Die katholische Kirche hat nach 25 Jahren wieder Stellung zur Entfernung von Gebärmüttern genommen. Üblicherweise als unzulässig, da sterilisierend eingestuft, wird die Entfernung durch die Kongregation für die Glaubenslehre und Papst Franziskus nun als moralisch erlaubt eingestuft, wenn sich der Uterus in einem unveränderbaren Zustand befindet, der keine Fortpflanzung mehr erlaubt.
Nach der letzten Stellungnahme von 1993 galt die Entfernung moralisch nur als erlaubt, wenn eine Schwangerschaft eine Gefahr für die Gesundheit der Frau darstellte.
Zu erwarten wären von der katholischen Kirche wohl eher Schreiben und andere Stellungnahmen zu Hoden, Prostatabeschwerden, den Sinn und Unsinn des Zölibats oder zur Verhinderung sexueller Übergriffe auf Minderjährige. Stattdessen jedoch erhalten wir Beiträge, die die moralische Bewertung einer Gebärmutterentfernung enthalten. Die Entfernung des Uterus wird, im Vergleich zu anderen Methoden wie Kondome, Pille, Spirale, Stäbchen, Diaphragma oder Durchtrennung/Abklemmung der Eileiter, ohnehin eher selten zur Verhütung angewandt. Gilt der katholischen Kirche jedoch erst einmal als unzulässige Sterilisation.
Ausnahmen können daher für die katholische Kirche nur greifen, wenn die Gebärmutter ohnehin nicht dem nach Kirchensicht eigentlichen Sinn der Sexualität, also der Fortpflanzung, dienen kann. Wenn also eine Schwangerschaft Gesundheit und Leben der Schwangeren bedrohen würde oder wenn zum Beispiel nur Fehlgeburten zu erwarten seien. Ihre Realitätsferne zeigt die katholische Kirche allerdings wieder einmal in ihren Alternativvorschlägen zur Uterus-Entfernung. Diese sieht sie in der Enthaltsamkeit oder dem Ausweichen in unfruchtbare Perioden.
Obwohl die Kongregation für die Glaubenslehre, bestehend aus 26 hohen und natürlich männlichen Würdenträgern, drei weibliche Beraterinnen hat, ist fraglich, ob diese oder externe medizinische Unterstützung bei der Entwicklung der Stellungnahme befragt wurden und ob ihre Meinung oder Expertise aufgenommen wurde.
12 Kommentare
Kommentare
Arno Gebauer am Permanenter Link
Moin,
ich erlaube allen katholischen Würdenträgern, sich die Hoden entfernen zu lassen,
weil eine Fortpflanzung moralisch nicht gewünscht ist.
Gruß
Arno Gebauer
Stefan Dewald am Permanenter Link
Mich beschleicht immer mehr der Verdacht, dass es sich bei der römisch-katholischen Kirche um eine Satire-Religion handelt. Ich bin mal gespannt, ob sie eine theologische Abhandlung über Papier- vs.
Kay Krause am Permanenter Link
Vorschlag: der Uterus sollte nur dann entfernt werden, wenn geplant ist, ein weiteres zukünftiges Mitglied des Klerus daraus hervorgehen zu lassen.
Klaus Bernd am Permanenter Link
In den apologetischen Kommentaren in der taz werden verschiedene Argumente aufgeführt, die vom eigentlichen Problem ablenken oder schlicht unzutreffend sind:
2. Solange die Kirchen in D über derartig ungerechtfertigte Privilegien verfügen, ibs. Bischöfe, direkt oder indirekt, von jedem Steuerzahler mitbezahlt werden, solange hat jeder Steuerzahler das Recht, auch „innerkirchliche“ Ereignisse zu kommentieren.
3. Diese Vorschrift ist keine unverbindliche Empfehlung, man verzichtet heute lediglich aus optischen Gründen auf den Zusatz „verdammt sei“ wer widerspricht oder gar zuwider handelt.
4. Wie man an diversen Beispielen – ibs. §§217 bis 219 – sieht, begnügt sich die r.k.K. nicht damit, ihre Glaubenslehren unter den Gläubigen durchzusetzen, sondern versucht auch, sie mithilfe ihrer Christlichen Vasallen in der Politik der Gesellschaft aufzuzwingen. So kann man durchaus damit rechnen, dass sie versucht, ihre Haltung zur Entfernung des Uterus in das Strafgesetzbuch eingehen zu lassen.
In kaum zu überbietender Weise wird der elitäre anmaßende rein esoterisch begründete Anspruch der r.k.K. in der „Sozialenzyklika“ Rerum novarum von Papst Leo XIII formuliert:
„22 Indessen die Kirche läßt es sich nicht dabei begnügen, bloß den Weg zur Heilung zu zeigen, sie wendet auch die Heilmittel selbst an. Ihr ganzes Arbeiten geht dahin, die Menschheit nach Maßgabe ihrer Lehre und ihres Geistes umzubilden und zu erziehen. Durch den Episkopat und den Klerus leitet sie den heiligen Strom ihres Unterrichtes in die weitesten Kreise des Volkes hinab, soweit immer ihr Einfluß gelangen kann. Sie sucht in das Innerste der Menschen einzudringen und ihren Willen zu lenken, damit sich alle im Handeln nach Gottes Vorschriften richten.“
Diese Enzyklika bildet die Basis für alle nachfolgenden „Sozialenzykliken“ und offenbar auch für die Sozialpolitik der CSU.
Die unverfrorene Überheblichkeit des Textes spricht eigentlich für sich, der eine oder andere Aspekt verdient aber, hervorgehoben zu werden:
- die r.k.K. versteht sich als Umerziehungsanstalt der ganzen Menschheit
- vom Episkopat und dem Klerus aus geht es HINAB ins Volk
- Gehirnwäsche ist erklärtes Ziel der r.k.K.
Wolfgang Breiter am Permanenter Link
Nicht auszudenken, was uns noch alles an merkwürdigen Geboten, moralischen Vorgaben, frauenverachtende Regeln und verklemmter Sexualmoral blüht, wenn wir demnächst eine anerkannte Religionsgemeinschaft mehr haben.
Uli am Permanenter Link
Zum Verständnis:
1. Die Katholische Kirche lehnt - zu recht oder unrecht - künstliche Empfängnisverhütung ab.
3. Es wird geantwortet, dass die Gebämutterentfernung nur legitim ist, wenn
- eine Schwangerschaft Gesundheit und Leben der Schwangeren bedrohen würde oder
- nur Fehlgeburten zu erwarten seien.
Wenn Punkt 1 gilt, ist der Rest doch logisch. Wenn die Glaubenskongregation gesagt hätte, betroffene Frauen müßten halt enthaltsam leben, und seien selber schuld, wenn sie schwanger werden und dadurch ihr Leben oder ihre Gesundheit riskieren: Dann wäre die Aufregung gerechtfertigt.
Wer - zu recht oder unrecht - meint, die Ablehnung von künstlicher Empfängnisverhütung sei Unfug, der hat eine andere Grundannahme und braucht sich doch nicht wundern, dass die Folgerungen ebenfalls nicht seiner Auffassung entsprechung.
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Leider muss ich Ihnen widersprechen. Die Entscheidungen der Glaubenskongregation sind von den Gläubigen und ihren Hirten zu beachten.
Die katholische Moral ist vielfach sogar für Priester, Beichtväter und modernen Moralisten untragbar. Diese Entscheidung nicht zu verstehen.
Es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen. Trauen Sie sich doch, solche Entscheidungen zu kritisieren! Oder halten Sie sich selbst streng und ausnahmslos an alle Regeln der kirchlichen Moral? Das wird doch keinem Menschen heute mehr zugemutet. Wozu dann so eine Aussage? Nein, Solches darf in einer modernen Gesellschaft nicht mehr sein.
Uli am Permanenter Link
Aber warum soll ich denn diese Entscheidung kritisieren, wenn sie vernüftig ist?
Die Entscheidung müsste man dann kritisieren, wenn sie lauten würde: Auch wenn dadurch Gesundheit und Leben der Frau gefährdet wird, darf keine Hysterektomie erfolgen.
Natürlich kann man über die Haltung zur künstlichen Empfängnisverhütung diskutieren, viele tun das, und noch mehr haben das getan (und sich anders als die Katholische Kirche entschieden). Vermutlich lehnen auch Sie die künstliche Empfängnisverhütung nicht ab, aber dann brauchen Sie sich doch nicht zu wundern, wenn Ihnen Aussagen, die aus einer anderen Voraussetzung folgen, nicht Ihrer Meinung entsprechen.
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
@ Uli
Was Sie schreiben ist in meinen Augen ungeheuerlich! Wer gibt denn der Kirche das Recht, die Empfängnisverhütung zu verbieten? Sie hat überhaupt nicht das Recht, sich als oberste Moralinstanz zu fühlen. Ich meine, dass diese kasuistische Moraltheologie endgültig der Vergangenheit angehören soll.
Uli am Permanenter Link
Sie, der hpd oder die Giordano-Bruno-Stiftung haben doch auch das Recht, ihre Sicht der Welt und die daraus folgenden Konsequenzen zu vertreten (solange sie nicht zu Rassenhass, Mortd und Totschlag etc. aufrufen).
Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Weil die Auffassungen der Wirklichkeit widersprechen. Mit geht es nicht um eine Narrenfreiheit, sondern darum, ein realistisches und den Erkenntnissen der Wissenschaften entsprechendes Weltbild.
A.S. am Permanenter Link
Bei Religion geht es nur um Macht über Menschen, besonders über die Frauen.