Eine Delegation von AfD-Politikern ist nach Syrien gereist, um sich "ein Bild der Lage" zu machen. Dabei posierten sie gemeinsam mit dem syrischen Großmufti, der in der Vergangenheit mit Terroranschlägen in Europa gedroht hat.
Sechs AfD-Politiker, darunter Bundestags- und Landtagsabgeordnete, befinden sich seit Montag auf einer Reise in Syrien. Laut eigenen Angaben wollen sie sich vor Ort einen Überblick über die aktuelle Situation verschaffen. Die zynische Absicht dahinter: Syrien wollen sie zum sicheren Herkunftsland erklären lassen, in das Bürgerkriegsflüchtlinge zurückkehren sollen.
Organisiert wurde die Reise von dem AfD-Landtagsabgeordneten Christian Blex, der auf seiner Twitter- und Facebook-Seite regelmäßig Fotos von dem Besuch verbreitet.
Treffen mit dem Großmufti
Bereits am ersten Tag kam es zu einer bemerkenswerten Begegnung mit freundlichem Händeschütteln: Die AfD-Politiker trafen, wie einst der NPD-Politiker Udo Voigt, den Großmufti Ahmad Badr al-Din Hassun, der zu den wichtigsten Unterstützern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zählt. Christian Blex bezeichnete das Treffen mit "seiner Exzellenz" als "Höhepunkt" des ersten Reisetages. Angeblich betonte der Großmufti gegenüber den AfD-Politikern "wiederholt die Notwendigkeit einer strikten Trennung zwischen Staat und den Religionen, um ein friedliches Zusammenleben verschiedener Religionen zu gewährleisten."
Nicht zur Sprache kam dabei allerdings, dass Hassun kurz nach Beginn des Bürgerkrieges mit Terroranschlägen in Europa und den USA gedroht hatte. In einer Fernsehansprache erklärte er: "Ich sage zu allen in Europa und Amerika: Wir werden Selbstmordattentäter einsetzen, die bereits in euren Ländern sind! Ab jetzt heißt es Auge um Auge, Zahn um Zahn."
Auch später wetterte Hassun gegen den Westen: Im Jahr 2013 veröffentlichte das von ihm geführte Fatwa-Amt ein Dekret, das "alle Mütter und Väter" in Syrien dazu auffordert, ihre Kinder in den Krieg zu schicken, um eine "Verschwörung der ausländischen Feinde, der verräterischen Araber, Zionisten und Westler" zu bekämpfen.
Hassun ist zudem mitverantwortlich für die systematische Verfolgung und Tötung von politischen Oppositionellen in Syrien. Laut Amnesty International wurden zwischen 2011 und 2015 im syrischen Militärgefängnis Saydnaya bis zu 13.000 Menschen im Geheimen gehängt und gefoltert. Hassun muss als Großmufti jedes Todesurteil in Syrien gegenzeichnen.
10 Kommentare
Kommentare
Enritsche am Permanenter Link
"Trennung von Religion und Kirche"
Was könnte er gemeint haben?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Was könnte er gemeint haben?"
Ist doch ganz einfach. Der Herr Muffti ist Moslem. Kirche ist christlich. Der Islam ist nicht nur eine Religion, sondern die einzige wahre Religion. Zumindest für Herrn Muffti. Da er die christliche Kirche nicht in seiner wahren Religion dulden möchte, muss die Kirche von seiner Religion getrennt werden. Oder kriege ich das was durcheinander...?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie jetzt: Trennung von Religion und Kirche?
Steht das da im Screenshot oder träume ich?
Eva Vogt am Permanenter Link
Wen wundert das, gestern wurde ich mit Grauen im Thementag auf Arte, auf die ungeheuren Geldmengen und die Machtentfaltung, der Rechten Kräfte in Europa und den USA, Aufmerksam gemacht.
Sigmar Salzburg am Permanenter Link
Herr Chefai unterschlägt, daß die leere Drohung des Großmufti gegen die USA und Europa eine Antwort auf den dort geplanten Angriff auf Syrien war.
angelika richter am Permanenter Link
Außenpolitik ist kein Wunschkonzert.
Es bleibt kaum etwas anderes übrig, als mit denen zu reden, die nun einmal momentan in Syrien das Heft in der Hand haben, offen und ohne Heimlichkeiten.
Hinter Assad steht entgegen hiesiger, nur allzu verständlicher Wunschvorstellungen ein Großteil der Syrer. Und der islamische Fundamentalismus ist auch kein Ufo, dass vor kurzem dort gelandet wäre.
struppi am Permanenter Link
Das ist wie so oft wenn es um NATO Propaganda geht nur ein Teil der Wahrheit.
Der Großmufti war auch auf Einladung der Konrad Adenauer Stiftung in Deutschland
http://www.kas.de/wf/de/33.19576/
Soweit man das recherchieren kann, weil er als Vertreter eines toleranten und säkularen Islam gilt. Welche CDU Politiker er dort getroffen hat, läßt sich aber nicht mehr recherchieren.
Die Reaktionen auf den Angriff durch radikale Islamisten auf Syrien, bei dem er Familienangehörige verloren hat und unter der Drohung des Westens Syrien anzugreifen sind vielleicht in dem Kontext verständlich.
Aber auch unser Bundespräsident hat als Aussenminister schon Assad die Hände geschüttelt.
Aber wir wissen alle es geht um's Prinzip, nicht um eine Wahrheit.
Denn wieviele die von "uns" unterstützen "Rebellen" ermordet haben, zählt niemand und wir müssen uns dafür auch nicht rechtfertigen. Der Westen macht sich bei diesen Kriegen nicht Hände schmutzig und moralisch haben immer die anderen Schuld. Das ist nicht anders wie bei den Kreuzzügen im Mittelalter. Alle glaubten sich im Besitz der höheren Moral und dürfen daher andere töten. Die mit Abstand meisten Opfer sind Muslime.
Ulf am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Chefai,
2010 weilte Großmufti Sheikh Ahmad Badr al-Din Hassoun gar in Berlin auf Einladung der CDU nahen Adenauer Stiftung... Und nun?
Sebastian am Permanenter Link
Danke fuer die Kommentar,
ein Artikel, der so auch aus SPON entsprungen sein haette koennen. Schade - denn HPD, oder besser Herr Chefai, hat hier eindeutig die Gelegenheit verpasst etwas differenzierter zu bereichten. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Syrien bis zum Ausbruch des Krieges doch als saekularer Vorzeigestaat galt und viele Geistlichen in diesem Land sehr saekular eingestellt sind. Die Methode des AfD-bashings hier mitzumachen ist unreflektierter Massen-Joerunalismus. Gibt es doch weitaus genuegend Punkte der AfD kritisch zu begegnen, auch dass die Aktion selber sehr doppelmoralisch ist.
Helge Fohr am Permanenter Link
Muss eigentlich dieser moralisierender Ductus sein? "Posieren", zynische" Absicht", "wie einst". Man mag diese Vulgärsprache, auch aus dem politischen Raum, nicht mehr hören.