Mit den Meldeportalen für Lehrkräfte in Berlin und Brandenburg stellt die rechtspopulistische AfD das respektvolle Miteinander von Lehrkräften, SchülerInnen und Eltern im Schulalltag infrage. Aus parteitaktischen Gründen gefährdet sie den Schulfrieden und greift in unverhältnismäßiger Weise in die staatliche Ordnung ein. Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg verurteilt dies in aller Deutlichkeit. Die Initiative zeigt, wie wenig Achtung und Vertrauen die Partei in die Lehrkräfte setzt.
Heerscharen von Kommentatoren, Politikern und anderen - mehr oder weniger redlich bemühten - Zeitgenossen machen sich einen Reim auf die Zwischenfälle von Chemnitz; oder sie tun wenigstens so. Ist der Osten demokratisch tot? Oder rufen die Menschen aus ihren sächsischen Dörfern um Hilfe, weil sie vor lauter Fremden in ihrer Umgebung den örtlichen Bäcker nicht mehr finden? Noch schlimmer: wenn der Bäcker mangels Kundschaft schließt und dort ein Döner-Laden eröffnet.
Die Ereignisse um die Tötung eines deutschen Staatsbürgers bei einer Auseinandersetzung, deren Ursache und Ausgang noch nicht geklärt sind, bewegen die Medien in ganz Deutschland und vermitteln erneut das Bild vom rechtsgerichteten Sachsen.
Der ehemalige TAZ-Redakteur Daniel Bax setzt sich in seinem neuen Buch "Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind" mit entsprechenden Deutungen auseinander. Dabei kritisiert er anschaulich allzu leichtfertige Erklärungen, wobei es aber auch zu Einseitigkeiten und Themenabweichungen kommt.
In Gesamtdarstellungen zum Rechtspopulismus in Europa mangelt es meist an einem systematischen Vergleich. Einen solchen liefern Klaus Busch, Joachim Bischoff und Hajo Funke in ihrem Buch "Rechtspopulistische Zerstörung Europas? Wachsende politische Instabilität und die Möglichkeiten einer Kehrtwende".
Der Sozialwissenschaftler Alexander Häusler hat einen Sammelband mit dem Titel "Völkisch-autoritärer Populismus. Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD" mit thematisch ganz unterschiedlichen Beiträgen zum Thema herausgegeben. Es handelt sich meist um kurze Texte von unter zehn Seiten, worin aber Kontexte komprimiert dargestellt und eingeschätzt werden.
Die Journalistin Liane Bednarz legt mit "Die Angst-Prediger. Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern" eine Darstellung zum Thema vor. Einerseits liefert sie viele Informationen und stellt ihre Sachkenntnis dar, andererseits bleibt das Buch doch eher auf einer beschreibenden journalistischen Ebene ohne Gesamteinschätzung stehen.
Jacques Tilly ist Deutschlands bekanntester Karnevalswagenbauer und weltweit berühmt für seine bissige Satire. Einer seiner politischen Motivwagen tourt seit Monaten durch Polen und unterstützt dort die größte Oppositionsbewegung bei ihrem Einsatz für Demokratie.
Der Politikwissenschaftler Hajo Funke und die Journalistin Christiane Mudra legen mit "Gäriger Haufen. Die AfD: Ressentiments, Regimewechsel & völkische Radikale" ein Buch zu der Partei vor. Zwar erhält man auf engem Raum eine informative und kritische Darstellung, die aber hinsichtlich der Einordnungen oberflächlich bis widersprüchlich ist.
Der Politikwissenschaftler Klaus-Peter Hufer legt mit "Neue Rechte, altes Denken. Ideologie, Kernbegriffe und Vordenker" ein Buch mit Ausführungen zu Begriffen und Vordenkern dieser Richtung vor. Während die theoretischen Teile nicht immer so gelungen sind, findet man doch wichtige Anregungen zur Dekonstruktion von "Kampfbegriffen" des gemeinten politischen Lagers.
Der bekannte Politikwissenschaftler Klaus von Beyme nimmt in seinem Buch "Rechtspopulismus. Ein Element der Neodemokratie?" eine Analyse zum Thema mit Überblickscharakter vor. Dabei präsentiert er den Lesern auch einen Forschungsüberblick, kann aber auch in die dort bestehende Diffusität keine genauere Ordnung bringen.
Die Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak legt in ihrem Buch "Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse" Reflexionen zu Ausgrenzung, Identitätsversprechen, Nationalismus und Provokationen durch einschlägige politische Akteure vor. Dabei arbeitet die Autorin eine Fülle von Gemeinsamkeiten heraus, welche anhand von Fallbeispielen ganz unterschiedlicher Populisten in verschiedenen Ländern verdeutlicht werden.
Der Politikwissenschaftler Johannes Hillje legt mit "Propaganda 4.0. Wie rechte Populisten Politik machen" ein erstes Buch zum Kontext von Medien und Rechtspopulismus vor. Es handelt sich eher um eine argumentativ reflektierende, weniger um eine streng wissenschaftliche Arbeit, die aber gleichwohl viele beachtenswerte Analysen und Reflexionen zur Medienstrategie von Rechtspopulisten enthält.
Der Publizist Abraham Melzer will in seinem Buch "Die Antisemiten-Macher. Wie die neue Rechte Kritik an der Politik Israels verhindert" die angebliche Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs gegen Kritiker der israelischen Regierung problematisieren. Auch wenn der Autor in Einzelfällen dafür Fallbeispiele benennen kann, versteigt er sich teilweise zu absurden Pauschalisierungen – und verschenkt damit ein wichtiges Thema.