Die von Oldenburgs – ein monarchistisches Familiennetzwerk?
Auf ihrer Veranstaltung in Breisach betonte Beatrix von Storch, dass sie immer wieder gerne das Ehepaar Kempf besuche. Ihre Facebook-Seite zeigt auf einem Foto der Veranstaltung auch ihren Vater oder ihren Onkel (Huno und Johann von Oldenburg sind Zwillingsbrüder).
Beatrix von Storch wuchs in Kisdorf in Holstein mit ihren Cousinen Tatjana und Eilika von Oldenburg auf. Diese versuchten, potentielle Thronfolger in Mitteleuropa zu heiraten. Während die Heirat Tatjanas mit dem potentiellen französischen Thronfolger platzte, weil dessen Vater Bedenken hatte, die Vermählung mit einer Evangelischen würde die Thronfolge in Frankreich gefährden, war ihre Schwester Eilika erfolgreicher. Sie heiratete Georg Habsburg, der Papst gratulierte, und wird nun in aristokratischen Kreisen mit “Eilika von Österreich” angesprochen. Durch die Heirat ihres Onkels Friedrich-August von Oldenburg mit Marie-Cäcilia von Preußen ist Beatrix von Storch auch mit dem potentiellen deutschen Thronfolger verwandt. Als direkter Nachfahre Kaiser Wilhelms II. wäre ihr Cousin Philip von Preußen unser Kaiser.
Phillip von Preußen arbeitet als Pastor und gibt den Zeitungen Interviews, in denen er die Einführung einer Monarchie fordert, das sei schließlich günstiger als das bürgerliche Präsidialamt und gebe den Bürgern mehr Vorbild, z.B. beim Kinderkriegen. Zusammen mit seiner Cousine Beatrix von Storch sprach er auf einer klerikalen Vorveranstaltung zum “Marsch für das Leben” 2014 in Berlin.
Die AfD in Sachsen
Es ist nicht klar, wie die Pastorsfrau Frauke Petry zu den monarchistischen Vorstellungen der Cousins ihrer Parteikollegin steht. Auch sie forderte jedenfalls, dass es eine Volksbefragung zum Paragraphen 218 geben müsse, um so eine aus demographischen Gründen erforderliche Drei-Kinder-Familienpolitik einzuführen. Dabei kann sich Frauke Petry auf die Unterstützung des sächsischen Bibelgürtels verlassen. In Gemeinden des Erzgebirges wählten über 16 Prozent die AfD.
Im Programm der AfD Sachsen, der Frauke Petry vorsteht und die mit zehn Prozent in den Landtag einzog, findet sich auch die Forderung nach dem Kinderrentenmodell, welches der Verband Katholischer Unternehmer in den 1950er Jahren entwickelte. Das Kinderrentenmodell sieht vor, dass Kindergeld nicht mehr einheitlich, sondern einkommensabhängig ausgezahlt werden soll. Wie beim Elterngeld, welches das sozialkompensatorische Erziehungsgeld ablöste, damit die “richtigen” die Kinder kriegen, sollen auch bei der Kinderrente gut verdienende Familien mehr Geld für ihre Kinder erhalten als ärmere. Später müssen dann die erwachsenen Kinder entsprechend ihres aktuellen Einkommens in die Kinderrentenkasse einzahlen. Haben sie keine eigenen Kinder, zahlen sie das Doppelte, haben sie sechs Kinder, zahlen sie gar nichts. Der Verband der Katholischen Unternehmer hatte vor wenigen Jahren diese Idee aus der Mottenkiste gezogen.
“Millionäre Christi”
Im Verband Katholischer Unternehmer gibt es einen Arbeitskreis zur Spiritualität, der vom Unternehmer Michael Bommers geleitet wird. Begleitet werden die Exkursionen dieses Arbeitskreises mitunter von den Legionären Christi. Diesem katholischen Orden stellte Bommers auf seinem Grundstück in Düsseldorf Räumlichkeiten zur Verfügung. Und Bommers sprach auch bei der Einweihung des ersten Kindergartens von Regnum Christi, der apostolischen Bewegung der Legionäre. Der Kindergarten hatte eine großzügige Spende von einem nicht genannten Unternehmer erhalten.
Die Legionäre Christi sind seit der Ausrufung der “Neuevangelisierung” Europas im Vatikan als Vorfeldorganisation gefragt. Sie gerieten etwas in Ungnade, als bekannt wurde, dass der Gründer der Legionäre mehrfach sexualisierte Gewalt gegen Jungen aus dem Knabenseminare beging. Mit Bommers und Regnum Christi verbandelt ist das Ehepaar Birgit und Klaus Kelle. Viele von Birgit und Klaus Kelles Artikeln finden sich auf der Online-Seite von Freie Welt.net, welches zum Kampagnen-Netzwerk der AfD-Politikerin Beatrix von Storch gehört.
Klaus Kelle moderierte zur Vorbereitung der “Demo für alle” im Oktober 2014 in Stuttgart eine Diskussion unter anderem mit Michaela Heereman. Michaela Heereman sitzt im päpstlichen Rat der Familie. Ihr Ehemann Johannes Heereman ist Vorsitzender von Kirche in Not, welche die Internet-Seite kath.net großzügig mitfinanziert. Auf der Seite kath.net findet sich sehr dominant Werbung für Regnum Christi. Michaela Heeremans Sohn Sylvester Heereman leitet die Belange der Legionäre Christi in Europa, kurzzeitig war er Interims-Chef der Legionäre Christi weltweit. Die Legionäre Christi wurden in Mexiko gegründet, dort werden sie aufgrund ihres finanziellen Vermögens und ihres Vermögens, sich mit reichen Unternehmern gut zu stellen, auch “Millionäre Christi” genannt. Sie pflegen eine Pädagogik der Heiligenverehrung und der Beichte, Kinder sollen sich “zum Geschenk machen”.
Demo für alle
Demo für alle gehört übrigens als Internetseite ebenfalls zum Kampagnennetzwerk Zivile Koalition. Über diese Seite werden die gleichnamigen Demonstrationen koordiniert. Demo für alle versucht nach französischem Vorbild vorzugehen. In Frankreich hatten Rechte von der Front National zusammen mit klerikalen Netzwerken homophobe Demonstrationen mit über 100.000 Beteiligten auf die Beine gestellt.
Koordiniert wird die Demo für alle in Stuttgart vor allem durch Hedwig von Beverfoerde und die vorher schon genannte Birgit Kelle. Hedwig von Beverfoerde betreibt die Seite Familien-Schutz.de der Zivilen Koalition. Sie wurde von der evangelikal-“lebensschützenden” Organisation Idea 2013 zur “politischen Christin” des Jahres gekürt aufgrund ihres Engagements gegen einen Bericht für reproduktive Rechte des EU-Parlaments und weil sie die europäische “Lebensschutz”-Initiative One of Us erfolgreich vorantrieb. Hedwig von Beverfoerde wurde dabei von Beatrix von Storch unterstützt, diese Unterstützung dürfte ihr zukünftig noch leichter fallen, da von Storch nun die Mittel des von ihr verhassten EU-Parlamentes zur Verfügung stehen.
Inzwischen finden auch in weiteren Landeshauptstädten diese klerikalen Demonstrationen statt. So mobilisierte der Landesverband der Jungen Alternative für Deutschland Niedersachsen mit Unterstützung der Zivilen Koalition für eine Demo für alle in Hannover.
Weiterführende Literatur:
Kemper, Andreas: Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V., Münster 2013.
Kemper, Andreas: Keimzelle der Nation. Geschlechter- und Familienpolitik der AfD. Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2014.
Kemper, Andreas: Keimzelle der Nation. Zweiter Teil, Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2015.
Dieser Artikel erschien zuerst in der MIZ 4/14.
13 Kommentare
Kommentare
Olaf Sander am Permanenter Link
Meine Güte, da bekomme ich Angst. Ich mag mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn die tatsächlich wieder an die Macht kämen.
Günther Knobloch am Permanenter Link
Es spricht zwar vieles dafür, dass Ihr obiger Beitrag satirisch ist, aber bei der Simplizität vieler pseudohumanistischer Gedankengänge will ich die Möglichkeit eines ernstgemeinten Beitrags nicht ganz ausschließen.
Olaf Sander am Permanenter Link
Realsatire, Herr Knobloch, denn ich tauge nicht zum Satiriker. Meine Pointen sind immer so verzweifelt. Wenn Sie Fragen haben nur zu, ich bin gerne bereit zu antworten und, wenn die Argumente stimmen, umzudenken.
Dr. Roland Hunecke am Permanenter Link
Die AfD vereinigt ein breites Spektrum von Politikverdrossenen. Wie in jeder anderen demokratischen Partei gibt es auch Extrempositionen, die aber von der ueberwiegenden Mehrheit der Mitglieder nicht geteilt werden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Als direkter Nachfahre Kaiser Wilhelms II. wäre ihr Cousin Philip von Preußen unser Kaiser." - Man beachte den Konjunktiv: Irgendwie dumm gelaufen, oder?
Thomas Göring am Permanenter Link
Schon.
Thomas Gießl am Permanenter Link
Wenn ich das richtig sehe, wäre Philip Preußen eigentlich auch nur Pastor, wenn wir noch Monarchie wären, weil sein Vater, der älteste Sohn des letzten Hohenzollern-Chefs, gegen das Hausgesetz geheiratet hat, und desh
Thomas Göring am Permanenter Link
oder - weil Habsburg samt Österreich ja schon 1866 von Bismarck aus Deutschland rausgeschmissen wurde - vielleicht die Wittelsbacher? Oder wie wäre es evtl. mit irgendeinem Welfen für den Kaiserjob?
Aber trotz aller Juxerei über diese feudalistische & fundamentalchristliche Adelskaste kommt mir zum Thema nur 1 Satz in den Kopf: Es lebe die laizistische Republik! - Und vom Laizismus der Republik sind wir im seit 1990 territorial erweiterten kirchennahen Westdeutschland de facto noch reichlich entfernt.
Andreas Kemper am Permanenter Link
Der Pforzheimer Kreis war erfolgreich. Die Abtreibungsklinik in Stuutgart wird aufgrund anhaltender Proteste geschlossen.
Dr. Roland Hunecke am Permanenter Link
Die AfD ist eine wirtschaftsliberale, konservative Partei. Beatrix v.Storch, Martina Kempf, Jan Czada repraesentieren ebenso wenig wie Dr.
Manfred Seitz am Permanenter Link
Es hat in unsicheren Zeiten immer seltsame Figuren mit seltsamen Ansichten gegeben, aber was aus dem reaktionären Sumpf hervor-kriecht ist brauner Ungeist im modernen Gewande.
Sebastian Schreiber am Permanenter Link
"...und sammelte Anfang der 1990er Jahre fünf Millionen Unterschriften für die Loslösung Litauens von der Sowjetunion.
Während Russland als rechtlicher Nachfolger der Sowjetunjon ja quasi den rotbeteppichten Fußboden küsst, auf dem der Homosexuelle dort zu wandeln pflegt.
Thomas Göring am Permanenter Link
Also so ungestört wandelt "der Homosexuelle" in Russland wohl nicht auf einem roten Teppich. Siehe z.B.: http://www.taz.de/Diskriminierung-in-Russland/!5059750/