Brief an Berliner Zoodirektor, den Regierenden Bürgermeister von Berlin und die Abgeordnetenfraktionen / Petition gestartet

Keine Ehrung für Nazi-Zoodirektor

BERLIN. (hpd) Im Berliner Zoo steht eine Bronzebüste des ehemaligen Zoodirektors Prof. Dr. Lutz Heck. Dieser war von 1932 bis 1945 Direktor des Berliner Zoos und glühender Anhänger des Naziregimes. Doch Zweiteres erfahren die Besucher des Berliner Zoos nicht.

Das Forum Kritische Psychologie e. V., vertreten durch Dr. Colin Goldner und das Institut für Kunst und Forschung, vertreten von Wolfram Kastner, haben deshalb einen Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden des Zoologischen Gartens Berlin, Dr. med. vet. Andreas Knieriem, verfasst. Das Schreiben wurde wortgleich auch an den Regierenden Bürgermeister Berlins (Michael Müller), den zuständigen Innensenator (Frank Hertel) sowie an die Fraktionen von SPD, B90/Die Grünen, Piraten, Linke und CDU gesandt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass "auf dem Gelände des Zoos Berlin […] seit 1984 und bis heute eine Bronzebüste zu Ehren des ehemaligen Direktors des Zoos, Prof. Dr. Lutz Heck (1892–1983), der dem Zoo von 1932 bis 1945 vorstand" steht. Heck war jedoch seit 1933 offizielles Fördermitglied der SS und seit 1937 Mitglied der NSDAP. Er stand in engem freundschaftlichem Kontakt zu Göring, mit dem er seine Leidenschaft für Großwildjagd teilte.

Die pseudowissenschaftlichen Experimente, die er zur "Rückzüchtung" von Auerochsen und Wisenten betrieb, wurden von Göring höchstpersönlich gefördert. "Göring sorgte auch dafür, dass der Berliner Zoo 1935 eine reich bemessene Geländeschenkung aus preußischem Staatsbesitz erhielt, die es Heck erlaubte, angrenzend an die bestehenden Anlagen einen eigenständigen 'Deutschen Zoo' einzurichten."

Büste von Lutz Heck im Berliner Zoo, Foto: © Evelin Frerk
Büste von Lutz Heck im Berliner Zoo, Foto: © Evelin Frerk

1938 erhielt Lutz Heck anlässlich des "Führergeburtstages" den Titel eines Professors verliehen, zwei Jahre später wurde er, zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Zoodirektor, zum Leiter der Obersten NS-Naturschutzbehörde ernannt. Darüber hinaus wurden ihm zahlreiche weitere Ehrungen und Preise des NS-Staates zuteil.

Unter seiner Ägide wurden jüdische Aktionäre des Zoos gezwungen, ihre Anteile zu Spottpreisen zu verkaufen; ab 1939 wurde Juden der Zutritt zum Zoo verboten.

Im Brief heißt es weiter: "Selbst der 'Verband der Zoologischen Gärten' (VdZ), ein Zusammenschluss der Direktoren wissenschaftlich geführter Zoos, dem Sie, Herr Knieriem selbst zugehören, distanziert sich von der Zoodirektorendynastie Heck (Vater Ludwig Heck hatte vor Sohn Lutz 43 Jahre lang den Berliner Zoo geleitet, Bruder Heinz Heck war Direktor des Zoos München). Auf der Webseite des VdZ steht zu lesen, es dürfe bei der Würdigung der Hecks als bedeutende Tiergärtner 'nicht verschwiegen werden, dass ihre Beziehungen zu Ideologie und Führerschaft des Dritten Reiches eines Form hatten, die weit hinausging über Mitläuferschaft und bloßes deutschnationales Denken […] Vielmehr stellt sich Vater und Söhne aktiv in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie'."

Die beiden Unterzeichner des Briefes finden es skandalös, dass Lutz Heck bis heute durch die Büste öffentliche Ehrung erfährt. Deshalb soll sie entfernt oder aber mindestens mit einer Hinweistafel versehen werden, aus der klar ersichtlich wird, dass Lutz Heck

  • seit 1933 Fördermitglied der SS
  • seit 1937 Mitglied der NSDAP
  • seit 1940 führender Funktionär des NS-Staates (Leiter der obersten NS-Naturschutzbehörde) war und unter seiner Ägide als Zoodirektor
  • jüdische Aktionäre gezwungen wurden, ihre Anteile zu Spottpreisen zu verkaufen und
  • ab 1939 Juden der Zutritt zum Zoo verboten wurde.

"Desgleichen wird gefordert, dass der mit öffentlichen Mitteln geförderte Zoo Berlin sich von den Verflechtungen seines ehemaligen Direktors in das verbrecherische Nazi-Regime distanziert."

Diese Forderungen können mit einer heute gestarteten Petition unterstützt werden.