Großbritannien

Erstmals über die Hälfte der Briten konfessionsfrei

hot-air-balloon-1718517_1280.jpg

Großbritannien

Zum ersten Mal in der Geschichte ist die Mehrheit der britischen Bevölkerung religionslos. In der jüngeren Generation sind es sogar über zwei Drittel, während sich drei Viertel der älteren Briten als religiös bezeichnen.

Vergangene Woche veröffentlichte das britische National Centre for Social Research die aktuellen Zahlen seiner jährlichen Umfrage zur Religionsverteilung in Großbritannien. Die Umfrage wurde von Juli bis Oktober 2016 unter 2.942 erwachsenen Einwohnern Großbritanniens durchgeführt.

Das erstaunliche Ergebnis: Erstmals beschrieben sich mehr als die Hälfte – genau 53% - der Befragten als religionslos bzw. konfessionsfrei ("no religion"). 15% gaben an, Mitglied der Church of England zu sein, weitere 9% waren Mitglied der katholischen Kirche, 17% Mitglied anderer christlicher Religionsgemeinschaften und 6% gaben an, anderen Religionen anzugehören.

Der Anteil Religionsloser hat in Großbritannien in den vergangenen Jahren immer rasanter zugenommen. Als das National Centre for Social Research 1983 mit entsprechenden Umfragen begann, gaben 31% der Befragten an, religionslos zu sein. 2015 waren es 48% und bei der aktuellen Umfrage basierend auf Zahlen aus dem Jahr 2016 53%. Eine Steigerung des Anteils Religionsloser um 5% in nur einem Jahr.

Gravierende Unterschiede zeigten sich in der aktuellen Umfrage bei der religiösen Bindung der unterschiedlichen Generationen. Bei den 18- bis 25-Jährigen beschrieben sich 71% der Befragten als religionslos. 2015 waren es 62% der 18- bis 25-Jährigen gewesen. Bei den über 75-Jährigen gaben aktuell dagegen nur 27% der Befragten an, nicht religiös zu sein.

Besonders hart traf es die Church of England. Nur noch 15% der Befragten gaben an, Mitglied der britischen Staatskirche zu sein. Im Jahr 2000 waren es noch 30% gewesen. Auch hier ist der Bedeutungsverlust der Kirche besonders bei der jüngeren Generation erkennbar. Während 40% der über 75-Jährigen angaben, Mitglied der anglikanischen Kirche zu sein, waren es lediglich 3% der 18- bis 25-Jährigen.

"Der Anstieg der Religionslosen ist ein Langzeittrend", sagt Roger Harding vom National Centre for Social Research. "Die Unterschiede in der Altersverteilung sind enorm und bei so vielen jungen Menschen ohne Religion ist es kaum vorstellbar, dass dieser Wandel in naher Zukunft abflauen wird. Die Verluste der Mitglieder der Church of England sind die bemerkenswertesten, aber die Zahlen sollten alle religiösen Führer dazu bringen, einen Moment nachzudenken."

Vor allem sollten diese Zahlen auch die Politik dazu bringen nachzudenken, finden die Humanists UK – nämlich über staatliche Privilegien für Kirchen, insbesondere die Church of England.

"Es ist eindeutig, dass die Church of England derzeit einen andauernden und wahrscheinlich unumkehrbaren Zusammenbruch ihrer Anhängerschaft erlebt", sagte Andrew Copson, Geschäftsführer der Humanists UK, in einer Pressemitteilung. "Das sollte eigentlich deren Privatsache sein, aber die Tatsache, dass es ihre Reaktion auf den Verfall ist, nach noch mehr Macht und öffentlichen Geldern zu streben, (…) macht es zu einer Angelegenheit des öffentlichen Interesses. Es ist schon lange überfällig, dass die Regierung aufwacht, die demografische Wirklichkeit von heute zur Kenntnis nimmt und anerkennt, dass die unentwegt steigende staatliche Förderung von Religion (…) das Gegenteil von dem ist, was die Bevölkerung will."