Tweet der Church of England sorgt für Empörung

Gebete für Richard Dawkins

BERLIN. (hpd) Per Nachrichtenkurzdienst Twitter teilte die Church of England dem britischen Religionskritiker Richard Dawkins mit, dass man nach seinem Schlaganfall für ihn bete. Der Gebets-Tweet löste einen Twittersturm aus und beschäftigte tagelang die britischen Medien.

Der britische Biologe und weltweit bekannte Atheist und Religionskritiker Richard Dawkins erlitt am 5. Februar in seinem Haus in Oxford einen leichten Schlaganfall. Als Dawkins am 12. Februar seine für Ende des Monats anstehende Lesereise nach Australien und Neuseeland absagte, verbreitete sich die Nachricht von seinem Schlaganfall schnell über Presse und Soziale Medien. Dawkins erhielt zahlreiche Genesungswünsche – unter anderem von der Church of England. Diese twitterte am 12. Februar:

"Prayers for Prof Dawkins and his family".

Gebete für einen Atheisten? Und zwar nicht für irgendeinen Atheisten, sondern für Richard Dawkins, einen der Hauptvertreter des sogenannten Neuen Atheismus. Und auch nicht von irgendwem, sondern von der Church of England, mit deren Vertretern Dawkins mehr als einmal hitzige Streitgespräche führte. Das erschien vielen merkwürdig. Innerhalb weniger Stunden nach Veröffentlichung ihres Tweets sah sich die Church of England in den Sozialen Medien mit Fragen konfrontiert, ob ihr Tweet sarkastisch gemeint sei und ob sie Dawkins 'trollen' wolle. Insgesamt sorgte der Tweet vor allem in England für umfangreiche Diskussionen. Während das Gebetsvorhaben der Church of England bei vielen religionskritischen Menschen für ungläubiges Staunen, Empörung und den Vorwurf der Respektlosigkeit sorgte, regten sich andere über das Verhalten der Atheisten auf, die den Tweet kritisierten, obwohl er doch lediglich als Ausdruck eines Genesungswunsches zu verstehen sei.

Die Church of England wies inzwischen alle Vorwürfe zurück, sie habe für ihren Gebets-Tweet unlautere Motive gehabt, und betonte, ihre Gebete für Dawkins seien absolut aufrichtig gewesen. Auf Nachfrage der britischen Zeitung Independent teilte ein Sprecher der Church of England mit:

"Wir veröffentlichen ständig Gebete. Das hatte überhaupt nichts mit 'trolling' zu tun. Christen beten so wie Fische schwimmen. Wir beten für jeden. Wenn jemand einen Schlaganfall hat oder krank ist, bieten wir Gebete an, weil das nun mal das ist, was wir tun."

Dawkins selbst äußerte sich bislang nicht zu dem umstrittenen Tweet. Am 13. Februar wendete er sich mit einer Audioaufzeichnung an die Öffentlichkeit, in der er mitteilte, dass er auf dem Wege der Besserung sei. Ganz Biologe beschrieb der 74-Jährige die Details seines Schlaganfalls, die genaue Position der Blutung im Hirn und warum deshalb nur motorische Probleme – eine Lähmung der linken Körperhälfte – aufgetreten und keine höheren Gehirnfunktionen betroffen seien. Amüsiert berichtete er ferner über Gespräche mit den Ärzten im Krankenhaus, die versuchten ihm Gesundheitstipps zu geben:

"Die Ärzte sagten mir, ich solle Auseinandersetzungen meiden. Aber ich musste ihnen leider mitteilen, dass ich nicht das geringste Talent habe, Auseinandersetzungen zu meiden."