Das bundesweite Netzwerk der Säkularen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stellt die Bewerberinnen und Bewerber um den Parteivorsitz der SPD auf den Prüfstand. Mit der Beantwortung von acht Fragen sollen sie klarstellen, wie sehr sie in der säkularen Tradition der SPD stehen und wie weit sie Respekt und Toleranz als Grundwerte der Demokratie ernst nehmen. Dabei geht es auch um die Frage der staatlichen Neutralität gegenüber allen Religionen und Weltanschauungen.
Natürlich wollen die "Säkularen Sozis" auch wissen, ob sich die Bewerberteams für die längst überfällige Einrichtung eines offiziellen SPD-Arbeitskreises Säkulare einsetzen werden, der auf Augenhöhe mit den Arbeitskreisen der Christen, Muslime und Juden die Interessen der religiös nicht gebundenen Parteimitglieder vertritt und damit auch grundgesetzkonform die Interessen der mit 37 Prozent größten Bevölkerungsgruppe der nichtreligiösen Bundesbürger.
Die acht Wahlprüfsteine für die Bewerber lauten:
1. Staatliche Neutralität hinsichtlich Religionen wie Weltanschauungen und der säkulare Rechtsstaat garantieren das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Gesinnung. Die säkulare Tradition der SPD kann hier anknüpfen. Wie wichtig ist politische Säkularität, die Religionen weder diskriminiert noch privilegiert?
2. Respekt und Toleranz sind Grundwerte unserer Demokratie, die insbesondere von der Sozialdemokratie erstritten wurden und verteidigt werden. Verdienen Angehörige aller Religionen, soweit sie sich an das Grundgesetz und die allgemeinen Gesetze halten, den gleichen Respekt und gilt dieser Respekt in gleicher Weise auch gegenüber den Menschen, die sich zu keiner Religion bekennen?
3. Seit über 100 Jahren erhalten die kirchlichen Organisationen aus allgemeinen Steuermitteln hohe staatliche Leistungen für ihre hauptamtlichen Mitarbeiter (Kardinäle, Bischöfe, …). GG Artikel 140 (entspr. Art. 138 WRV). Werdet Ihr Euch dafür einsetzen, diese Leistungen abzu-schaffen oder zu reduzieren?
4. Kirchliche Einrichtungen erhalten für den Unterhalt von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern … bis zu 100 Prozent staatliche Unterstützung. Werdet Ihr Euch dafür einsetzen, dass sie künftig mit anderen sozialen Einrichtungen, wie z.B. Arbeiterwohlfahrt, Rotes Kreuz gleichgestellt werden?
5. Die Kirchen beanspruchen für sich ein eigenes Arbeitsrecht und halten sich beispielsweise bei Einstellungen und Entlassungen nicht an die allgemeinen Gesetze. Werdet Ihr Euch für die Durchsetzung der staatlichen Gesetze auch in religiösen Einrichtungen einsetzen?
6. Werdet Ihr Euch dafür einsetzen, dass auch Missbrauchsfälle in den Kirchen primär der staatlichen Ermittlung und Rechtsprechung unterliegen müssen?
7. Werdet Ihr Euch für die Einführung eines gemeinsamen integrativen, kundig machenden Unterrichts über Religionen/Weltanschauungen, Ethik und kulturelle Normen an allen Schulen einsetzen?
8. Werdet Ihr Euch beim Bundesparteitag für die Einrichtung eines offiziellen Arbeitskreises Säkulare in der SPD als Ergänzung zu den bestehenden AKs der Christen, Juden und Muslime einset-zen, um die aufgeworfenen Fragen in einem offenen Dialog zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten?
4 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wenn diese 8 Fragen überzeugend mit JA beantwortet werden können, dann wäre die SPD eine wählbare Alternative zu den Kirchenhörigen "C" Parteien und auch zu Links und Grün.
Diese 8 Punkte zu erfüllen wäre der einzig gangbare Weg zu einer gerechten Demokratie.
Ich weiss, wäre, wäre wäre.
Frans Joris Fabri am Permanenter Link
Wunderbar! Ich bin auf die Antworten sehr gespannt. Meine (Mitglieder-)Stimme hängt davon ab.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Da wären ja mal die Antworten interessant.
Obwohl - ist eigentlich auch egal.
Unechter Pole am Permanenter Link
Manche Fragen sind so formuliert, dass sie ein tieferes Wissen über die Hintergründe voraussetzen. Die Antworten werden manchmal nur zufällig ausfallen. Z.B.