Mit der Entscheidung, eine römisch-katholische "Charter School" aus Steuergeldern zu finanzieren, hat der Bundesstaat Oklahoma womöglich einen weiteren Schritt zur Auflösung der US-amerikanischen Trennung von Staat und Kirche getan. Sollten sich die Pläne für die St. Isidore of Seville Catholic School, deren Eröffnung für den Herbst 2024 geplant ist, tatsächlich wie vorgesehen umsetzen lassen, werden weitere Schulen in anderen Bundesstaaten folgen.
In Oklahoma, gelegen im mittleren Westen der USA, gilt das Blaine Amendment. Dabei handelt es sich um einen Zusatz zur US-Verfassung, welcher eine Finanzierung von kirchlich geführten Bildungseinrichtungen durch Regierungsgelder ausschließt. Erst 2016 hatte sich die Bevölkerung für einen Verbleib dieses Zusatzes in der Verfassung ihres Bundesstaates entschieden.
Der Beschluss des Statewide Virtual Charter School Board (Landesweite Charterschulbehörde), die für den Herbst 2024 geplante St. Isidore of Seville Catholic Virtual School unter römisch-katholischer Führung aus Steuergeldern zu finanzieren, widerspricht dem Blaine Amendment.
Charter Schools sind keine privaten und auch keine öffentlichen Schulen. Diese Schulen werden von der Regierung finanziert, jedoch unabhängig geführt. So gelten für sie dieselben Regeln und Lehrpläne wie für öffentliche Schulen, jedoch ist die Umsetzung flexibler gestaltet. Die St. Isidore of Seville Catholic School soll als K-12 angelegt werden und somit Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur 12. Klasse bilden. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen dort soll etwa 500 betragen.
Zunächst hatte die Charterschulbehörde den Plänen für die Schule noch eine Finanzierungsabsage erteilt. Acht Bedenken, unter anderem zum generellen pädagogischen Ansatz, zu angemessenen Vorkehrungen zur Sonderpädagogik, zum Management und zu Technologien für virtuelles Lernen, wurden vorgebracht. Dass die überarbeiteten Pläne schließlich grünes Licht erhielten, ist kaum verwunderlich, konnten in den letzten Jahren doch zahlreiche Gerichtsurteile im Sinne religiöser Einrichtungen errungen werden.
An zahlreichen Orten und initiiert von Organisationen wie Privatpersonen, wird versucht, Steuergelder in religiöse Organisationen umzuleiten. Beispiele, in denen das Blaine Amendment bereits gerichtlich ausgehebelt wurde, stammen aus unterschiedlichen Bundesstaaten. Ein Beispiel ist die Trinity Lutheran Church of Columbia in Missouri, eine private christliche Vorschule, die ihre mit öffentlichen Geldern finanzierte Spielplatz-Renovierung 2017 durchsetzte. Das Gericht stimmte ihrer Argumentation zu, dass die Verweigerung der Gelder eine Diskriminierung aufgrund der Religion sei.
In Montana setzten Eltern 2020 durch, dass ein mit Steuergeldern finanziertes Stipendiensystem auch für religiös geführte Schulen verwendet werden darf. In weiteren Fällen wurden unter anderem die regierungsfinanzierten Transporte von Kindern zu religiös geführten Bildungseinrichtungen durchgesetzt.
Während religiöse Personen die Entscheidungen feiern – zumindest bis eine ungeliebte religiöse Minderheit Ähnliches durchsetzt und auch Nichtreligiöse Vorteile in weiteren Schulen und somit kürzeren Schulwegen sehen – wird auch Kritik geäußert. So könnten Angehörige der LGBTQIA+-Gemeinschaft oder unverheiratet Schwangere und Mütter mit unehelichen Kindern sowohl im Bereich der Lehrenden als auch der Angestellten potentiell diskriminierenden Praktiken begegnen.
Besorgnis zeigt sich auch in Hinsicht auf Lernende mit Behinderungen. Diese sollen in Übereinstimmung mit Staats- und Bundesgesetzen unterrichtet werden, so lange ihre Bildung nicht die religiösen Grundsätze der Schule und das Unterrichtsmodell gefährden.
Kritik kommt auch aus dem Bereich der Charterschulbewegung selbst. Immerhin sei diese Schulform offen, auch politisch, gegründet worden. Diese jetzt privater werden zu sehen, war nicht geplant.