Wie Kirchen und koloniales Erbe Homophobie in afrikanischen Ländern fördern

regenborgenfahne.jpg

In Uganda will das Parlament Homosexuelle ins Gefängnis stecken. Das ist kein Einzelfall. In diesem Artikel werden ein paar Beispiele aufgeführt, wie Kirchen und Glaubensgemeinschaften einen unheiligen Einfluss auf Regierungen nehmen und ihre Macht ausspielen.

In modernen Demokratien ist die Trennung von Kirche ein wichtiges Postulat. Damit soll die Glaubensfreiheit sichergestellt und der politische Einfluss von Kirchen eingeschränkt werden. In vielen Ländern ist dies ein frommer Wunsch, wie ein Blick in die politische Agenda mehrerer Länder zeigt.

Das Parlament des ostafrikanischen Landes Uganda hat jüngst eine massive Gesetzesverschärfung beschlossen, mit der Homosexuelle diskriminiert und kriminalisiert werden. Personen mit einem LGBTQ-Hintergrund drohen lange Haftstrafen. Eine wichtige Rolle bei der Gesetzesänderung spielen die katholische Kirche und die vielen evangelikalen Freikirchen, die von ausländischen Pastoren gegründet wurden. Zur unheiligen Allianz gehören auch muslimische Prediger.

Das neue Gesetz sieht vor, dass für gleichgeschlechtliche Beziehungen bis zu zehn Jahre Haft drohen. Nicht nur Personen, die als homosexuell eingestuft werden, müssen mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Dies trifft auch auf Leute zu, die Homosexuelle beherbergen, medizinisch versorgen oder sie bei Prozessen unterstützen.

Dieses Gesetz tritt die Menschenrechte mit Füßen und spottet jedem Rechtsverständnis. Allein der Umstand, dass jemand homosexuell ist, macht ihn zum Verbrecher. Das Argument der Mehrheit der Parlamentarier: Homosexualität entspreche nicht der Norm, sie gefährde Kinder und die Gesellschaft.

Uganda ist kein Einzelfall. In weiten Teilen Afrikas werden LGBTQ-Angehörige kriminalisiert. Über 30 Staaten haben die Homosexualität unter Strafe gestellt.

Ein Parlamentarier behauptete sogar, wenn sich die Homokultur weiter ausbreite, drohe das Aussterben der Menschheit. Deshalb müssten Homosexuelle präventiv ins Gefängnis gesteckt werden. Ein anderer forderte die Todesstrafe. Mehrere Abgeordnete argumentierten mit der Bibel und dem Koran.

Solche Ideen zeugen von einer bedenklichen geistigen Beschränktheit. Sie beinhalten die Vorstellung, dass Homosexuelle im Gefängnis umgepolt werden. Oder: Wegen der angeblichen Gefahren, die von queeren Personen ausgehen sollen, müsste man diese lebenslänglich verwahren. Eine Abgeordnete forderte, Homosexuelle zu kastrieren.

Wenn hier jemand pervers ist, dann sicher nicht die Homosexuellen. Präsident Yoweri Museveni hat nun 60 Tage Zeit, das Gesetz zu unterzeichnen. Da er selbst wiederholt gegen Schwule gehetzt hat, dürfte er seine Unterschrift wohl mit geschwellter Brust unter das Dokument setzen.

Missionare verteufelten die Homosexualität

Uganda ist kein Einzelfall. In weiten Teilen Afrikas werden LGBTQ-Angehörige kriminalisiert. Über 30 Staaten haben die Homosexualität unter Strafe gestellt. Besonders rigoros sind ostafrikanische Länder.

Aversion und Diskriminierung von Homosexuellen sind in diesen Ländern tief verankert. Den moralischen Grundstein legten die Missionare von der katholischen Kirche und den Freikirchen. Sie verteufelten in den vergangenen 150 Jahren nicht nur die Sexualität außerhalb der Ehe, sondern speziell die Homosexualität.

Unterstützt wurde die sexualfeindliche Haltung der Kleriker von den Kolonialisten, die die Einheimischen nach christlichen Werten umerziehen wollten. Während die Franzosen in Westafrika die Moralkeule diskreter schwangen, taten sich die Engländer in Ostafrika als prüde Hüter christlicher Moral und Ethik hervor. Das geistige Erbe der Kirchen und westlichen Kolonialherren wirkt bis heute nach.

Der verheerende Einfluss der christlichen Kirchen

Wie verheerend der Einfluss von Religionen und Glaubensgemeinschaften auf die Politik sein kann, zeigt sich in vielen Weltgegenden. Der russische Patriarch Kyrill, einst Agent des russischen Geheimdienstes KGB, ist ein Busenfreund Putins und betätigt sich als willfähriger Helfershelfer des skrupellosen Kriegstreibers. Seine orthodoxe Kirche befürwortet den Krieg gegen die Ukraine und steht geschlossen hinter dem Diktator.

In Afghanistan unterdrücken die islamistischen Taliban das Volk und speziell die Frauen und Mädchen, die vielerorts nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Auch die Mullahs im Iran nehmen die Frauen in Geiselhaft.

Wer sich weigert, das Kopftuch zu tragen, wird eingekerkert oder mit dem Tode bestraft. Schon weit über einhundert Unschuldige bezahlten ihren mutigen Widerstand mit dem Leben.

Der politische Einfluss der orthodoxen Juden

In Israel ist Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Hilfe der orthodoxen Juden dabei, die Demokratie an die Wand zu fahren. Mit seiner Justizreform will er in einem ersten Schritt die Richter entmachten und die Gerichte der Politik unterordnen.

Wer die Gewaltentrennung aufhebt, zeigt autokratische Allüren. Die wochenlangen Proteste von Hunderttausenden Israeli lässt die religiösen Fanatiker kalt. Symptomatisch ist dabei, dass die Orthodoxen einen Machtfaktor im Parlament darstellen.

Homosexuelle werden auch in Polen und Ungarn diskriminiert

Einen großen Einfluss auf die Politik haben auch die katholischen Kirchen in Polen und Ungarn. Sie unterstützen unter anderem die Regierungen bei der Diskriminierung von Homosexuellen. Dazu passen auch die Bestrebungen der Staatschefs ins Bild, die Medien und Gerichte an die Kandare zu nehmen.

Es ist bedenklich und irritierend, dass diejenigen Institutionen, die nach eigener Werbung Frieden und Heil in die Welt bringen sollten, Urheber von viel Leid und Elend sind.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

Unterstützen Sie uns bei Steady!