BOCHUM. (hpd) Auch in diesem Jahr wird am Karfreitag in Bochum der Kultfilm "Das Leben des Brian" gezeigt. Mit der öffentlichen Aufführung des Films verstößt die säkulare Initiative Religionsfrei im Revier erneut bewusst gegen das Feiertagsgesetz von Nordrhein-Westfalen.
Der Karfreitag ist ein sogenannter "stiller Feiertag", da Christen an diesem Tag des Todes ihres Religionsstifters gedenken. Das Feiertagsgesetz von Nordrhein-Westfalen untersagt deshalb an diesem Tag – auch für Nicht-Christen – alle Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen. Diskos müssen beispielsweise von Donnerstagabend bis Samstagmorgen geschlossen bleiben, da Tanz-Veranstaltungen verboten sind. Auch Filme, die an diesem Tag öffentlich in Kinos aufgeführt werden sollen, benötigen eine spezielle Freigabe für solche Feiertage.
Die Initiative Religionsfrei im Revier protestiert gegen die religiöse Bevormundung der Feiertagsgesetzgebung, indem sie bewusst dagegen verstößt. Wie in den vergangenen drei Jahren lädt sie zur öffentlichen Vorführung des Filmklassikers "Das Leben des Brian" ein, der keine Feiertagsfreigabe besitzt.
Wegen der Filmvorführung am Karfreitag 2014 hatte die Stadt Bochum ein Bußgeldverfahren gegen die Verantwortlichen der Initiative Religionsfrei im Revier eingeleitet. Der Fall kam im Dezember 2015 vor Gericht und ist zur Zeit vor dem Oberlandesgericht anhängig. Ziel der Initiative ist es, das Verfahren und damit die Feiertagsgesetzgebung vor das Verfassungsgericht zu bringen.
In diesem Jahr zeigt Religionsfrei im Revier am Karfreitag ab 18:00 Uhr nicht nur den Klassiker "Das Leben des Brian", sondern auch noch zwei weitere Filme, deren Vorführung am Karfreitag untersagt ist: "Rififi am Karfreitag" und "Dogma". Alle drei Filme gehören zu den über 700 Titeln, die auf der FSK-Liste sogenannter nicht-feiertagsfreier Filme stehen und deren Aufführung am Karfreitag als Ordnungswidrigkeit bestraft werden kann.
Anders als in den Vorjahren findet das Filmfest nicht im Sozialen Zentrum in Bochum statt. Da sich die Brian-Filmvorführungen am Karfreitag in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuten und im vergangenen Jahr Interessierte sogar abgewiesen werden mussten, weil das Soziale Zentrum die Besuchermengen nicht fassen konnte, stieg Religionsfrei im Revier in diesem Jahr auf einen größeren Veranstaltungsort um. Das Bochumer Filmfest gegen das Feiertagsgesetz findet in diesem Jahr statt in der Kultur- und Eventlocation "Riff" im legendären Bermuda3Eck von Bochum. Laut Veranstalter wird diesmal nicht nur mit Besuchern aus dem Ruhrgebiet, sondern aus ganz Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden Bundesländern gerechnet.
Der Eintritt zum Filmfest ist frei.
Filmfest gegen das Feiertagsgesetz
"Always Look on the Bright Side of Life "
Karfreitag, 25. März 2016
18 Uhr: Das Leben des Brian
20 Uhr: Rififi am Karfreitag
22 Uhr: Dogma
Riff - die Bermudahalle
Konrad-Adenauer-Platz 3, 44787 Bochum
Eintritt frei.
Ab 18 Jahren.
11 Kommentare
Kommentare
Horst Herrmann am Permanenter Link
Na, Frau Wakonigg, einen jüdischen Wanderprediger aus Nazareth als "Religionsstifter" zu bezeichnen, und das noch für das Christentum, ist doch sehr gewagt.
Michael Brade am Permanenter Link
Saulus/Paulus?!!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Jesus nicht mal etwas vom Christentum ahnte, geschweige denn von den Kirchen, die wie Pilze aus dem Boden der Verblendung schossen, als sich diese Gewinnsteigerung beim eigenen K
Aber wie geschockt müsste Jesus sein, sollte er je wieder auferstehen, wenn er all die verzückten Menschen sähe, die ihm selig lächelnd ausgerechnet das Mordinstrument entgegenstrecken, an dem er qualvoll verenden musste.
Sein daraufhin einsetzendes Fluchen müsste zur unverzüglichen Exkommunizierung des Wanderpredigers führen - wäre er je auf seinen Namen getauft worden.
Und jetzt freue ich mich schon auf "Das Leben des Brian" und schaue dort auf die helle Seite des Lebens. Danke an Monty Python für den aufklärerischsten Film aller Zeiten, der mit dokumentarischer Präzision und gnadenloser Schärfe zeigt, wie Religion entsteht - sogar gegen den Willen ihres "Stifters".
Jesus hätte sich mit dem Jungen aus der Nachbarkrippe sicher gut verstanden. Leidensgenossen...
Schwabe am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Wakonigg,
Da dieses Weltende sich aber nicht ereignet hat, kam die "Kirche"!
Und diese hat sich - wie leider nicht allgemein bekannt - durchaus nicht
im Sinne Jesu entwickelt. Ich bin überzeugt: Jesus (sic esset!) hätte sich dagegen strengstens verwahrt, als Gründer und Stifter der "Kirche", so wie sie sich im Laufe ihrer Geschichte entwickelt hat und wie sie sich heute darstellt, betrachtet zu werden. Im Übrigen hat die historisch-kritische Bibelwissenschaft darauf hingewiesen, dass die Worte "Du bist Petrus - und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" nicht genuin von Jesus stammen - auch wenn sie noch so prächtig (auf Latein) im Petersdom des Michelangelo Buonarotti zu lesen sind! Die späteren Evangelienschreiber (Matthäus) haben sie eigenmächtig eingefügt.
Für Ihre Berichte und Kommentare sage ich aber gerne:
Weiter so!!
Freundlichen Gruss R. Dieringer
Lizzy am Permanenter Link
Wozu genau gibt es denn dieses Feiertagsgesetz? Wer den Tag in stillem Andenken verbringen will, kann dies doch innerhalb seiner eigenen vier Wände tun. Oder geht er dafür extra ins Kino?
Wolfgang am Permanenter Link
Gilt dieses Gesetz auch für Beamte? Die haben doch jeden Tag einen
stillen Tag! Gefeiert wird auch jeden Tag, irgend jemand hat Geburtstag, eine Geburt oder freut sich, wenn endlich der verhasste
Andi am Permanenter Link
Wir verbieten den Religiösen das Beten und Gottesdienstfeiern am Feuerbachs, Brunos oder Deschners Todestag auch nicht. Diese Bevormundung muss endlich ein Ende haben! Uns ist deren Jesus völlig Schnuppe.
Wolfgang am Permanenter Link
Es ist schon eigenartig: im Internet kann man sich die brutalsten Filme ansehen, Pornografie und viel Nacktes pur, am Karfreitag werden die Menschen, äh die Gläubigen belogen und betrogen,
Sag mal "ach du lieber Gott" machste das alles tatsächlich widerspruchslos mit? Teufelnochmal!
Daniel am Permanenter Link
Am morgigen Karfreitag ist in Hannover ein Konzert, welches ich selbstverständlich besuchen gehen werde.
Die Musik ist laut, die Luft stickig und die Besucher beschwipst.
Andreas Kielmann am Permanenter Link
Liebe Getänzer
https://www.youtube.com/watch?v=zmDOZtN3wJ4
Klaus Bernd am Permanenter Link
Auf ibka.org wird auf einen Artikel in der FR verlinkt. Demnach sind die Mächtigen der Stadt Frankfurt entschlossen, das (hessische) Feiertagsgesetz unbarmherzig durchzusetzen.
Die Verbote von Tanzveranstaltungen u.ä. in den Feiertagsgesetzen sind absurd was die religiösen Feiertage betrifft, allein wenn man an die Gleichbehandlung aller Religionen – einschließlich der NULL-Religion – denkt
(wie Andi richtig bemerkt gäbe es durchaus mögliche Feiertage für Religionslose).
Es ist aber vor allem die Umkehr der Beweislast, die den Kirchen gelungen ist und die mich empört. Da werden Tanzfeste und Filme unter Generalverdacht gestellt, wo eigentlich die jeweiligen „Inhaber“ des Feiertags beweisen müssten, dass bestimmte Veranstaltungen oder Filme geeignet seien, religiöse Gefühle zu verletzen. Und es sind religiöse Gefühle, die damit – anders als in §166 – unter Schutz gestellt werden, was bekanntermaßen gegen das GG verstößt.