REGENSBURG. (hpd/bfg) Vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 veranstaltet der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern den “Humanistentag 2014” in Regensburg. Prof. Dr. Hubertus Mynarek, bekannter Philosoph, Fundamentaltheologe und Religionskritiker, beteiligt sich am Humanistentag mit einem Vortrag sowie mit einem Beitrag bei einer Podiumsdiskussion. In einem Interview im Vorfeld des Humanistentags begründet er sein Engagement und stellt seine Anliegen vor.
Herr Prof. Dr. Mynarek, als Philosoph und Theologe setzen Sie sich seit mehreren Jahrzehnten kritisch mit der Kirche auseinander. Was ist dabei Ihr Grundanliegen?
Hubertus Mynarek: Mein Grundanliegen ist aufklärerischer Art. Wir haben hier in Regensburg einen Kirchentag, eine katholische Großveranstaltung, und die Masse der Kirchentagsbesucher hat nicht die leiseste Ahnung davon, dass sie von den Herren der Kirche irregeführt wird, dass ihr vorgegaukelt wird, diese Kirche sei die Kirche des Jesus von Nazareth.
Aber der war ein jüdischer Wanderprediger, der nur die Religion und Moral Israels reformieren wollte und an eine andere Religion, an Christentum, Kirche, Priester, Päpste und Sakramente gar nicht dachte, keine dieser Institutionen gestiftet oder gegründet hat. Alle Hoheitstitel wie die zweite Person der Gottheit, Heiland, Welterlöser durch sein Blut etc. pp. hat erst die Kirche diesem jüdischen Jesus aufgepfropft, behauptet aber frech auf dieser Grundlage, dass sie als Bodenpersonal des Gottsohnes Jesus Christus in jedem Staat Privilegien aller Art und finanzielle Zuwendungen beanspruchen darf. Für die Kirche ist Religion nur ein Vorwand, ein Mäntelchen, hinter dem sie ihr radikales und brutales Macht- und Profitstreben vor den Massen verbirgt.
Sie engagieren sich seit langem für religionskritische und freigeistige Anliegen, schreiben auch regelmäßig für die Zeitschrift des “Humanistischen Verbands Deutschlands” (HVD). Warum unterstützen Sie den “Humanistentag 2014” in Regensburg?
Genau deshalb unterstütze ich diesen Humanistentag in Regensburg als eine Gegenveranstaltung, deren Vorträge, Podiumsdiskussionen usw. zum Ziel haben, die Menschen aufzuklären, ihnen zu zeigen, dass diese Kirche den Juden deren Jesus geklaut und verfälscht hat, dass Kirche und Religion gar nicht ein und dasselbe sind, dass Kirche sich nur dem Herdentrieb der Masse verdankt, die einen Leithengst vergöttern will wie jetzt den neuen Papst. Humanisten aller Couleur bilden sich eigenständig aufgrund ihrer eigenen Vernunft und Erfahrung ihr Weltbild, egal, ob sie dann zu einem theistischen, atheistischen, pantheistischen oder agnosti- schen Weltbild gelangen. Nur auf der Basis von Vernunft und Lebenserfahrung ist eine ebenbürtige Diskussion aller dieser Weltbilder möglich, nicht aufgrund einer von der Kirche behaupteten vermeintlichen Offenbarung, die so nie stattgefunden und die uns auch keine neuen Erkenntnisse gebracht hat. Denn wo ist denn diese Welt, die durch die Erlösung Jesu Christi besser geworden sein soll? “Ach, wenn sie doch erlöster aussähen, die Erlösten”, sagte treffend Nietzsche.
Welche Impulse können die Gäste des Humanistentags bei Ihrem Vortrag “Der aktuelle Papst” am 29. Mai und bei der Podiumsdiskussion “Menschenrechte und Religion” am 31. Mai von Ihnen erwarten?
Im Verhältnis von Menschenrechten und Religion sind die Menschenrechte und nicht die Religion das Grundlegende und Primäre. Eine Religion, die die Menschenrechte für alle Menschen, alle Länder, Kontinente und Kulturen nicht anerkennt oder sie auch nur in Teilen nicht akzeptiert, hat heutzutage ihr Existenzrecht verwirkt. Der Mensch als Mensch hat angeborene Rechte, und nicht erst deshalb, weil er einer bestimmten Religion oder Kirche angehört, die von sich behauptet, die einzig wahre zu sein und einzig und allein die Menschen zur Erlösung führen zu können. Die Vergleichende Religionswissenschaft hat längst mit allen ihr zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen, ethnologischen und sprachtheoretischen Mitteln die generelle Relativität aller Religionen erwiesen und demonstriert, dass keine der anderen absolut überlegen ist.
Trotz aller Jubelhymnen und verherrlichenden Bücher zu Papst Franziskus ist auch dieser kein Übermensch, kein neuer Messias, sondern ein mit vielen Fehlern behaftetes menschliches Wesen, dazu ein bei aller zur Schau getragenen Liebenswürdigkeit politischer Macher mit einer cleveren Strategie und Taktik. Zwar hat auch der neue Papst eine Menge Aussagen zur Einhaltung der Menschenrechte und gegen kapitalistische Ausbeutung vorzuweisen, aber weder der Papst noch die Kirche geben aus eigener Tasche auch nur einen Cent für die Armen dieser Welt aus. Selbst die karitativ-kirchlichen Werke wie Adveniat und Misereor nehmen noch staatliche Hilfen und natürlich die Spenden der Gläubigen in Anspruch. Die Kirche muss handeln und geben, nicht bloß predigen und nehmen!
Wann wäre der „Humanistentag 2014“ aus Ihrer Sicht als Erfolg zu betrachten?
Als Erfolg würde ich den Humanistentag betrachten, wenn möglichst viele einsehen bzw. sich darin bestärkt fühlen, dass sie ihr Leben auf eine aufgeklärte, durch möglichst tiefes Wissen bereicherte Vernunft und eine humanistisch- autonome Ethik stützen müssen und nicht auf eine krude und absurde Dogmatik mit Erbsünde, drei Göttern im obersten Olymp, sakramentaler Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut des Gottessohnes, unbefleckter Empfängnis usw. und wenn auch Katholiken diesen alternativen Humanistentag besuchten und einsähen, dass sie ja selber als Menschen dieser Welt letztlich an all diesen dogmatischen Aberglauben gar nicht mehr glauben können, der ihnen von den, wie es Schiller sagte, “Affen der Gottheit” und “Falschmünzern der Wahrheit” aufgetischt wird.
Das Interview führte der Pressesprecher des Humanistentages 2014, Michael Kraus.