Humanismus bedeutet auch: den letzten Liebesdienst erweisen

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Sterbehelfer Peter Puppe bei seinem Vortrag in Oldenburg
Sterbehelfer Peter Puppe

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Blick in den gut besuchten Saal, von hinten: der Vortragende Peter Puppe
Blick in den gut besuchten Saal

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Blick aus dem Publikum während des Vortrags von Sterbehelfer Peter Puppe
Blick aus dem Publikum während des Vortrags von Sterbehelfer Peter Puppe

Über praktische Hilfe und Erfahrungen bei der Wahrnehmung des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben berichtete der Suizidhelfer Peter Puppe bei einer Informationsveranstaltung des Arbeitskreises Selbstbestimmtes Sterben in Oldenburg.

Sterben. Etwas, worüber Menschen sehr lange nicht nachdenken möchten, zumindest, solange sie gesund sind und nichts Unerwartetes dazwischen kommt. Sterben dürfen. Das klingt für manche vielleicht sogar "irgendwie unpassend", wenn es nicht gerade um die geliebte, uralte Katze geht.

Für den Freitod wird das Wort "Selbstmord" benutzt. Als würde man eine Straftat begehen und jemanden gegen dessen Willen aus dem Leben reißen – dabei ist genau das Gegenteil der Fall, denn insbesondere, um diesen Schritt geplant und für alle leidfrei gehen zu können, muss der Betreffende sich über eine längere Zeit der Sache sicher sein, sich vorbereiten, Equipment kaufen, vielleicht sogar üben. Und jemanden auf diesem selbstgewählten und selbstbestimmten letzten Weg zu begleiten, ist oft das Einzige, was Familie und Freunde einem Leidenden "schenken" können, wenn die Medizin am Ende oder ein Mensch des Lebens müde ist.

Um sich darüber zu informieren, wie ein solches selbstbestimmtes Lebensende in Deutschland konkret aussehen kann, hatte der Arbeitskreis Selbstbestimmtes Sterben Oldenburg am 4. März zu einem Infovormittag mit dem Suizidhelfer Peter Puppe in den Alten Landtag in Oldenburg eingeladen. Puppe berichtete von seinen Erfahrungen mit Menschen auf dem letzten Weg, die er seit rund 18 Jahren begleitet.

Bei der Erläuterung der praktischen Hilfe und der Erfahrungen hinsichtlich der Wahrnehmung des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben wurde neben der Erklärung vieler verschiedener Möglichkeiten das Hauptaugenmerk insbesondere auf die Helium-Methode gelegt. Puppe gab praktische Anleitungen und führte die Methode vor.

Ein Spontansuizid wegen eines schlechten Tages ist auf diesem Weg nahezu ausgeschlossen: Man muss Zeit und auch ein wenig Geld investieren. Aber dadurch gewinnt man die Möglichkeit, seinem Leben und Leiden ein Ende zu machen: geplant, sauber, ohne traumatisierte Lokführer und ohne womöglich die (geliebten) Menschen zu gefährden, die den Leichnam finden werden; ja, vielleicht sogar in Gegenwart dieser geliebten Menschen.

Die Anwesenden konnten Puppe Fragen stellen und auch über ihre eigenen Erfahrungen sprechen – ungezwungen, enttabuisiert und offen. Diese Möglichkeit wurde genutzt, für manche vielleicht erstaunlich rege. Die Aussicht darauf, dass diese offene Infoveranstaltung unter einem im Bundestag diskutierten, mutmaßlich verfassungswidrigen Gesetzesentwurf von Lars Castellucci wohl verboten würde und den Organisatoren bis zu zwei Jahre Gefängnis einbrächte, sorgte neben Unverständnis auch für Empörung.

Zwei weitere Veranstaltungen des Arbeitskreises Selbstbestimmtes Sterben Oldenburg sind geplant:

Am 25.03.2023 um 11 Uhr wird Ulla Bonnekoh von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) die Praxis des Vereins vorstellen und das Vermittlungsverfahren an freitodbegleitende externe Teams erläutern.

Am 21.04.2023 um 19 Uhr wird Olaf Sander, der Sohn von Frau Sander aus dem Film "Frau S. will sterben", von seinen Erfahrungen berichten.

Beide Termine finden erneut im Kulturzentrum PFL Oldenburg, Peterstraße 3, 26121 Oldenburg statt. Weitere Informationen gibt es hier.

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