt. Begründet wird die Absage der Veranstaltungen wie zum Beispiel des beliebten "München narrisch" mit der Trauer um die Opfer des Attentats.

Bei dem Anschlag sind ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter tödlich verwundet und mindestens 37 weitere Menschen verletzt worden. Die Ermittlungsbehörden gehen inzwischen von einem islamistischen Hintergrund der Tat aus.

Die von der Stadt zum Ausdruck gebrachte tiefe Trauer und Betroffenheit ist verständlich und wird von ganz Deutschland geteilt.

Dennoch ist die Absage der Faschingsveranstaltung falsch.

Eine Festivität, die nur nebenbei bemerkt auch düstere Elemente enthält, wie etwa bei der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, und die zigtausende Menschen begeistert und zum Tanzen und Singen einlädt, nach einem mutmaßlichen islamistischen Anschlag abzusagen, ist evident falsch, weil damit die Feinde der Freiheit gewinnen.

Das unbeschwerte Feiern auf öffentlichen Plätzen ist wie kaum etwas anderes Ausdruck einer freiheitlichen, pluralistischen, friedlichen und offenen Gesellschaft. Anschläge wie diese sind nicht nur verabscheuungswürdige Attacken auf willkürlich ausgewählte Opfer, sondern stellen immer auch Angriffe auf die demokratischen und humanistischen Werte der Bundesrepublik Deutschland dar. Namentlich auf die staatliche Ordnung und damit auf die Basis unser aller Zusammenlebens.

Die menschenfeindliche Ideologie des Islamismus zielt auf nicht weniger ab, als die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu zerstören. Das Recht auf Leben wird in ihr ebenso negiert wie das Recht auf Meinungs-, Versammlungs- und Glaubensfreiheit sowie die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Es ist die Aufgabe aller staatlichen Institutionen, aber auch der Zivilgesellschaft, laut und deutlich für die Freiheit einzutreten. Genauso wenig wie sich der Staat erpressbar machen darf (Stichwort: Deutscher Herbst), darf er durch Entscheidungen wie diese dem Attentäter letztlich bei seiner Zielerreichung helfen.

Freilich war das nicht die Absicht der Stadt München, aber gleichwohl ist das die unvermeidbare Folge.

Das Signal der Stadt München lautet aktuell: "Terroristen können lang geplante öffentliche Feste der Freude und der Ausgelassenheit durch Anschläge torpedieren. Sie können uns die Freiheit nehmen, zu feiern wie, wann und wo wir wollen." Die österreichische Stadt Villach, in der sich vor wenigen Tagen ebenfalls ein mutmaßlicher terroristischer Anschlag ereignet hat, scheint dem (schlechten) Vorbild Münchens zu folgen und hat ebenfalls seine Faschingsveranstaltung abgesagt.

Diese Macht, bei allem Respekt vor den Toten und Verletzten, darf der Staat Terroristen nicht verleihen. Noch ist es nicht zu spät, die Entscheidung zu überdenken und dem Attentäter und allen Feinden des freiheitlichen Rechtsstaats ein "Jetzt erst Recht" zu entgegnen.

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