Ein autoritätskritisches Bilderbuch für Klein und Groß legen Ziska und Ruben August Fischer mit "Die bunten Elefanten und das große Buch" vor. Kindgerecht wird vermittelt, warum es sinnvoller ist, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, als Propheten und ihren Büchern zu folgen.
Die Regenbogenelefantenkinder Matti und Maje sind die sympathischen Protagonisten im ersten Kinderbuch der Autorin Ziska Fischer und des Illustrators Ruben Fischer. Zunächst stellt sich die Szenerie betont friedlich dar: alle Elefanten sind immer gut gelaunt und freundlich – wie auch der Anführer der Herde, Veteris – und als Zeichen der Individualität hat ein jeder Elefant eine eigene Hautfarbe. Die Regenbogenelefantenkinder spielen den lieben langen Tag, bevorzugt nehmen sie ein Bad im Fluss.
Auf dem Weg zum Fluss finden sie "das große Buch", mit dem sie nichts anfangen können. Sie bringen es zu Veteris, der offenkundig als einziger des Lesens mächtig ist. Schnell erkennt dieser den Wert des Buches: Er kann seine Macht festigen, indem er jeden Abend zur Versammlung der Herde eine neue Verhaltensregel vorgibt, welche angeblich vom herrlichen Dux stammen: Die Elefanten dürfen sich die Haare nicht mehr schneiden und müssen sich Ringe um die Rüssel legen, um dem Dux zu gefallen und die Zugehörigkeit zu ihm auszudrücken. Dann sollen Frauen und Mädchen nur noch sprechen, wenn sie gefragt sind und es dürfen Mädchen und Jungs nicht mehr zusammen im Fluss baden.
Matti findet die Regeln "ganz schön doof", ging es doch bisher auch ohne sie. Schließlich verkündet Veteris, dass alle nichtgläubigen Elefanten fortgejagt werden und fordert die Herde auf, den Dux gemeinsam zu ehren: alle sollen gleichzeitig mit den Vorderbeinen auf die Erde stampfen, "damit der herrliche Dux es auch hören" könne.
Die Trampelei erschüttert die Erde und alle Elefanten sitzen in einem tiefen Loch fest. Um aus der Grube zu kommen, bestimmt Veteris, weiter den Dux zu ehren, er werde schon helfen. Dass dies jedoch zu nichts führt, stellen die Protagonisten Matti und Maje sehr schnell fest, sie fordern die Elefanten auf, ihren eigenen Verstand zu nutzen, statt auf die Hilfe des Dux zu hoffen. So gräbt die Herde sich mit ihren Stoßzähnen aus dem Loch, verzichtet künftig auf die Einhaltung der Regeln aus dem "großen Buch" und beschließt, wieder selbst zu denken.
Der Rückseitentext bezeichnet das Werk "Die bunten Elefanten und das große Buch" als "ein autoritätskritisches Bilderbuch für Klein und Groß"; ich denke, es ist der Sozialarbeiterin Ziska Fischer hervorragend gelungen, kindgerecht das Konfliktfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung zu verdeutlichen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie der Band als Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen wird und ebenso im Kindergarten wie auch der Grundschule eingesetzt wird, um bei Kindern ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln und zu fördern.
Eine klare Aufforderung, sich des eigenen Verstandes zu bedienen!
3 Kommentare
Kommentare
Michael Kehrer am Permanenter Link
Schade.
Und auch bei den Illustrationen bin ich mir nicht sicher, ob sie eher der Mamma oder dem Onkel im Buchladen gefallen(sollen), als der Zielgruppe. Vieleicht könnte man ja z.B. Axel Schefflerfür das Thema begeistern
Dominik am Permanenter Link
Schade.
Die Absicht des Kommentierenden ist löblich, aber nach der Lektüre klingt das ähnlich fundiert wie der Oberlehrer aus dem Bekanntenkreis.
René am Permanenter Link
@Dominik: Naja... Deine Replik ist ja jetzt erst recht nicht gerade allzu elegant.
Es ist ja augenscheinlich möglich, sich zwei Probeseiten des Buches anzugucken. Die Meinung über die "hässliche" Illustration teile ich dabei mit Michael Kehrer. Ob das von allen Rezipienten genau so gesehen wird, weiß ich nicht. Was auch sofort auffällt, ist mindestens ein sprachlicher Fehler im Text der ersten beiden Probeseiten. Da hätte man vielleicht auch besser arbeiten können.
Eigentlich hatte ich nach Lesen dieses hpd-Artikels den spontanen Impuls, mir ein Exemplar des Buches zu bestellen. Nach Ansicht ist der aber sofort verpufft, und ich habe nichts bestellt. Ich finde das Buch nicht interessant, ansprechend, niedlich oder sonstwas, das mich motiviert hätte, es haben zu wollen. Das muss man nicht teilen, aber es ist eine Reaktion auf das Buch, mit der ich offenbar nicht alleine bin.