Bund für Geistesfreiheit Erlangen:

Anschläge richteten sich gegen das "Paris der Pariser"

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Blumen und Kerzen vor der französischen Botschaft
Blumen und Kerzen

ERLANGEN. (hpd) Der Bund für Geistesfreiheit (BfG) Erlangen ist über die Mordanschläge des 13. November in Paris entsetzt und empört. In einer Pressemitteilung erklärt er sich solidarisch mit den Parisern und den Besuchern dieser Stadt, denen diese Angriffe galten.

Der Erste Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit Erlangen Dr. Theodor Ebert, teilte mit, dass der BfG Erlangen mit den Angehörigen der Ermordeten trauert und "hofft, dass die bei den Attentaten Verletzten möglichst bald ihre Gesundheit wieder erlangen mögen."

"Anders als die Anschläge vom 7. Januar, die sich gegen die Verspottung der Religion Mohammeds und gegen jüdische Einrichtungen richteten, ging es denen, die diese Anschläge geplant hatten, gegen das 'Paris der Pariser', gegen die freiheitliche und lebensfrohe Lebensart der Pariser, gegen Leute, die ein Musikfestival besuchen oder einem Fußballspiel zuschauen oder die einfach das Wochenende mit einem Besuch in einem Restaurant oder Café beginnen wollten" schreibt Dr. Ebert.

Dr. Theodor Ebert, Foto: © E. Frerk
Dr. Theodor Ebert, Foto: © E. Frerk

Der BfG Erlangen warnt "nachdrücklich davor, dieses Verbrechen als Auftakt eines Krieges zu deuten, der Frankreich aufgezwungen sei." Auf die politischen Konsequenzen der Terroranschläge eingehend heißt es weiter: "Frankreich hat es mit einem beispiellosen Verbrechen zu tun, aber Frankreich ist nicht, wie der französische Präsident meint, im Krieg. Wer so redet betreibt das Geschäft dieser Verbrecher. Denn mit dieser Kriegsrhetorik werden die Drahtzieher des sog. ‘Islamischen Staates’ zu einer Kriegspartei in Europa aufgewertet. Das sind sie nicht, auch wenn sie mit diesen Anschlägen ihre jüngsten militärischen Niederlagen in Syrien und im Irak kompensieren möchten. Dass diese Attentate im Gebiet des sog. Islamischen Staates vorbereitet und geplant wurden, ist schon deswegen ganz unwahrscheinlich, weil dort kaum jemand über die Kenntnis der Lokalitäten verfügt, die gezielt für diese Anschläge ausgesucht wurden."

Nachdrücklich warnt der BfG Erlangen vor dem Versuch, diese Mordanschläge zum Vorwand zu nehmen, den Menschen, die aus Syrien, aus dem Irak, aus Afghanistan und aus anderen vom Islam geprägten Ländern zu uns fliehen, das Recht auf Asyl einzuschränken oder abzusprechen. "Wer immer aus den Ländern, die von religiösen Bürgerkriegen zerrissen sind, fliehen muss, wird kaum einen Grund haben, diese Kriege hier fortzusetzen. Es gibt sicher unter den Muslimen auch Personen, die fanatisch und fundamentalistisch eingestellt sind und die daher auch den Verführungen einer religiösen Hetze auf den Leim gehen könnten. Aber der sicherste Schutzwall gegen fanatisierte und fundamentalistische Muslime sind immer noch die nicht-fanatisierten und nicht-fundamentalistischen Muslime. Und sie dürften auch unter den Flüchtlingen muslimischen Glaubens in der überwiegenden Mehrzahl sein. Diese Gruppe, die eher säkular und weltlich eingestellten Muslime, gilt es zu stärken."

Deshalb betreibe ebenfalls das Geschäft dieser Verbrecher, "wer daher die Anschläge in Paris zum Anlass nehmen möchte, das Recht auf Asyl einzuschränken. Denn den Drahtziehern dieser Verbrechen ist sehr daran gelegen, in unserer Gesellschaft Gegensätze zwischen den Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung zu schüren. Das könnte am ehesten die Flüchtlinge in die Arme der Radikalisierer treiben."

Abschließend heißt es: "Der Bund für Geistesfreiheit wendet sich aber auch mit Nachdruck gegen alle Versuche, wesentliche Freiheiten wie die Versammlungsfreiheit jetzt einzuschränken. Gegen Angst und Aufgeregtheit setzen wir auf einen kühlen Kopf und einen klaren Blick zur Verteidigung eines Europas der Freiheit und der Freiheit Europas."