„Ein mutiger und kluger Film“

BERLIN. (hpd) Gute Geschichten haben meist nicht exakt so stattgefunden, wie sie erzählt werden. Die zentralen Tatsachen sollten zwar stimmen, doch sie müssen dramaturgisch auf den ‚Punkt’ gebracht werden, damit aus dem historischen Geschehen eine mitreißende Geschichte wird. Wunderbar gelungen ist dies im Film AGORA, der ab 11. März im Kino zu sehen ist.

Nur wenige Charaktere tragen das übersichtliche Geschehen. Hypatia, die kluge Philosophin, Wissenschaftlerin und Lehrerin, Orestes und Synesios, zwei ihrer Schüler - von denen der eine römischer Präfekt wird, der andere christlicher Bischof – Kyrill, das Kirchenoberhaupt in Alexandria, und Davus, Hypatias persönlicher Sklave, dem sie die Freiheit gibt.

Die Zeit ist das Ende des vierten Jahrhunderts, der Ort die Agora, zentrale Versammlungsstätte, die Stadt: Alexandria in Ägypten. Eine Stadt, die mit einem riesigen Leuchtturm nicht nur eines der klassischen sieben Weltwunder errichtet hatte, sondern deren Bibliothek als Inbegriff des Wissens und der Bildung in der antiken Welt galt. Diese Bibliothek zerstört? Was für ein kultureller Verlust, was für eine Barbarei!

Die historische Quellenlage zu dieser Zeit ist karg, unsicher, aber wenn man die verschiedenen Mosaiksteine nach den großen Entwicklungslinien der Zeit geschickt zusammensetzt, Fehlendes ergänzt, kann das beeindruckende Epos einer Zeit entstehen. Dafür lässt sich der Film Zeit, entwickelt die Facetten der Charaktere, verlässt sich auf die Qualität seiner Schauspieler, auf seine Optik und unaufdringliche Opulenz der Ausstattung, die Einbettung in Stille, Musik und kontrastierendem Lärm.

Vernunft, Staat, Religion – in diesem Spannungsfeld bewegt sich der Film. Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte. Bei der die Religionen die Herrschaft anstreben und die Gewaltspirale sich immer schneller dreht, bis zum bitteren Ende.

Ein besonderer Film und Michael Schmidt-Salomon war spontan nach Berlin gekommen, um ihn in einer Pressevorführung so früh wie möglich sehen zu können. Dem hpd berichtete er über seine Eindrücke.


Beispielbild
M. Schmidt-Salomon / Foto © Evelin Frerk
Schmidt-Salomon: "Agora - Die Säulen des Himmels" ist ein mutiger, kluger und bedrückend aktueller Film über den ewigen Widerstreit von weltlicher Vernunft und religiösem Fundamentalismus. Man sagt ja, wir sollten aus der Geschichte lernen, damit wir sie nicht noch einmal erleben müssen. Und das gilt nicht nur für Auschwitz, sondern auch für die Geschehnisse des vierten und fünften Jahrhunderts, als die Errungenschaften der antiken Kultur zerstört worden sind und die Menschheit um mehr als tausend Jahre in ihrer Entwicklung zurück geworfen wurde.

Was mich persönlich freut, ist, dass Hypatia als Heldin im Mittelpunkt des Filmes steht. In der "Ahnengalerie für Humanismus und Aufklärung" der Giordano Bruno Stiftung erscheint sie gleich neben Epikur - und ich bin immer wieder gefragt worden, wer denn diese Hypatia überhaupt sei. Ich hoffe, dass sich diese Frage mit dem Film erledigt hat und Hypatia, die legendäre "klügste Frau der Antike", endlich die Wertschätzung erhält, die sie verdient...

C.F.

 

Sehen Sie das vollständige Interview auf hpd-video:

Interview mit Michael-Schmidt-Salomon auf hpd-video, Teil 1

Interview mit Michael-Schmidt-Salomon auf hpd-video, Teil 2

 

AGORA - Die Säulen des Himmels ab 11. März im Kino!