Sexistische Werbung reduziert menschliche Körper auf schmückendes Beiwerk, um die Attraktivität eines Produktes oder einer Dienstleistung mit nackter Haut zu steigern. Da eine bundesweite Regelung gegen sexistische Werbung nicht absehbar ist, greifen nun einzelne Städte ein. Sie erlauben keine sexistische Werbung mehr auf städtischen Flächen. Flensburg gehört nun dazu.
Am 19. Februar entschied der Flensburger Hauptausschuss, einem Entwurf von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Südschleswigschem Wählerverband (SSW) und Die Linke zum Verbot diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf städtischen Werbeflächen, zuzustimmen. Der Beschluss wurde mit zehn Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung angenommen. Zukünftig sollen also zumindest auf öffentlichen Flächen, sowie Gebäuden und Fahrzeugen der Stadt und ihrer Gesellschaften keine sexistischen und/oder diskriminierenden Darstellungen mehr zu finden sein. Wie bereits die Stadt München , sowie die Städte Ulm, Bremen und Pforzheim, stützt sich Flensburg dabei auf eine Definition, wie sie der Anti-Sexismus-Beirat in Österreich formuliert hat. So handelt es sich um sexistische Werbung, wenn
- geschlechtsbezogene Über-/Unterordnungsverhältnisse dargestellt werden,
- Eigenschaften, Fähigkeiten und soziale Rollen in Beruf und Familie ausschließlich aufgrund von Geschlecht zugeordnet werden,
- sexuelle Anziehung als ausschließlicher Wert von Frauen dargestellt wird,
- sexuelle Verfügbarkeit suggeriert wird.
Flensburg verzichtet auf die Vorabprüfung von Werbedarstellung, hat jedoch eine Fachgruppe eingerichtet, welche Werbesujets bei Meldung prüfen soll.
In Erlangen sieht der Rat die mit dem Werbepartner vertraglich festgelegte Forderung "keine geschlechter- oder fremdenfeindlichen Motive" auf städtischen Flächen zu platzieren als ausreichend an. Ein Verbot konnte in der letzten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Planung nicht erreicht werden.
Wie bitter nötig jedoch Regeln für Unternehmen und Organisationen sowie ihre Werbeagenturen wären, zeigt nicht nur die Entrüstung um den letzten Werbefail eines Discounters, der seine löchrigen Backwaren mit einem Spruch, der üblicherweise dazu dient, Frauen abzuwerten, zu verkaufen suchte, sondern auch die tägliche Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wie PINKSTINKS, die nicht nur aufzeigen, welche negativen Einflüsse sexistische Werbung auf uns alle hat, sondern immer wieder sexistische Werbung anprangern und gesetzliche Regelungen vorantreiben.
Sexistische und andere diskriminierende Werbung kann beim Werberat gemeldet werden. Dieser hat einen Werbekodex festgelegt und kann Unternehmen, die dagegen verstoßen, rügen.
27 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
Menschen sind sexuelle Wesen. Frauen schauen gerne hübschen Männern hinterher und Männer hübschen Frauen, das ist so.
hj_allemann am Permanenter Link
Ich habe u.a. auf den Link "Werbefail eines Discounters" geklickt, um besser zu verstehen, was denn genau mit Sexismus gemeint sein könnte.
Die Werbung zeigt einen Donut und einen Bagel, Gebäckstücke, die in der Mitte ein Loch haben. Die Überschrift lautet: "Loch an Loch". Ich habe sofort verstanden, irgendeine witzig gemeinte Bemerkung, dass die Löcher gleich sind, jedoch das Drumherum, wohl der Geschmack oder so entscheidet. Für mich eine Werbung wie Millionen andere, die irgendwie auf sich aufmerksam machen will. Ich fragte mich, wo da der Sexismus sein könnte.
Ich mußte die Erklärung lesen: "Egal mit welcher Frau man(n) geschlafen hat, Hauptsache man(n) hatte Sex", um zu verstehen, was die Kritiker dieser Werbung meinen. Mir ist diese Asssoziation nicht in den Kopf gekommen, obwohl ich den blöden Spruch kenne und ich frage mich, wie verbohrt muss man sein, um in jeden harmlosen Spruch oder Werbeslogan etwas Sexistisches hinein zu interpretieren?
Schlimm fand ich auch der web-site, auf die gelinkt wurde, die Live-Abstimmung: "Was halten Sie von dem Werbeslogan von Lidl?" Nur zwei Antworten waren möglich: "Geht gar nicht, das ist unterste Schublade" und "Nicht so schlimm, war doch lustig gemeint!" Mit dieser Fragestellung wurde kategorisch und einseitig unterstellt, dass die Werbetreibenden und auch die Leser nur Sex im Kopf haben, wenn sie das lesen.
Wenn ich lese, dass Mitarbeiter von Lidl sich für diese Werbung feiern liessen und diese Sexismuskritik ins Lächerliche ziehen, kann ich nur sagen, ich schließe mich den Lidl-Mitarbeitern an. Ich brauche keine Tugendwächter, die selbst da Sex entdecken, wo keiner ist.
Übrigens, und wenn wir schon dabei sind, dieses "man(n)" suggeriert, dass nur Männer mit Frauen Sex haben. Nun dürfte bekannt sein, dass es auch Lesben und Schwule gibt. Wie passen die denn da ins Bild? Könnte mich da jemand aufklären?
Rainer Bolz am Permanenter Link
Absoluter Zuspruch, es gibt da draußen eben auch noch das andere, vor allem männliche Deutschland das Veganismus für ebenso überflüssig hält wie Konsumverzicht, von der Debatte um #MeToo schwer genervt ist und vermutl
Wenn überemmanzipierte Frauen damit nicht zurechtkommen ist es nicht unser Problem.
Was ich solchen Frauen empfehle wird hier nicht gedruckt.
Echnaton18 am Permanenter Link
Furchtbar das eine humanistische Vereinigung den Kampf gegen Sexualität und Erotik so massiv unterstützt und damit der religiösen und der Gender Prüderie in die Hände spielt.
micham61 am Permanenter Link
Wer nicht wirbt, der stirbt...wer viel wirbt ist schon platt. Davon mal abgesehn ist Werbung immer sexsitisch, immer, da beist die Maus kein Faden ab.
David Zahn am Permanenter Link
Sexismus ist doof. Staatliche Tugendwacht ist doofer.
A.S. am Permanenter Link
wo liegt die Gernze zur sexuellen Verkelmmtheit a la Katholischer Kirche oder islamischen Ganzkörperverhüllung?
Frauenrechte wären doch eine ideale "Straßenbahn", auf deren Trittbrett religiöse verkelmmte Fanatiker ihr Ziel erreichen!
Kay Krause am Permanenter Link
Wenn nun Plakate und andere Werbeträger mit schön/ ansehnllich dargestellten Damen als sexistisch eingestuft werden, stellen wir dann die Kritik am deutschen Mann (der sich schöne Frauen - egal wie und wo dargestellt
Bernhard Zaugg am Permanenter Link
Werbung lügt immer. Sie ist daher eh schon unethisch und wird mit der Verbannung von Sexismus und Diskriminierung aus ihr leider nicht viel besser.
Frank am Permanenter Link
Die Welt braucht keine selbsternannten Tugendwächter, die der Öffentlichkeit ihre Ansichten aufzwingen wollen.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/london-buergermeister-stoppt-sexistische-werbung-im-nahverkehr-a-1097419.html
Kay Krause am Permanenter Link
Frank, Logische Folgerung Ihrer (richtigen!) Aussage: dann brauchen wir auch keine Kirchen!
Kurfuerst am Permanenter Link
Jawoll! Am besten sollten wir Frauenkörper generell verhüllen, damit sie keinesfalls als Sexobjekte gesehen werden können.
G. Hantke am Permanenter Link
Das dürfte zwar polemisch gemeint sein, trifft aber, zu Ende gedacht, genau den Punkt.
G. Hantke am Permanenter Link
Nachdem wir noch immer weit davon entfernt sind, die bis ins letzte Detail gehenden Reglementierungen durch die meisten Religionsgemeinschaften und Staaten auf sexuellem Gebiet gegenüber ihren Mitgliedern oder sogar d
Wenn die meisten Menschen ein gestörtes bis krankhaftes Verhältnis zur Sexualität oder schon der schlichten Nacktheit an sich aufweisen, war das bisher hauptsächlich ein Verdienst der Kirchen. Bisher.
Und wenn die Eliten stets daran arbeiten, die Gesellschaft zu spalten, gegeneinander aufzuhetzen und mit allerhand schwachsinnigem und unwichtigem Quark zu füttern, um sie nur ja von den wichtigen Themen dieser Welt abzulenken, so werden sie an solchen Initiativen und Verboten sicher ihre helle Freude haben.
Warum leben nicht die solchermaßen empfindlichen Gemüter ganz einfach für sich selbst nach ihren verklemmten Regeln und Vorstellungen und erdreisten sich nicht weiterhin, genau wie die meisten Religionen, anderen Menschen ihre Grundsätze und Empfindlichkeiten aufzwingen zu wollen?
Dagmar am Permanenter Link
Nach all diesen in meinen Augen sexistischen Kommentaren fühle ich mich als Frau gerade äußerst mies beim hpd.
Offenbar haben viele hier im Text gar nicht gelesen, wie sexistische Werbung definiert ist.
Frank am Permanenter Link
Nach diesen Definitionen kann die Stadt alles mögliche als "sexistisch" ablehnen:
"-geschlechtsbezogene Über-/Unterordnungsverhältnisse dargestellt werden,
-sexuelle Anziehung als ausschließlicher Wert von Frauen dargestellt wird,
-sexuelle Verfügbarkeit suggeriert wird."
Deutschland braucht keine selbsternannten Tugendwächter, die anderen Menschen ihre Moralvorstellung aufzwingen wollen. So etwas haben Christen lange genug getan.
Dagmar am Permanenter Link
Diese Art Tugendwacht ist nicht selbsternannt, sondern von vielen Frauen (und sogar Männern) sehnlichst erwünscht. Und mit Religion hat es schon mal gar nichts zu tun, sondern mit Achtung.
Frank am Permanenter Link
Hier geht es nur darum das die Politiker einer Stadt sexistische Werbung auf öffentlichen Flächen verbieten. Auf privaten Werbeflächen werden solche Plakate weiterhin zu sehen sein.
Es ist eine Bevormundung, mit ähnlichen Argumenten wollen religiöse Fanatiker Zensor in der Öffentlichkeit durchsetzen. Sie rechtfertigen es mit Moralvorstellungen, die sich mit denen dieser weltlichen Tugendwächter überschneiden. Eine bundesweites Verbot "sexistischer Werbung" ließe sich ohnehin nicht durchsetzen, das Bundesverfassungsgericht würde dies nicht erlauben.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Dagmar,
Damit werden Frauen weltweit auch weiterhin 'rechnen' müssen.
Dagmar am Permanenter Link
Danke, Andrea, für den Zuspruch, trotzdem bin ich von den Kommentaren doch sehr enttäuscht.
Eine so gesehene Freiheit von Religion bringt Frauen leider gar nichts. Da sind mir religiöse Männer, die Frauen Achtung entgegen bringen und sie als gleichberechtigt ansehen (und nicht nur "gerne ansehen"), lieber.
Richard Weis am Permanenter Link
Liebe Dagmar,
dann nenn mir mal eine Religion, die Frauen als gleichberechtigt erachtet.
Dagmar am Permanenter Link
Es geht um Menschen, die trotz ihrer Religion Frauen als gleichberechtigt ansehen. Und davon kenne ich einige.
Kurfuerst am Permanenter Link
Damit führst du deinen Kommentar selbst ad absurdum. Du unterstellst Atheisten pauschal Machoallüren und suchst Zuflucht bei Religiösen, die TROTZ ihrer Religion Frauen als gleichberechtigt respektieren.
Dagmar am Permanenter Link
Die Unterstellung von Machoallüren bezieht sich eindeutig auf einige der hier Kommentierenden, und es enttäuscht mich ja gerade deshalb, weil ich das von Humanisten so geballt nicht erwartet hätte.
Frank am Permanenter Link
Experten sagen das sexuelle Motive in der Werbung den Verkauf nicht fördert. Es lenkt den Zuschauer eher ab und weniger Information über das Produkt bleiben beim Verbraucher hängen.
https://www.welt.de/wirtschaft/bilanz/article183714008/Werbebranche-Sex-sells-Stimmt-nicht.html
Dagmar am Permanenter Link
Aha, weils den Verkauf nicht fördert ist es also nicht schlimm, wenn Frauen sexistisch dargestellt werden. Dass die Zuschauer eher abgelenkt werden, zeigt doch, wie wirksam diese Bilder sind.
Frank am Permanenter Link
"die nicht nur aufzeigen, welche negativen Einflüsse sexistische Werbung auf uns alle hat, sondern immer wieder sexistische Werbung anprangern und gesetzliche Regelungen vorantreiben."