Jürgen Neffe stellte am Sonntag im Humanistischen Salon Nürnberg seine Bestseller-Biografie über Karl Marx vor, in denen er Fragen nachgeht wie: Wer war Marx – als Denker und als Mensch? Was von seinen Erkenntnissen und Überzeugungen steckt in der politischen Bewegung, die sich nach ihm benannte? Und wie viel hat er uns heute noch zu sagen?
Zum Auftakt der neuen Staffel des Humanistischen Salons Nürnberg konnte Moderator Helmut Fink einen Bestsellerautor begrüßen. Umrahmt von Claus Geberts Klavierimprovisationen las Jürgen Neffe Passagen aus seinem aktuellen Buch "Marx. Der Unvollendete" und erzählte über seine Entstehungsgeschichte und die seiner Vorgänger. Denn es ist bereits die dritte Biografie einflussreicher Denker, die er pünktlich zu wichtigen Jubiläumsjahren vorlegte. Nach seinen erfolgreichen Büchern über die Naturwissenschaftler Einstein und Darwin geht es zum 200. Geburtstag von Karl Marx nun um Leben und Wirken des Gesellschaftskritikers mit dem großen Bart.
Tatsächlich war Marx' charakteristische Haar- und Bartpracht auch Thema einer der Textstellen, die Neffe für diesen Sonntagvormittag im Sternensaal des Cafés PARKS ausgewählt hatte, denn Marx trennte sich am Ende seines Lebens von seiner Mähne und verlor damit das charakteristische Aussehen, das die Nachwelt mit ihm verbinden sollte.
Neffe hatte auch solche Passagen für die Lesung ausgewählt, die es erlaubten hinter die Kulissen der öffentlichen Person zu blicken. Und dem Publikum gefiel das. So votierte die Mehrzahl der über 60 Besucherinnen und Besucher auf Nachfrage auch dafür, dass Neffe den Liebesbrief vortragen solle, den Marx seiner Frau schrieb. Jenen Brief, von dem angenommen wird, dass er ihre Bindung wieder erstarken ließ – nach einer Phase der Krise, die durch Marx' Untreue ausgelöst wurde.
Neffe geht es in seinem Buch aber natürlich nicht nur um die Privatperson Marx – um den Ehemann, den Vater, den Freund, sondern intensiv auch um den Denker Marx – den Journalisten, den Ökonomen, den Philosophen. Neffe vermittelte in Vortrag und Lesung einen Eindruck von der Zeit, in der Marx lebte, und von dem, was ihn prägte. Von dem intellektuellen und politischen Umfeld, von Hegel, Feuerbach und Engels, von Manchester und dem Elend der Fabrikarbeiter. Und er gab Einblick in Marx' Denken, seine Analyse der Gesellschaftsstrukturen, seine Kritik an Kapital, Massenproduktion und Entfremdung.
Neffe war zudem wichtig, die Erkenntnisse und Intentionen von Marx von der Rezeption seines Werkes zu trennen. Er zeigte sich überzeugt, dass Marx nichts gehalten hätte von dem Heiligenstatus, der ihn in manchen Kreisen umweht. Von der Art, wie Busladungen von politischen Fans heute zu seinem Geburtshaus oder zu seinem Grab pilgern wie zu einer Wallfahrtsstätte. Er wollte aufzeigen, wo Marx durch politische Gruppen instrumentalisiert wurde. Und er versuchte Antworten zu geben auf die Frage: Was am Marxismus war und ist im seinem Sinne? Und was überhaupt nicht?
Auch machte Neffe im Humanistischen Salon deutlich, dass Marx für ihn nicht nur von historischer Bedeutung ist. Er lud das Publikum dazu ein, den Denker hinter der Politik, die in seinem Namen gemacht wurde, wieder neu zu entdecken. Denn nach Neffes Überzeugung können Marx' Analysen uns auch heute noch helfen – etwa beim Verständnis von Globalisierung und Digitalisierung und um die politische Kontrolle darüber zu erlangen, etwa durch gute Entscheidungen bei der Frage, wofür Märkte zuständig sein sollen und was lieber in öffentlichem Besitz sein sollte.
Jürgen Neffe, Marx. Der Unvollendete, C. Bertelsmann Verlag, 2017, ISBN 978-3-570-10273-2, 28,00 Euro
Ein Video-Mitschnitt der Veranstaltung wird demnächst im Youtube-Kanal des Humanistischen Salons zu sehen sein.
Am 11. November um 11 Uhr lädt das Institut Kortizes zum nächsten Humanistischen Salon in Nürnberg. Dabei wird es um ähnliche Fragen gehen. Unter dem Titel "Wirtschaft ohne Ethik? Ökonomische Verantwortung zwischen Markt und Moral" diskutieren der Wirtschaftsphilosophie-Professor Dr. Hartmut Kliemt und der Direktor der Denkfabrik für Wirtschaftsethik MeM Dr. Ulrich Thielemann.
Und am 9. Dezember stellt der Biologe Dr. Franz Klebl im Humanistischen Salon vor, wie die berühmte Gen-Schere CRISPR/Cas funktioniert und welche Chancen und Risiken diese Biotechnologie birgt.
Wie gewohnt wird der Kortizes-Musiker Claus Gebert auch bei den kommenden Terminen am Flügel für Salonstimmung sorgen. Während seines Live-Klavierspiels am Anfang der Veranstaltung und in der Pause gibt es zudem die Gelegenheit am Brunch teilzunehmen und/oder sich mit Getränken zu versorgen.
16 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Wie kann man Karl Marx auf so ein hohes Podest stellen? Karl Marx war kein Wissenschaftler, stellte keine wissenschaftlichen Studien an und war ein sehr unangenehmer Menschen.
https://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/10/karl-marx-denker-harald-martenstein
hj_allemann am Permanenter Link
Der von Ihnen zitierte Artikel in der Zeit ist wenigstens so überschrieben: "Über die Irrtümer großer Denker". Kann man lesen und sich seine eigenen Gedanken machen. Sie schmeißen nur mit Dreck:
Marx war ein ganz normaler Mensch mit Irrtümern und negativen Seiten! Gar kein Heiliger! Das macht die katholische Kirche aber besser, oder!
Marx war ein hervorragender Wissenschaftler und Denker. Es bleibt doch jedem selbst überlassen, Marx's Kritik der politischen Ökonomie mal selbst zu lesen und zu verstehen, wie Kapitalismus funktioniert. Ich hab's getan und begriffen und begreife seine Schlußfolgerungen genauso wenig wie er selbst als Dogma. Es gilt wie bei allen Wissenschaften, die Thesen immer wieder auf den Prüfstand der Wirklichkeit und da schneiden Marx's Erkenntnisse immer noch verdammt gut ab.
Daran ändert auch nichts daran, dass ich rassistisches Gesülze - egal von wem - genausowenig leiden kann wie Ihren Beitrag.
Frank am Permanenter Link
Wenn ich Karl Marx höre, denke ich an die Millionen von Toten die seine Jünger zu verantworten haben.
Thomas Göring am Permanenter Link
@ Frank
1.)
Als Reaktion auf die Gedanken des Lesers hj_allemann fällt Ihnen lediglich dieser in 3 Sätzen zusammengepresste Rundumschlag gegen Marx ein.
Meinen Sie ernstlich, das sei eine inhaltliche Erwiderung auf das von hj_allemann ausführlich Gesagte? Durch pures Nicht-Darauf-Eingehen schreiben Sie an der Antwort hj_allemanns auf Ihren 1. Kommentar glatt vorbei – und damit treffen Sie seine Antwort inhaltlich auch gar nicht. Aber das ist Ihnen anscheinend auch völlig wurscht, denn Sie haben wohl nur 1 einzigen Beweggrund, der Sie hier treibt: Hass auf Marx. Belegte Sachargumente sind zum Dampfablassen auch nicht wichtig, denn dafür reichen eilig zusammengeraffte Vorwürfe & Anklagen ja vollkommen aus. Die Hauptsache ist: Marx wird im Telegrammstil à la BILD-Zeitung dröhnend in die Tonne gestampft.
Also: dann erzählen Sie doch jetzt mal konkret, wo Marx "die Vernichtung einer ganzen Gruppen(!) von Menschen" "gefordert" habe, und wo genau er selber geschrieben haben soll, dass allein durch Massenvernichtung von Menschen ein "Utopia"(?!) errichtet werden könne.
Aber dabei dann bitte Marx-Zitate mit Quellenangaben! Oder wenigstens belegte Sekundärquellen, falls Sie selber Marx rein zufälligerweise gar nicht gelesen haben sollten. Falls Sie auf diese Belege verzichten, erlaube ich mir, Ihre Auslassungen als simple ideologische Propaganda zu verbuchen.
2.)
Der Verlauf Ihrer Auslassungen ist übrigens bezeichnend. Denn zuerst waren Sie bloß ungehalten über ein angeblich "so hohes Podest" für Marx, und haben diesen deshalb in 3 summarischen Sätzen als unangenehmen Menschen abgekanzelt. Dabei verwiesen Sie auf einen Artikel von Martenstein, den hj_allemann dann offenbar nachgelesen hat (vgl dazu seine Antwort an Sie, die Sie so ignorant abfertigten).
Daraufhin ernteten Sie hier von mehreren Lesern Widerspruch. Den aber konnten Sie nicht ertragen und mussten daher Tags darauf nachladen. Dabei dann haben Sie Marx ebenfalls ganz summarisch in 3 Sätzen sogar als den schlimmsten Menschheitsverbrecher dargestellt. Jedoch dabei haben Sie seltsamerweise auf gar keinen Autor mehr verwiesen! Sie werden gewiss einsehen, dass das auffällt. Darf ich Sie also nach den Belegen dafür fragen?
Doch warum haben Sie das mit den angeblichen Menschheitsverbrechen Marx' nicht schon gleich zu Anfang in Ihrem 1. Kommentar geschrieben? Wäre das denn nicht ungleich wichtiger gewesen, als die (durchaus vorhanden gewesenen) unangenehmen Seiten von Marx' Persönlichkeit? Begreifen Sie, dass mich das verwundert? Wussten Sie das mit diesen angeblichen Verbrechen von Marx beim Schreiben Ihres 1. Kommentars vielleicht noch gar nicht, und stießen erst später "durch gut Glück" darauf, nämlich erst als Sie aufgrund der hiesigen Einsprüche Anderer auf einmal ganz dringend nach griffigem & kurzgefasstem Material suchen mussten, um diese Einsprüche Anderer möglichst cool & eilig abwehren zu können?
Noch etwas: Dass Ihre Antworten immer nur summarisch kurz & knapp sind, kann ich mir bloß so erklären: Mehr als ein paar grobe Schlagzeilen haben Sie dazu einfach nicht mitzuteilen, denn Sie wissen es vermutlich auch gar nicht so genau, wie Sie es hier zu wissen vorgeben. (Heiße Luft. Aber Hass macht blind; und daher ist er ein "Geistesgift", wie die Buddhisten so zutreffend sagen.)
Sorry: Für mich lesen sich Ihre beiden Kommentare zusammengenommen wie etwas in aller Eile hastig aus irgendwelchen Klappentexten (oder aus der BILD-Zeitung) Herausgerafftes und dabei nochmals mit dem Rotstift grob Zusammengestrichenes.
Das erinnert mich an einen mehrmals aufgekochten Teebeutel. Und Sie werden vielleicht verstehen, dass ich mir einen solchen Tee nicht vorsetzen zu lassen gedenke.
Frank am Permanenter Link
Wenn einer wie sie Karl Marx zum Heiligen erklärt, dann mache ich mir nicht die Mühe seinen Rassismus mit Quellen aus erster Hand zu belegen. Sein Rassismus und seine Haltung zur Gewalt sind allgemein bekannt.
Thomas Göring am Permanenter Link
@Frank,
das ist schon eine sehr dünne Antwort von Ihnen, schade drum! Denn siehe auch meine Reaktion auf Ihrem 3. Kommentar (siehe weiter unten). Offenbar ist jeder für Sie, der Marx nicht verflucht und ihn nicht öffentlich zum persönlichen Kotzbrocken plus zum monströsen geistigen Politverbrecher ernennt, so etwas wie ein gläubiger "Marxist".
Sie erlauben mir daher die Frage: WO GENAU mache ich Marx "zum Heiligen"?
Sie wollen sich der "Mühe"(!!) entziehen, Quellenbelege vorzulegen. Und ich sage Ihnen auch warum: Sie haben nämlich keine.
Ihr Folgesatz ist wiederum nur eine platte Beschimpfung Marx' – wie gesagt im BILD-Zeitungs-Stil. Mit dieser Flucht in etwas angeblich allgemein "Bekanntes" bestätigen Sie nochmals, dass Sie keine Belege vorweisen können. Oder anders gesagt: Ihr "Allgemein"-Wissen gründet sich auf das Fehlen von Belegen. Denn genau das ist für Sie (wie Sie selber sagen) zuviel der "Mühe".
Sie begnügen sich also mit "allgemein bekannten" Propaganda-Phrasen, das ist Ihr Pech. Denn andere Marx-Entlarver gehen da klüger vor. Aber von denen kann man dadurch auch noch etwas lernen. Von Ihnen jedoch nicht.
Der gesamte Rest Ihres Kommentars (angebliches "Runterspielen" meinerseits nach Pfaffenart wie die Apologetik in Bezug auf Luthers Judenhass plus angebliches "Nichtverstehen" meinerseits des von Ihnen behaupteten "Zusammenhangs" von Killing Fields & Gulag mit Karl Marx) ist deshalb bloß Ihr Versuch, sich aus Ihrer allein von Ihnen selbst herbeigeführten Beleg-Not nun möglichst "elegant" wieder herauszuschleichen - durch gekränktes Anklagen meiner Ausführungen.
Fragen Sie doch bitte einmal sich selbst: was haben Sie mit Ihrer Art des Kommentierens hier gewonnen? Haben Sie hier irgendwen zum Nachdenken anregen oder zum Fragen ermutigen oder sonstwie überzeugen können? Oder war das etwa auch gar nicht Ihre Absicht?
Jetzt kann ich es Ihnen ja offen sagen: Ich hatte schon ganz von Anfang an – gleich beim Lesen Ihres 1. Kommentars – das vage Bauchgefühl, dass Sie hier nur mal ordentlich Dampf ablassen wollten. Und warum hatte ich dieses Gefühl? Es ist die Art Ihres Schreibens, die dieses Gefühl in mir auslöste. Und zu dieser Art Ihres Schreibens hatte ich Ihnen ja schon in meinen vorherigen Antworten das Nötige mitgeteilt; deshalb erspare ich mir nun die Wiederholung desselben. Zudem störten die Entgegnungen der anderen Leser Sie wohl bei Ihrem Unterfangen des Dampf-Ablassens. Vielleicht auch fühlten Sie sich in Ihrer Manier der Marx-Entlarvung von mir ein wenig "entlarvt"? Sei's drum. Und das ärgert Sie. Aber da kann ich Ihnen nicht weiter helfen.
Ich schlage deshalb vor: wir beenden diesen Schriftwechsel - und die Leser mögen sich ihr eigenes Urteil darüber bilden.
Sie dürfen mir gerne hinterherwerfen, was Sie wollen. Ich nehme es Ihnen nicht krumm. Aber es interessiert mich auch nicht.
Frank am Permanenter Link
Andere sich viel Mühe gegeben und den schlechten Charakter von Karl Marx dokumentiert.
https://homment.com/karl_marx
Mehr kann ich nicht dazu sagen.
micham61 am Permanenter Link
Aha, "Das Kapital - Kritik der politischen Ökonomie -" ist kein wissenschaftliches Werk.
Ein Autor in der NZZ (Name leider vergessen): "Dieses Buch beschreibt unsere traurige Realität:" Gemeint ist der erste Band des dreibändigen Werkes.
Ja es gibt da in Marxens Leben Sachen die sollten nicht ausgeblendet werden, nur, sein ökonomietheoretischer Ansatz, die Negierung der Marktreligion, die Verwerfung der Gott-/Naturgegebenheit der Zustände ist aktueller denn je. Ich empfehle Prof. Hans Werner Sinn: http://www.hanswernersinn.de/dcs/1975_ZGS131_Marxsches_Gesetz_Profitrate pdf .
Kleiner Denkanstoß, für Sie Frank und die anderen Leser natürlich auch. Nichts, aber auch gar nichts ist für die Ewigkeit ("Denn alles was entsteht, ist wert das es zugrunde geht.".Ein gewisser Goethe schrub dies vor langer Zeit.). Aber diese bekloppte Kapitalakkumulation soll bis in alle Ewigkeit andauern??? Kann sie nicht. Prozesse haben nun mal die Angewohnheit zu enden... Und Geld, damit auch Kapital, ist ein Prozess.
Wäre schön wenn die Religionskritiker beim hpd auch die Marktreligion in ihre Kritik einbeziehen würden...
Thorben Meyer am Permanenter Link
Nach Marx müsste das Elend immer größer werden, was es nachweißlich nicht tut. Damit aber entfällt die Notwendigkeit einer Revolution.
Thomas Göring am Permanenter Link
Warum nur gleich so aufgebracht? Wo genau stellt dieser Artikel Marx denn "auf so ein Podest"?
Zum Ausgleich könnten Sie ja mal in die Studie von Hans Martin Lohmann "Geisterfahrer - Blanqui, Marx, Adorno & Co. 22 Portraits der europäischen Linken" (1989) hineinschauen. Sie werden (vielleicht) staunen, wer dort außer Marx noch so alles vorgestellt wird. Und das waren keineswegs allesamt im Umgang "sehr unangenehme Menschen". Dennoch haben diese Herrschaften (ob man sie schätzt oder ablehnt) weiterhin eine gewisse Bedeutung, weil sie den Leuten trotzdem(!) in der einen oder anderen Hinsicht etwas Bestimmtes mitzuteilen hatten.
Frank am Permanenter Link
Wen der HPD Martin Luther als Antisemiten und religiösen Fanatiker bezeichnet, sollte gegenüber Karl Marx genauso kritisch eingestellt sein.
http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_741.htm
Was Karl Marx verlangte war eine gewaltsame Revolution, aber überall wo es zu einer marxistischen Revolution kam, sind die Zustände schlimmer geworden.
Thomas Göring am Permanenter Link
Ach, daher weht Ihr Wind! Weil der hpd Luther kritisiert, muss nun im Gegenzug dafür auch Marx sein Fett wegbekommen. Eine kleine christliche Revanche für Luther gegen den hpd?
Übrigens stellt z.B. auch der Theologe(!) Thomas Kaufmann bei Luther einen "vormodernen Antisemitismus" fest: https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article133845369/Wie-Martin-Luther-sich-die-Juden-zurechtlegte.html
Kritisch zu Luther ebenfalls der Theologe Gerd Lüdemann: http://wwwuser.gwdg.de/~gluedem/eng/00300b003.htm
Nun zu Marx. Für Sie ist dieser, wenn ich Ihren 3. Kommentar lese, offenbar bloß ein "Sprüche"-Klopfer für Revolutionen.
Doch ob nun JEDE Revolution als solche(r) zu verdammen sei, ist eine äußerst spannende Frage, die eine pauschale Vorab-Antwort als abwegig ausschließt. Nehmen Sie als Beispielfall etwa den Kieler Matrosenaufstand von 1918; siehe dazu die arte-Dokumentation:
https://www.arte.tv/de/videos/060787-000-A/1918-aufstand-der-matrosen/
Aber da wir nun gerade bei den jetzt von Ihnen präsentierten 2 Marx-Sätzen von der "Gewalt als Geburtshelfer" (im 1. Band des Kapitals) sind:
a) Nennen Sie mir doch bitte die genaue Seitenzahl dieses Ihres Fundes (oder soll ich Ihnen diese Fundstelle nennen?).
b) Haben Sie auch den drumherum befindlichen 50seitigen Text gelesen? Und was sagt der Ihnen bezülich der 2 Sätze zur Gewalt? Oder haben Sie sich – "inspiriert" durch eine andere Quelle – hier bloß mal eben schnell und unbekümmert um den Rest dieses langen geschichtsdarstellenden Textes eine scheinbar in Ihr Beuteschema (sorry) passende "Rosine" herausgepickt? Zu Ihrer Information: Es geht in diesem Text ganz grob gesagt um die Herausbildung der kapitalistischen Wirtschaft im (früh-)neuzeitlichen – und übrigens christlich geprägten – Europa vom 16. bis zum 19. Jh. Hierbei beschreibt(!!!) Marx u.a., wie die spätfeudale und dann zunehmend bürgerliche Staatsmacht auch gewaltsam – und häufig in der brutalsten Form - in bestimmte Teile dieses jahrhundertelangen(!) Entwicklungsprozesses eingreift. - Doch all dieses sollten Sie als entrüsteter Marx-Entlarver ja eigentlich selber wissen. Ansonsten schlage ich Ihnen hier sozusagen für den Notfall noch eine kleine lohnenswerte Verständnishilfe vor (nur 12 Seiten): https://www.deutschlandfunk.de/re-das-kapital-2-6-das-verhaeltnis-von-kapitalismus-und.1184.de.html?dram:article_id=370365
c) Erklären Sie mir (bzw uns Lesern dieses hpd-Artikels über Marx) doch freundlicherweise, wo genau Marx in den 2 von Ihnen als Beweis für seine Unmenschlichkeit herausgegriffenen Sätzen ausdrücklich zu einer kommunistischen Revolution aufruft. Ich bitte um eine exakte Angabe Ihrer Fundstelle. Denn Sie werden wohl begreifen, dass ich das gerne persönlich nachzulesen wünsche (falls ich es bis zur Kenntnisnahme Ihrer Enthüllungen tatsächlich übersehen haben sollte).
Ich bin durchaus der Ansicht, dass es an Person & Werk von Marx auch(!) einiges klar zu kritisieren gibt – und insofern(!) teile ich ganz allgemein(!) den Rest des 1. Satzes Ihres Kommentars, wonach man (auch) gegenüber Marx "kritisch eingestellt" sein sollte. Aber ich erlaube mir eine Erweiterung Ihres Gedankens dahingehend: Gegenüber welchem Denker aus Politik & Wissenschaft & Religion sollte man denn NICHT "kritisch eingestellt" sein? Wüssten Sie einen? Denn nur mit wachem, d.h. kritisch-rationalem, Verstand lassen sich die Erkenntnisse UND die Irrtümer (sowie beider Folgen) all dieser Denker klar erfassen – und damit auch die eigene Haltung zu diesen Leuten und ihrem Werk sicher(er) begründen.
Ihre Einstellung gegenüber Marx ist ja Ihr gutes Recht, ebenso wie meine Einstellung gegenüber Marx mein gutes Recht ist. Allerdings habe ich anhand Ihrer bislang 3 Kommentare den Eindruck gewonnen, dass Sie sich Ihr (hier als Leserkommentare veröffentlichtes) Urteil über ihn eindeutig zu einfach gemacht haben. Und ich befürchte: das haut so nicht hin. Aber das müssen Sie ja selber wissen (ich sag's Ihnen nur im Guten).
Frank am Permanenter Link
Karl Marx nannte Völker wie die Basken Völkerabfälle und ein Hindernis zu einer erfolgreichen Revolution.
" Diese Reste einer von dem Gang der Geschichte, wie Hegel sagt, unbarmherzig zertretenen Nation, diese Völkerabfälle werden jedesmal und bleiben bis zu ihrer gänzlichen Vertilgung oder Entnationalisierung die fanatischen Träger der Kontrerevolution, wie ihre ganze Existenz überhaupt schon ein Protest gegen eine große geschichtliche Revolution ist.
So in Schottland die Gälen, die Stützen der
werden die östreichischen Deutschen und Magyaren frei werden und an den slawischen Barbaren blutige Rache nehmen. Der allgemeine Krieg, der dann ausbricht, wird diesen slawischen Sonderbund zersprengen und alle diese kleinen stierköpfigen Nationen bis auf ihren Namen vernichten."
http://www.mlwerke.de/me/me06/me06_165.htm
Sätze wie diese wurden von Karl Marx verfasst, würde ich diese einer normalen Person vorlegen, würde diese glaube, sie stammen von Adolf Hitler. Karl Marx war nationalistischer eingestellt, als viele Linke glauben.
micham61 am Permanenter Link
@Frank: Hab hier noch ne Leseempfehlung für Sie: Robert Kurz - "Schwarzbuch Kapitalismus - Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft".
https://exit-online.org/pdf/schwarzbuch.pdf
Einen hab ich noch: http://www.udo-leuschner.de/rezensionen/rl9409kollaps.htm
Hilft den Marx besser zu verstehen als das unsägliche "Schwarzbuch des Kommunismus"
Frank am Permanenter Link
Die Verbrechen des Kapitalismus mit den Verbrechen des Kommunismus und den schlechten Einfluss Karl Marx aufzurechnen bringt nichts. Karl Marx riet zu einer Lösung die schlimmer ist als die Krankheit.
Thorben Meyer am Permanenter Link
Den Ländern, die es nicht mit Marxismus probiert haben, ging es in er Regel besser als den anderen. Aber natürlich wurde das einfach jedes Mal nur falsch ausgeführt.