Drei Vorschläge zur Klima-Krise

Wie geht's weiter nach Corona?

claudia_kemfert.jpg

Claudia Kemfert
Claudia Kemfert

Klimakrise, Umweltschutz: Corona hat die Themen längst von Platz eins verdrängt. Wer jetzt vor Erderwärmung und Tipping Points warnt, hat schlechte Karten. Vor allem seit die Pandemie Industrie, Handel und Verkehr weltweit ins Schleudern gebracht hat. Aber nun scharrt die Lobby der Shareholder kräftig mit den Hufen: Weitermachen, konsumieren, kassieren! Dabei hatte die kurze Atempause, wie uns die Forschung mitteilt, mal ganz gut getan: die Erderwärmung geriet kurzfristig ins Stocken, Atmosphäre und Natur konnten sich leicht erholen. Die Chance für einen Neustart, für einen Green New Deal! Oder soll alles weitergehen im gefährlichen alten Trott?

Dem allgemeinen Trend zum Trotz sollen drei aktuelle Bücher ins Gespräch gebracht werden, die hier vielleicht auch ohne Corona kaum eine Chance gehabt hätten. Sie wurden geschrieben, als Pandemie und Panik noch nicht die Welt erobert hatten. Alle drei handeln von Klima, Umwelt und Umverteilung und weisen – gleichsam Manifesten – forsch in die Zukunft, fordern heraus, fordern auf nachzudenken, entschieden zu handeln.

Das erste, "Mondays for Future" erschien erst vor wenigen Wochen (21. April) und spielt mit seinem Untertitel "Freitag demonstrieren. Am Wochenende diskutieren. Ab Montag anpacken und umsetzen" auf die weltweite Fridays-for-Future-Bewegung an. Hey, da heben sich hier schon bei einigen die Brauen. Gefahr im Verzug! Dräut im Hintergrund wieder Gretchen?

Doch gemach, die Autorin Claudia Kemfert ist Wissenschaftlerin. Sie moralisiert nicht, kommt uns nicht quasi-religiös. Als Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit leitet Claudia Kemfert im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt und trat bereits mit verschiedenen wichtigen Publikationen an die Öffentlichkeit. Vielleicht gilt ihre Einschätzung nach dem Corona-Neustart erst recht "Wir sind an einem Wendepunkt. Jetzt haben wir die Chance für einen echten Wandel", so ihr Statement zu Beginn des Buchs "'Fridays for Future' hat die Welt verändert". Und wie auch von der Jugendbewegung längst erkannt, geht es ihr bei weitem nicht nur ums Klima: "Klimaschutz, Frieden, Demokratie und eine solidarische Gesellschaft gehören zusammen", betont sie und ruft die wichtigsten Ziele der "Agenda 2030" ins Gedächtnis, die 2015 in New York immerhin von allen UN-Mitgliedstaaten feierlich verabschiedet wurden.

Cover

Tatsächlich sind die 17 ehrgeizigen Hauptziele (SDGs, Sustainable Development Goals) der Deutschen Nachhaltigkeitsagenda zur nationalen Umsetzung vielen nicht bekannt. Dabei berücksichtigen sie, wie Kemfert hervorhebt, "erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. "Es geht um Armut, Hunger, Gesundheit und Bildung, Geschlechter- und andere Ungleichheiten, um Wasser- und Energieversorgung, um Wirtschaft und Infrastruktur, um Nachhaltigkeit und um Biodiversität im Wasser und an Land, um Frieden und um Partnerschaft – und um Klimaschutz geht es auch."

Doch die Message ist längst nicht überall angekommen. Claudia Kemfert kann sich dagegen nach neuen Studien (2019) durchaus auf eine breitere Öffentlichkeit stützen. Nach Umfragen messen immerhin 63 Prozent der deutschen Bevölkerung dem Klimaschutz eine ähnlich hohe Bedeutung bei wie den beiden Topthemen Bildung (69 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (65 Prozent). Jedoch nur 14 Prozent der Menschen meinen, das galt noch vor Corona, dass die Bundesregierung genug tut.

Kritisch, aber ausgesprochen sachlich, zeigt die Autorin auf, wie unzureichend die nationalen Politiken bislang in der Umsetzung vorangekommen sind. "Als Sachverständigenrat des Bundesumweltministeriums haben wir in unserem Gutachten 2019 in allen drei Feldern deutlich Alarm geschlagen", berichtet die Wissenschaftlerin. Ihr Resümee: Im Klimaschutz Minderung der Treibhausgase um lediglich 32 Prozent statt der vereinbarten 40 Prozent. Bei der biologischen Vielfalt befindet sich keiner der angestrebten Indikatoren im Zielbereich. Auch in der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Erreichung der Ziele gefährdet. "Es ist, wie wenn der Arzt dir empfiehlt, das Rauchen aufzugeben und du verkündest, dass du das total ernst nimmst und fest vorhast. Und dann beschließt du, nur noch nach dem Essen und abends zu rauchen und stellst den Aschenbecher vom Wohnzimmertisch ins Regal. Wort und Tat klaffen erheblich auseinander."

Und gnadenlos bleibt die Powerfrau am Ball: "Wir müssen bis 2050 das 1,5- beziehungsweise Zwei-Grad-Ziel erreichen und heute (!) dafür geeignete Maßnahmen einleiten!" Doch keines der anderen Agenda-Ziele geht bei Kemfert verloren: "Gleichzeitig dürfen wir keines der Agenda-2030-Ziele wichtiger nehmen als die anderen. Demokratie, Menschenwürde, sozialer und globaler Frieden (Ziel 16) sind nicht egal, weil wir ein massives Klimaproblem haben. Rassismus, Ausgrenzung von Minderheiten und Genderthemen (Ziele 5 und 10) dürfen wir nicht vergessen, wenn wir über CO2-Emissionen nachdenken. Armut, Hunger, Gesundheit und Bildung (Ziele 1,2,3 und 4) gehören zur Debatte dazu, wenn wir über Energie- und Verkehrswende sprechen." (Ketzerischer Gedanke an dieser Stelle: Hängt es vielleicht mit diesen sozialen Zielen zusammen, warum so viele Rechtspopulisten die Klimabewegung bekämpfen? Und andererseits: Gibt es tatsächlich Menschen, die diese Ziele ablehnen, sich aber "Humanisten" nennen?)

Alle Argumente für und wider werden von der Autorin penibel, aber beileibe nicht langatmig aufgeführt. Wie in einem pfiffigen Kompendium werden die Begriffe wie "Green New Deal", "Green Finance" oder "Carbon Bubble Crash" sauber erklärt und in ihrer Bedeutung abgewogen. In seiner ganzen Aufmachung wie auch in seiner anschaulichen Diktion wendet sich das Buch an einen durchschnittlich gebildeten Leser und erläutert die schwierigsten Widersprüche, Konflikte und "teuflischen Details" äußerst sachlich und ohne Polemik.

Nicht weniger als 123 didaktische Leitfragen führen durch die 200 Seiten des Buches. Und schon nach den ersten Seiten bleibt selbst dem starrköpfigsten "Klima-Leugner" nichts anderes übrig, als vor der Kraft der Zahlen und Argumente in die Knie zu gehen. Und die Autorin erinnert an die wichtigsten Konferenzen, in denen sich die Klimawissenschaftler weltweit austauschten und die Weltgemeinschaft sich zu einer gemeinsam wirkenden Nachhaltigkeitsstrategie verpflichtete.

Und wer sich am Ende veranlasst sieht, endlich selbst tätig zu werden, dem bietet Claudia Kemfert von #1 bis #53 knackige Handreichungen zur praktischen Umsetzung. Winziger Wermutstropfen: Etwas mühselig gestaltet sich indes das Nachschlagen der über 500 Fußnoten. Die muss der Leser nämlich auf den Seiten des Verlages online aufsuchen.

Claudia Kemfert, Mondays for Future – Freitag demonstrieren, am Wochenende diskutieren und ab Montag anpacken und umsetzen, Murmannn, 2020, 200 Seiten, ISBN: 978-3-86774-644-1, 18,00 Euro

Unsere Welt neu denken: Eine Einladung

Und noch eine Powerfrau als Autorin: Maja Göpel. Ihr ebenso starker Titel "Unsere Welt neu denken. Eine Einladung" steht seit Wochen auf Platz eins der Sachbuch-Bestsellerliste des "Spiegel". Ihr Buch sei kein Klimabuch, schreibt die Autorin zu Beginn ihrer Einladung. "Ich bin keine Klimaforscherin. Ich bin Gesellschaftsforscherin, und mein Hauptinteresse gilt der politischen Ökonomie. Ich sehe mir die Art und Weise an, wie die Menschen wirtschaften und ihr Zusammenleben gestalten. Welche Beziehungen sie dazu zur Natur und zu den anderen Menschen eingehen. Wie sie mit Ressourcen umgehen, mit Energie, Material, Arbeitskraft." Und sie hat sehr genau hingeschaut in den letzten Jahren. Was dabei herausgekommen ist, liest sich spannend von vorne bis hinten – und macht sehr nachdenklich.

Maja Göpel ist Transformationsforscherin und hat derzeit eine Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg inne. Die Transformationsforschung befasst sich im Rahmen der vergleichenden Politikwissenschaft mit grundlegenden Veränderungen politischer Systeme und gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Ordnung. Außerdem ist Maja Göpel Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU).

Cover

Im März letzten Jahres gründete sie mit einer kleinen Gruppe von Wissenschaftler*innen die Scientists für Future (S4F). Zusammen formulierten sie einen offenen Brief, worin sie die Jugendprotestbewegung "mit einer Aneinanderreihung von Fakten als vollkommen gerechtfertigt" unterstützte. "Wir hätten nie damit gerechnet", bekennt sie heute, "dass innerhalb von drei Wochen 26.800 Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz diesen Brief mitzeichnen würden“.

Als Kritikerin eines ungebremsten Fortschritts warnt die Wissenschaftlerin vor dem immer wieder als Folge auftretenden "Rebound-Effekt". Göpel: "Er ist eines der am meisten unterschätzten Hindernisse auf dem Weg in eine nachhaltige Wirtschaftsweise". Und sie erläutert ihre Thesen an vielfältigen Beispielen, von der Optimierung der Dampfkraft über die Elektrifizierung bis hin zur Nutzung des Erdöls: "Eine neue Technik ging sparsamer mit den Ressourcen um, weshalb sie eine größere Verbreitung fand, was insgesamt jedoch zu einem Mehrverbrauch führte, der dann die Einsparungen wieder zunichte machte und sie sogar übertraf". Sehr eingängig wird der von ihr beschworene Rebound-Effekt auch an der modernen Autoentwicklung beschrieben, deren Zeuge wir heute sind: Die Vorteile effektiverer Motoren mit geringerem Verbrauch werden durch Neuzulassung immer stärkerer und schnellerer Maschinen wieder zunichte gemacht. Sogar im Elektroauto stecke ein Rebound, moniert die Autorin: "Zum Einen, weil zur Herstellung seiner Batterie natürlich Energie notwendig ist und außerdem Seltene Erden, die oft unter umweltschädlichen Bedingungen abgebaut werden. Zum Zweiten, weil auch für den Aufbau einer Ladestruktur Energie und Material benötigt werden".

Mit Scharfblick nimmt die Wissenschaftlerin immer wieder die menschlichen Fehlwahrnehmungen von der Welt als ein erkenntnistheoretisches Problem in den Fokus. In den reicheren Ländern der westlichen Welt wollen wir nicht sehen, so ihre Kritik, dass unser Wohlstand zu weiten Teilen darauf beruht, dass wir seine Kosten nicht selbst tragen, sondern anderen aufhalsen. "Wir leben nicht über unsere Verhältnisse", zitiert sie einen Kollegen, "wir leben über die Verhältnisse der anderen". Etwa durch unverhältnismäßige Klimagas-Emissionen, durch massenhaften Soja-Import oder gigantischen Müllexport. Göpel: "Ursachen und Wirkungen werden entkoppelt und über den Globus verteilt". All unsere Kalkulationen seien Schönrechnerei, denn die Kosten für Emissions- und Naturschutz würden in Wahrheit "externalisiert".

Gleichwohl ist Maja Göpel keine Verfechterin der Graswurzel-Theorie, der einzelne Bürger könne mit seiner Kaufentscheidung, durch nachhaltigeren Konsum die globale Planetenzerstörung aufhalten. Solche Appelle seien nichts weiter als die "Privatisierung des Umweltschutzes". Auch den Propagandisten eines ungezügelten freien Marktes, der angeblich die Probleme von Nachhaltigkeit und Klimaschutz allein regulieren könnte, erteilt die Ökonomin eine Abfuhr. Klar ihr Bekenntnis: "Der Markt ist kein regelfreier Raum, sondern erst durch Regeln erschaffen worden". Folgerichtig tritt sie für das Eingreifen des Staates, etwa durch eine kluge Preispolitik ein und schreibt: "Jetzt einen CO2-Preis in einer ausreichenden Höhe einzuführen, der die unfaire Praxis limitiert und mittelfristig auslöscht, ist genau die vorausschauende Aufgabe des Staates, die ihm zugedacht ist".

Wie auch Claudia Kemfert straft sie die Kritiker Lügen, die den Protagonisten der Klimabewegung vorwerfen, sie kümmerten sich mehr um Klima und Natur als um Gerechtigkeit unter den Menschen. Ihre Losung heißt "Niemanden zurücklassen. – Niemanden davonziehen lassen", was konkret meint: "Ausreichend progressive Besteuerung und ein vernünftiges Kartellrecht". Oder anders: "Diejenigen, die aufgrund ihrer ressourcenintensiven Entwicklung in der Vergangenheit heute das Vermögen haben – auch im Sinne der Befähigung –, mehr zu tun, müssen es auch tun". An anderer Stelle bekennt sich Maja Göpel überdies ausdrücklich zu einem Humanismus, wenn sie Gerechtigkeit einfordert als die Grundlage für eine nachhaltige Wirtschaft. Nur so könne man verhindern, dass die ökologische und die soziale Frage gegeneinander ausgespielt würden. "Denn gerade in vermeintlich postfaktischen Zeiten", so ihr Credo, "bleibe ich unbeirrbare Humanistin, die an die Kraft von Wissen und Gewissen glaubt".

Maja Göpel, Unsere Welt neu denken, Ullstein 2020, 208 Seiten, ISBN: 9783550200793, 17,99 Euro

Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen!

Es scheint so: Von ihrer humanistischen Grundhaltung hat Maja Göpel etwas weitergeben können an die Jugendbewegung, die sie zusammen mit anderen Wissenschaftlern aktiv und sehr wohlwollend berät. Und damit kommen wir zum dritten Buch, einem weiteren Manifest für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Der Titel, mit dem sich der Jugendrat in der "Generationen Stiftung" im November 2019 an die Öffentlichkeit wandte, klingt zunächst einmal provokativ: "Ihr habt keinen Plan. Darum machen wir einen", der Untertitel kaum weniger: "10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft". (Ein Wunder, dass er bislang weder hier noch gar auf den Seiten von Dubito, "dem jungen Angebot des HPD" wenigstens einer Erwähnung für würdig befunden wurde!)

Eine gewisse Respektlosigkeit gehört zur Jugend! Geht es doch vor allem um ihre Zukunft und um die ihrer Kinder. Ja, ihr Buch gerät zur Anklage. "Wir sind die Kinder und Enkel*innen, die von euch gelernt haben. Ihr habt gesagt, wir müssten immer ehrlich sein. Ihr habt uns eingebläut, dass unser Handeln Konsequenzen hat. … Jetzt halten wir euch den Spiegel vor…" Und dann zählen die jungen Autoren auf – keine(r) ist älter als Jahrgang 1994 –, was sie uns Eltern und Großeltern vorzuwerfen haben: die rücksichtslose Ausbeutung der Natur, den ständigen Ressourcenraubbau, die Ausbeutung vieler zugunsten weniger. "Aber wenn wir euch das vorhalten, nehmt ihr uns nicht ernst. Selbst bei Minimalzielen sagt ihr uns, das sei unrealistisch. … Dabei schaut ihr uns in die Augen, lächelt süffisant, manchmal auch selbstgefällig. Denn ihr habt ja die Welt verstanden".

Cover

Sicher, wer so angegangen wird, reagiert zunächst mit Entrüstung. Keiner lässt sich gerne mit Moral kommen. Man kontert mit seinem Erfahrungsvorsprung oder elegant mit Arroganz. Dem aufgeklärten Säkularen geht dann auch allzu leicht der Vorwurf von den Lippen, die Jugendbewegung argumentiere quasi-religiös. Doch man greife zum Buch, überzeuge sich selbst: Der Argumente auf Seiten der Jugend sind zu viele. Angesichts der dicht dokumentierten Faktenlage entlarven sich die meisten Gegenerklärungen und Entschuldigungen als klägliche Versuche, sich der Kritik durch Immunisierung zu entziehen.

Die zehn Bedingungen, die der Jugendrat ausformuliert hat, sind nur allzu berechtigt. Sie betreffen, eben wie die auch von Kemfert und Göpel genannten Punkte zur Umgestaltung der Zukunft, bei weitem nicht nur die Klimakrise. Sie greifen Schwachpunkte der Gesellschaft auf, wie sie sich jetzt während der Covid-Krise besonders offenbart haben: Wir überwinden den Lockdown, doch die Welt dreht sich weiter. Die Folgen der Klimakrise treffen vor allem die ärmeren Länder mit Unwettern, Überschwemmungen und unbekannten Dürren. Die Zerstörung ganzer Lebensräume, das Aussterben vieler Arten geht weiter. Ein entfesselter Markt entzieht sich einer generationengerechten Kontrolle. Die Arbeitswelt kommt ihren Ansprüchen nach mehr Ausgleich und Gerechtigkeit nicht nach. Längst nicht alle dürfen ihr Recht auf gute Teilhabe an Vermögen und Bildung einfordern. Sogar die in Jahrhunderten erkämpfte Demokratie scheint auf Dauer nicht mehr sicher.

Stolz und selbstbewusst konfrontiert uns der Jugendrat mit seinem Plan für eine generationengerechte Zukunft. "Es wird nicht reichen", schreiben die Autoren, "auf ein paar Inlandsflüge und Kreuzfahrten zu verzichten. Der Wandel unseres Denkens und Handelns muss grundsätzlicher sein". Ja, einmal Luft holen, und sich dann durch ihre hundert Einzelforderungen durchkämpfen. Zugegeben, sie sprengen zum Teil die Grenzen unseres Systems. Ihre Erfüllung ist nur möglich, wenn einiges ganz von Grund auf geändert wird.

Trotzdem: Die Utopie der Jugend ist kein Nowhere-Land! Aber die jungen Autoren wissen es: Sie können es nicht allein. Sie sind auf die Einsicht und konstruktive Mitarbeit aller Generationen angewiesen. Deshalb haben sie sich bei der Aufstellung ihrer Forderungen des Rates von Experten versichert: Initiatorin war die kluge Aktivistin Claudia Langer, die Unterstützer sind neben Maja Göpel, Harald Lesch, Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut der ehemalige Weltbankpräsident Caio Koch-Weser.

Auf der Website der Generationen Stiftung fordern die Macher die Alten und die Jungen auf sich aktiv zu verbünden. Ihre Botschaft: "Wir verbünden junge und alte Menschen, um gemeinsam das System zu verändern". Und ganz aktuell zu Corona/Covid-19: "Ein Rettungsschirm für die Menschen! Die Welt ordnet sich neu. Wie, das hängt von uns ab. Deswegen haben wir einen Soforthilfeplan geschrieben. 4 konkrete Forderungen für die Welt nach Corona. Mitmachen! Am 28. Mai geht es los! Bist du dabei?"

Wer die Stiftung dabei unterstützen will, besuche ihre Website. Zumindest darf man schon mal sehr gespannt sein.

Claudia Langer (Herausgeber), Der Jugendrat der Generationenstiftung (Autor), Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen! 10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft - Mit einem Vorwort von Harald Lesch (Deutsch), Broschiert, Randomhouse 2019, 12,00 Euro

Unterstützen Sie uns bei Steady!