In Marokko ist die Aktivistin für LGBTQ-Rechte, Ibtissam "Betty" Lachgar, wegen Blasphemie in Untersuchungshaft genommen worden. Der Grund: Sie hat auf der Plattform X ein Foto veröffentlicht, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift "Allah is lesbian" trägt. Das Bild ging viral und löste einen Shitstorm aus – inklusive Vergewaltigungsaufrufen, Morddrohungen und Aufrufen zur Steinigung.
Die feministische Aktivistin Ibtissam Lachgar, in den Sozialen Medien bekannt als Betty Lachgar, sitzt in Untersuchungshaft. Die 50-jährige Marokkanerin ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Blasphemie festgenommen worden. Lachgar habe in den Sozialen Medien "beleidigende Äußerungen gegen Gott" verbreitet, erklärte die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Rabat. Die Feministin hatte auf X ein Foto gepostet, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift "Allah is lesbian" trägt.
Jede religiöse Ideologie sei faschistisch, phallokratisch und frauenfeindlich
Lachgar schrieb zum Foto: "Der Islam ist wie jede religiöse Ideologie faschistisch, phallokratisch, frauenfeindlich". Das hat die Gemüter erzürnt. Auf ihrem Facebook-Profil berichtet die Aktivistin über "tausende Vergewaltigungsaufrufe, Morddrohungen und Aufrufe zur Steinigung". Lachgar droht entweder eine Haft- oder eine Geldstrafe. Wegen Religionsbeleidigung kann in Marokko eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zwei Jahren verhängt werden. Oder sie muss zahlen, umgerechnet rund 2.000 bis 20.000 Euro. Sollte das Gericht streng urteilen, könnten es sogar fünf Jahre Haft werden, denn "Beleidigung" im öffentlichen Raum wird härter bestraft.
Lachgar trägt den Titel "meistgehasste Frau Marokkos"
Lachgar ist den marokkanischen Behörden bekannt. Sie ist Mitgründerin der Mali-Bewegung (Mouvement alternatif pour les libertés individuelles – Alternative Bewegung für individuelle Freiheiten) und kämpft unermüdlich für Frauen- und LGBTQ-Rechte. Die Tageszeitung El Faro de Melilla hat sie vor Jahren als "meistgehasste Frau Marokkos" tituliert. Lachgar eckt an, mit Mali organisierte sie während des Ramadans öffentliches Picknicken, um zu zeigen, "dass man in Marokko schon für das Essen eines Sandwichs hinter Gitter kommen kann". Es kam zu landesweiten Diskussionen. Aufsehenerregend war auch die Mali-Aktion, das Abtreibungsschiff von Women on Waves der niederländischen Ärztin Rebecca Gomperts nach Marokko zu holen.
Sie steht auf der Todesliste des Islamischen Staats
Lachgar wuchs in Frankreich und Marokko auf. Sie hat in Paris Psychologie studiert. Die Marokkanerin bezeichnet sich offen als Atheistin und begeht damit für große Teile der marokkanischen Bevölkerung ein Verbrechen. Die unbeirrbare Kämpferin steht seit 2015 offiziell auf der schwarzen Liste der Terrortruppe Islamischer Staat. Der Zentralrat der Ex-Muslime verurteilt Lachgars Festnahme und fordert ihre sofortige Freilassung.






