Keine Götter neben mir
Laut Bischof Hofmann bedeute das erste Gebot, laut dem man keine Götter neben dem Gott Israels haben darf, „dass es nur einen Gott gibt. Die meisten Religionen werden sich darauf verständigen. Und es geht darum, in diesem Satz, dass ich keine Götzen haben darf. Also auch nicht das Geld anbeten darf, oder die Macht oder den Erfolg anbeten darf.“
Es gibt also nur einen Gott – aber das ist gar nicht notwendig der Gott der Christen? Erstaunlich! Im biblischen Kontext geht es derweil keineswegs um Götzen (es sei denn, man nennt andere Götter „Götzen“). Wenn das so wäre, fragt man sich, warum die Israeliten so viele Völker bekriegen, nur weil sie andere Götter anbeten, wie die oben genannten Ammoniten und Moabiter, wenn diese Praxis doch gar nicht verboten ist?
Du sollst dir kein Gottesbild machen
Das zweite Gebot, laut der man sich kein Bild von Gott machen darf, „das ist durch die Menschwerdung Christi auch in eine andere Ebene hineingenommen worden.“ Da Gott durch Jesus Christus ein Gesicht bekommen habe, könne er nun auch dargestellt werden. Jedenfalls aus christlicher Sicht, die Juden dürften das mit ihrem Bezug auf das Alte Testament nicht. Über diese Interpretation mag nun jeder selbst urteilen.
Vergewaltigung
In Samuel 12, 12 ist Massenvergewaltigung seiner Ehefrauen die Strafe Gottes für einen Mord, den David begangen hat. Insofern scheint der Gott der Bibel kein grundsätzliches Problem mit Vergewaltigung zu haben, jedenfalls, solange Frauen die Opfer sind.
Gegen die Vergewaltigung spreche laut dem Herrn Bischof allerdings, dass man „in der Ehe treu bleiben muss“ und somit ein keusches Leben zu führen angeleitet ist. Diese Aussage hat wegen der Vorgeschichte von Bischof Friedhelm Hofmann eine gewisse Brisanz. So erfährt man bei „Panorama“ (ARD): „Wenn Florian (Name geändert) an seine Jugend denkt, dann erinnert er sich an Schuld und Scham. Ein Jahr lang hat ein Pfarrer ihn sexuell missbraucht, hat den Jungen immer wieder zum Oralverkehr gezwungen. Lange schweigt Florian. Schließlich vertraut er sich dem Bischof von Würzburg an. Doch statt ihm zu helfen, so erzählt Florian, habe der Bischof ihm nahe gelegt, mit niemandem über die Sache zu sprechen und von einer Anzeige Abstand zu nehmen, damit nichts an die Öffentlichkeit gelangt.“ Der hier genannte Bischof von Würzburg ist eben jener Bischof Friedhelm Hofmann, mit dem ich dieses Streitgespräch geführt habe. Aber er hat schon recht: Wenn der betroffene Pfarrer seiner Frau einfach treu geblieben wäre, dann hätte er Florian auch nicht vergewaltigt. Jetzt müssten Pfarrer nur noch heiraten dürfen.
Rache bis in die dritte und vierte Generation
„Gott ist nicht ein Popanz, der sich alles gefallen lässt“, stellt der Herr Bischof fest. Verteidigt er hier tatsächlich die Rache Gottes an den fernen Nachkommen des Sünders? Oder bezieht sich diese Aussage auf die Bestrafung von Kinderschändern und Vergewaltigern? Schwer zu sagen. Gott bleibe auf jeden Fall weiterhin Richter, stellt der Herr Bischof eisern fest.
Ungehorsame Kinder steinigen
Die Steinigung, so Hofmann zum Abschluss von Runde 1, wäre aus dem christlichen Menschenbild heraus auf keinen Fall akzeptabel, „auf keinen Fall!“. Ja, es ist mir bereits aufgefallen, dass Christen niemanden steinigen (auch wenn ich später in der Diskussion trotzdem spontan den Kopf eingezogen habe). Der Punkt war ein anderer: Die Zehn Gebote (Exodus 20) stehen nur ein Kapitel vor dem Befehl, dass man ungehorsame Kinder töten solle: „Wer seinen Vater oder seine Mutter verflucht, wird mit dem Tod bestraft“ (Exodus 21, 17). Warum sind die Zehn Gebote nun also gut und die Ermordung von Kindern nicht? Diese Befehle Gottes stehen doch im selben Buch! Richard Dawkins nennt das „Cherry Picking“: Moderate Christen picken sich die Rosinen aus der Bibel heraus und ignorieren einfach den Rest.