Skeptische Anmerkungen

Die Erde als Dampfnudel

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Lebendrekonstruktion eines Seismosaurus im Dinosaurierpark Münchehagen
Seismosaurus

Manchmal verirren sich auch gestandene Wissenschaftler und verlassen den Pfad des rationalen Denkens. So hat der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer jüngst ein Video veröffentlicht, in dem er die längst widerlegte Theorie einer expandierten Erde vertritt.

Eine kleine Geschichte

Am Anfang der abenteuerlichen Geschichte, die ich hier erzähle, muss man sich eine Welt vorstellen, die von Dinosauriern bevölkert ist. Wer schon einmal im Dinopark Münchehagen beim Steinhuder Meer nahe Hannover war, kann die Faszination nachvollziehen, die diese mitunter riesigen, aber allesamt ausgestorbenen Tierarten auf uns kleine Menschlein ausüben. Der Dinopark Münchehagen ist Deutschlands größter wissenschaftlicher Themenpark (siehe Dinopark o.J.). Ich hatte ihn vor Jahren schon als Student während einer geographischen Exkursion besucht und zuletzt wiederholt mit meinem Sohn.

In einer solchen urzeitlich bevölkerten Landschaft jedenfalls müssen Sie sich einen staunenden Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts vorstellen, der sich fragt, wie diese Lebewesen eine solche Körpergröße erreichen konnten. Er überlegt:

"Die Lebewesen im Jura und der Kreide wurden zehnmal so groß wie heute... Leben ist Arbeit gegen die Schwerkraft, jede Zelle reagiert auf die Erdanziehung. Bei der heutigen Erdanziehung hätten die Dinos ein Problem. Die Tiere würden von ihrem Gewicht zu Boden gedrückt, das Herz könnte gar nicht genug Blut in die Köpfe in 10 oder 15 Metern Höhe pumpen, ihre tonnenschweren Hälse würden durch das Eigengewicht abknicken."

War also die Erdanziehungskraft damals geringer? Hatte die Erde weniger Masse? War sie kleiner als heute? Wie zu sehen ist, kommen weitere Fragen auf, die zu klären sind. Gibt es Hinweise darauf, dass die Erde seit dem Verschwinden der Dinosaurier ihre Masse derart vergrößert hat, dass die zunehmende Schwerkraft den Dinos zum Verhängnis wurde? Der scharfsinnige Forscher denkt über die Entstehung der Erde und ihrer Ozeane nach:

"Als die junge, noch glutflüssige Erde allmählich erkaltete, erstarrte ihre Oberfläche zu Gestein... Damit die Erdkruste zerbrechen und Kontinente entstehen konnten, bedurfte es einer Katastrophe wie den Einschlag eines Asteroiden. Doch auch der allein führt noch nicht zu breiten Meeresböden, die heute rund 70 Prozent der Erdoberfläche einnehmen. Dazu musste der Globus seinen Durchmesser mehr als verdoppeln."

Und sehen nicht die Grenzen der heutigen Kontinente genau so aus, als hätten sie zuvor eine gemeinsame, den Globus umspannende Landmasse gebildet und wären dann zerbrochen, während sich dazwischen Wasser gesammelt hatte, das vorher nicht da war? Unser kluger Gelehrter disputiert mit Kollegen seiner Zunft, von denen es welche gibt, die seine Schlussfolgerung unterstützen: Risse auf der Erdoberfläche seien der Beweis dafür, dass sich die Erde ausgedehnt haben muss (Expansionstheorie). Andere aber widersprechen: Sehen die Gebirgszüge auf der Landkarte nicht aus wie riesige Falten? Kam es nicht viel mehr zu einer Schrumpfung des Planeten (Kontraktionstheorie)? Eine dritte Fraktion kombiniert beide Thesen und ist überzeugt, dass der Erdradius zyklisch zu- und abnimmt (Pulsationshypothese). Sie alle vereint die Gewissheit, dass tektonische Prozesse ortsständig sind (Fixismus).

Der emsige Forscher in unserer kleinen Geschichte erlebt die Entdeckung der Radioaktivität im Übergang zum 20. Jahrhundert und erkennt sehr schnell ihr Erklärungspotential für seine Expansionstheorie. Er gibt sich sehr dankbar, serviert eine Schwarzwälder Kirschtorte und erklärt die Ausdehnung des Planeten nun mit radioaktiven Zerfallsprozessen in seinem Innersten:

"Es kommt zu einem massiven Volumenzuwachs. Klingt komisch, hat aber einfache Gründe: Wenn ein Element zerfällt, entsteht nicht nur ein neues Atom ähnlicher Größe, sondern es wird auch ein Wasserstoffkern, ein Proton freigesetzt oder ein Heliumkern, also ein α-Teilchen mit zwei Protonen... Da ein Wasserstoffatom etwa 10.000 mal größer ist als ein Proton, wird entsprechend mehr zusätzliches Volumen beansprucht."

Doch mit diesen Überlegungen ist unser Forscher, der sich auch auf kulinarischem Gebiet einen Namen gemacht hat, noch nicht zufrieden. Denn die Radioaktivität erklärt nur den Volumenzuwachs der Erde, nicht den Zuwachs an Masse, der ja für die Zunahme der Schwerkraft maßgeblich ist. Er stellt fest:

"Die Dampfnudel-Erde ist jetzt zwar größer, aber nicht schwerer, sondern nur luftiger."

Wir müssen das 19. Jahrhundert jetzt endgültig verlassen und unserem Protagonisten ein sehr langes Leben andichten, das auf eine hochkalorische und kräftigende Ernährung mit hohem Zucker- und Fleischanteil zurückzuführen ist. Unser Forscher erkundigt sich unter anderem bei der NASA, deren Antwort ihn aber enttäuscht, weil sie seine Theorie nicht stützt:

"Die einfachste Erklärung böten Meteoriten, die in der Erdatmosphäre verglühen. Sollten die Schätzungen der NASA stimmen, sind das aktuell täglich gerade mal mausige 100 Tonnen. Französische Forscher, die im arktischen Eis nach Mikrometeoriten gesucht hatten, kamen zur gleichen Schlussfolgerung. Also viel zu wenig."

Er ist aber überglücklich, als er schließlich auf den Geologen David Deming von der University of Oklahoma trifft, der ihm ausbreitet, "dass die Erde im Jahr bis zu einer Milliarde Tonnen flüchtige Elemente wie Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff oder Stickstoff aus dem All empfängt." Damit wäre die Expansionstheorie bewiesen:

"Mit diesen Befunden lässt sich die Entstehung des Meeresbodens sinnvoll erklären: Nachdem das erstarrte, abgekühlte Erdgestein durch einen Asteroiden gesprengt wurde und die Erde sich durch radioaktiven Zerfall dehnte, floss das Wasser in die auseinanderdriftenden Risse. Durch den Druck der immer höheren Wassersäule auf den neugebildeten, noch dünnen Boden sank dieser immer weiter in die Tiefe. Gleichzeitig erhob sich das Festland, so wie sich ein Luftballon nach außen ausbeult, wenn er durch Druck eingedellt wird."

In seiner Euphorie forscht unser Wissenschaftler weiter und konsultiert neben der Geologie auch noch die Astrophysik:

"Astrophysiker nehmen an, die Materie im Universum bestünde überwiegend aus Plasma, sozusagen elektrisch geladenes Gas, das durchs All wabert. Damit stünden reichlich Protonen und Elektronen zur Verfügung, um neue Atome zu bilden. Das meiste Plasma strömt von der Sonne per Sonnenwind zur Erde. Manchmal schleudert die Sonne mit einer einzigen Eruption gleich Milliarden Tonnen ins All, die die Erde mit voller Wucht treffen können, falls sie in die Schussbahn gerät."

Weil unser Erdmagnetfeld unsere Biosphäre aber zuverlässig schützt, muss ein Weg gefunden werden, wie die unzähligen "Partikel von der Sonne und von fernen Galaxien" doch noch zur Erdoberfläche gelangen und zum Massenzuwachs beitragen können:

"Der Himmel hat keine Mauern, die magnetischen Felder, die uns vor der Flut kosmischer Teilchen schützen sollen, sind hochvariabel, sprich löchrig. Manchmal toben gewaltige Plasma-Zyklone über dem Nordpol, korkenzieherartige Magnetfelder leiten die Energie aus dem All in die irdische Ionosphäre. Rund um die Pole tut sich zwischen den Feldlinien noch dazu eine breite Lücke auf. Da ist das Magnetfeld besonders schwach und ein Einfallstor für interplanetarische Partikel."

Doch damit nicht genug:

"Ungefähr alle acht Minuten verschmelzen die Magnetfelder der beiden Himmelskörper für ein, zwei Minuten und bilden ein 5.000 bis 25.000 Kilometer breites röhrenförmiges Portal, durch das der Sonnenwind zur Erde strömt. So können die Sonnenpartikel den magnetischen Schutzschild der Erde durchbrechen. Diese Zuflüsse an Masse heißen Flux-Transfer-Events."

Heureka! Alles passt zusammen:

"Auf unserem Weg, der mit den Plasma-Strömen der Sonne begann, erreichten wir über die Flux-Transfer-Events die Atmosphäre und kamen von dort bis ins Innerste der Erde, wo neue Elemente entstehen, deren Baumaterial von der Sonne, ja sogar von anderen Galaxien bezogen wurde."

Um die Entstehung der vielen neuen Elemente in diesem kosmischen Prozess zu belegen, verweist unser Wissenschaftler auch noch auf Laborexperimente von Georges Lochak, die in Paris durchgeführt wurden:

"Gemeinsam mit seinen Kollegen legte er eine dünne Titanfolie in einer drucksicheren Kammer in Wasser und brachte sie durch elektrische Entladungen in Bruchteilen von Millisekunden zur Explosion. Der entstandene Titanstaub enthielt, so das Massenspektrometer, allerlei neue Elemente. Es handelte sich vor allem um Eisen, gefolgt von Alu, Kupfer und Zink. Mengenmäßig entsprachen sie dem Verlust an Titan. Es versteht sich von selbst, dass das Experiment nicht nur vor Ort in Paris mehrfach wiederholt wurde, sondern auch in anderen Laboratorien, vor allem in russischen."

Unser Wissenschaftler hat nun nicht nur bewiesen, dass die Erde ihr Volumen und ihre Masse vergrößert hat. Er hat zugleich auch aufgedeckt, dass die zur Beweisführung notwendige Forschung im Geheimen durchgeführt wird und die Naturgesetze einer Revision unterzogen werden müssen:

"Inzwischen wird, so die Entdecker, vielerorts daran gearbeitet, und wie es scheint, ziemlich lautlos. Das Ergebnis ist offenbar von einer gewissen technologischen und damit auch militärischen Bedeutung… Das Interessante daran ist nicht etwa, dass hier der feste Glaube an die Physikbücher seinen Meister findet, sondern dass es offenbar Vorgänge gibt, die bisher naturgesetzlich als ausgeschlossen galten."

Hier weiß er sich auch einig mit einer besonderen wissenschaftlichen Koryphäe, dem Physik-Nobelpreisträger Robert Laughlin, dessen Kritik an seinem Fach er abschließend und wohlwollend aufgreift:

"Man kann an keiner Universität der Welt moderne Physik studieren, weil alles, was dort gelehrt wird, zur Hälfte widerlegt und zur Hälfte irrelevant ist. Die relevante Physik findet hinter verschlossenen Türen in den Labors von Rüstung und Industrie statt. Die Forscher, die dort arbeiten, nutzen Naturgesetze, die den Universitätsprofessoren unbekannt sind."

Der Held unserer kleinen Geschichte hat sein Ziel erreicht, bedient sich reichlich von der Wurstplatte und lehnt sich zufrieden und in dem festen Glauben zurück, als entschlossener Ritter der Aufklärung endlich die unterdrückte Wahrheit ans Tageslicht befördert zu haben. Mahlzeit!

Cherrypicking und verschwörungstheoretisches Denken

Die Geschichte von der Erde als Dampfnudel endet hier. Der Protagonist heißt Udo Pollmer, ist seines Zeichens Lebensmittelchemiker und beschäftigt sich eigentlich mit Ernährungsfragen. Alle oben zitierten Passagen stammen aus seinem Video vom September 2023. Es trägt den Titel "Pollmers Mahlzeit: Verräterische Isotope" (Pollmer 2023), was etwas irreführend ist. Denn Pollmer behandelt weder primär Isotope noch in irgendeiner Form Ernährungsfragen, sondern macht sich für die schon vor vielen Jahrzehnten widerlegte Theorie der expandierten Erde stark.

Udo Pollmer leitet einen Verein, den er "Europäisches Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften" nennt (EU.L.E. e.V.), wo er sich kritisch, sarkastisch und sicherlich auch zu Recht über manche Ergebnisse der mitunter widersprüchlichen Ernährungsstudien hermacht. Dass Pollmer den Fleischkonsum verteidigt und dabei auch vor Gehässigkeit und Herabwürdigungen nicht zurückschreckt (vgl. Pfahl-Traughber 2015) oder auch die Warnungen vor zu viel Zucker für blödsinnig hält (vgl. Pollmer 2017), tut hier nichts zur Sache.

Udo Pollmer, Screenshot aus dem o.g. Video
Udo Pollmer, Screenshot aus dem o.g. Video

Allerdings äußert er sich auch zu Themen außerhalb seines Faches. Beim Thema Impfen etwa war Pollmer auf dem Holzweg. Udo Endruscheit attestiert Pollmer im Jahr 2019 "unverantwortliches Cherrypicking" und nichts weniger als den erklärten "Übergang zur Verschwörungstheorie" (vgl. Endruscheit 2019). Das war damals auch der GWUP aufgefallen und Bernd Harder hatte auf ihrem Blog darauf hingewiesen (vgl. Harder 2019).

Dass er die Schwelle zur Verschwörungstheorie zu überschreiten geneigt ist, ist ein Eindruck, den Pollmer auch in seinem Beitrag zur Erdgeschichte hinterlässt. Da findet also geheime Forschung in Labors von Rüstung und Industrie statt (vor allem in Russland, wo sonst?), von der die Physiker an den Universitäten nichts wissen. Nur der Udo Pollmer weiß davon. Schon klar. Und er betreibt Cherrypicking (Rosinenpicken), ein deutliches Merkmal pseudowissenschaftlichen Vorgehens. Pollmer sucht gezielt Aussagen und Informationen, von denen er meint, dass sie seine Theorie stützen. Dass sie es tun, darf bezweifelt werden; dass sie alle richtig sind, ebenfalls. Es werden verschiedene Aussagen zu einem Konglomerat verklebt, das auf unbedarfte Zuhörer überzeugend wirkt. Wie viel Massenzuwachs insgesamt aus welchen Quellen in welchem Zeitraum genau die Erde erfahren haben soll, bleibt im Ungefähren: "Es läppert sich."

Jedenfalls lässt Pollmer mit Ausnahme eines eher rhetorischen Hinweises auf die NASA der Expansionstheorie widersprechende Informationen weg, ein Mangel, der übrigens auch für die Quellenangaben gilt. Diese werden nur zur Verfügung gestellt, wenn man Mitglied seines "Instituts" wird. Davon habe ich lieber Abstand genommen. Spaßeshalber habe ich aber mal den von Pollmer ins Feld geführten David Deming gegoogelt. Dieser ist unter anderem auch dadurch bekannt geworden, dass er den anthropogenen Klimawandel leugnet und Syphilis für eine Folge von Homosexualität hält (vgl. Wikipedia o.J.).

Udo Pollmer ist vielen Menschen in Deutschland durch seine früheren Auftritte im Deutschlandfunk bekannt. Andere kennen ihn durch Beiträge für Tichys Einblick und die Achse des Guten oder durch seinen Sitz im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, den er seit 2008 innehat (vgl. Giordano-Bruno-Stiftung 2008). Udo Pollmer gehört zu den Who-Is-Hu der säkularen Szene. Wie das alles zusammenpasst, kann nur er selber wissen.

Die Skepsis des Geographielehrers

Die Theorie der expandierten Erde konnte sich – so wie die anderen Theorien aus dem Fixismus-Paradigma – nicht gegen die Theorie der Plattentektonik (damals auch Mobilismus genannt) durchsetzen. Es ist in erster Linie – aber nicht zuerst und nicht ausschließlich – Alfred Wegener zu verdanken, dass das alte Paradigma durch ein neues abgelöst wurde. Wegener veröffentlichte vor mittlerweile über einhundert Jahren sein Buch "Die Entstehung der Kontinente und Ozeane", in dem er unter anderem aus der Passung der Küstenlinien westlich und östlich des Atlantiks die Schlussfolgerung zog, dass die Kontinente auseinandergedriftet sein müssen, nachdem sie vormals einen großen Urkontinent bildeten, den er "Pangaea" nannte (vgl. Wegener 1915). Aus der Theorie der Kontinentaldrift entwickelte die Geowissenschaft in der Folge das, was ich heute in der Schule als Plattentektonik unterrichte. Die Elemente dieser Theorie – wie Ozeanbodenneubildung, Subduktion oder Mantelkonvektion – konnten durch Forschung direkt oder indirekt nachgewiesen werden. Kein seriös arbeitender Geologe stellt die Plattentektonik heute noch in Frage. Das ist offenbar ein Anliegen von Leuten, die keine Geologen sind.

Die Theorie der expandierten Erde war jedoch im Kontext ihrer Zeit eine ernstzunehmende wissenschaftliche Theorie, die beim damaligen Stand der Naturwissenschaften auf nachvollziehbare Weise plausibel war. Sie wurde aber schließlich widerlegt, weil sie mit den Beobachtungen nicht in Einklang steht, innere Widersprüche aufweist und zu einer ganzen Reihe von Problemen führt. Sie ist heute allenfalls noch wissenschaftsgeschichtlich von Interesse.

Vom wachsenden Erdball. Quelle: Ott Christoph Hilgenberg; © Helge Hilgenberg, public domain
Vom wachsenden Erdball. Quelle: Ott Christoph Hilgenberg; © Helge Hilgenberg, public domain

Vertreter der Expansionstheorie zeigen Modellgrafiken oder eine Reihe von Globen, die die wachsende Erde illustrieren sollen, gerne mit Blick auf den sich öffnenden Atlantik (siehe Abbildung). Eine genauere Betrachtung verdienen aber auch die Küstenlinien des Pazifiks, die auf einer gedachten Zwergerde ja auch ehemals wie ein Puzzle hätten zusammenpassen müssen. Wir finden – da reicht ein Blick in den Schulatlas – rund um den Pazifik übrigens Subduktionszonen, also Zonen, in denen ozeanische Kruste abtaucht, weil sich die tektonischen Platten aufeinander zubewegen. Das ist mit einer expandierenden Erde nicht wirklich in Einklang zu bringen.

Folgt man Vertretern der Expansionstheorie, muss die Erdmasse um etwa das Achtfache zugenommen haben (vgl. Meier 2007). Es gibt keinen plausiblen Ansatz, der erklärt, wo so viel zusätzliche Masse hergekommen sein soll. Pollmer zufolge handelt es sich auch um Materie aus "fernen Galaxien". Ob er weiß, was eine Galaxie ist und wie weit entfernt sich andere Galaxien befinden? Man muss kein Astrophysiker sein, um die fernen Galaxien in diesem Zusammenhang für – nun ja – sehr weit hergeholt zu halten. Und von unserer Sonne gelangen bei Explosionen auf ihrer Oberfläche lediglich Elektronen in die Magnetosphäre der Erde, was zu Polarlichtern führt und die Satellitenkommunikation oder die Stromnetze stören kann (vgl. science.ORF.at 2017).

Die Erde hat ein Alter von etwa 4,5 Milliarden Jahren. Es stellt sich die Frage, warum die Expansion des Planeten erst so spät einsetzte. Immerhin soll ja die Gravitation zur Zeit der Dinosaurier, deren Aussterben auf einen Zeitpunkt vor 66 Millionen Jahren datiert wird, noch so gering gewesen sein, dass ihre "tonnenschweren Hälse" durch ihr Eigengewicht nicht abknicken. Und warum ist eine Volumen- und Massenzunahme in der behaupteten Größenordnung heute nicht messbar, wenn doch die als Erklärung angebotenen astrophysikalischen Prozesse weiterhin anhalten? Das müsste im Zeitalter satellitengestützter Erdvermessung doch mal jemandem aufgefallen sein.

Und hätten dann nicht auch alle anderen Himmelskörper im Sonnensystem derart an Masse zulegen müssen? Hätte eine Massenzunahme der Erde, der anderen Planeten und all der Monde nicht auch gravierende Auswirkungen auf ihre Umlaufbahnparameter und ihre Rotation? Müsste die Massenzunahme von Erde und Mond nicht dazu führen, dass sie sich gegenseitig immer stärker anziehen und sich ihre Entfernung verringert? Das Gegenteil ist der Fall. In der Realität entfernt sich der Mond von der Erde, und zwar um exakt 3,8 Zentimeter pro Jahr (vgl. z.B. Daniel 2020).

Wenn es zur Zeit der Dinosaurier und davor noch keine Ozeane gegeben haben soll, stellt sich auch die Frage nach dem Wasserhaushalt und den Lebensbedingungen in dieser Zeit. Muss es nicht auf dem Planeten viel zu trocken gewesen sein, um Verdunstung, Luftfeuchte, Niederschläge und Pflanzenwachstum in dem Ausmaß zu ermöglichen, wie es für die Entwicklung des Lebens, das wir heute kennen, notwendig ist? Der globale Wasserkreislauf, der durch Verdunstung von Wasser aus den Ozeanen Süßwasser auf die urzeitlichen Landmassen brachte, begann, wie neueste Forschungen belegen, spätestens vor 3,5 Milliarden Jahren (vgl. Krapp 2024). Das setzt die Existenz von Kontinenten und von Ozeanen voraus.

Beim Spaziergang durch den Dinopark Münchehagen fällt auf, dass viele Dinosaurier im Vergleich zu uns Menschen zwar groß waren, aber auch nicht viel größer als heute lebende Tiere wie Nilpferde, Nashörner, Giraffen oder Elefanten. Außerdem gab es ausgesprochen kleine Arten. Und bei denen, die es tatsächlich zu beachtlicher Größe gebracht hatten, wie den Sauropoden mit ihren bis zu 15 Meter langen Hälsen, wurden anatomische Besonderheiten nachgewiesen, die das Rätsel lösen. Bei der Untersuchung von Wirbelknochen mittels Computertomographie wurde nämlich festgestellt, dass diese leicht und hohl waren. Lufträume in den Knochen machten 69 bis 77 Prozent des Volumens aus (vgl. Lamm 2023). Es liegt außerdem nahe zu vermuten, dass Sauropoden ihre Hälse nicht dauerhaft senkrecht in den Himmel streckten, wie man es oft auf Illustrationen sieht. Und sie hatten einen im Vergleich zu ihrem massigen Körper sehr kleinen Kopf.

Schluss

Warum die Theorie der expandierenden Erde gescheitert ist, wurde unter anderem auch von Matthias Meier auf seinem Blog "Final Frontier" dargelegt (vgl. Meier 2007). Und bei der Richard-Dawkins-Foundation Deutschland erschien eine mehrteilige, sehr fundierte Reihe zur Geschichte der Theorie der Plattentektonik von Robert Seidel, die allen an diesem Thema Interessierten zu empfehlen ist (Seidel 2013/2014).

Nein, die Erde ist keine Dampfnudel. Im Grunde sind Udo Pollmers Darlegungen in seinem Video nur ein Beispiel dafür, dass auch Wissenschaftler ins Schwurbeln geraten. Das passiert sehr leicht dann, wenn sie ihr eigenes Fachgebiet verlassen. Holm Hümmler hatte auf seinem Blog Quantenquark festgestellt, dass selbst ein Physikstudium nicht davor schützt, ja nicht einmal ein Nobelpreis (vgl. Hümmler 2016).

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Quellenangaben

Achse des Guten (o.J.): Autoren: Udo Pollmer. In: https://www.achgut.com/autor/pollmer (aufgerufen am 27.05.2024)

Daniel, Ina (2020): Weltall: Mond. In planet wissen: https://www.planet-wissen.de/natur/weltall/mond/index.html (aufgerufen am 27.05.2024)

Dinopark Münchehagen (o.J.): Startseite. In: https://www.dinopark.de/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Endruscheit, Udo (2019): Impfen? Na Mahlzeit... In Science and Sense, Blog: https://scienceandsenseblog.wordpress.com/2019/08/30/impfen-na-mahlzeit/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Europäisches Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e.V. (o.J.): Startseite. In: https://www.euleev.de/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Giordano-Bruno-Stiftung (2008): Vier neue Beiratsmitglieder. In: https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/vier-neue-beiratsmitglieder (aufgerufen am 27.05.2024)

Harder, Bernd (2019): Auf dem Holzweg: Udo Pollmer fabuliert pseudo-sarkastisch über Impfungen. In GWUP-Blog: https://blog.gwup.net/2019/08/30/auf-dem-holzweg-udo-pollmer-fabuliert-pseudo-sarkastisch-ueber-impfungen/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Hümmler, Holm (2016): Physikstudium schützt vor Quark nicht – im Zweifel nicht mal ein Nobelpreis. In Quantenquark, Blog: https://quantenquark.com/blog/2016/07/12/physikstudium-schuetzt-vor-quark-nicht-im-zweifel-nicht-mal-ein-nobelpreis/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Krapp, Claudia (2024): Geowissenschaften. Wasserkreislauf der Erde ist älter als gedacht. In bild der wissenschaft: https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/wasserkreislauf-der-erde-ist-aelter-als-gedacht/ (aufgerufen am 05.06.2024)

Lamm, Lisa (2023): Sagenhafte 15 Meter: Dieser Dinosaurier hatte den längsten Hals von allen. In National Geographic: https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2023/03/sensationsfund-aus-dem-jura-dino-mit-15-meter-langem-hals-sauropode-saurier (aufgerufen am 27.05.2024)

Meier, Matthias (2007): Die expandierende Erde – die gescheiterte Hypothese. In: Final Frontier, Blog: https://www.final-frontier.ch/erdexpansion (aufgerufen am 27.05.2024)

Pfahl-Traughber, Armin (2015): Nicht aufklärerisch, sondern manipulativ. Die Kampfschrift "Don't Go Veggie!" In hpd: https://hpd.de/artikel/12068 (aufgerufen am 27.05.2024)

Pollmer, Udo (2017): Zucker-Gegner: Gummibärchen nur noch für Volljährige? In: Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunkkultur.de/zucker-gegner-gummibaerchen-nur-noch-fuer-volljaehrige-100.html (aufgerufen am 27.05.2024)

Pollmer, Udo (2023): Pollmers Mahlzeit: Verräterische Isotope. In: https://www.youtube.com/watch?v=RAWVR2zI-U (aufgerufen am 27.05.2024)

science.ORF.at (2017): Schlupflöcher im Erdmagnetfeld. In: https://science.orf.at/v2/stories/2878802/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Seidel, Robert (2013/2014): Eine Geschichte der Theorie der Plattentektonik. In Richard-Dawkins-Foundation Deutschland: https://de.richarddawkins.net/articles/eine-geschichte-der-theorie-der-plattentektonik-teil-1-7 (aufgerufen am 27.05.2024)

Tichys Einblick (o.J.): Autoren: Udo Pollmer. In: https://www.tichyseinblick.de/autoren/udo-pollmer/ (aufgerufen am 27.05.2024)

Wegener, Alfred (1915): Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Vieweg, Braunschweig

Wikipedia (o.J.): David Deming (geologist). In: https://en.wikipedia.org/wiki/David_Deming_(geologist) (aufgerufen am 27.05.2024)

Who-Is-Hu (o.J): Udo Pollmer. In: https://who-is-hu.de/node/784 (aufgerufen am 27.05.2024)