Texas: Der Satanic Temple verklagt den Bundesstaat wegen Abtreibungshürden

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Flagge von Texas
Flagge von Texas

Weil der US-Bundesstaat Texas ungewollt Schwangeren den Zugang zu einer benötigten Abtreibung mit Zwangsuntersuchungen und -gesprächen erschwert, hat der Satanic Temple nun im Namen einer Gläubigen geklagt. Der Bundesstaat soll das satanische Abtreibungsritual als Alternative anerkennen. Mit im satanistischen Boot sind konservative Politiker, die sich den Einsatz für Religionsfreiheit auf die Fahnen geschrieben haben. Oder etwa doch nicht?

Seit einer Grundsatzentscheidung aus dem Jahr 1973 ist Abtreibung in den ersten Schwangerschaftswochen in den USA legal. Jedoch handhaben die einzelnen Bundesstaaten die Bedingungen des Zuganges zu einem Schwangerschaftsabbruch unterschiedlich. In Texas, gelegen im Süden der USA, müssen eine Ultraschalluntersuchung nebst Besprechung der Sonographie und eine Wartezeit in Kauf genommen werden, um einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu können. Abtreibungskliniken für sichere und medizinisch begleitete Abbrüche sind, auch dank mangelnder finanzieller Förderung, selten geworden.

Für den Satanic Temple ein grober Verstoß gegen die eigene religiöse Überzeugung. Diese setzt auf körperliche Autonomie und den Schutz des Selbstwertgefühls und hat daher ein eigenes Abtreibungsritual. Mit diesem Ritual lässt sich der bundesstaatliche Druck auf Schwangere mit Abtreibungswunsch, die Schwangerschaft bestehen zu lassen, nicht vereinbaren.

Im Namen einer Gläubigen, genannt "Ann Doe", sucht der Satanic Temple nun die Klage gegen Texas und für reproduktive und religiöse Rechte. Der Klage vorausgegangen war ein Schreiben des Satanic Temple, welches an die Texas Health and Human Services Commission, die Texanische Gesundheitsbehörde, gerichtet war und um Akzeptanz des religiösen Abtreibungsrituals Ann Does statt Ultraschalluntersuchung und Wartezeit ansuchte.

Begründet wurde es damit, dass das von Doe gewünschte religiöse Abtreibungsritual nun einmal einer Abtreibung bedürfe und dass die von Texas vorgelegten Hürden dem dritten und fünften Grundsatz ihres Glaubens widersprächen. Grundsatz drei bekräftigt, dass der eigene Körper unantastbar und nur dem eigenen Willen unterworfen ist. Grundsatz fünf sagt aus, dass Glaube auf bestem wissenschaftlichen Verständnis der Welt basieren und Fakten nicht verfälscht werden sollten, um zur eigenen Meinung zu passen. Das Gesuch wurde abgelehnt, der Satanic Temple entschied sich zur Klage.

Für juristischen Beistand und die Deckung weiterer Klage-Kosten möchte der Satanic Temple nun 100.000 US-Dollar (knapp 82.000 Euro) sammeln.

Breite Unterstützung erwartet Satanic Temple-Mitbegründer und Sprecher Lucien Greaves sich von konservativen Politikern wie Ken Paxton, die sich lautstark als die Frontlinie zur Wahrung der Religionsfreiheit präsentieren. Ob es sich um ein Versehen handelt, dass Paxton den Satanic Temple bisher nicht erwähnt hat oder ob ein großer Kampagnen-Clou hinter dem Schweigen steckt, ist nicht bekannt.

Selbst ohne republikanische Fürsprecher und dank großer Plakatkampagnen, zum Beispiel mit dem Slogan "Abtreibung rettet Leben", erhält der Satanic Temple jedenfalls Aufmerksamkeit für die Themen "Reproduktionsrechte und medizinisch begleitete, sichere Abtreibung statt Kleiderbügel und Küchentisch".

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