Indonesien: Ende der Jungfräulichkeitstests bei der Armee nur dahingesagt?

Im Juli kündigte General Andika Perkasa an, dass die Armee keine Jungfräulichkeitstests bei Rekrutinnen mehr durchführen würde. Nachdem die Ankündigung Erleichterung und Lob auslöste, ist zwei Monate später noch immer keine schriftliche Veröffentlichung erfolgt, die Zweifingertests und andere demütigende und schmerzhafte Prozeduren für Bewerberinnen ausschließen.

Wer in den Dienst der indonesischen Armee oder der Nationalpolizei wollte, musste bisher einen Jungfräulichkeitstest durchlaufen. Dieser umfasste eine Untersuchung der Genitalien. Während männlich definierte Personen auf ihre reproduktive Gesundheit gecheckt wurden, sollten Zweifingertests oder ähnliche Prozeduren bei weiblich definierten Personen feststellen, ob diese jungfräulich seien.

Obwohl solche Tests völlig unwissenschaftlich sind, Armee und Nationalpolizei keinerlei Aussagen über die Arbeitsqualität geben können und von der Weltgesundheitsorganisation WHO strikt abgelehnt werden, mussten und müssen sich womöglich immer noch Bewerberinnen diesen demütigenden und teils schmerzhaften Untersuchungen unterziehen. Wer als nicht jungfräulich eingestuft wurde, wurde nicht von einer Bewerbung ausgeschlossen, erhielt jedoch weniger Punkte im Bewerbungsprozess. Ähnlich erging es den zukünftigen Ehefrauen von Militärs: Auch sie wurden auf Gesundheit und Jungfräulichkeit geprüft. Wurde vermeintlich ein Verlust der Jungfräulichkeit festgestellt, erhielt der Gatte in Spe eine Benachrichtigung, um entscheiden zu können, ob er trotzdem heiraten wolle.

Im Juli nun kündigte der Ranghöchste Militär Andika Perkasa an, dass Jungfräulichkeitstests in Zukunft nicht mehr stattfinden sollten. Eine Entscheidung, die von Frauen- und Menschenrechtsorganisationen begrüßt, das weitere Vorgehen jedoch auch kritisch beobachtet wurde. Auch über zwei Monate nach Ankündigung Perkasas findet sich kein schriftliches Dokument, welches Zweifingertests ausschließt und Vorgaben für medizinisches Personal bei Einstellungsuntersuchungen neu regelt. Kein gutes Zeichen für den Schutz von Armee- und Polizei-Bewerberinnen in einem Land, das sich in zahlreichen Bereichen, wie zum Beispiel Sport oder Schule, noch immer an wissenschaftlich völlig haltlose und menschenverachtende Tests klammert.

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