Weil er vom Glauben abgefallen war, drohte ihm in seiner Heimat die Hinrichtung. Human Mirrafati hat Kriegsgefangenschaft im Irak, religiös bedingte Verfolgung im Iran und zwei rechtsradikale Übergriffe in Deutschland erlebt. Ein Dokumentarfilm über ihn wird nun erstmals am 14. September im Berliner Kino "Babylon" gezeigt. Die Säkulare Flüchtlingshilfe Berlin verschenkt Karten an Geflohene.
"Meine Geschichte ist ein Appell für mehr Toleranz und Menschlichkeit", sagt Human Mirrafati, der 1962 im Nordiran geboren wurde. Der selbstständige Tischler lebt mit seiner Familie bei Berlin, wo er sich unter anderem als Sprachmittler in der Geflüchtetenarbeit engagiert.
1992 kam Mirrafati selbst als Geflüchteter nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits einen Einsatz im ersten Golfkrieg und irakische Kriegsgefangenschaft überlebt.
"Es war höllisch heiß; die Enge, das Jammern der Verletzten und der Geruch der offenen Wunden unerträglich. Der Durst raubte uns fast den Verstand", erinnert er sich.
Die Tortur dauerte fünf Jahre. Immer wieder wurden Mirrafati und seine Mitgefangenen gefoltert.
Da Mirrafati während seiner Gefangenschaft vom Glauben abgefallen war, drohte ihm nach seiner Freilassung die Hinrichtung in seiner Heimat Iran. Wieder wurde er geschlagen. Weil ein Freund in der zuständigen Behörde seine Unterlagen auf dem Weg nach Teheran aufhielt, gelang Mirrafati die Flucht nach Deutschland.
"Einen Gott, der so viel Qual sieht und nichts unternimmt, brauche ich nicht"
Der iranische Regisseur Abdolreza Kohanrouz (Greeks on Uncertain Flight, 2013) hat Mirrafatis Geschichte nun in Szene gesetzt. Auf seinem YouTube-Kanal präsentiert er den Trailer zu "Verlorene Sterne". Kohanrouzs Dokumentarfilm basiert auf dem gleichnamigen Buch, das 2014 von Mirrafati unter dem Pseudonym Schiwan Bamdad herausgegeben wurde. Die Hörbuchversion steht seit 2021 kostenlos auf der Internetseite der Willkommensinitiative Falkensee für Privatnutzer zum Herunterladen bereit.
Doch Abdolreza Kohanrouz geht mit seinem Film weit über die Inhalte des Buches hinaus. Fast zwei Jahre hat die Produktion des in Prag lebenden Iraners gedauert. Seine Dokumentation über Human Mirrafati zeigt, wie Angehörige unterschiedlicher Kulturen als Familie, als Freunde und als Gesellschaft miteinander wachsen. Die Beziehungen sind von Respekt und Liebe geprägt. Dabei wird vor allem deutlich: Integration beruht auf gegenseitigem Bemühen. Immer wieder klingt die Fähigkeit durch, die für den Erfolg unerlässlich ist: Zuhören.
Am Dienstag, den 14. September haben nun die Besucher des Kinos "Babylon" erstmals Gelegenheit, den Film zu sehen. Im Anschluss stehen die Macher für ein Publikumsgespräch bereit. Ist der Premierenabend ausverkauft, wird es Folgeveranstaltungen geben. Karten für die Berliner Vorführung gibt es auf der Internetseite des Kinos Babylon. Wer den Film in seiner eigenen Stadt zeigen möchte, schreibt an Human Mirrafati über schiwan.bamdad[at]web.de.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe Berlin ermöglicht Geflüchteten den kostenfreien Eintritt
Bereits am 26. August hat sich Evelin Frerk von der Säkularen Flüchtlingshilfe Berlin in einem Facebook-Post an die Öffentlichkeit gewandt. Menschen mit Fluchthintergrund können bei ihr ein kostenloses Ticket für die Premiere reservieren. Dazu ist eine Nachricht an ef[at]arr-berlin.de erforderlich.