Stephen Hawking (1942-2018) gestorben

Einer, der der Welt die Welt erklärte

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Stephen Hawking (1942-2018) im Mai 2006 während einer Pressekonferenz in der Bibliothèque nationale de France (Ausschnitt)
Stephen Hawking (1942-2018)

Heute früh verstarb der britische Astrophysiker Stephen Hawking im Alter von 76 Jahren in Cambridge. Der vermutlich bekannteste Wissenschaftler der Welt gehörte unbestritten zu den wenigen zeitgenössischen Genies, die unser Bild von der Welt veränderten.

Hawkings Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" habe ich mehrfach gelesen und ganz sicher nicht einmal zur Hälfte wirklich verstanden. Und doch half es mir, die Dinge anders zu sehen: Es ordnet uns Menschen ein in das unbegreifliche Universum. Das macht uns klein. Und es macht uns groß, weil wir immer mehr verstehen, wie unendlich wertvoll unser kurzes Leben ist.

"Versucht, den Dingen, die ihr seht, einen Sinn zu geben, und hinterfragt, aus was sich das Universum zusammensetzt. So schwer das Leben manchmal auch erscheinen mag, es gibt immer etwas zu tun und darin gut zu sein. Es ist wichtig, dass ihr einfach nie aufgebt. Denkt daran, in die Sterne zu sehen – und nicht auf eure Füße." Hawking zu Studenten während eines Vortrags an der University of Cambridge, 2016

Stephen Hawking gehört unumstritten zu den größten Wissenschaftlern der Welt. Die Fachwelt schätzte Hawking wegen seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern. Die Laien deshalb, weil es ihm gelang, die theoretisch schwierigsten physikalischen Probleme populärwissenschaftlich zu erklären.

"Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen", soll er einmal gesagt haben. "Ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert."

Der Astrophysiker litt an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) und war seit Jahrzehnten fast völlig bewegungsunfähig. Er saß im Rollstuhl und konnte sich nur noch mithilfe eines Computers mit seiner Umwelt verständigen. Doch in seinem Gehirn erforschte er das Universum. Insbesondere die Theorien über die Entstehung des Weltalls durch den Urknall und später dann die Theorien der Schwarzen Löcher hat die Menschheit diesem außergewöhnlichen Denker zu verdanken.

"Ich bin der Archetypus eines behinderten Genies", sagte Hawking in einem BBC-Interview. "Die Menschen sind fasziniert von dem Gegensatz zwischen meinen extrem eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten und den gewaltigen Ausmaßen des Universums, mit dem ich mich beschäftige."

Hawking musste seit fünf Jahrzehnten mit der Tatsache leben, dass er bald sterben würde. Denn die Ärzte hatten ihm nach Bekanntwerden seiner Erkrankung – noch während seines Studiums – nur eine kurze Lebenszeit prognostiziert. Doch Angst vor den Tod habe er nicht, hat Hawking stets gesagt. Und ein Jenseits hielt er für ausgeschlossen. Dem Guardian sagte er: "Ich sehe das Gehirn als einen Computer an, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Einzelteile nicht mehr funktionieren." Für ihn war klar, dass mit dem Tod alles endet: "Es gibt kein Leben nach dem Tod […] ; das ist ein Märchen für Leute, die Angst im Dunkeln haben."

In seinen letzten Lebensjahren wurde Hawking immer häufiger zum Warner der Menschheit: Atomkriege, Klimaerwärmung, intelligente Roboter und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden, warnte er. Für ihn stand fest, dass die Menschheit sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen müsse, falls es zu einer Katastrophe auf der Erde kommen sollte.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf der Erde in einem bestimmten Jahr eine Katastrophe ereignet, erscheint sehr gering. Allerdings wird sich in den nächsten Tausend oder Zehntausend Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Katastrophe ereignen. Bis dahin sollten wir uns ins All ausgebreitet haben und zu anderen Sternen, sodass ein Desaster auf der Erde nicht gleich das Ende der Menschheit bedeuten würde." Hawking im Gespräch mit Radio Times, 2016

Hawking war aber auch Teil der modernen Popkultur: Er hatte Gastauftritte in der US-Fernsehserie "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" und der Zeichentrickserie "Die Simpsons"; nicht zu vergessen seine "Gastrollen" in der Serie "The Big Bang Theory".

Stephen Hawking wird mir und wohl auch der Menschheit fehlen. Und ich bin mir sicher: Wenn er könnte, wäre er amüsiert darüber, gerade am "Pi-Tag" gestorben zu sein.