Seit Jair Bolsonaro in Brasilien herrscht, gilt das Recht des Stärkeren. Die Wirtschaft gewinnt gegen Umweltschutz und Indigene. Machohafte Männer gewinnen gegen Frauenaktivistinnen. Bolsonaros Hardliner-Politik könnte im Herbst einen Denkzettel bekommen. Am 2. Oktober wird in dem Land am Amazonas gewählt. Die Umfragen sprechen gegen den amtierenden Präsidenten.
"So ist das in Bolsonaros Brasilien. Die Mächtigen nehmen sich, was sie wollen", sagt Dona Carmen, eine Aktivistin, nachdem in Menino Chorão, einem von Frauen gegründeten Armenviertel im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, ein Kindergarten zerstört wurde. Seit Jair Bolsonaro Brasiliens Präsident ist, sollen Gewalt und Willkür der Autoritäten zugenommen haben, berichten die Frauen aus Menino Chorão gegenüber einem Stern-Reporter – alles mit dem Segen des Präsidenten. Ganz offen bedroht der brasilianische Staatschef Umweltschützer, Journalisten, Indigene, Frauenaktivistinnen.
Am 2. Oktober stehen in Brasilien Wahlen an und Bolsonaro wird wieder antreten. Sein Herausforderer ist Luiz Inácio Lula da Silva, der von 2003 bis 2011 mit seiner Arbeiterpartei PT Präsident von Brasilien war. Lula da Silva habe Brasilien in vielerlei Hinsicht vorangebracht, sowohl wirtschaftlich als auch sozial, Bolsonaro habe Chaos in das Land gebracht, heißt es in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung. Der brennende Amazons, hunderttausende Covid-Tote, Angst, Hass, Gewalt – das ist Bolsonaros Brasilien.
Präsident legt sich mit Schauspieler an
Kürzlich griff der brasilianische Präsident den Schauspieler Leonardo DiCaprio an. DiCaprio, der sich für Klimaschutz einsetzt, hatte sich bei Twitter über den brennenden Regenwald echauffiert. In Bolsonaros Welt hindere der Umweltschutz bloß die Wirtschaft. DiCaprio forderte junge Brasilianer auf, sich für die Wahl zu registrieren, um die Umweltzerstörung zu stoppen, wie Der Spiegel berichtet.
Denn junge Brasilianer*innen könnten die Wahlen entscheidend beeinflussen, heißt es auch bei der Deutschen Welle. In Brasilien können 16- und 17-Jährige entscheiden, ob sie wählen möchten. Ab 18 gibt es eine Wahlpflicht. Nicht nur DiCaprio bestärkt die Jungwähler, sich anzumelden. Immer mehr Künstler, Influencer und andere Meinungsmacher würden junge Brasilianer zur Teilnahme an den Abstimmungen ermutigen.
Bolsonaro auf dem absteigenden Ast
Laut einer Umfrage des Instituts Exame/Ideia zeigten die Aufrufe Wirkung. Neun von zehn Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren möchten demnach bei den nächsten Wahlen ihre Stimme abgeben. Eine Umfrage von PoderData unterstreicht den Trend. Danach bevorzugen 51 Prozent der jungen Wähler*innen zwischen 16 und 24 Jahren den PT-Kandidaten. 29 Prozent wollen für Bolsonaro stimmen. Insgesamt verliere Bolsonaro 38 Prozent der Stimmen, die ihn 2018 gewählt hatten – eine große Chance für Lula da Silva.