BERLIN. (hpd) Im indischen Bundesstaat Bihar reichte der Anwalt Chandan Kumar Singh Klage gegen den Hindu-Gott Rama ein. Das angeklagte Vergehen: Frauendiskriminierung. Singhs Klage wurde vom Gericht nicht zugelassen. Stattdessen muss er sich nun wegen religiöser Beleidigung selbst vor Gericht verantworten.
Die Diskriminierung von Frauen ist in Indien ein massives gesellschaftliches Problem. Eine hohe Rate von Vergewaltigungsverbrechen an jungen Frauen und die massenhafte Abtreibung weiblicher Föten und sind hierbei nur die Spitze des Eisbergs.
Für den jungen indischen Anwalt Chandan Kumar Singh ist einer der Gründe für die diskriminierende Behandlung von Frauen das Vorbild, das Hindus in ihren heiligen Schriften durch den Gott Rama gegeben wird, der seine eigene Frau Sita ungerecht behandelte, wie Singh der BBC in einem Interview mitteilte. Damit dieses Verhalten gesellschaftlich offiziell verurteilt wird, reichte Singh am Chief Judicial Magistrate von Sitamarhi im Januar eine Klage gegen Gott Rama ein – wegen Frauendiskriminierung.
Das Gericht bemängelte die praktische Relevanz der Klage und nahm sie nicht an. Ein Kollege von Chandan Kumar Singh, der Anwalt Ranjan Kumar Singh, fühlte sich durch dessen Klageversuch jedoch in seinen religiösen Gefühlen verletzt. Er reichte seinerseits eine Beleidigungsklage gegen Rama-Ankläger Chandan Kumar Singh ein und fordert den Entzug von dessen Anwaltszulassung.
Seit Erfindung der Götter wenden sich die Menschen mit Klagen an ihre Gottheiten. Dass die Götter selbst Gegenstand einer juristischen Klage werden, geschieht hingegen eher selten. Dennoch ist Singhs Klage kein Einzelfall. Auch die christliche Gottheit entging im Jahr 2008 nur knapp einer Anklage. In den Vereinigten Staaten hatte der damalige Senator Ernie Chambers beim Bezirksgericht Omaha eine Klage gegen Gott eingereicht, weil dieser über die Bewohner der Erde Tod, Zerstörung und Terror gebracht habe. Der zuständige Richter lehnte einen Prozess mit der Begründung ab, dass es keine Möglichkeit gebe, Gott die Anklageschrift zuzustellen, da seine Adresse unbekannt sei.
28 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Eine ähnliche Klage gegen einen Gott wurde auch in Italien abgelehnt mit der gleichen Begründung, dass es keine Möglichkeit gebe, Gott die Anklageschrift zuzustellen, da seine Adresse unbekannt sei.
Karol Dittel am Permanenter Link
Damit ist das Ende der logischen Kette noch nicht erreicht. Wenn die angeblichen Vertreter Gottes nicht wissen wo er wohnt und ihm nichts zustellen können, wozu sind die dann überhaupt noch nützlich ?
Weißt du was Wolfgang... ich rieche da einen gigantischen Betrug ;) Im fach-juristischen Deutsch müsste das mit Amtsanmaßung oder ähnlichem geahndet werden. Oder zumindest müsste das ein Fall für die Psychiatrie sein. Wahnvorstellungen von einzelnen können durchaus für alle Mitbürger gefährlich werden.
Wolfgang am Permanenter Link
Zum Christentum wird auch gesagt, es sei die größte Lüge der Weltgeschichte und das stimmt.
Hunderte bekannter Menschen erheben sich gegen das Christentum,
sonst wurde die Kirche bereits von Gott verlassen und wird mit jedem Tag immer unglaubwürdiger. Kein Glaube, keine Würde. Ach du lieber Gott!!
Martin Weidner am Permanenter Link
"Es werden und wurden hunderte von Büchern über den Glauben geschrieben und das wunderbare daran, nicht ein einziges Buch konnte widerlegt werden:" Diese Aussage ist genauso falsch wie Ihre, sie braucht ei
Martin Weidner am Permanenter Link
Nein, das Ende de rlogischen Kette sit noch längst nicht erreichct. Besser kann das Douglas Adams im Anhalter, wo sich der Beweis für Gott als tragisch für Gott erwies.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Und wo steht geschrieben, dass Gott leichter zu verstehen sit als Elementarteilchen?"
Dafür, dass man ihn nicht verstehen kann, beten verdammt viele diesen "Gott" an. Elementarteilchengläubige gibt es jetzt - vermute ich mal - nicht annähernd so viele. Dabei existieren diese Teilchen wenigstens. Der Mensch ist hin und wieder schon echt witzig...
Martin Weidner am Permanenter Link
Elementarteilchen existieren? Nach der Kopenhagener Deutung können es genauso gut Wellen sein und keine Teilchen. Oder es ist etwas Drittes, was wir (noch) nicht verstehen.
Und wieviel Männer gibt es, die Frauen lieben, obwohl sie keine Frauenversteher sind? Dafür, das man Frauen nicht verstehen kann, gibt es verdammt viele Angebetete.
Im gesamten Leben gibt es keine Bewiese, nur Deutungen, die ja immer auch Missdeutungen sind, immer geht es um Vertrauen, ohne Vertrauen wissen wir gar nichts. Nun, Glauben hängt mit ge-loben, verloben etc zusammen und heißt sich an-vertrauen, vertrauen.
Ich will Ihnen hier nichts andrehen, im Gegenteil. Ich will dieses platte Reden kaputt machen. Das mache ich mit Christen übrigens genauso. Ich bin der Geist, der stets verneint.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich habe jetzt schon etliche Ihrer Kommentare beim hpd gelesen und ich frage mich immer mehr: Was wollen Sie eigentlich beweisen? Dass es Sie nicht gibt?
"Elementarteilchen existieren? Nach der Kopenhagener Deutung können es genauso gut Wellen sein und keine Teilchen. Oder es ist etwas Drittes, was wir (noch) nicht verstehen."
Trotzdem existieren Sie - oder glauben Sie, Sie seien ein immaterieller Geist, der sich das Universum nur ausgedacht hat?
"Aber es gibt Unzählige, die glauben, dass es sie gibt.
Und wieviel Männer gibt es, die Frauen lieben, obwohl sie keine Frauenversteher sind? Dafür, das man Frauen nicht verstehen kann, gibt es verdammt viele Angebetete."
Was sollen diese Pappkameraden? Habt ihr nicht mal was Neues anzubieten? Kaufen Sie sich ein gutes Biologiebuch und dann lesen Sie nach, wie das zwischen Männlein und Weiblein so funktioniert. Es soll ja Geistliche geben, die haben aus eigener Anschauung keine Ahnung davon.
"Im gesamten Leben gibt es keine Bewiese, nur Deutungen, die ja immer auch Missdeutungen sind, immer geht es um Vertrauen, ohne Vertrauen wissen wir gar nichts. Nun, Glauben hängt mit ge-loben, verloben etc zusammen und heißt sich an-vertrauen, vertrauen."
Ich kenne diese billige Strategie: "Gott" kann man nicht beweisen (das wurde inzwischen eingesehen), also rettet man "Gott", indem man behauptet, nichts sei beweisbar und alles fuße nur auf Vertrauen. Und "Gott" kann man vertrauen, also existiert er. Voilá, schon ist "Gott" bewiesen. Das ist erkenntnistheoretisch so erbärmlich, dass Sie sich dafür schämen sollten, so etwas intelligenten Menschen vorzutragen.
"Ich will Ihnen hier nichts andrehen, im Gegenteil. Ich will dieses platte Reden kaputt machen. Das mache ich mit Christen übrigens genauso. Ich bin der Geist, der stets verneint."
Dann fangen Sie am besten mit Ihren eigenen platten Reden an und posten hier nur das, was übrigbleibt.
Martin Weidner am Permanenter Link
Was bleibt übrig? Dass unser Erkennen immer eine Vertreauenskomponente hat (dazu ist das Biologiebuch der falsxche Literaturhinweis).
Hans- Jörg Zett am Permanenter Link
Naja: ein Geistlicher aus der Nähe meines Heimatortes hatte uns bei der Besichtigung des Klosters, in dem er wohnt zum Gebet erklärt, dass das Gebet flüssige Liebe sei.
Wolfgang am Permanenter Link
Und solche Geistliche werden noch finanziell vom Staat unterstützt und staatlich geschützt. Ach du lieber Gott!!
Martin Weidner am Permanenter Link
Auch die Adresse von Liebe ist unbekannt. Bewiesen ist damit, dass Gott kein Geschöpf ist. Das sagte schon der Theologe D. Bonhoeffer: "Ein Gott, den es gibt, gibt es nicht."
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Heißt das dann im Umkehrschluss, dass es einen "Gott" nur dann gibt, wenn es nicht gibt? Hm... bin ich dann Milliardär, weil es mein Vermögen nicht gibt?
Martin Weidner am Permanenter Link
Gott ist der Geber, er gibt, aber "es" gibt ihn nicht. Dass es Gott gibt ist eine Aussage, die voraussetzt, dass Gotte in Gegenstand ist, also ien Teil seiner SChöpfung.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Darf ich mal ganz offen fragen, woher Sie das wissen, das "Gott" (nicht) existiert?
Sind also weitergedacht alle Gedanken, die einem so irgendwie kommen, automatisch wahr?
Denn dass "Gott" wahr ist, davon gehen Sie ja schon aus. Sonst würden Sie nicht so einen Bohei um ihn machen.
Oder haben Sie vielleicht in einem Buch über ihn gelesen? Da stand dann drin: "Gott gibt es!" Und Sie glauben das dann - natürlich ohne Beweis, weil eine Beweisführung bei einem, der kein Teil des Universums ist, unmöglich ist.
Und weil dieser "Gott" im klassischen Sinne nicht existiert, sondern nur in Ihrem esoterischen Sinn, kann er sich Menschen eigentlich auch nicht verständlich machen - geschweige denn, er kann mit der Weltbevölkerung in seiner Paradies-Kommune zusammenleben.
Solche "Außerexistenziellen" haben auch gar kein Vergnügen, in der Abendkühle des Paradieses zu lustwandeln, weil das ja Fußspuren in der Erde, aus der sie gerade noch den Menschen geschaffen haben, hinterlassen würde. Und das wären ja wieder Beweise, die aber gegen die Existenz dieses "Außerexistenziellen" sprechen würden.
Auch die Funktion Jahus als Wettergott und Schleusner im Firmament widerspricht ihrer These des "Außerexistenziellen". Ich fürchte, das Buch, aus dem heraus Sie Ihren "Außerexistenziellen" abgeleitet haben, behauptet genau das Gegenteil: Nämlich, dass "Gott" höchst materiell ist und einst sogar direkt mit den Menschen zusammenwohnte. Auch seine Bedürfnisse, was Opfergaben betrifft, sind höchst materieller Natur.
Also können Sie Ihren "Außerexistenziellen" nicht aus dem Buch abgeleitet haben, sondern Sie haben ihn sich selbst ausgedacht. Glückwunsch!
Martin Weidner am Permanenter Link
Ihre klugen Anfragen beruhen auf einem Missverständnis. Gottes Essenz ist nicht ien Teil dieser Welt, aber das ek-sistere ist fassbar. Dazu habe ich hier auf der Seite weiter unten einiges Konkretes gepostet.
Noncredist am Permanenter Link
>> der Anwalt (...) fühlte sich durch dessen Klageversuch jedoch in seinen religiösen Gefühlen verletzt. Er reichte seinerseits eine Beleidigungsklage (...) ein <<
Anscheinend hat die Margarinegottheit kein Problem, wenn zwei Anwälte sich - aus dem persönlichem Gefühl heraus - gegenseitig die Klagen um die Ohren werfen :)
Wenn ein Anwalt sich in seinen "religiösen Gefühlen" verletzt fühle - was nachvollziehbar ist, denn ich fühle mich bei schlechten Filmkritiken in meinen cineastischen Gefühlen verletzt - weshalb ist es dann ein solches Problem, wenn Frauen sich wegen ihrer Darstellung sich ebenfalls verletzt fühlen? Frauen haben somit nicht die Möglichkeit bekommen, sich wegen der Verletzung ihrer Gefühlen verteidigen zu können. Und da die Gottheiten bis zum heutigem Tage niemals eine Korrektur ihrer "leicht" unmoralischen Äußerungen, zum Beispiel durch gerichtlich anerkannten Neuoffenbarungen oder der Ankunft neuer Göttersöhne/-Töchter angestrebt haben, daf man auch in Zukunft weiter auf Ungleichbehandlungen zählen. Denn das was "richtig" und "falsch" sein soll, wurde vor tausenden von Jahren "endgültig" mitgeteilt und festgezurrt. Ein Fortschritt - hier im gesellschaftlichem Sinne - wird damit aus religiöser Perspektive heraus unmöglich gemacht. Es würden sich sofort Gegenreformationen bilden. Wer weiss schließlich "wahrhaftig" (=gottgewollt), was richtig und was falsch interpretiert wurde? ;)
Durch eine Klage hätten die Frauen in Hindu-Gebieten zumindest rechtliche Sicherheiten. Aber was zählen schon von "sündigen Menschen" gemachte Gesetze, wenn Götter schlussendlich einfach besser als Menschen sind? In diesem "Spiel" verliert *immer* der Mensch. Nur eine radikale Abkehr vom "festem Glauben" hin zu einer "lockeren Privatideologie", eingebettet in anerkannte Menschenrechte, kann hier was ändern. Doch diese Art der Aufklärung haben viele Religionen noch vor sich. Schade, dass hier der erste Versuch leider daneben ging ... und nun von einem gläubigen Anwalt selbst torpediert wird. Die Feder mag zwar stärker sein als das Schwert, doch die weiche Margarine verfettet das Papier, auf das keine Tinte auf dem Papier haften bleibt. Sie hat gewonnen. Schade um die Rechte der Frauen, aber das Kopfkino "Glaube" ist eben für viele Leute leider noch immer wichtiger als die reale Welt :(
Martin Weidner am Permanenter Link
Glaube war lange Zeit immer angefochtener Glaube - selbst für einen wie Martin Luther, de mti sineem "hier sstehe ich" bekannt ist, war die Anfechtung (Zweifel an gott, Anklage gegen Gott etc)) konstitutiv f
MGS am Permanenter Link
Klasse! Boom Shankar Shiva! Hare Chandan Kumar Singh!
Doch: Nicht Gott schreibt Bücher, Menschen taten es und tun es.
Nicht Gott ist anzuklagen, sondern die Autoren & die Machthabenden (unbekannt oder verstorben), die den Zauber des geschriebenen Worts missbrauchten.
Doch was wir tun könnten: Den Papst als höhsten Stellvertreter der mächtigsten, der katholischen Kirche nach Den Haag vor den internationalen Gerichtshof bringen, und dort einen für die Menschheit wichtigen Prozess abhalten: Die Aufarbeitung der katholischen Verbrechen an Geist und Leben und Daseinslust.
kay Krause am Permanenter Link
Guten Morgen, Pfarrer Weidner und Freunde im Glauben!
Letztlich ist es wurscht, ob so etwas existiert, was man aus menschlicher Sicht als Gott bezeichnen könnte. Nicht wurscht dagegen sind die menschlichen Werke, die unter dem Deckmantel "Gott" der großen Masse Mensch Gesetzte, Gebote und Traditionen aufzwingen, womit diese Masse unterwürfig, gläubig, gottesfürchtig und letztlich regierbar ist und brav ihren Obulus in die Kirchentöpfe zahlt. Auch ich als nichtgetaufter Mitbürger zahle zwangsweisse Ihren Lebensunterhalt mit, Herr Pfarrer!
Gehen Sie in sich! Amen!
Martin Weidner am Permanenter Link
Interessant: Ich schrteibe davon, dass man Gott anklagen soll und Sie lesen heraus, dass ich Gott verteidigen will. Ich habe mein Ziel benannt: Ich will Schubladen aufmischen - denn das habe ich selber nötig.
kay Krause am Permanenter Link
Mag sein, dass IHRE Kritik an Gott für mich aus Ihren Kommentaren nicht klar genug hervorgegangen ist, Herr Weidner.
Da dieser Beweis bisher nach meheren tausend Jahren biblischer Geschichte offensichtlich nicht möglich ist, sollten wir auch nicht über "Gott" reden, als gäbe es ihn (in welcher menschlichen Vorstellungsform auch immer).
Christian Morgenstern: "Gott hat sich selbst erfunden und läßt aus Menschenmund <Gott> zu sich sagen". Schöner geht's nicht!
Und nun - meine ich - sollten wir zum Thema zurückkehren: Die weltweite Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen! (Und das nicht nur in Indien, sondern nach wie vor auch in unserem modernen (?), aufgeklärten(?) Europa.
Martin Weidner am Permanenter Link
Es gibt zahlreiche Gottesbeweise,zB: Wenn es wahr wäre, dass alles aus Materie/Energie besteht, dann wäre auch ich nur ein komplexer Materiehaufen und kein "Ich".
Das Problem ist, dass niemand dies als Beweis anerkennt, wenn er ein Paradigma hat, das Gott von vornherein ausschließt. Und das hat nicht nur etwas mti Logik, sondern mit dem zu tun, wir wir uns selbst verstehen und wie wir leben. Es geht also nicht um eine mathematisch-philosophische Frage (ob es Gott "gibt"), sondern um eine Lebensfrage, vergleichbar, ob ein Mensch mich liebt oder nicht. Im Film "Bruce allmächtig" wird veranschaulicht, dass es dafür kene objektiven Beweise gibt, weil das das Vertrauen kaputt macht.
Es gibt aber noch völlig anders geartetete Gottesbeweise: So die Existenz des Propheten Amos oder die der Urgemeinde. Aber dazu müsste ich mehr ausholen. Dies sind Indizienbeweise, die nie an mathematische Überzeugungskraft heranreichen. Aber fast das ganze Leben wird nicht durch Mathematk bestimmt, sondern durch Vertrauen (ganz abgesehen davon, dass auch die Mathematik nicht widerspruchsfrei ist).
Also: Wenn man nicht beweisen kann, dass es eine Person gibt - und nicht nur ein komplexer Zellhaufen mit Reiz-Reaktion-Mechanismen - wieso sollte die Frage nach Gottesbeweisen einen Sinn haben? Das ist aber ein Problem unserer Erkenntnis. Überspitzt gesagt: Es gibt nichts Reales in der Welt, was bewiesen werden kann.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Herr Weidner, nachdem Sie offenbar keine Lust verspüren, Kay Krauses Wunsch "Und nun - meine ich - sollten wir zum Thema zurückkehren: Die weltweite Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen!" zu entsprec
"Es gibt zahlreiche Gottesbeweise,zB: Wenn es wahr wäre, dass alles aus Materie/Energie besteht, dann wäre auch ich nur ein komplexer Materiehaufen und kein "Ich"."
Wie kommen Sie darauf? Haben Sie jüngst einen Nobelpreis dafür bekommen, dass Sie den Sitz des "Ichs" außerhalb von Materie/Energie geortet haben?
"Da ich mich aber als ein ich erlebe, kann ich mich nicht allein von der Matereie her verstehen, sondern von jemand, der auch ein "ich" ist, ..."
Das ist ein unsinniger Umkehrschluss. Vor allem, keiner, der hilft. Denn dieses andere "Ich" muss ja dann auch wieder - folge ich Ihrer "Logik" - von einem weiteren "Ich" produziert worden sein, usw. usf.
Wenn Sie sich die Evolutionsgeschichte der Erde anschauen würden, dann würden Sie recht unkompliziert erkennen, dass es im Laufe von ca. 500 Mio. Jahren eine fortschreitende Zunahme der Komplexität der Lebewesen gab.
Ein Wurm wird sicher noch kein "Ich" empfinden. Er reagiert auf einfache Signale. Die Spitzmaus ist schon strukturierter, Menschenaffen haben bereits ein "Ich"-Bewusstsein, ohne jetzt an einen Affengott zu glauben. Unsere Großhirnrinde hat dieses "Ich"-Bewusstsein beibehalten und kann darüberhinaus auch noch Götter halluzinieren.
"Das Problem ist, dass niemand dies als Beweis anerkennt, wenn er ein Paradigma hat, das Gott von vornherein ausschließt."
Falsch! Sie glauben von vorneherein, dass Ihr "Gott" existiert, deshalb sehen Sie sogar Nichtbeweise als Beweise an und bemühen sich nicht einmal um logisches Verständnis der Realität. Für Sie gilt: "Gott existiert, also muss alles in der Welt auf ihn verweisen."
Wissenschaft funktioniert andersherum, ohne Prämissen oder Paradigmen. Sie beginnt mit Beobachtungen oder Gedanken, die dann falsifiziert oder verifiziert werden, die in eine Theorie münden können, die fortlaufend überprüft wird.
Dogmen (es gibt Gott ohne Wenn und Aber) werden ausschließlich von der Religion benutzt. Noch nie hat ein Theologe "Gott" ernsthaft auf den Prüfstand gestellt, weil bereits dies Blasphemie wäre.
"Und das hat nicht nur etwas mti Logik, sondern mit dem zu tun, wir wir uns selbst verstehen und wie wir leben."
Nur die Logik hilft uns, die Welt zu verstehen. Das heißt nicht, dass wir uns nicht auch am Irrationalen erfreuen dürfen. Ein Sonnenuntergang oder eine Blume sind nicht aus logischen Gründen schön, sondern es sind Empfindungen. Aber das ist nicht der Punkt.
Die Wissenschaft kann erklären, warum bestimmte Formen, Farben oder Gerüche unsere Emotionen positiv ansprechen, während die Theologie dahinter eine Absicht wähnt - eine Absicht, die ein höheres Wesen wie einen "Gott" voraussetzt.
Und daher sehen Gläubige in einem Sonnenuntergang ein Zeichen Gottes, während sich der nicht dogmatisierte Mensch einfach an diesem Naturschauspiel erfreut und kein höheres Wesen als Erklärungsmodell seiner guten Stimmung braucht.
"Es geht also nicht um eine mathematisch-philosophische Frage (ob es Gott "gibt"), sondern um eine Lebensfrage, vergleichbar, ob ein Mensch mich liebt oder nicht."
Weiter oben hatten Sie noch behauptet, es gäbe "zahlreiche Gottesbeweise". Wie nun?
"Im Film "Bruce allmächtig" wird veranschaulicht, dass es dafür kene objektiven Beweise gibt, weil das das Vertrauen kaputt macht."
Glauben Sie, dass ein Richter Ihnen Vertrauen schenkt, wenn Sie keine Beweise vorlegen? Warum also sollten Beweise das Vertrauen kaputtmachen? Vertrauen ohne Beweise ist blindes Vertrauen und das halte ich nicht für besonders klug.
Eine Institution, die ohne Beweis für den jeweiligen "Gott" von ihren Anhängern verlangt, sie mögen allerlei dummes Zeug in "Gottes Namen" unternehmen - nur auf der Basis von blindem Vertrauen, ist eine betrügerische Institution. Nur wegen des altehrwürdigen Alters der Institution und weil der Staat schützend seine Hand darüber hält, darf sie weiter agieren.
"Es gibt aber noch völlig anders geartetete Gottesbeweise: So die Existenz des Propheten Amos oder die der Urgemeinde. [...] Dies sind Indizienbeweise, die nie an mathematische Überzeugungskraft heranreichen."
Sie heben vermutlich auf die Prophezeiungen des Amos ab. Doch die wurden später als ätiologische Sagen in den Tanach geschrieben, um zu "beweisen", dass "Gott" in seinen Anhängern wirkt. Das ist ein ganz billiger rhetorischer Trick, mit dem man einfache Hirten beeindrucken konnte. Doch heutzutage fallen nur noch sehr schlichte Gemüter darauf herein.
"Aber fast das ganze Leben wird nicht durch Mathematk bestimmt, sondern durch Vertrauen (ganz abgesehen davon, dass auch die Mathematik nicht widerspruchsfrei ist)."
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? In unseren Körpern gibt es atomphysikalische Prozesse, chemische und biologische Vorgänge, deren sich niemand bewusst ist. So, wie der Nutzer eines PCs keine Ahnung haben muss, wie ein Mikroprozessor aufgebaut ist. Er kennt die Oberfläche seines PC und muss damit umgehen können.
So ist es auch mit allen Lebewesen. Ein Wurm muss nicht den Aufbau seiner DNS kennen, um zu leben. Es ist genau umgekehrt: Weil sich die DNS entwickelt hat, besitzt er ein Leben und dieses folgt genau seinen Möglichkeiten. Der Mensch hat lediglich mehr Möglichkeiten, der er dazu nutzen kann, Musik zu komponieren oder Bilder zu malen - aber auch dazu, sich "Götter" auszudenken.
"Also: Wenn man nicht beweisen kann, dass es eine Person gibt - und nicht nur ein komplexer Zellhaufen mit Reiz-Reaktion-Mechanismen - wieso sollte die Frage nach Gottesbeweisen einen Sinn haben?"
Wieso kann man nicht beweisen, dass es eine Person gibt? "Ich denke, also bin ich" - und schwupps! schon bin ich bewiesen. Zumindest für mich selbst. Aber ich kann auch andere Personen erkennen. Jedoch Ihren "Gott" kann ich nicht erkennen. Ich werde keinem Pfaffen blind vertrauen, weil er in einem alten Märchenbuch blättert und meint, darin sei von diesem "Gott" die Rede. Diese Zirkelschlüsse überzeugen mich kein bisschen.
"Das ist aber ein Problem unserer Erkenntnis. Überspitzt gesagt: Es gibt nichts Reales in der Welt, was bewiesen werden kann."
Dass Sie hin und wieder zum Schabernack neigen, wissen Sie aber schon, oder? Oder ist die Verzweiflung in Ihnen so groß, dass Sie selbst unsinnige Behauptungen vortragen, um nur irgendwie am Konzept ihres "Gottes" festhalten zu können?
Von mir aus dürfen Sie ihre Vorstellungen behalten. Aber erwarten Sie bitte nicht, dass dies jemand für allgemeingültig oder gar "wahr" hält, und verschonen Sie bitte Kinder davor, sonst ergeht es denen unter Umständen wie Ihnen...
Martin Weidner am Permanenter Link
Zum Thema Frauenunterdrückung gäbe es viel zu sagen und noch mehr zu tun, so bei http://www.aswnet.de/projekte/frauen.html, bei den Frauenförderprogrammen von BROT FÜR DIE WELT oder bei poico-credit.
Ein Wurm hat kein Selbstbewusstsein, aber er agiert, d. h. das ICH als Einheit des Lebewesens tut etwas, nicht die Einzelteile. Dies könnte man als Illusion abtun (so das Modell der schwachen Emergenz), aber das ist nicht Ihr Weg, Sie bekennen sich zu Ihrem "Ich" und verweisen mit dem Descartes-Zitat auf die 1.-Person-Perspektive, also der 2. Säule der Welterkenntnis, die unmittelbare Selbst-Erfahrung, die neben der objektiven (und naturwissenschaftlichen) Erkenntnis steht. Ich kann diesen witzigen Selbstwiderspruch nur andeuten und verweise auf das Buch "Halbierte Wirklichkeit" von Mutschler, der die Irrwege des Materialismus zeigt.
Dass Sie davon ausgehen, dass Gott selber auch einen SChöpfer braucht, der ihn erschaffen hat, zeigt, dass Sie Gott als Teil einer Kausalkette ansehen (=Lückenbüssergott), aber das findet man nur unter Kreationisten (und auch da will man sich davon abgrenzen).
Zu den Gottesbeweisen: Sie sollten nur die Denkmöglichekeit Gottes zeigen, nicht zum Glauben zwingen. Letzteses würde einem Vertrauensverhältnis widersprechen - deswegen ist "Bruce allmächtig" einen sachliche Parallele udn nciht der Richter.
Blind ist der Glaube aber nicht, denn es gibt Hinweise auf Gott.
Bei Amos meinte ich, dass ein Hirte, der in den Nachbarstaat geht, um dort Ärger zu machen und Ärger zu bekommen von den damaligen Verhältnissen her schwer zu erklären ist, wenn er nicht von Gott beauftragt wurde, zumal seine Botschaft ohen Gott keinen Sinn macht. Dies ist kein zwingender Beweis, weil er sich das auch eingebildet haben kann, aber auch diese Einbildung ist schwierig zu erklären.
Bei der Urgemeinde kann man nicht erklären, warum fromme Juden den Sabbat aufgeben, den Monotheismus nicht so genau nehmen udn an jemanden glauben, der laut Mose von Gott verflucht war. Außerdem berufen sie sich auf Frauen als Zeugen für den Auferstandenen, was damals eine Lachnummer war. Das war ihnen auch so peinlich, dass die Frauen in der offiziellen Liste (1. Kor 15) fehlte. Geschichten, die einem peinlich sind, erfindet man nciht. Da Paulus sagt, dass er diese Überlieferung (die so komplex isit, dass sie eine längere Geschichte hinter sich aht) bekam, er aber schon ca. 3 Jahre nach der Kreuzigung Jesu Christ wurde, muss das Ganze unmittelbar nach der Kreuzigung losgegangen sein, da fehlt schlciht die Zeit für Legendenbildung.
Diese Hinweise legen nahe, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist.
Keine strengen Beweises, aber Hinweise. Das stärkste Argument dagegen: Dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Zu meinem spitzen SAtz zu Beweisen: Nennen Sie doch eine eiinzige Sache, die man ohne irgendein Vertrauen 100-prozentig beweisen kann. Da bin ich aber wirklich gespannt!
kay Krause am Permanenter Link
Danke für die Hilfestellung, Herr Kammermeier!
Schöner hätte ich es nicht sagen können!
Wolfgang am Permanenter Link
Wie heißt die Glaswand, gegen die Sie immer wieder knallen? Welchen Gott meinen Sie, den Sie immer wieder verteidigen oder verkünden wollen? Auf unserer Erde vernebeln ca.
zurecht biegen, wie er ihnen am besten in den eigenen Kram passt.
Gottesbeweise? Warum? Braucht die Sonne einen Beweis und Priester?? .... Götz von Berlichingen.
Martin Weidner am Permanenter Link
Ich meine den Gott des Volkes, das von allen Völkern am Meisten angefeindet und bekämpft wurde - nicht zuletzt von Christen - und trotzdem Jahrtausende überlebt hat.
Nein, Beweise und Priester: das ist nicht mein Ding. Liebe lebt nicht von Beweisen.