Indischer Anwalt verklagt Gott Rama wegen Frauendiskriminierung

Klage gegen Gott

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Auch von den Göttern diskriminiert: Frauen in Indien
Diskriminiert: Frauen in Indien

BERLIN. (hpd) Im indischen Bundesstaat Bihar reichte der Anwalt Chandan Kumar Singh Klage gegen den Hindu-Gott Rama ein. Das angeklagte Vergehen: Frauendiskriminierung. Singhs Klage wurde vom Gericht nicht zugelassen. Stattdessen muss er sich nun wegen religiöser Beleidigung selbst vor Gericht verantworten.

Die Diskriminierung von Frauen ist in Indien ein massives gesellschaftliches Problem. Eine hohe Rate von Vergewaltigungsverbrechen an jungen Frauen und die massenhafte Abtreibung weiblicher Föten und sind hierbei nur die Spitze des Eisbergs.

Für den jungen indischen Anwalt Chandan Kumar Singh ist einer der Gründe für die diskriminierende Behandlung von Frauen das Vorbild, das Hindus in ihren heiligen Schriften durch den Gott Rama gegeben wird, der seine eigene Frau Sita ungerecht behandelte, wie Singh der BBC in einem Interview mitteilte. Damit dieses Verhalten gesellschaftlich offiziell verurteilt wird, reichte Singh am Chief Judicial Magistrate von Sitamarhi im Januar eine Klage gegen Gott Rama ein – wegen Frauendiskriminierung.

Das Gericht bemängelte die praktische Relevanz der Klage und nahm sie nicht an. Ein Kollege von Chandan Kumar Singh, der Anwalt Ranjan Kumar Singh, fühlte sich durch dessen Klageversuch jedoch in seinen religiösen Gefühlen verletzt. Er reichte seinerseits eine Beleidigungsklage gegen Rama-Ankläger Chandan Kumar Singh ein und fordert den Entzug von dessen Anwaltszulassung.

Seit Erfindung der Götter wenden sich die Menschen mit Klagen an ihre Gottheiten. Dass die Götter selbst Gegenstand einer juristischen Klage werden, geschieht hingegen eher selten. Dennoch ist Singhs Klage kein Einzelfall. Auch die christliche Gottheit entging im Jahr 2008 nur knapp einer Anklage. In den Vereinigten Staaten hatte der damalige Senator Ernie Chambers beim Bezirksgericht Omaha eine Klage gegen Gott eingereicht, weil dieser über die Bewohner der Erde Tod, Zerstörung und Terror gebracht habe. Der zuständige Richter lehnte einen Prozess mit der Begründung ab, dass es keine Möglichkeit gebe, Gott die Anklageschrift zuzustellen, da seine Adresse unbekannt sei.