Zum 8. Mai

70 Jahre nach der Befreiung

Das Gräberfeld in der Mitte war Resultat einer ersten Erweiterung, die bereits kurz nach der Eröffnung im Jahr 1946 vorgenommen wurde, als der Platz im Südflügel für die vielen Toten der Nachkriegszeit nicht mehr ausreichte. Das Areal wurde bis in das Jahr 1959 für Bestattungen genutzt und beherbergt heute circa 462 Gräber von insgesamt rund 1040 Menschen. An den Mittelflügel schließt der Nordflügel an. Dieser wurde ab 1950 terrassenförmig in das zum Prießnitzgrund hin abfallende Gelände eingepasst und für die Bestattung von einfachen Soldaten sowie Zivilisten genutzt.

Den Auftakt bildet eine zivile Gedenkreihe mit Stand- und Liegemalen. Insgesamt ruhen hier 195 Menschen, darunter circa 100 Kinder sowie in einem Sammelgrab 71 Kriegsgefangene und ZwangsarbeiterInnen, die in den Jahren 1941 bis 1945 an den Folgen ihrer Internierung starben. Sie wurden ab 1949/50 hierher umgebettet. Auf abgesenktem Terrain folgen weitere Gräberfelder, in denen ab Juli 1952 vorrangig einfache Soldaten und Zivilisten beerdigt wurden. Im hinteren Bereich befinden sich nochmals 65 Kindergräber. Insgesamt fanden auf dem Nordflügel zwischen 1950 und 1987 etwa 670 Menschen ihre letzte Ruhe. Er umfasst damit sowohl Kriegs- als auch Nachkriegsgräber. Fast alle Verstorbenen waren jünger als 30 Jahre.

Gräberfeld
Gräberfeld

Der Sowjetische Garnisonfriedhof wurde bereits in den 1950er Jahren im Auftrag der Stadt Dresden aufwendig künstlerisch gestaltet. Ab 1953 legte die Dresdner Firma Ernst Burkhardt Entwürfe für einen weiteren Ausbau des Friedhofes vor. Diese umfassten die Schaffung des heutigen Westflügels, des Offiziershains sowie die Fortführung des Nordflügels. Verwendet wurden Grabmale aus Cottaer Sandstein, wie sie heute noch auf der Hauptanlage und im Westflügel zu finden sind.

Der Friedhof wurde ab 1973 einer umfassenden Umgestaltung und Rekonstruktion unterzogen, da die Grabmale aus Cottaer Sandstein weitgehend verwittert waren. Die Grabmale auf der Hauptanlage erfuhren dabei eine Aufarbeitung, die Grünflächen- und Wegesituation gleichzeitig eine Umgestaltung im Hinblick auf eine kostengünstigere Pflege. Der Nordflügel wurde ab 1976 zu einem Modellprojekt für eine dauerhafte, auf Kostenersparnis ausgerichtete Rekonstruktion. Bis zur Fertigstellung 1978 wurden sämtliche Grabmale und Grabfeldeinfassungen zurückgebaut und durch Liegeplatten und Grabsteine aus Löbejüner Quarzporphyr mit erhabener Beschriftung ersetzt.

Der Sowjetische Garnisonfriedhof wurde von 1945 bis 1996 von der Stadt Dresden erhalten und gepflegt, danach übernahm ihn der Freistaat Sachsen in seine Verwaltung. Die zuständigen Landesbehörden entschieden sich zu einer Generalüberholung der gesamten Anlage in den Jahren 1998 bis 2007. Die gesamte Maßnahme kostete damals nach den offiziellen Angaben des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz 1,25 Millionen Euro. Dabei wurden ca. 700 Grabmale der Hauptanlage abgebaut, von einem Steinmetz aufwendig rekonstruiert und anschließend unter Verzicht auf vorhandene Sockel wieder aufgebaut. Wege, Treppen und Grünflächen wurden instandgesetzt. Die gleichen Arbeiten (ohne Grabmalrekonstruktion) wurden parallel auch für den erheblich kleineren Nordflügel durchgeführt.

Heidefriedhof

Auch der Heidefriedhof beherbergt eine neuere Gedenkstätte. Ein Mahnmal zum Gedenken an Hunderte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, die in den Jahren 1941 bis 1945 in Dresden starben, wurde am 9.5.89 auf dem Heidefriedhof eingeweiht. Angehörige der Kampfgruppen der Arbeiterklasse legten damals an der "Körpergruppe von fünf überlebensgroßen Liegenden" Kränze nieder. Die Figurengruppe wurde von der sächsischen Bildhauerin Thea Richter geschaffen.

Körpergruppe von fünf überlebensgroßen Liegenden
Körpergruppe von fünf überlebensgroßen Liegenden

Die Kenntnis der Irrwege in der deutschen Geschichte schützt kaum vor den Bedrohungen in der Gegenwart. Erinnerung und Gedenken ersetzen nicht die Aufarbeitung, die in Deutschland und in ganz Europa notwendig ist. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein ständiger Prozess und kann niemals als abgeschlossen gelten.

Auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das nationalsozialistische Gedankengut immer noch präsent und verschafft sich auch immer wieder Zutritt in die Köpfe einiger Menschen.


[1] Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Vereines Denk mal Fort! e.V.