"Zec+", ein deutsches Unternehmen für Sportnahrung, Nahrungsergänzungsmittel und Fitnesskleidung, hat den diesjährigen "Zornigen Kaktus" mit gleich zwei Facebook-Werbungen, die als Hauptmotiv die Erniedrigung einer Frau bei angedeutetem Geschlechtsverkehr zeigen, gewonnen. Platz zwei und drei gingen an ein Bordell und eine Autoreparatur-Firma. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes will mit dem Negativpreis Sexismus als Werbestrategie den Kampf ansagen.
Über 3.000 Stimmen wurden abgegeben, 1.936 davon gingen an den Sieger, womit das Votum kaum eindeutiger sein könnte. "Erniedrigend", "ekelerregend", ruft "Erbrechen" hervor, waren einige der Antworten bei einer Straßenumfrage, die Terre des Femmes in Berlin durchführte. Die beiden Werbe-Bilder, die von "Zec+" auf Facebook gepostet worden waren, zeigen nach Einschätzung der Frauenrechtsorganisation höchstwahrscheinlich Screenshots aus Pornos. "Auf den Bildern sind Frauen erniedrigend dargestellt. Die fragwürdigen Bilder haben keinen Bezug zu dem Produkt, sondern stellen vielmehr eine männliche Sicht voller Sexismus, Machismo und Aggression gegenüber Frauen dar", heißt es dazu auf der Website von Terre des Femmes, wo man die prämierten und eingereichten Werbeanzeigen auch einsehen kann.
Den zweiten Platz mit 982 Stimmen sicherte sich der FKK-Club "Zeus" mit einem Feuerzeug, auf dem der geschmacklose Spruch "Nicht alles was ein Loch hat ist kaputt!" (die nicht vorhandenen Kommata entsprechen dem Originalzitat) zu lesen ist. "Dieses Feuerzeug ist ein Giveaway für die Kundschaft eines Bordells, das sich 'Gentlemen's Club' nennt. Werden BordellbetreiberInnen, die solche Slogans witzig finden, sich um den im Prostituiertenschutzgesetz festgelegten Schutz für die Frauen scheren? Frauen als "Loch" zu bezeichnen, ist übrigens auch in den Onlineforen von Incels üblich, wo Männer ihrem Frauenhass freien Lauf lassen. Fazit: Diese Werbung ist genauso zynisch wie das System Prostitution an sich", lautet die Begründung der Jury, warum dieser Werbeartikel als Finalist nominiert wurde.
Auf dem dritten Platz landete die Autoreparatur "Karisma", für die 214 Stimmen abgegeben wurden. Auf der Beklebung eines Lieferwagens ist zu lesen: "'Was solls. Einparken ist eben nicht mein Ding!'" (sic) – daneben eine blondgelockte Frau, die lachend mit einer Haarsträhne spielt. Die Jury dazu: "Während Männer im Schnitt schneller und häufiger betrunken durch die Republik brausen und sich und andere in Gefahr bringen, lacht die Autowerkstatt Karisma über das uralte Klischee, dass Frauen angeblich zu doof zum Einparken sind. Wie viele Studien braucht es eigentlich noch, die zeigen, dass Frauen seltener Unfälle verursachen als Männer, bis eine Autowerkstatt in Neu-Ulm es auch mitbekommen hat. Fazit: Totalschaden statt Charisma."
Der "Zornige Kaktus" wird bereits seit 2014 vergeben, seit 1991 befasst sich Terre des Femmes mit sexistischer Werbung. Mit dem Negativpreis will der Verein Sexismus als Werbestrategie den Kampf ansagen.
Siehe dazu auch den Bericht zu den Preisträgern 2021.