Rituale beruhen auf Tradition, und Tradition beruht auf Dauer. Deshalb sei es unmöglich, "neue Rituale" zu erfinden. Diese Meinung vertritt Ulrich Greiner in der ZEIT.
Er schreibt über die Veränderungen bei Bestattungen, bei denen immer häufiger nicht mehr Pfarrer oder Priester die letzte Rede halten. Allerdings steht er dieser freidenkerischen Tradition kritisch gegenüber, wenn er sagt: "Kaum etwas ist trauriger als eine Bestattungsfeier im atheistischen oder religionsfernen Kreis." Im Artikel versucht Greiner zu verdeutlichen, dass diese Feiern ohne ihren religiösen Kern sinnlos und beliebig sind.
Richtig ist, dass der Mensch als gesellschaftliches Wesen nicht einfach die Kultur verleugnen kann, in der er lebt. Aber er irrt, wenn er nichtchristlichen Traditionen ihre Berechtigung abspricht. Nicht nur, dass es bereits tradierte konfessionsfreie Rituale gibt, es gibt Traditionen, die älter sind als das Christentum und es bilden sich in jeder Gesellschaft immer wieder neue Traditionen und Rituale.