Präsidentschaftswahlen in den USA

Hillary Clinton und die Scientology-Church. Eine diskrete Partnerschaft?

BERLIN. (hpd) Die US-amerikanischen Vorwahlen neigen sich dem Ende und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die ehemalige First Lady und Außenministerin Hillary Clinton für die Demokraten ins Rennen gehen. Sie ist eine allemal bessere Wahl als ihr möglicher republikanischer Konkurrent Donald Trump. Doch auf was sollte man sich bei einer US-Präsidentin Clinton gefasst machen?

Eine kurze Rückblende in die 1990er-Jahre während der Präsidentschaft ihres Gatten Bill Clinton. Die Lobby-Arbeit der Scientology-Church fruchtete und erwirkte die staatliche Anerkennung als Religion und wurde somit nach amerikanischem Recht von der Steuer befreit. Durch Hollywood-Stars wie Tom Cruise oder John Travolta konnte die Sekte besser in der Öffentlichkeit agieren und war immer mehr in der Lage auf das politische Alltagsgeschäft Einfluss zu nehmen. Dies ging sogar so weit, dass Bill Clinton im sekteneigenen Magazin Freedom Artikel veröffentlichte. Doch zunächst zu einer grundlegenden Frage: Was ist Scientology überhaupt und vor allem welches Ziel verfolgt diese Sekte?

Begründet in den 1950ern vom amerikanischen Schriftsteller L. Ron Hubbard vertritt Scientology ein äußerst exotisches Weltbild. Dreh- und Angelpunkt ihrer Lehre ist der sogenannte Thetan, das Wesen des Menschen, welches durch galaktische Katastrophen vor Millionen von Jahren noch traumatisiert sei. Nach Ansicht der Sekte sind es nur sie allein, die mit ihrer Methode des Auditing, die Funktionsweise der Thetane wiederherstellen können. Dies geschieht über diverse Kurse, die dazu dienen sollen das Leben des Einzelnen zu verbessern, sein geistiges und körperliches Wohlbefinden zu steigern, und mehr Geld zu verdienen.

Tatsächlich betreibt die Sekte Gegenteiliges. Sektenaussteiger sind geistig wie finanziell ruiniert und werden nicht selten auch nach dem Ausstieg von Mitgliedern psychisch unter Druck gesetzt. Die Organisationsaufbau der Sekte besitzt totalitäre Züge und basiert auf dem absoluten Gehorsam seiner Mitglieder. Da verwundert es nicht, dass Scientology in manchen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Doch was hat das alles mit Hillary Clinton zu tun?

Zunächst war sie zum Zeitpunkt der Anerkennung Scientology’s als Religion First Lady und war über ihren Gatten zumindest indirekt im Gesetzgebungsprozess eingeweiht, was aber noch nicht bedeutet, dass sie dessen Entscheidung unterstützte. Wesentlich deutlicher werden die Hinweise rund 10 Jahre später. Dazu schreibt Scientology-Aussteiger Winfried Handl in seinem Blog mit Verweis auf ein veröffentlichtes Dokument: "Im Jahr 2006 soll sie gegen einen Scientology-Kritiker interveniert haben, als sie in einem Brief an dessen Arbeitgeber empfahl, diesen umgehend zu feuern – soweit der Daily Report eines OSA-Invest-Officers (Scientology-Geheimdienst). Konkret ging es um David Touretzky, der Professor an der Carnegie Mellon University (CMU) in Pittsburgh ist. Der Informatiker ist ein langjähriger Kritiker von Scientology und die CMU reagierte gelassen auf das 'Ansuchen' von Clinton, u.a. indem sie darauf verwies, dass es dessen Privatsache sei, was dieser in seiner Freizeit betrieb." 1

Ihre Zeit als US-Außenministerin lieferte ebenfalls einige verdächtige Hinweise auf ihre Nähe zu Scientology. Regelmäßig kritisierte das Außenministerium den Umgang mit Religionsfreiheit in einigen europäischen Ländern, ganz besonders im Hinblick auf deren Umgang mit Scientology. Sobald polizeiliche Ermittlungen gegen die Sekte begannen, dauerte es nicht lange bis das nächst gelegene amerikanische Konsulat reagierte und Druck auf die verantwortlichen Politiker übte. Ein Beispiel aus Hamburg zeigte dies konkret:
Ursula Caberta leitete die Arbeitsgruppe Scientology des Innensenates von Hamburg. Mehrfach geriet sie in Konflikt mit dem dortigen amerikanischen Konsulat aufgrund ihrer intensiven Ermittlungen gegen die Sekte, ehe die Arbeitsgruppe 2010 aufgelöst wurde. Offiziell, weil kein Bedarf an Ermittlungen mehr vorhanden sei, was von Caberta aber kritisiert wurde. Dieser Fall ereignete sich als Clinton Außenministerin war und damit verantwortlich für alle diplomatischen Vertretungen.

Diese Beweislage ist natürlich recht dünn, sodass ihr nicht direkt vorgeworfen werden kann, Anhängerin oder Sympathisantin der Sekte zu sein. Allerdings geben die Hinweise Aufschluss darüber, welche Türen Clinton für Scientology bereits geöffnet hat und dass sie langfristig nichts gegen sie unternehmen wird. Eine mögliche Präsidentschaft Clintons könnte Scientology vielleicht noch mehr Spielraum verschaffen, sowohl in den USA als auch weltweit.


  1. https://www.scribd.com/mobile/doc/212629153/Daily-Report-von-OSA-Invest-re-David-Touretzky-Hillary-Clinton-u-a (Abruf: 20.04.2016) ↩︎