Gloria von Thurn und Taxis – Nationalkonservative "Gottesfürstin" mit archaischer Sexualmoral

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Wagner-Festspiele in Bayreuth 2015 – die damalige Kanzlerin Angela Merkel (rechts), ihr Mann Joachim Sauer (zweiter von rechts), Gerwin Spalink (links) und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis (zweite von links)
Wagner-Festspiele in Bayreuth 2015

Wenn Gloria von Thurn und Taxis über Glaube, Sexualität und Gesellschaft spricht, wirkt es, als sei die Zeit im Schloss St. Emmeram irgendwann in den 1950ern stehen geblieben. Die "Fürstin" tritt gerne als glanzvolle Verteidigerin des Katholizismus auf, doch hinter den frommen Phrasen verbirgt sich ein Weltbild, das selbst im Vatikan Stirnrunzeln verursacht.

Gloria lässt keine Gelegenheit aus, sich als eifrige Dienerin der Kirche, als moralische Instanz und fromme Kämpferin gegen den vermeintlichen Werteverfall zu inszenieren. Dass ihr Reichtum aus dem feudalen Erbe des Familienclans stammt und die barocke Pracht ihres Regensburger Schlosses in scharfem Kontrast zu den sonntäglichen Predigten über Demut steht – geschenkt. Der Adel mag seine politische Macht verloren haben, doch er sucht sich neue Bühnen – und die katholische Kirche ist für Gloria die perfekte Plattform. Ständig bezieht sie ungefragt zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung.

Gloria – Lieblingsfürstin der Erzkonservativen und Rechtsextremen

Erst vorletzte Woche fiel die Fürstin bei einer Privataudienz vor Papst Leo XIV. auf die Knie, als sie die European Fraternity (EF) von Erzherzog Imre von Habsburg-Lothringen in den Vatikan begleitete. By the way: Die EF ist eine ultrakonservative, katholische Laienorganisation, die 2014 in Frankreich gegründet wurde und für ihre traditionalistischen, anti-liberalen und gesellschaftspolitisch reaktionären Positionen bekannt ist.

Diese erzkonservative Ausrichtung passt zu ihrer politischen Einstellung und ihrer unverhohlenen Nähe zur rechtspopulistischen AfD. Der Rechtsextreme Björn Höcke ist für die Regensburger Schlossbewohnerin lediglich ein "deutscher Idealist und Träumer", aber kein Nazi. Zu Gast im Schloss Emmeram waren schon Maximilian Krah und Alice Weidel. Was belegt, dass sie keinerlei Berührungsängste mit rechtsnationalen Kreisen kennt. Im Gegenteil: Die Fürstin sucht ihre Nähe.

Sonderbare Ansichten zur Sexualität

Wirklich grotesk wird es, wenn die Fürstin über Sexualität spricht. Immer wieder betont sie, wie sehr sie die "katholische Sexualmoral" schätze, und gleichzeitig bricht sie gerne Tabus, wenn es darum geht, Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben hätten. Ihre Botschaften sind so altbacken wie gefährlich: Homosexualität sei ein Fehlweg, Verhütung eine Sünde. Masturbation eine "geistige Verirrung", Abtreibung gleichbedeutend mit Mord. Legendär ist ihr Statement zu Kondomen als Instrument der Gesundheitspolitik und der Eigenverantwortung: Gloria attestierte Afrika ein Aids-Problem, "weil der Schwarze gerne schnackselt" und nichts von Treue hält. Ein Satz, der Rassismus und katholischen Fundamentalismus in einer einzigen Absurdität bündelt.

Kondome lehnt sie also ab, selbst im Kampf gegen Aids – sie vertraut lieber auf Monogamie. Jungen Menschen predigt sie Keuschheit als einzig akzeptablen Lebensweg, während sie in Talkshows kokett von ihren "wilden Jahren" erzählt. Die Doppelmoral ist offenkundig: Was bei ihr als jugendlicher Exzess durchgeht, soll bei anderen zur ewigen Verdammung führen.

Gloria auf adeligem Missionstrip

Die "Gottesfürstin" ist eine Art adlige Influencerin des Glaubens. Eine bigotte Bühne dafür findet sie in konservativen Medien, auf katholischen Großveranstaltungen oder auf den eigenen Social Media-Kanälen. Was sie dabei verbreitet, ist kein aufgeklärter Katholizismus, sondern eine Mischung aus weltfremder Rückwärtsgewandtheit, Dogma und persönlicher Profilierung.

Gloria von Thurn und Taxis steht exemplarisch für ein Phänomen, das gefährlich unterschätzt wird: Eine Kirche im Rückzugsgefecht, die sich alter Eliten bedient, um die Fahne hochzuhalten. Ihr Auftreten wirkt dabei weniger wie religiöse Hingabe, sondern eher wie der effekthaschende Versuch, eine längst vergangene Gesellschaftsordnung, in der Adelige über Moral und Lebensführung bestimmen durften, in die Gegenwart zu retten. Dass die katholische Fundamentalistin damit die Spaltung zwischen Kirche und moderner Gesellschaft vertieft, ist offensichtlich. Doch vielleicht ist genau das ihr Ziel: die Pose der standhaften Missionarin inmitten einer "entgleisten Welt" – ein weiterer Baustein, die Polarisierung der Gesellschaft voranzutreiben. „"

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