Die "Sprachkritische Aktion" hat das Unwort des Jahres 2014 bekanntgegeben: "Lügenpresse".
In der Begründung der Jury heißt es: "Das Wort 'Lügenpresse' war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien. Gerade die Tatsache, dass diese sprachgeschichtliche Aufladung des Ausdrucks einem Großteil derjenigen, die ihn seit dem letzten Jahr als 'besorgte Bürger' skandieren und auf Transparenten tragen, nicht bewusst sein dürfte, macht ihn zu einem besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzen."
Der bekannte Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreibt in seinem Blog dazu: "Mit der Verwendung des Wortes stellen sich die Pegida-Anhänger also nicht nur in eine ihnen vielleicht nicht bewusste Tradition zu den Nationalsozialisten, sondern auch in eine jüngere Tradition rechten Gedankenguts, die sicher nicht allen von ihnen verborgen geblieben sein dürfte."
Stephan Hebel war Mitglied der Jury und begründet die Entscheidung bei den Nachdenkseiten: "Unter Aufgeklärten sollte auch heute noch Einigkeit herrschen, dass diese Geschichte ein ohnehin pauschalisierendes Schlagwort endgültig für den demokratischen Gebrauch disqualifiziert. Und zum Unwort qualifiziert. Man sollte solche Parolen getrost den 'Pegida'-Marschierern überlassen, für die ja schon 'lügt', wer sich der unsinnigen Fantasie von der 'Islamisierung des Abendlandes' nicht anschließen mag.
Aber nun zur Medienkritik selbst: Dass unsere Medien ihrer eigentlichen Aufgabe, so gut wie möglich der Wahrheitsfindung zu dienen, oft nur unzureichend gerecht werden, bestreite gerade ich als Teil der 'Lügenpresse' nicht. Aber das Letzte, was dagegen hilft, sind Pauschalurteile."