Der mehrfach vorbestrafte AfD-Politiker Kay Nerstheimer hatte Homosexuelle als "widernatürlich" und "degeneriert" bezeichnet. Nun wurde er vom Berliner Amtsgericht Tiergarten wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt.
Die Anklage gegen Nerstheimer bezog sich auf Äußerungen, die er im Dezember 2014 auf der Facebook-Seite der AfD-Politikerin Beatrix von Storch tätigte: Dort hatte der 53-Jährige Homosexuelle unter anderem als "widernatürlich" und als "degenerierte Spezies" verunglimpft. Homosexualität bezeichnete er in seinen Kommentaren als "Gendefekt" und "Fehler im Programm".
Das Berliner Amtsgericht Tiergarten bewertete diese Aussagen nun als Volksverhetzung. In der Gesamtschau seiner Kommentare habe Nerstheimer homosexuelle Menschen beschimpft und verächtlich gemacht und damit die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten. An den Angeklagten gerichtet erklärte die Richterin Ta-Som Yun laut RBB: "Es ging Ihnen vordergründig darum, die Homosexuellen als minderwertig und nicht gleichwertig darzustellen."
Das Gericht folgte schließlich der Forderung der Staatsanwaltschaft und verhängte eine Geldstrafe von 7.000 Euro (70 Tagessätze zu je 100 Euro) gegen den AfD-Politiker, der bereits wegen Verletzung der Unterhaltspflicht, gefährlicher Körperverletzung, Betrugs, Unfallflucht und Fahren ohne Fahrerlaubnis vorbestraft war. Schon in der Vergangenheit war er zudem durch rassistische und geschichtsrevisionistische Äußerungen aufgefallen.
Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin im Jahr 2016 wurde Nerstheimer, der zum völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke zählt, als Direktkandidat der AfD gewählt. Nach dem Bekanntwerden der Volksverhetzungs-Vorwürfe verzichtete er jedoch auf die Mitgliedschaft in der Fraktion und sitzt seitdem als fraktionsloser Abgeordneter im Parlament. Schon länger ist ein Parteiausschlussverfahren gegen Nerstheimer im Gespräch, das bislang aber nicht eingeleitet wurde.
6 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Richtig gerichtet!
Peter am Permanenter Link
wer im Glashaus sitzt... (in der AFD gibt es genügend schwule, genauso wie in der Katholischen Kirche)
annen anne Nerede am Permanenter Link
Der Ruhrbischoff Overbeck, "der Widernatürliche", hatte bei Anne Will Homosexualität als "widernatürlich" bezeichnet. Ist das verjährt?
Bodo Matthes am Permanenter Link
Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter - ODER aber man will sich staatlicherseits nicht mit der Kirche anlegen.
Paul am Permanenter Link
Was verwunderlich ist, das es viele Homosexuelle gibt, die in einer Anonymen Umfrage zugaben, AFD wählen zu wollen bzw. es vermutlich auch getan zu haben.
Bodo Matthes am Permanenter Link
Ich kann mir das nur so erklären: Seitens solcher Homosexueller nimmt man die verbale Homophobie aus der AfD in Kauf und wählt eine islamfeindliche Partei in der (illusionären) Hoffnung, dass sie gegen (nicht nur verb
„Wir dürfen uns bitte nicht wundern, wenn diese Muslime, die zu uns kommen, die klar an ihrem Glauben hängen, die stolz auf ihre Kultur sind – das sei ihnen unbenommen – unsere verachten, weil wir sie offensichtlich selber verachten, wenn wir eine evangelische Kirche haben, die solche Seminare auf ihrem Kirchentag anbietet. Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn wir irgendwann nicht mehr sind." (Quelle: http://www.blu.fm/aktuell/beatrix-von-storch-akzeptanz-homosexualitaet-gehoert-nicht-zu-unserer-kultur/)