Ab dem 16. Oktober soll das überarbeitete Theaterstück "Poder I Santedat" von Manuel Molins im Teatro Principal in Valencia wieder aufgeführt werden. Das Stück befasst sich mit dem Vatikan und zweien seiner Probleme: der Korruption und der Homophobie. Für die spanische christliche Anwaltsvereinigung klar eine Verletzung religiöser Gefühle. Sie hat bei Gericht beantragt, die Aufführungen zu untersagen und gleich zahlreiche mit der Produktion betraute Personen angezeigt.
Manuel Molins Theaterstück "Poder I Santedat" aus dem Jahre 2017 konnte sich bereits bei seiner damaligen Aufführung reicher Aufmerksamkeit und Theaterpreisen wie Premi Octubre de Teatre und Premio Pere Capella de teatro erfreuen. Dieses Jahr soll eine überarbeitete Fassung des vatikankritischen Stückes, welches sich mit der Homophobie und der wirtschaftlichen Korruption des Papstsitzes beschäftigt, erneut aufgeführt werden. Für die Premiere am 16. Oktober und weitere Spieltermine bis November 2020 wurde das Teatro Principal der Hauptstadt der autonomen Region Comindad Valenciana, Valencia ausgewählt. Danach soll es in Castellon und Alicante, weiteren Regionalhauptstädten, aufgeführt werden.
Beworben wird das Theaterstück mit Plakaten, auf welchen ein als hochrangiger katholischer Geistlicher erkennbarer Mann einen Jungen auf den Mund küsst. Für die christliche Anwaltsvereinigung Asociación Española de Abogados Cristianos (Spanische Vereinigung christlicher Anwälte) eine klare Verletzung religiöser Gefühle. Die Vereinigung, welche gerade versucht, mittels einer Petition die zum Schutz vor Covid-19-Infektionen erlassene Obergrenze von 25 Personen in manchen Gotteshäusern zu kippen, hatte bei Gericht in Valencia beantragt, die Aufführungen auszusetzen. Zudem hatte sie auch gleich Toni Gaspar, den Präsidenten, und Abel Guarinos, den Direktor des Institut Valencià de Cultura y Diputació de València, des valencianischen Kulturinstitutes, welches das Stück produziert, den Autor des Werkes, Manuel Molins, und den Regisseur Paco Azorin wegen der Verletzung religiöser Gefühle angezeigt.
Ihren Schritt begründen sie unter anderem damit, dass das Werbeplakat die katholische Kirche der Päderastie beschuldige. Auch sei eine Aufführung des Stückes ein Angriff auf den katholischen Glauben, finanziert durch öffentliche Mittel. In ihrer Erklärung zum Fall verweist die christliche Anwaltsvereinigung darauf, dass solche Angriffe immer nur gegen Christen stattfänden und keiner anderen Gruppierung so etwas widerfahre.
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Die Kirchenmänner haben noch nie auf die Gefühle von missbrauchten Kindern Rücksicht genommen, aber ihren "Verletzung religiöser Gefühle" , was immer das auch sein soll, müssen berücksichtigt werden.
bei den Katholiken noch nicht angekommen zu sein, da diese sich a priori für das wichtigste auf der Welt halten.
CnndrBrbr am Permanenter Link
Und seit wann soll es bitte falsch sein, die katholische Kirche der Päderastie zu beschuldigen?
Christian Meißner am Permanenter Link
Die häufig von Vertretern der Katholischen Kirche in spanischsprachigen Ländern eingenomme Rolle des Opfers, das beleidigt fühlt, ist eine simple PR-Strategie.
Die katholische Kirche in Spanien erhält jährlich mehr als 4,8 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern im Bildungssektor, um ihr weitgehend evidenzbefreites Weltbild in die Köpfe junger Menschen zu verpflanzen.
Diese institutionell geförderte massive Verzerrung auf dem Markt der Ideen könnte man natürlich analog als eine Beleidigung der menschlichen Vernunft ansehen.
Doch das inszenierte Beleidigtsein überlassen Humanisten besser den Gegnern des klaren Denkens. Und setzen sich stattdessen weiter für die Trennung von Staat und Kirche ein. Und für die Freiheit der Rede und der Kunst, damit jenseits der Kriterien von Logik und Empirie angesiedelte Glaubenssätze wenigstens im Erwachsenenalter "im Zweifelsfall" hinterfragt werden.