Was kommt eigentlich dabei heraus, wenn jemand, der sonst als "Der Graslutscher" die Wiese ihrer Feuchtigkeit beraubt und über Vierlingsgeburten in Cabrios nachdenkt, sich mit der Klimakrise, Energie und Mobilität beschäftigt? Das Ergebnis ist sehr türkis, umfasst knapp 300 Seiten, berichtet uns von Wolkenfabriken und wie wir, statt unsere Hose anzuzünden, die Energiewende hinbekommen und den Weltuntergang doch noch abwenden können.
Jan Hegenberg, studierter BWLer und ITler, wurde als "Der Graslutscher" mit seinem Blog und seinen Beiträgen in den Sozialen Medien zunächst einem veganen Publikum bekannt. Neben seinen Überlegungen zu Vierlingsgeburten auf Cabrio-Rücksitzen korrigierte er äußerst regelmäßig medial verbreitete Fehlinformationen zur veganen Lebensweise. Mittlerweile hat er nicht nur Beiträge für den hpd geschrieben und wurde 2023 für den deutschen Social-Media-Preis "Die Goldenen Blogger" nominiert, sondern hat sich auch mit unserer Klimakrise und der Abwendung dieser befasst. Dabei hat er sich gewohnt akribisch in die Thematik eingearbeitet und mit "Weltuntergang fällt aus!" ein Buch abgeliefert, das im Untertitel verspricht, dass die Wende viel einfacher ist, als die meisten denken.
Auf knapp 300 Seiten und mit Unterstützung von viel türkis, schön einfachen Grafiken und entspannenden Aussagen, klärt er über unseren Bedarf an Energie auf, wie dieser mit einer Mischung aus nachhaltigen Quellen zu decken ist und was dazu nun getan werden muss. Im Textverlauf seufzt der Autor nicht selten, zeigt aber trotzdem recht einleuchtend auf, wie wir es in Zukunft schaffen, uns nicht von Diktatoren mit Öl- oder Gaspipelines erpressen zu lassen, warum Atomenergie keine Lösung ist und dass die Stadt Fürth keinem riesigen Windpark weichen muss.
Wie wir uns von Wolkenfabriken, auch bekannt als Kohlekraftwerke, und rollenden Heizungen, auch genannt Autos mit Verbrennungsmotoren, verabschieden, sich erneuerbare Energien über die Jahreszeiten ergänzen, wie wir Arten- und Umweltschutz mit Energiegewinnung in Einklang bringen und wie Energiespeicherung beziehungsweise das Umgehen dieser funktionieren kann.
Auch erklärt Hegenberg, wie LKW, Schiffe und Hochöfen versorgt werden können, ohne weiterhin Kohle und Gas aus dem Boden zu fördern oder diese mühsam auf Strom umzustellen oder wo Gesetze zukunftsweisende Technologien ausbremsen.
Wichtig sind neben allen vermittelten Grundlagen zu Klima, Energie und Mobilität auch die Ansätze zur zukünftigen Umsetzung der Wende, inklusive in Politik und Wirtschaft, sowie die Tipps zur Diskussion mit jenen, die einer Energiewende skeptisch gegenüberstehen und sich von Fehlinformationen bayerischer Politiker und ganzer Unternehmensgruppen womöglich verunsichern lassen.
Obwohl so dicht mit Informationen gepackt, dass auch Captain Picard begeistert wäre, liest sich das Buch eher wie ein entspanntes Quatschen mit Jan vor dem "Zurück in die Zukunft"-Fernsehabend. Nach dem Buch ist es an der Zeit, sich bei allen Kindern zu entschuldigen, die jemals aufgefordert wurden nicht so zu schreiben, wie sie sprechen. Das kann sogar sehr angenehm sein. Selbst wenn die von Hegenberg angeführte Gefühlswelt polyamorer Baumaschinen, die potentiell in Kalifornien eine Hippiekommune gründen, einige Lesende vielleicht einen Moment vom Thema Abwendung der Klimakrise abschweifen lassen.
Jan Hegenberg, Weltuntergang fällt aus!, KOMPLETT-MEDIA Verlag, München 2022, 288 Seiten, 22 Euro.