MÜNCHEN. Wie in vielen anderen Bundesländern gibt es auch in Bayern sog. Stille Tage, an denen öffentliche Feierlichkeiten gesetzlich verboten sind.
Zumeist betrifft dies kirchliche Feiertage, die für christliche Gläubige in irgendeiner Weise mit Trauer oder Andacht verknüpft sind. Für alle anderen Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies, dass sie sich den christlichen Gepflogenheiten an diesen Tagen unterordnen und ihrem Spaß – z.B. auch einer privaten Feier in einem Lokal – entsagen müssen bzw. deutliche Einschränkungen – wie den Verzicht auf Live-Musik – hinnehmen müssen. Der Karfreitag und der Ostersamstag sind solche Tage, an denen Partys und Tanzveranstaltungen untersagt sind.
Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) München will nun diese Diskriminierung skandalisieren. Seit Jahren schon gibt es am Karfreitag eine Filmvorführung mit anschließendem Schokolade-Essen, um den Menschen angesichts öffentlich zelebrierter Trübsal ins Bewusstsein zu rufen, welche süßen und verführerischen Seiten das Leben haben kann. Auch dieses Jahr werden zunächst zwei Filme gezeigt, traditionell Chocolat (17 Uhr) und anschließend Wer früher stirbt ist länger tot (20 Uhr). Dazwischen werden „Schoko-Variationen“ serviert, die der Chefkoch des Restaurants im Oberangertheater, Helmut Fröschl, sich hat einfallen lassen.
Für den Abend ist dann ein Freigeister-Tanz mit der Rock-Band Heilig angesetzt. Damit soll gegen das Ungläubige und Andersgläubige diskriminierende Verbot, am Karfreitag zu feiern, protestiert werden. „Es geht uns nicht darum religiöse Gefühle zu verletzen“, stellt bfg-Vorsitzende Assunta Tammelleo klar, aber es könne nicht sein, dass aus religiösen Vorstellungen Verhaltensregeln für alle hier lebenden Menschen abgeleitet werden. Dafür, dass manche Christen sich von der Lebensfreude ihrer Mitbürger in ihren religiösen Gefühlen verletzt sehen, hat sie kein Verständnis. Für alle, die nicht religiös sind, ist Ostern ein verlängertes Wochenende, das sich für ein lebenslustiges Fest geradezu anbietet. „Wer nicht mit uns feiern mag, kann ja zuhause Trübsal blasen“, meint die bfg-Vorsitzende, „da haben wir nichts dagegen.“ Und so ergeht denn auch der Warnhinweis: „Für gläubige Christen ist die Veranstaltung ungeeignet!“
Wie die Staatsgewalt auf den Freigeister-Tanz reagieren wird, bleibt abzuwarten. Immerhin gab es in Bayern schon einen Fall, in dem die musikalische Begleitung eines Ostermarsches durch einen Polizeieinsatz unterbunden wurde.
Hier nochmal die Daten:
Karfreitag, 6. April 2007
München, Oberangertheater, Oberanger 38
Freigeister-Kino
Chocolat (17 Uhr)
Wer früher stirbt ist länger tot (20 Uhr)
dazwischen Schoko-Büffet (ab 19.3o Uhr)
Freigeister-Tanz
mit der Rock-Band Heilig (ab 22.3o Uhr)
Eintritt je Film: Euro 7,50 (Schoko-Büffet eingeschlossen)
Eintritt zur Party: Euro 7,50.
Gunnar Schedel