Überschreibung eines Ehrengrabes

Wolfram P. Kastner und Martin Krenn haben am vergangenen Mittwoch

auf dem Grazer Friedhof den eingemeißelten Text auf dem Obelisken des Ehrengrabes für einen SA-Obersturmbannführer „überschrieben“.

Zu dieser „Intervention“ erklärten sie: „Am Grazer Zentralfriedhof wurden von uns auf dem dort befindlichen Ehrengrab für einen SA-Sturmbannführer mit Hakenkreuz und dem Text ‚ER FIEL IM KAMPFE FÜR GROSSDEUTSCHLAND’ eine transparente Tafel angebracht."

 

Der Text auf der transparenten Tafel lautet:

„Hans Tita Probst war Mitglied der in Österreich verbotenen SA und wurde im Juli 1934 als Teilnehmer am Putsch der Nazis im diktatorisch regierten Österreich erschossen. Vier Jahre später, als die österreichischen Nazis und ihre Helfer an der Macht waren, wurde seine Urne feierlich beigesetzt. Der rassistische Attentäter wurde als Held Großdeutschlands gefeiert.

Vorkämpfer für die NS-Verbrechen verdienen keine Ehre. Hakenkreuz und Inschrift auf diesem Grabstein glorifizieren seit 68 Jahren die Nazi-Gewalt.

Der Verharmlosung von NS-Verbrechen muss ein Ende gesetzt werden - rechtsextreme Ideologie und Gewalt dürfen nie mehr zur Herrschaft gelangen.“

Wie Kastner und Krenn erläuterten war bereits 1988 das Hakenkreuz auf dem Stein überklebt, danach aber wieder freigelegt worden. 2002 weigerte sich die Diözese, an dieser Verherrlichung eines SA-Sturmbannführers etwas zu verändern, weil sie angeblich „ohne Einwilligung der Familie keine Handhabe" hätte.

Das Argument, es handle sich um ein Privatgrab, deshalb könne man nichts machen, sei absurd, denn es gäbe kein Recht auf das öffentliche Herzeigen von Hakenkreuzen. Vielmehr lege das Abzeichengesetz fest, dass Symbole aus der NS-Zeit nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. Der Friedhof sei Eigentum der Stadt Graz und wird von der katholischen Kirche verwaltet.

Wären, so Kastner und Krenn, die zuständigen Politiker und die Kirche ihrer Verantwortung nachgekommen, das Hakenkreuz zu entfernen, würde kein Gericht den Hakenkreuzgrabbesitzern rechtlichen Schutz gewähren. „Wir verstehen unsere Textinstallation als einen Vorschlag, wie mit Geschichte und NS-Zeit umgegangen werden kann und fordern eine dauerhafte transparente Beschriftung des Grabsteins.“