Die katholische Hilfsorganisation "Missionaries of Charity" (MoC), gegründet von der Nonne Mutter Teresa, muss in Indien künftig ohne ausländische Geldspenden auskommen. Nicht etwa aufgrund der berechtigten Kritik an einer "Wohltätigkeit", die das Seelenheil höher wertet als grundlegende medizinische Anforderungen. Nein, die "Missionarinnen der Barmherzigkeit" sind offenbar der hindu-nationalistischen Regierung ein Dorn im Auge.
Damit ihr die Annahme von Devisenzahlungen erlaubt wird, muss die Organisation regelmäßig beim Innenministerium eine Genehmigung beantragen. Der letzte Antrag Anfang Oktober sei zwar zunächst bis 31. Dezember bewilligt worden. Doch bereits am 25. Dezember hatte die Behörde den Antrag abgelehnt, "weil die Berechtigungsvoraussetzungen nicht erfüllt" seien. Auf dem Konto seien "unerwünschte Beträge" eingegangen, die die Beamten zunächst prüfen müssten, hieß es dazu.
Bereits Mitte Dezember ermittelte die Polizei in der Stadt Gujarat gegen die Organisation. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie zwei hinduistische Mädchen zum Übertritt in den christlichen Glauben gezwungen haben soll. Vorwürfe, die Dominic Gomes, Generalvikar der Diözese Kalkutta, empört von sich weist. Die jüngste Entscheidung der Regierung nannte er ein "brutales Weihnachtsgeschenk für die Ärmsten der Armen".
Massive Kritik kommt auch von Mamata Banerjee, der Ministerpräsidentin des Bundesstaates Bengalen, in dessen Hauptstadt Kalkutta die MoC tätig sind. Auf Twitter äußerte sie sich "schockiert", 22.000 Patienten und Mitarbeiter seien betroffen. Banerjee gehört der Partei Trinamol Congress an, die im indischen Bundesparlament eine Oppositionsrolle einnimmt. Regierungspartei ist die BJP (Bhratiya Janata Party) unter Ministerpräsident Narendra Modi, die einen strikt hindu-nationalistischen Kurs fährt und andere weltanschauliche sowie ausländische Strömungen in der Gesellschaft unterdrückt. In der Vergangenheit berichteten auch Greenpeace und Amnesty International, dass ihre indischen Bankkonten von den Behörden eingefroren worden seien.
Auch im Fall der MoC hatte es zunächst Gerüchte über eingefrorene Konten gegeben. Doch die Regierung wies diese Behauptung zurück. Unter Berufung auf die State Bank of India teilte das Ministerium mit, dass die MoC selbst das Einfrieren ihrer Konten angeordnet hätten. Zwar bestätigten die MoC diese Lesart, doch die Oppositionspartei Trinamool Congress behauptet, die Regierung hätte die Organisation zu dieser Stellungnahme gedrängt.
Die "Misionaries of Charity" wurden 1950 von der Ordensschwester "Mutter Teresa" gegründet und betreiben mehr als 240 Waisenhäuser und Hospize in Indien. Einem Medienbericht zufolge erhielten sie Haushaltsjahr 2020/21 rund 662 Millionen Euro Spenden aus dem Ausland.