Das Bündnis Altrechtliche Staatsleistungen Abschaffen (BAStA) begrüßt, dass es endlich einen fraktionsübergreifenden Entwurf für das Ende der Staatsleistungen an die Kirchen gibt. Die vorgesehene Ablösesumme von gut 10 Milliarden Euro wird vom Bündnis jedoch scharf kritisiert.
"Ein ernstzunehmender Anlauf zur Ablösung der Staatsleistungen und zur Erfüllung des Verfassungsauftrags war schon lange überfällig", erklärt Johann-Albrecht Haupt, Sprecher vom partei- und organisationsübergreifenden Bündnis Altrechtliche Staatsleistungen Abschaffen (BAStA) in einer Pressemitteilung. Der heute von FDP, DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen in Berlin vorgestellte Gesetzentwurf für ein Grundsätzegesetz zur Ablösung der Staatsleistungen sei jedoch "meilenweit entfernt von einer gerechten Lösung", so Haupt. "Jedes Jahr haben 14 Bundesländer willkürlich festgelegte, hohe Zahlungen an die beiden großen Kirchen geleistet. In diesem Jahr sind es 569 Millionen Euro – auf fragwürdiger Rechtsgrundlage. Da verbietet sich eine Regelung, die zu diesen hohen Summen auch noch Ablösezahlungen von dem über 18-fachen des Jahresbetrags vorsehen. Das wären zusammen über 10 Milliarden Euro zusätzlich."
Auch Ralf Keller (Junge Liberale), Michael Janitzki (LAG Laizismus Die Linke Hessen) und Diana Siebert (Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne) vom BAStA-Bündnis kritisieren die im Gesetzentwurf vorgesehene Ablöseregelung. Der übergroßen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger seien die Staatsleistungen an die Kirchen, die ihren Ursprung in Entschädigungsleistungen für die Kirchen vor über 200 Jahren aufgrund der damaligen Säkularisation haben, nicht mehr vermittelbar – egal ob Kirchenmitglied oder nicht. Darüber hinaus sei der Gesetzentwurf für die Kassen der Bundesländer äußerst ungünstig: "Der Bund muss ein Signal an die Bundesländer senden, dass die Landesregierungen die in Aussicht gestellten Verhandlungen über Senkung der Beträge hart führen dürfen. Noch einmal zusätzlich das 18-fache der jährlichen Zahlungen aufzubringen, würde die Bundesländer finanziell stark belasten. Auch deshalb dürfen jedwede konkreten Zahlenwerte nur als eine Obergrenze gelten."
Adrian Gillmann (SPD), Sprecher der Säkularen Sozis, kritisiert neben der Höhe der Ablösesumme auch die Untätigkeit der Regierungsparteien hinsichtlich der Staatsleistungen, zu deren Abschaffung bereits seit hundert Jahren ein uneingelöster Verfassungsauftrag besteht: "Die Große Koalition lässt sich in der Frage dieses eindeutigen Verfassungsauftrages vorführen. SPD und Union sollten hier ebenfalls tätig werden. Wir werden unsere Fraktion auffordern, sich endlich für eine Ablösung der Staatsleistung einzusetzen, die auch die bisher geleisteten Zahlungen berücksichtigt, statt nur größtmögliche Summen ins Spiel zu bringen."
13 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass von unseren Steuergeldern, diesen verlogenen und betrügerischen Kindes-Missbrauchern 10 Milliarden Euro in den Ar... geblasen werden sollen.
Welt, der Vatikan. Wie der Vatikan das wurde, kann jeder in youTube überprüfen, unter dem Titel < Der Reichtum der Katholischen Kirche ist Blutgeld > wer danach noch der Meinung ist wir sollten den Kirchen 10 Milliarden Euro schenken, hat m.E. nichts begriffen
oder ist schon vor lauter Glauben an das Gute der Kirche derartig verdummt, dass er die Realitäten nicht mehr erkennen kann.
M.S. am Permanenter Link
Wenn ich solche Summen lese, rausgeschmissenes Geld für NICHTS, da wird mir sowas von schlecht.
Werner Kübler am Permanenter Link
Seit hundert Jahren aufgegeben, und jetzt "Angebot" Abfindung von 10 Mrd.€!
Das schlägt dem Fass den Boden aus! Bastard!
Roland Weber am Permanenter Link
Man sollte sich vor allem noch einmal die historischen Zusammenhänge, das Zustandekommen und den Verlauf dieser "Entschädigungs"-Geschichte genauer ansehen...
Es wurden gewiss schon tausendfach Ungerechtigkeiten geschaffen (auch andere wurden schon "enteignet"; welche verfassungsrechtliche Rechtsposition hatte dagegen die Kirche?) - eine ersatzlose Streichung dieser versteckten Subventionen gehört deshalb gewiss nicht dazu. Selbst eine mögliche "Schuld" wäre über die vergangenen einhundert Jahre zigfach übertroffen …
Das Buch von Carsten Frerk, in dem die unhaltbare Rechtsposition und die Auswirkungen dargelegt wurden, wurde vor Jahren schon an alle Bundestagsabgeordenten verschickt - ohne dass dies irgendwelche Reaktionen hervorgerufen hätte.
Der Staat "schuldet" den Kirchen nichts!
Anzuerkennen ist immerhin, dass sich Grüne, FDP und Linke aufmachen mit ihrem nun vorgelegten Gesetzesentwurf überhaupt etwas ändern zu wollen...
Ehrenfried Wohlfarth am Permanenter Link
umgekehrt wird ein Schuh draus. Alle konffesionslosen Bürger müßten im nachhinein von den Kirchen entschädigt werden.
Reinhold Schlotz am Permanenter Link
@Roland: „… eine richtungsweisende und neutral anzusehende Veröffentlichung, wie z.B.
Nachfolgend drei Veröffentlichungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages über die Staatsleistungen. Etwas Richtungsweisendes und Neutrales wirst Du darin kaum finden:
(1) Historische Aspekte der Staatsleistungen an die Kirchen gemäß Art. 140 Grundgesetz:
https://www.bundestag.de/resource/blob/412086/3e7a230bfe6c8aa7c7c34e37b37ebee3/WD-10-013-10-pdf-data.pdf
(2) Staatsleistungen an die Kirchen und Religionsgemeinschaften:
https://www.bundestag.de/resource/blob/423672/c59b60c85fb826e8170fb34f66348463/WD-3-110-10-pdf-data.pdf
(3) Reichskonkordat und Ablösungsgesetzgebung:
https://www.bundestag.de/resource/blob/421890/2c2c93ba928a2c6527bd1679a7e88755/WD-3-016-11-pdf-data.pdf
Mit unserer GBS-Rhein-Neckar-Broschüre „Skandalöse Staatsleistungen an die Kirchen – SCHLUSS DAMIT!!!“ bist Du vermutlich besser informiert.
Roland Weber am Permanenter Link
@ Reinhold. Vielen Dank für deinen Hinweis! Allerdings habe ich dort nichts gefunden, was für den Fortbestand sprechen würde …
Ich gebe dir zu 100% recht, wenn du stattdessen auf die/eure gbs-Broschüre verweist!
Ist diese (wie eigentlich alle) hervorragende Broschüre im Internet abrufbar???
Das könnte vielen - und auf einfachste Weise - die Augen öffnen!
Heinz König am Permanenter Link
Man sollte bitteschön auch bedenken, wo die damaligen Kirchenreichtümer herkamen... Ehrlich erworben garantiert nicht!
Bernd Kockrick am Permanenter Link
Es ist klar, dass unser Staat schon seit Beginn ein Kirchenstaat ist: Alle Minister sind (aktive) Mitglieder einer Kirche, der Bundestagspräsident lädt den Papst ein, viele Abgeordnete gehören führenden Gremien der Ki
Jetzt müssen sich die Befürworter dieses neuen Gesetzentwurfes aber warm anziehen!
Roland Fakler am Permanenter Link
Als Schmerzensgeld für das Unheil und die Verdummung, die die Kirchen an der Menschheit verübt haben, würden 10 Milliarden nicht reichen.
STEFAN WAGNER am Permanenter Link
Man sollte die Leistungen ausschleichen, dann können sich die Kirchen drauf einstellen. Pro Jahr 10% vom heutigen Stand weniger, beginnend ab sofort.
Die Kirchen wissen seit 100 Jahren, dass es abgelöst werden soll, hatten also schon lange Zeit, sich drauf einzustellen. Sie haben weniger und weniger Gläubige und Personal, sie schrumpfen langfristig ohnehin weg.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Kein Cent an Ablösebeträgen. Kein Cent!
Die ganze Causa ist historisch wie juristisch überhaupt nie zu rechtfertigen gewesen, nachdem die letzten persönlich von der Sakularisation betroffenen Fürstbischöfe verstorben waren. Das hatten übrigens die Mütter und Väter der Weimarer Reichsverfassung ganz klar erkannt, sahen sich aber angesichts der instabilen politischen Verhältnisse nicht imstande, in der WRV dazu gleich Tabula rasa zu machen. Das Ablösungsgebot der WRV war damals schon auf eine nähere Zukunft hin gedacht, sollte nur ein "sofort" vermeiden und verhindern, dass die Großkirchen sich aktiv gegen die neue Republik stellen würden. Was zu gewärtigen war, waren sie doch Schirm und Stütze des vergangenen Kaiserreichs.
Nein, es gibt keinen Grund für auch nur einen Cent Ablösungsbetrag. Insofern müsste die Rahmengesetzgebung des Bundes sich eigentlich darauf beschränken, dazulegen, dass und warum die bisherigen Zahlungen letztlich ohne historische und rechtliche Grundlage geleistet wurden - und als Regelungsinhalt schlage ich (unter Zurückstellung von Bedenken) vor, dass der Bund die Länder anweist, auf Rückforderungen von Zahlungen aus der Vergangenheit zu verzichten.
Rest my case.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
10 Milliarden jetzt?
Warum nicht bereits vor hundertundeinem Jahr, als diese Ablösung Verfassungsbefehl wurde? Alle Zahlungen zwischen dem Inkrafttreten der WRV und dem heutigen Tag sind sinnlos und vom Steuerzahler zwangsweise gezahlte verfassungswidrige Alimentierungen der Glaubenskonzerne.
Falls die Bundesländer diese Mittel jetzt überhaupt aufbringen könnten (Coronafolgekosten!) und die Kirchen diesen Judaslohn annehmen würde, erhoffe ich mir eine weitere massive Austrittswelle. Denn dies würde den raffgierigen Charakter der Großkonzerne beweisen.
Der Bürger kann sich nur noch durch die komplette Verweigerung dieser unanständigen Firmen wehren. Wenn sie wenigstens Toilettenpapier oder Spaghetti produzieren würden. Aber Wahnvorstellungen...?