Ein Kommentar zu den Ausschreitungen in Chemnitz

Sachsen im Fokus

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

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Der rechte Mob marschierte auch in Köln
Der rechte Mob marschierte auch in Köln

Die Ereignisse um die Tötung eines deutschen Staatsbürgers bei einer Auseinandersetzung, deren Ursache und Ausgang noch nicht geklärt sind, bewegen die Medien in ganz Deutschland und vermitteln erneut das Bild vom rechtsgerichteten Sachsen.

Wer das Bundesland kennt, wer von dort stammt, Kontakte über das Private hinaus pflegt und häufig dort weilt, wundert sich über den negativen Medienrummel und nicht nur über diesen allein.

Derartige Aufmärsche und Hetzjagten auf Unbeteiligte sind wahrlich kein rein sächsisches Problem. Wenn in Köln, Dortmund und anderswo in der Republik Bündnisse wie Pro NRW und PEGIDA Demonstrationen ankündigen, dann ist der rechte Mob nicht weit und kommt nicht selten von weit her. Und während die offiziellen Redner in Nadelstreifen auf den Podien ihre Phrasen dreschen, tummeln sich unten nicht nur Zuhörer. Pressevertreter werden von einem immer wieder gleichförmigen "Fußvolk" tätlich angegriffen, Polizisten werden in einem Maß provoziert, dass die "Gelassenheit", mit der sie dies erdulden, schon unheimlich wirkt.

Dieser negative Trend in der Protestkultur sollte auch Herrn Michael Kretschmer, dem Ministerpräsidenten von Sachsen, bekannt sein. Wenn er etwas erstaunt ist, dass unter den Chaoten von Chemnitz auch angereiste rechte Gruppen waren, wirft das kein helles Licht auf die Landesregierung in Dresden. Dass diese Gruppierungen deutschlandweit vernetzt sind und gern anreisen, um Krawall zu machen, sollte auch bei der sächsischen Landesregierung angekommen sein. Die Polizeikräfte wären dann, anders als in Chemnitz umgesetzt, schon im Vorfeld verstärkt worden. Es sind die Frauen und Männer der Hundertschaften, die letzten Endes derartige Versäumnisse ausbaden müssen. Wer schon einmal aus einem Polizeikessel oder von einer Räumungsaktion berichtet hat, wird die harte Arbeit der Polizisten bestätigen können, die durch administrative Fehleinschätzungen recht schnell eine gefährliche werden kann.

Das Bundesland im Südosten der Republik ist keine rechte Hochburg mit Ausnahmecharakter. Der Freistaat ist genauso vielfältig wie andere Länder in Deutschland auch. Extrem linkes und rechtes Gedankengut ist eine ganz aktuelle europäische Thematik. Sachsen ist ein Teil dieses Europas und grenzt an Länder, die sich der Aufnahme von Flüchtlingen nahezu komplett verweigern. In der Slowakei fanden 2017 ganze 27 Flüchtlinge je eine Million Einwohner Aufnahme. Die streng christlich-katholisch geprägten Länder Polen und Tschechien nahmen ganze 79 bzw. 108 Emigranten pro 1 Mio. Einwohner auf. Man siehe dazu, dass das kleine Großherzogtum Luxemburg auf mehr als 3300 Menschen / 1 Mio. kommt. Da schaut so mancher Sachse (und nicht nur der!) gern auf die Anrainerstaaten und fordert, dass es unsere Regierung genauso handhabt. In Deutschland fanden 2017 übrigens ca. 2400 Menschen / 1 Mio. Deutscher einen vorübergehenden Schutz. Das europäische Missverhältnis in der Flüchtlingspolitik drückt sich also ganz klar in Zahlen aus.

Wäre es deshalb nicht angemessener, zunächst statt gegen die Fremden im Land gegen das befremdliche Verhalten von Mitgliedsstaaten zu protestieren – Staaten, die beträchtliche Mittel aus dem EU-Haushalt erhalten. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es hinsichtlich des Umganges mit Straftätern unter den Asylbewerbern einiges zu verändern gibt. Der Fall des Salafisten-Predigers Sami Ben Mohamed A. in NRW ist ein Paradebeispiel für eine schlecht abgestimmte Asylpolitik. Da ist schnelles und koordiniertes politisches Handeln gefragt. Es muss verhindert werden, dass Fremde unter Generalverdacht gestellt und im schlimmsten Fall gejagt werden.

Die Ereignisse in Chemnitz sind nicht rückgängig zu machen. In den Medien und sozialen Netzwerken sollte man sich aber zurückhalten, denn die Eskalation auf den Straßen wird ohne das Ende von hasserfüllten, falschen und diffamierenden Beiträgen im Netz nicht aufhören.

Es gibt im Freistaat Sachsen sehr viele positive Signale, Veranstaltungen und vieles mehr, von denen man leider in den Medien kaum etwas hört oder liest. Da machen die landeseigenen Medien keine Ausnahme. Eine ausgewogene Berichterstattung, die sich auf Fakten beruft, würde das Bild von Sachsen zum Guten verändern. Und dafür ist es höchste Zeit.

Wenn, wie im Erzgebirge letztens stattgefunden, bei einer Liedertour 5.000 Menschen zusammenkommen, um friedlich ihre Heimat zu feiern, wenn es literarische Projekte zwischen Sachsen und dem angrenzenden Böhmen gibt, dann sind das auch Teile des Gesamtbildes von Sachsen. Splitter, welche die braunen Ecken an den Rand drängen, andere Farben in den Mittelpunkt schieben und so das Bild zum Positiven verändern. "Braunmalerei" ist ebenso schädlich wie das Schönfärben, auch das sollte vermieden werden. Oft haben sich Probleme, die vom Tisch zu sein scheinen, nur in eine dunkle Ecke verzogen, um in Ruhe zu wachsen.