Papst Franziskus und die Meinungsfreiheit

"Jede Religion hat eine Würde, über die man sich nicht lustig machen darf"

Ganz genau lautet diese Aussage des Papstes, die er im Januar 2015 auf seiner Reise in die philippinische Hauptstadt Manila machte, folgendermaßen: "Wenn Dr. Gasbarri, mein lieber Freund, meine Mama beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag". Dazu sollte man wissen, dass Dr. Gasbarri ein wirklich guter Freund sein muss, weil er die Reisen des Papstes organisiert, was viele logistische Bemühungen beinhaltet. Wenn Franziskus also selbst diesem guten Freund, der so viel für ihn tut, einen Faustschlag verpasst, sollte dieser seine Mama beleidigen, dann zeugt das schon von einem gehörigen Aggressionspotential in der päpstlichen Brust, schlicht und einfach gesprochen, von Rohheit und Brutalität. Denn es müsste ja genügen, diesem Freund zu sagen "Du hast gerade meine Mutter beleidigt. Sieh das ein und entschuldige dich in aller Form dafür!" Nur Primitivlinge schlagen sofort los.

Hier aber macht das oder ist dazu bereit der vermeintlich höchste Vertreter Gottes auf Erden, der oberste Priester der katholischen Kirche und offizielle Repräsentant des Christentums als der Religion der Nächstenliebe, zu deren Eigenschaften doch auch der Spruch des Evangeliums gehört, wonach man noch die zweite Wange hinhalten soll, wenn man schon einen Schlag auf die erste bekommen hat. Wir sehen, der Mann Jorge Maria Bergoglio hat es sich zwar als Papst zur Devise gemacht, total bescheiden, gütig und liebenswürdig aufzutreten. Aber das ist nicht sein eigentlicher Charakter, seine Natur, es entspricht auch nicht der Dressur, die er bei den Jesuiten durchgemacht hat und die ihn ständig zu gnadenloser Härte anspornte, einer Härte in erster Linie gegen sich selbst, die aber unter dem Druck des psychischen Gleichgewichtsgesetzes auch irgendwann gegen andere durchschlägt, auf andere einschlägt.

Sein ursprünglicher Charakter – das ist ein radikaler Autoritarismus, der ihn sogar dazu trieb, sich anfangs gegen das Zweite Vatikanische Konzil zu positionieren und "der selbst erklärte Feind der Befreiungstheologie" zu sein. Sicher, er war schon früh "ein charismatisches Oberhaupt" der argentinischen Provinz der Jesuiten, doch im Umgang mit diesen unter seiner Obhut Stehenden war er "unnachgiebig und herrisch. Seine unbedingten Zielvorgaben und sein selbstherrliches Auftreten spalteten zusammen mit seinen Verbindungen zur rechtsgerichteten peronistischen Eisernen Garde die Jesuiten Argentiniens in zwei Lager". Als er gehen musste, hinterließ er eine derartige "Verbitterung, dass sich die Jesuitenkurie in Rom … schließlich gezwungen sah, einen Mann von außerhalb, einen Kolumbianer, als Provinzial zu entsenden. Dazu kam es, nachdem es drei argentinischen Provinzialen hintereinander nicht gelungen war, dem Bergoglio-Personenkult ein Ende zu machen und die Wunden zu heilen" (so der Papst-Biograf Paul Vallely).

Bergoglio hat sich als Papst eine neue Identität zugelegt, aber seine alte Adamsnatur ist damit lediglich durch eine zweite Haut, eine Tapete verdeckt, sie wird immer wieder mal hervorbrechen, wie jetzt, indem er die Prügelstrafe an Kindern billigt und zuschlagen will, wenn man seine Mama beleidigt. "Bergoglios Demut ist keine naturgegebene Bescheidenheit, Schamhaftigkeit oder Zurückhaltung. Sie ist alles andere als eine sanftmütige Milde. Papst Franziskus' Bescheidenheit entspricht einer intellektuellen Haltung auf der Grundlage eines religiösen Entschlusses. Sie ist eine Tugend, die er sich willentlich zur Pflicht macht, weil er von seiner Persönlichkeit her zu Stolz sowie zu dogmatischem und herrischem Verhalten neigt. Bei ihm ist Bescheidenheit der bewusste Versuch, die unbewussten Anteile seines Egos zu bekämpfen." (So ebenfalls Vallely).

Was aus des Papstes erster, ursprünglicher, noch vor der Dressur durch die jesuitische Erziehung vorhandenen und sich in seinem Unterbewusstsein partiell behauptenden Natur von Zeit zu Zeit hervorbricht, zeigt uns einen ganz anderen Menschen, einen Ketzer sogar, der sich Luft macht und Dinge ausstoßen kann, die nun gar nicht von kirchlich-frommen Ohren angehört werden sollten wie die, dass "Gott nicht katholisch", "die Kirche eine keusche Hure ist" und dass man echtes Glück, gelungenes Leben ohne Glauben an Gott, Christentum, Kirche erreichen kann. Aber aus dieser ersten Natur Bergoglios, die in seinem Unterbewusstsein nistet und jederzeit explodieren kann, rühren eben auch seine cholerischen Prügel- und Faustschlag-Sprüche her, wiewohl sie durch seine jesuitische Erziehung nochmals verstärkt werden können.

Alles in allem: Auch wenn der Papst dieses Jahr neben Angela Merkel einer der heißesten Kandidaten auf den Friedensnobelpreis war, was ja – dem Schicksal sei Dank – ganz daneben ging, mir will nicht einleuchten, warum ein "Gottesmann" mit diesem Charakter und diesen intoleranten Sprüchen überhaupt jemals irgendeinen Toleranzpreis bekommen sollte, auch wenn ein Medium vom anderen abschreibt und so das Gerücht vom "Weltfriedensfürsten" Franziskus bombastisch weiterträgt.

P.S.: Zu dem ganzen Umfeld, den Hintergründen im Charakter, in den Taktiken und Strategien des Papstes lesen Sie H. Mynarek "Papst Franziskus. Die kritische Biografie", Marburg 2015, Tectum Verlag; ISBN 978–3–8288–3583–2.