Demonstrationen zum Umgang mit ungewollten Schwangerschaften in Berlin

"Eine untragbare Situation"

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Auftaktkundgebung am Brandenburger Tor
Auftaktkundgebung am Brandenburger Tor

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Getanzter Protest: Das Centre Talma Berlin-Reinickendorf forderte die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs.
Tanzperformance

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Unter den Demonstrantinnen waren auch Christinnen, die sich gegen den "Marsch für das Leben" positionierten.
Christinnen gegen den "Marsch für das Leben"

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Auftaktkundgebung am Brandenburger Tor
Auftaktkundgebung am Brandenburger Tor

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Anschließend lief der Protestzug durch Berlin-Mitte
An der Spitze des Protestzugs

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Auch humanistische Organisationen nahmen an der Demo teil
Humanistische Organisationen bei der Demo

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Teilnehmer des "Marschs für das Leben"
Teilnehmer des "Marschs für das Leben"

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Teilnehmer des "Marschs für das Leben"
Teilnehmer des "Marschs für das Leben"

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Teilnehmer des "Marschs für das Leben"
Teilnehmer des "Marschs für das Leben"

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Teilnehmer des "Marschs für das Leben" recken mahnend Plastikföten in die Luft
Teilnehmer des "Marschs für das Leben"

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Selbstbestimmungsbefürworter hatten sich geschickt in einem Café platziert, um den vorbeiziehenden "Lebensschützern" ihre Botschaften zu präsentieren.

Am Samstag drehte sich im Berliner Regierungsviertel wieder alles um das Spannungsfeld zwischen sexueller Selbstbestimmung und angeblichem Lebensschutz. Wie immer Mitte September hatten Abtreibungsgegner zum "Marsch für das Leben" aufgerufen, während zwei Bündnisse sich für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzten.

Insgesamt drei Demonstrationszüge bewegten sich am vergangenen Wochenende wieder durch die Mitte der Hauptstadt, die sich allesamt mit dem Thema ungewollte Schwangerschaften beschäftigten. Die einen schweigend, nur unterbrochen durch Gebete, die anderen laut skandierend und mit Musik: Der christlich motivierte "Marsch für das Leben" auf der einen Seite und die beiden vom konfrontativen queer-feministischen What the Fuck-Bündnis beziehungsweise dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung organisierten Protestzüge, die sich gegen den Marsch jener "Lebensschützer" richteten. Sorgsam wurden die Aktivist*innen auch diesmal durch Straßenabsperrungen von der Polizei auseinandergehalten, auch wenn einzelne Grüppchen mit lauten Parolen dennoch ihren Weg an den Rand der Route der Abtreibungsgegner fanden.

Während der "Marsch für das Leben" wie alle Jahre für ein weitgehendes Abtreibungsverbot eintrat, ist das ausgegebene Ziel der Selbstbestimmungsbefürworter nach dem Etappensieg der Streichung des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche (§ 219a) die Abschaffung der Paragraphen 218 und 219 und damit die generelle Entkriminalisierung von Abtreibungen, die in Deutschland nach wie vor eine Straftat sind, welche nur dann nicht geahndet wird, wenn sie innerhalb einer vorgegebenen Frist stattfinden und ein verpflichtendes Beratungsgespräch wahrgenommen wurde. Zahlenmäßig versammelten sich jeweils nach Veranstalterangaben ungefähr 1.000 (Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung) und 800 (What the Fuck-Bündnis) Menschen auf der Pro-Choice- sowie 4.000 auf der Pro-Life-Seite, wobei letztere traditionell per Busfahrten bundesweit mobilisiert.

Auf der Kundgebung des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung sprachen neben vielen anderen die Gynäkologin Dr. Jana Maeffert, Vorstandsmitglied von Doctors for Choice Germany (ein ausführliches Interview mit ihr findet sich hier), und die Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung in Berlin, Saraya Gomis. Ein Schwerpunkt des vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ausgerufenen Aktionstages lag auf der medizinischen Versorgungslage in der Ukraine, denn Frauen und Mädchen seien im Krieg häufig Opfer von sexualisierter Gewalt und gerade ihnen werde eine gesundheitliche Versorgung erschwert. "Circa 71.000 Ukrainer*innen sind nach Berlin geflohen, viele von ihnen benötigen eine unbürokratische medizinische Versorgung. Dazu gehören auch Schwangerschaftsabbrüche", so Sybill Schulz, Mitinitiatorin des Bündnisses und Sprecherin des Netzwerkes Frauengesundheit in einer Pressemitteilung. Neben ihr sprach auch die Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und diesjährige Frauenpreisträgerin von Berlin Prof. Dr. Mandy Mangler: "Als Frau und Ärztin finde ich es wichtig, dass Gesetze reproduktive Entscheidungsfreiheit ermöglichen. Paragraph 218 kriminalisiert Medizinerinnen und Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Das ist eine untragbare Situation."

Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien, ging noch weiter und nannte die Kriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs einen vom deutschen Staat ausgeübten "Akt der Gewalt", der erwachsene Menschen bevormunde und ihnen ein schlechtes Gewissen einrede. Möller schilderte die Hintergründe der Auffassung vom Lebensrecht ab der Befruchtung, bestehend aus einem päpstlichen Dogma und dem Rückgreifen des Bundesverfassungsgerichts auf das "Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten". Er machte klar: "Ein solch wissenschaftsfeindliches und religiöses Gesetz ist in einem säkularen Rechtsstaat vollkommen inakzeptabel."

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