Notizen aus Polen

Das Hostienwunder von Legnitz

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Diese Hostie soll sich zu einem Stück Gewebe verwandelt haben.
Diese Hostie soll sich zu einem Stück Gewebe verwandelt haben.

WARSCHAU. (hpd) Am 25. Dezember 2013 fiel in einer Kirche in Legnitz (Polen) eine Hostie auf dem Boden. Sie musste deshalb laut Vorschrift in einem Gefäß aufbewahrt werden. Darin soll sie sich in menschliches Herzgewebe verwandelt haben: Ein eucharistisches Wunder! Seit dem 2. Juli 2016 – nach Beendigung des vorgeschriebenen Verfahrens in Vatikan – kann diese Hostie als Reliquie verehrt werden.

Das gleiche "Wunder" geschah allerdings schon einmal in den kleinen Städtchen Sokółka an der polnischen Ostgrenze im Jahre 2008. Sowohl damals als auch diesmal in Legnitz fanden sich "Gelehrte", die menschliches Gewebe in bzw. an der Hostie festgestellten. Eine von diesen Akademikern war die Professorin Maria Sobaniec-Łotowska, eine streng gläubige Katholikin, die im Jahre 2012 eine Petition an die Parlamentarier zum gesetzliches Verbot der In-Vitro Befruchtung einreichte.

Im Fall Sokółka hatte seinerzeit die Polnische Rationalisten Gesellschaft eine Anzeige bei der örtlichen Staatsanwaltschaft eingereicht: wenn es sich tatsächlich um Herzgewebe handelt, dann muss man den Inhaber dieses Gewebes suchen, der möglicherweise ermordet und dessen Leichnam geschändet wurde. Die Staatsanwaltschaft fand jedoch keine Beweise, dass in Sokółka ein Verbrechen begangen wurde.

Es gab auch schon früher andere "Wunder" in Polen.
Im Jahre 1949 erschienen auf dem Gemälde von Muttergottes in der Kathedrale von Lublin Tränen. Nachdem Scharen von Gläubigen nach Lublin zogen, haben die kommunistischen Behörden das Gemälde requiriert.
Im Jahre 1959 soll sich die Muttergottes 20 mal den Gläubigen in einer Warschauer Kirche gezeigt haben.
Im Jahre 1965 will in einem Dorf in der Nähe von Białystok ein Mädchen ebenfalls die Madonna gesehen haben. Am Tag der angekündigten nächsten Begegnung mit ihr haben viele Hunderte Menschen das Dorf besucht. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit der Miliz (Polizei). Einige Leute landeten in Krankenhaus, einige im Arrest.

Doch die früheren Wunder wurden von der Amtskirche nicht anerkannt. Weshalb ist das jetzt im Fall Legnitz anders? Man kann nur spekulieren, doch eines ist sicher: Wie bei früheren Wunder wird die Kirche in Legnitz das gut vermarkten können und Geld verdienen. Es gibt genügend potentielle Kundschaft. Die polnische Ausgabe der Wochenzeitschrift Newsweek fragte seine Leser, ob sie an Wunder von Legnitz glauben? Immerhin sagten 28,08 Prozent der Befragten "Ja".

Zur Zeit hat die Katholische Kirche sehr viel Macht und Einfluss in Polen. Vielleicht werden neue Wunder jetzt am laufenden Band produziert…