BERLIN. (hpd) Die Islamkritikerin Mina Ahadi wurde zu einem Gespräch mit AfD-Bundessprecherin Frauke Petry eingeladen. In einem offenen Brief erklärt sie ihre Absage.
Sehr geehrte Frauke Petry,
von Ihrem Parteikollegen Markus Frohnmeier habe ich eine Einladung für ein gemeinsames Treffen mit Ihnen erhalten. Aus Gründen der Höflichkeit möchte ich erklären, wieso ich dieser nicht nachkommen werde.
Ich gehe davon aus, dass Sie mit mir – als Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime – über die Rolle des Islam in unserer Gesellschaft reden wollen. Meine Grundhaltung ist dazu unmissverständlich: Religion ist Privatsache. Das gilt für den Islam, ebenso wie für das Christentum und alle anderen Religionen, die seit jeher Feinde des kulturellen Fortschritts waren. Denn die Geschichte lehrt uns: Sobald die gesellschaftlichen Verhältnisse nach den Vorstellungen einer Religion tanzten, kam es zu Unterdrückung, Verfolgung und Freiheitsberaubung.
Ich selbst musste als politische Aktivistin den brutalen, faschistoiden Charakter der Bewegung des politischen Islam am eigenen Leib erfahren. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich vor 35 Jahren aus dem Iran geflohen. Als die Revolution im Iran scheiterte, Islamisten die Macht ergriffen und Khomeini den Kopftuchzwang anordnete, organisierte ich mit anderen mutigen Menschen Protestaktionen und Demonstrationen. Aufgrund meiner regime- und religionskritischen Aktivitäten durchsuchte die iranische Geheimpolizei meine Wohnung, während ich auf der Arbeit war. Dabei wurden mein damaliger Mann sowie fünf Gäste festgenommen und kurz darauf hingerichtet. Ich konnte entkommen, wurde aber in Abwesenheit zum Tode verurteilt und steckbrieflich gesucht. Daher lebte ich zunächst acht Monate mitten in Teheran im Untergrund und flüchtete schließlich nach Iranisch-Kurdistan. Nach zehn Jahren bewaffnetem Kampf in Kurdistan flüchtete ich 1990 nach Wien und lebe nun seit mehreren Jahren in Köln. Seitdem ich den Zentralrat der Ex-Muslime gegründet habe, werde ich auch in Deutschland von Islamisten bedroht und stand längere Zeit unter Personenschutz.
Sie sehen: Der Preis ist hoch, den ich für meinen Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in einer gerechten Gesellschaft zahlen musste. Ich weiß genau, welche Gründe hinter einer Flucht stehen können. Und ich bin sehr froh, dass ich in Deutschland die Möglichkeit erhalten habe, ein gutes Leben führen zu können. Doch ähnliche Schicksale mussten auch andere erleiden. Viele Menschen sind gerade deshalb nach Deutschland geflüchtet, weil sie in einer offenen Gesellschaft leben möchten, statt in einer islamistischen Diktatur. Viele flüchten vor Krieg, Terror, Gewalt und Ausbeutung.
Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der der Ellenbogen dazu genutzt würde, um diesen Schutzsuchenden die Hand zu reichen?
Ich befürchte, ehrlich gesagt, nicht. Stattdessen propagiert Ihre Partei eine zynische Abschottungspolitik und nimmt damit den Tod tausender Menschen in Kauf. Anstatt Worte des Mitgefühls auszusprechen, schwadronieren Sie sogar von Schusswaffengebrauch an den Außengrenzen. Ich frage Sie offen: Haben Sie denn rein gar nichts aus der Geschichte gelernt? Wie viele Menschen müssen noch in NATO-Stacheldrahtzäunen verbluten, wie viele verdursten und im Mittelmeer ertrinken, bevor Sie auch nur eine emotionale Regung, nur eine einzige menschliche Geste zeigen? Ist Ihre Borniertheit wirklich grenzenlos?
Auch wenn sich die AfD öffentlich zur humanistischen Tradition der Aufklärung bekennt, bleibt dies ein Lippenbekenntnis. Denn im Grunde genommen vertritt sie eine ähnliche autoritäre, homophobe und sexistische – kurz: menschenfeindliche – Position wie die ultrakonservativen Islamverbände. Mit ihrem traditionell-patriarchalen Familienbild, ihrer Aversion gegen eine fortschrittliche Sexualerziehung und ihrer rückständigen Haltung zu Menschenrechten und Wissenschaft träumt Ihre Partei den gleichen fundamentalistischen Traum wie die Islamisten. Sie beide reduzieren Menschen auf Gruppenidentitäten, statt einzelne Menschen als Individuen in ihrer Unterschiedlichkeit ernst zu nehmen.
Die Parallelen sind kein Zufall. Denn die AfD ist die Partei der erzreaktionären, christlich-fundamentalistischen Bewegung in Deutschland. Dies ist der Grund, warum Sie einerseits den Islam kritisieren, zugleich aber andere Maßstäbe bei der nicht minder irrationalen christlichen Religion anlegen. Nur so lässt es sich erklären, dass Beatrix von Storch, also eine Frau mit religiösen Wahnvorstellungen, eine Führungsposition in Ihrer Partei einnimmt.
Sehr geehrte Frau Petry,
Weder die Idee einer christlichen Festung Europa noch die kulturrelativistische Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Islam entsprechen meiner Vorstellung von einer offenen Gesellschaft. Doch die inszenierte Islamkritik der AfD ist eine Mogelpackung, hinter der sich fremdenfeindliche Einstellungen verbergen.
Ich möchte nicht missverstanden werden: Islamkritik ist notwendig – auch in Europa. Denn der politische Islam ist eine gefährliche Bewegung und eines der großen Probleme unserer Zeit. Tragischerweise haben viele europäische Regierungen aber auch Linke und Intellektuelle dieses Problem ignoriert oder verschwiegen. Während mutige Menschen versuchten im Iran die Politik der Steinigungen, Hinrichtungen und Frauenunterdrückung zurückzudrängen, nahmen unsere linken Freunde im Westen die islamische Barbarei gleichgültig hin.
Doch fremdenfeindliche Gruppierungen wie die AfD bieten keine Lösungen für das Problem. Die Antwort auf die Barbarei kann nur die Solidarität mit fortschrittlichen, humanistischen Bewegungen sein.
99 Kommentare
Kommentare
Reinhard Huchthausen am Permanenter Link
Ich verehre Mina Ahadi, und ich denke, dass ihr Wort - auch aufgrund ihrer Biografie - Gewicht hat. Aber was ihre Begründung hier betrifft, so bin ich anderer Meinung.
Es ist doch ganz einfach: Menschen, die Schreckliches erlebt haben
- müssen nicht auf der Kölner Domplatte Frauen belästigen
- müssen nicht in Berlin am Kottbusser Tor Homosexuelle jagen und Menschen bestehlen
- müssen nicht in Flüchtlingsheimen Menschen anderer Glaubensrichtung verprügeln, usw.
Die Aufzählung könnte ich fortsetzen. Ich kann mich gut in Flüchtlinge hineinversetzen. Wenn ich Flüchtling wäre (d.h. zum Beispiel aus einem Kriegsgebiet geflohen wäre), wäre ich froh für jede Unterstützung und würde mich zurückhalten.
Die Nicht-Politik, die Merkel an den Tag legt, kann es nicht sein. Am Ende wird es Allen schlechter gehen, und den wirklich Bedürftigen ist damit auch nicht geholfen.
Sorry, bei aller Verehrung, aber das musste ich loswerden.
(In diesem Land ist leider eine Haltung sehr verbreitet, die darauf hinausläuft, das Gute zu wollen und - letzten Endes - das Schlechte hervorzubringen)
vielzufrech am Permanenter Link
>>...wenn ich Flüchtling wäre, wäre ich froh...<<
Nein, du wärst alles. Aber ganz sicher nicht froh!
Reinhard Huchthausen am Permanenter Link
Das ist ein allzu billiger Gag, inhaltlich wertlos
Sie sollte vielleicht weiterlesen....
Thomas am Permanenter Link
Hallo Reinhard,
David am Permanenter Link
Mit der Differenzierung haben Sie sicher recht. Aber warum reden wir dann ständig von DEN Flüchtlingen? Ist das nicht ebenfalls eine Pauschalisierung?
David am Permanenter Link
"Nicht jeder belästigt Frauen, längst nicht alle sind Wirtschaftsflüchtlinge."
Das ist sicher richtig. Aber inwiefern relativiert das die von Reinhard beschriebene Problematik? Ein Blick in die Polizeistatistiken von Schweden, UK, FR, BE zeigt uns eine Zukunft, die nach rationaler Bewertung der vorhanden Sach- und Datenlage höchstwahrscheinlich auch bei uns eintreffen wird.
Auf diesen Sachverhalt wollte Reinhard hier offensichtlich hinweisen. Zurecht.
Marcus Kaiser am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Huchthausen,
Menschen, die nichts schlimmes erlebt haben, müssen nicht
- Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte versuchen oder durchführen
- sich als Mob verhalten und verängstigte Flüchtlingskinder bei der Ankunft mit "Wir sind das Volk" anbrüllen
- Menschen, die aus einem Supermarkt kommen, hinterherbrüllen, beleidigen und anspucken
Einzelfälle sind kein Grund für die pauschale Ablehnung einer humanitären Flüchtlingshilfe.
Sorry, aber das musste ich loswerden.
(In diesem Land ist leider eine Haltung sehr verbreitet, die darauf hinausläuft, das Schlechte zu wollen und - letzten Endes - auch das Schlechte hervorzubringen)
Lucie Prinz am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Huchthausen,
zunächst vielen Dank für Ihren offenen Kommentar, aber Ihre Kritik zeugt
genau von den Denkmustern, vor denen wir uns hüten müssen.
Ihren Ausführungen zu verschiedenen Vorfällen (die Hintergründe zu jedem einzelnen von ihnen angeführten Vorfall sind jedenfalls komplexer als die Herkunft der Täter) entnehme ich, dass Sie genau der gefährlichen Vereinfachung und Reduktion auf irgendwie als gesellschaftliche Gefährdung ausgemachte Gruppen aufgesessen sind, vor denen Frau Ahadi in ihrem offenen Brief warnt.
Auf der einen Seite "Migranten", "Flüchtlinge", "Fremde"... und auf der andern "wir Deutsche"?
Merkels Haltung ist in der humanitären Notlage, in der die Flüchtlinge sich befinden, absolut richtig und notwendig. Ich meine vielmehr, dass in der Vergangenheit mit dem für die Binnenstaaten sehr bequemen Dublin-Abkommen in der EU ein riesengroßer Fehler gemacht wurde, der sich jetzt unter Druck auch nicht mehr ohne faule Kompromisse einzugehen so einfach beheben lässt. Und Untätigkeit können Sie in dem Versuch, eine Lösung zu finden, Frau Merkel denn auch nicht vorwerfen.
Es ist eben nicht einfach, die verschiedenen Themen, die Sie mit ihren drei "Vorfällen" angerissen haben, in den Griff zu bekommen. Und das ist eine gesellschaftliche Aufgabe aller Menschen, die hier leben - und eben nicht nur eine, die wir an unsere Politik delegieren könnten:
- Frauenfeindlichkeit ist eine sich durch alle patriarachlen Gesellschaften (auch durch die Gesellschaft in Deutschland) ziehende Mentalität. Diese sollte man dann auch als solche benennen und mit den bereits zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen. Alles andere führt dann eben über kurz oder lang direkt in das Chaos, das in Köln entstanden ist.
- Wir sollten uns damit genauer auseinandersetzen, wer in unserem Land in welchen Milieus aufwächst und welche Chancen er/sie daraus resultierend hat, hier dann auch ein Auskommen und ein Ziel für sein Leben zu finden.
- In den Flüchtlingsheimen müssen wir differenzieren, unter welchen Bedingungen es tatsächlich zu Gewalttätigkeiten kommt - die allergrößte Mehrheit der Schutzsuchenden ist ja eben NICHT gewalttätig. Hier sollten wir möglichst mit Menschenverstand nach Ansätzen suchen, das Aggressionspotential zu senken - und das wird auch schon in einzelnen Fällen getan (Leute aus verfeindeten Lagern sollten nicht zusammen untergebracht werden, Frauen und Kinder brauchen einen besonderen Schutz, wir müssen mehr psychologische Hilfe anbieten usw.).
Aber: Es reicht eben nicht das Gute zu wollen - man muss es auch TUN. Wenn das mehr Menschen in diesem Land beherzigen würden und ihre MEINUNG nicht mit der Tat verwechselten, wären wir schon ein Stück weiter.
David am Permanenter Link
"Ihren Ausführungen zu verschiedenen Vorfällen (die Hintergründe zu jedem einzelnen von ihnen angeführten Vorfall sind jedenfalls komplexer als die Herkunft der Täter) entnehme ich, dass Sie genau der gefährliche
Sie werden doch nicht leugnen, dass all die unangenehmen Vorfälle (in denen die Leidtragenden übrigens nicht nur "Deutsche" sondern auch flüchtende Frauen, flüchtende Kinder und flüchtende Minderheiten sind)etwas mit dem jeweilgen Kulturverständnis zu tun haben und somit auch mit dem Herkunftsland?
"Merkels Haltung ist in der humanitären Notlage, in der die Flüchtlinge sich befinden, absolut richtig und notwendig. "
Ihnen ist schon klar, dass sich weltweit und grade auch in den Flüchtlingscamp in der Türkei und Jordanien ebenfalls syrische Flüchtlinge aufhalten, die sich wahrscheinlich sogar in größerer Not befinden, als diejenigen, die sich Schlepper leisten können? Warum haben Sie mit denen kein Mitleid?
"Frauenfeindlichkeit ist eine sich durch alle patriarachlen Gesellschaften (auch durch die Gesellschaft in Deutschland) ziehende Mentalität. Diese sollte man dann auch als solche benennen und mit den bereits zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen. Alles andere führt dann eben über kurz oder lang direkt in das Chaos, das in Köln entstanden ist."
Entschuldigung, aber das kann nicht Ihr ernst sein. Sie stellen die Vorfälle von Köln auf die gleiche Stufe wie die Probleme, die wir hier in Westeuropa für gewöhnlich unter "Gleichberechtigung" diskutieren? Nehmen Sie bitte die Realität zur Kenntnis und lesen die Polizeiberichte und Statistiken aus Schweden, UK, FR und BE.
"In den Flüchtlingsheimen müssen wir differenzieren, unter welchen Bedingungen es tatsächlich zu Gewalttätigkeiten kommt - die allergrößte Mehrheit der Schutzsuchenden ist ja eben NICHT gewalttätig."
Woher wissen Sie das? Das ist genau so pauschal, wie zu behaupten, alle Migranten seien gewalttätig. Fakt ist, nahezu 100% der Migranten kommen aus archaisch / religiös geprägten, totalitären, von Krieg zerrütteten Ländern. Ob Menschen mit solchem Hintergrund das gleiche Verständnis von Toleranz, Empathie, Gewaltlosigkeit, Rechtsstaatlichkeit haben wie wir, kann sich jeder selbst beantworten.
Lucie Prinz am Permanenter Link
Sehr geehrter David,
Sie schrieben:
"Sie werden doch nicht leugnen, dass all die unangenehmen Vorfälle (in denen die Leidtragenden übrigens nicht nur "Deutsche" sondern auch flüchtende Frauen, flüchtende Kinder und flüchtende Minderheiten sind) etwas mit dem jeweilgen Kulturverständnis zu tun haben und somit auch mit dem Herkunftsland?"
Das "Kulturverständnis", das Sie ansprechen, ist leider viel globaler. Das Land, in dem eine Person lebt, ist für mich deshalb keine besonders wichtige Kategorie, um das soziale Verhalten von Menschen zu charakterisieren.
Sie finden leider weltweit vor allem patriarchal geprägte Gesellschaften, in denen die Geringschätzung von großen Teilen der Bevölkerung mehr oder weniger offen und mit mehr oder weniger viel Gewalt praktiziert und durchgesetzt wird. Gewalt gegen Schwächere (und das ist die Mehrheit, keine Minderheit!) hat eben vor allem im patriarchalen Denken ihre Ursache, nicht Grönland, Marokko oder Japan. Deshalb schreiben fast alle Gesellschaften der Welt eine sehr gewalttätige Geschichte.
"Ihnen ist schon klar, dass sich weltweit und grade auch in den Flüchtlingscamp in der Türkei und Jordanien ebenfalls syrische Flüchtlinge aufhalten, die sich wahrscheinlich sogar in größerer Not befinden, als diejenigen, die sich Schlepper leisten können? Warum haben Sie mit denen kein Mitleid?"
Sie meinen, ich hätte das aus dem Gefühl des Mitleids formuliert? Dann muss ich wohl deutlicher werden: Da ich Frau Merkel nicht persönlich kenne, weiß ich nicht, ob sie aus Mitleid handelt oder nicht. Als Politikerin handelt sie absolut folgerichtig und im Einklang mit meiner Überzeugung: Mitleid ist eine persönliche Regung und keine politische Kategorie. Das ist auch meines Wissens nach nicht die wesentliche Motivation für die Unterzeichnung der Genfer Flüchtlingskonvention und die Verpflichtung auf die Menschenrechte gewesen.
"Entschuldigung, aber das kann nicht Ihr ernst sein. Sie stellen die Vorfälle von Köln auf die gleiche Stufe wie die Probleme, die wir hier in Westeuropa für gewöhnlich unter "Gleichberechtigung" diskutieren? Nehmen Sie bitte die Realität zur Kenntnis und lesen die Polizeiberichte und Statistiken aus Schweden, UK, FR und BE."
Das ist tatsächlich meine grundsätzliche Perspektive. Für mich hat das Nachdenken über Gleichberechtigung einen viel elementareren Charakter als mir das bis zu Ihrer Antwort auf meine Antwort bewußt war. Aber Sie müssen meine Realität ja nicht teilen.
"Woher wissen Sie das? Das ist genau so pauschal, wie zu behaupten, alle Migranten seien gewalttätig. Fakt ist, nahezu 100% der Migranten kommen aus archaisch / religiös geprägten, totalitären, von Krieg zerrütteten Ländern. Ob Menschen mit solchem Hintergrund das gleiche Verständnis von Toleranz, Empathie, Gewaltlosigkeit, Rechtsstaatlichkeit haben wie wir, kann sich jeder selbst beantworten."
Das ist einfach: Zunächst einmal, weil ich eine ganze Reihe von Flüchtlingen persönlich kenne. Auch ein Teil meiner Vorfahren ist vor 200 Jahren aus Frankreich nach Deutschland geflohen. Sie haben Asyl gesucht und das auch gefunden. Und dennoch waren Sie - auch nach 200 Jahren - immer noch "Fremde" im Ort, aus dem ich stamme. Das zu überwinden ist erst in den letzten 20 Jahren gelungen, weil - genau - Deutschland eine religios geprägte, totalitäre und von Krieg zertüttete Gesellschaft hatte, die sich erst einmal erholen musste.
Deshalb finde ich finde ich, dass eine Gesellschaft, die diese Abschottung überwinden will (und das glücklicherweise bisher auch erfolgreich konnte!) die bestmögliche für alle Menschen ist: Die Geschichte der Nationen und Gesellschaften muss leider jede Generation für sich neu schreiben. Wenn es wirklich so wäre wie Sie das behaupten, dass Menschen aus "archaisch / religiös geprägten, totalitären, von Krieg zerrütteten Ländern" nicht in der Lage sind, sich anders zu verhalten und nicht den Wunsch hätten, das auch zu dürfen, dann würde ich gar nicht existieren.
David am Permanenter Link
"Das "Kulturverständnis", das Sie ansprechen, ist leider viel globaler.
Korrekt, deshalb sprach ich von Kulturverständnis und nicht von Nationen. Ein Kulturverständnis kann zweifelos grenzüberschreitend sein.
"Sie meinen, ich hätte das aus dem Gefühl des Mitleids formuliert? Dann muss ich wohl deutlicher werden: Da ich Frau Merkel nicht persönlich kenne, weiß ich nicht, ob sie aus Mitleid handelt oder nicht. Als Politikerin handelt sie absolut folgerichtig und im Einklang mit meiner Überzeugung: Mitleid ist eine persönliche Regung und keine politische Kategorie. Das ist auch meines Wissens nach nicht die wesentliche Motivation für die Unterzeichnung der Genfer Flüchtlingskonvention und die Verpflichtung auf die Menschenrechte gewesen. "
Was Sie oder Merkel letzendlich "fühlen" oder bewegt ist hier im Kontext zweitrangig. Ich formuliere meine Frage neu: Was auch immer Sie bzw Merkel fühlen bzw. bewegt, warum fühlen bzw bewegt Sie bzw Merkel das nicht angesichts derjenigen Menschen, die in den Flüchtlingscamps vor Ort hausen?
"Das ist tatsächlich meine grundsätzliche Perspektive. Für mich hat das Nachdenken über Gleichberechtigung einen viel elementareren Charakter als mir das bis zu Ihrer Antwort auf meine Antwort bewußt war. Aber Sie müssen meine Realität ja nicht teilen."
Selbstverständlich haben Sie das Recht auf Ihre eigene Sicht bzw. Bewertung. Worauf Sie allerdings kein Recht haben, ist auf Ihre eigene Realität. Fakten sind als Fakten anzuerkennen, egal ob sie unangenehm sind oder nicht gut zur Argumentation passen.
"Das ist einfach: Zunächst einmal, weil ich eine ganze Reihe von Flüchtlingen persönlich kenne."
Ich kenne auch einen "Flüchtling". Der wollte mir letztens die Geldbörse klauen. Sind deshalb alle Migranten Diebe? Natürlich nicht. Persönliche Anekdoten sind kein Argument.
"Deshalb finde ich, dass eine Gesellschaft, die diese Abschottung überwinden will (und das glücklicherweise bisher auch erfolgreich konnte!) die bestmögliche für alle Menschen ist: "
Welche Abschottung? Eine Solidargemeinschaft wie die unsrige bedeutet ZWANGSLÄUFIG eine gewisse Abschottung. Eine Solidargemeinschaft ohne Abschottung ist ein Widerspruch in sich.
" Wenn es wirklich so wäre wie Sie das behaupten, dass Menschen aus "archaisch / religiös geprägten, totalitären, von Krieg zerrütteten Ländern" nicht in der Lage sind, sich anders zu verhalten und nicht den Wunsch hätten, das auch zu dürfen, dann würde ich gar nicht existieren."
Das ist nicht richtig wiedergegeben. Ich sagte, dass nahezu alle Migranten aus "archaisch / religiös geprägten, totalitären und/oder von Krieg zerrütteten Ländern" stammen. Das ist keine Behauptung, sondern Fakt. Meine Behauptung war, dass Menschen mit einem solchen Hintergrund überproportional Schwierigkeiten mit unserer Art zu leben haben, in sozialer, in juristischer und in beruflicher Hinsicht.
Lucie Prinz am Permanenter Link
Sehr geehrter David,
ich muss Ihre Einlassungen doch kommentieren:
"Fakten sind als Fakten anzuerkennen, egal ob sie unangenehm sind oder nicht gut zur Argumentation passen."
Das ist absolut richtig. In unserer - leider weit vom Thema abweichenden - Diskussion ist das aber genau das Problem: Auf welche "Fakten" greifen Sie denn zum Beispiel im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vorfälle in Köln zurück? Die würde ich dann gern auch genauer prüfen.
Ich vermute vorläufig: Sie haben genau so wenig Fakten zur Hand wie ich das habe. Und nur, weil Sie etwas anderes behaupten, wird Ihre Agrumentation nicht besser als meine. Der Unterschied zwischen uns beiden besteht vermutlich schlicht und einfach darin, welche Schlüsse wir aus den Vorfällen auf dem Hintergrund unserer unterschiedlichen Lebenserfahrung und Erkennisse ziehen - diese Schlüsse sind damit letzlich subjektiv.
Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie meine persönlichen Erfahrungen als Grundlage für meine Stellungnahmen ausschließen, und dann mit dem Hinweis, das eine oder andere sei "Fakt" eine vermeintlich objektive Realität bemühen, die hier gar nicht nachprüfbar ist.
Um mich von meiner Meinung (ich vermeide jetzt das Wort "Realität" bewußt, weil das bei Ihnen offensichtlich anders besetzt ist als bei mir) abzubringen, brauche ich schon mehr als die bloße Behauptung, das eine oder das andere sei eben "Fakt".
David am Permanenter Link
Liebe Lucie,
"Auf welche "Fakten" greifen Sie denn zum Beispiel im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vorfälle in Köln zurück? Die würde ich dann gern auch genauer prüfen."
Nun, zB der Umstand, dass die Tatverdächtigen zum allergrößten Teil aus dem muslimischen Kulturkreis stammen. Das sind zumindest die bis dato vorliegenden Erkentnisse.
"Und nur, weil Sie etwas anderes behaupten, wird Ihre Agrumentation nicht besser als meine. "
Das stimmt. Deshalb stütze ich meine Aussagen auf Fakten wie zB die oben genannte.
"Der Unterschied zwischen uns beiden besteht vermutlich schlicht und einfach darin, welche Schlüsse wir aus den Vorfällen auf dem Hintergrund unserer unterschiedlichen Lebenserfahrung und Erkennisse ziehen - diese Schlüsse sind damit letzlich subjektiv. "
Das ist richtig. Das hatte ich ja bereits klargestellt. Allerdings sollten dann schon die Prämissen gleich sein. Man kann ein mathematisches Problem nicht diskutieren, wenn nicht beide die mathematischen Grundregeln anerkennen.
"Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie meine persönlichen Erfahrungen als Grundlage für meine Stellungnahmen ausschließen, und dann mit dem Hinweis, das eine oder andere sei "Fakt" eine vermeintlich objektive Realität bemühen, die hier gar nicht nachprüfbar ist. "
Persönliche Erfahrungen, egal ob meine oder Ihre, sind allenfalls Indizien, aber keine Grundlage für eine Beurteilung. Letztlich ist wäre dies nichts anderes als ein Vorurteil. Die von mir erwähnten Fakten, die nun wahrlich keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse sind, lassen sich sehr wohl nachweisen, zB empirisch in Statistiken.
"Um mich von meiner Meinung (ich vermeide jetzt das Wort "Realität" bewußt, weil das bei Ihnen offensichtlich anders besetzt ist als bei mir) abzubringen, brauche ich schon mehr als die bloße Behauptung, das eine oder das andere sei eben "Fakt"."
Das bleibt Ihnen selbstverständlich frei. Deshalb hatte ich vorgeschlagen, Sie studieren einmal die Polizeimeldungen und -statistiken, und zwar nicht nur die aus D sondern auch die aus dem Ausland. Ergänzend dann die islamische Deklaration der Menschenrechte aus Kairo. Abschliessend als Impressionsnachtisch dann den Bericht von Boris Palmer über seinen Besuch in einem seiner Migrantenunterkünfte:
https://www.facebook.com/ob.boris.palmer/posts/1190555824317281
Masako am Permanenter Link
Es gibt kein "aber" .... sie hat Recht!
Ann am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Huchthausen,
Sie adressiert Frauke Petry und die AfD und erläutert, dass sie mit deren Einstellung gegenüber Ausländern im Allgemeinen und Flüchtlingen im Speziellen nicht einverstanden ist und sich daher nicht vor deren Karren spannen lässt. Einhergehend mit einem Appell Menschen, die auf der Suche nach einem Leben in einer liberaleren Gesellschaft sind, mit offenen Armen zu empfangen. Alles andere interpretieren Sie in den Text.
Norbert am Permanenter Link
Was für eine Heuchelei! Sie werfen -wie die AfD- alle möglichen Menschen in einen Topf, um dann scheinheilige Fragen zu stellen. Woher wissen Sie, dass z.B. Kriegsflüchtlinge an den Kölner Vorfällen beteiligt waren?
David am Permanenter Link
Die Polizeistatistiken aus Schweden, UK, FR, BE zeichnen ein klares Bild.
Wir sollten die problematische Realität, die sich aus der eindeutigen Faktenlage ergibt, schon anerkennen, wenn man die Migrationskrise vernünftig diskutieren will, meinen Sie nicht?
Klaus Bernd am Permanenter Link
Gute und richtige Abwehr dieses Versuchs, Sie zu instrumentalisieren.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Chapeau, liebe Mina Ahadi.
Wenn ich nicht die Gefahr der Instrumentalisierung sähe, wäre ich - wie üblich - für Gespräche, denn nur die können etwas verändern. Miteinander schweigen bringt nichts. Doch müsste dies im öffentlichen Raum mit Ihrem Impetus geschehen, liebe Frau Ahadi.
Dabei müssen wir aufpassen, nicht zwischen rechten Populisten und verträumten Linken zermahlen zu werden. Ja, Religion ist Privatsache. Das soll sie auch bleiben, aber da gehört sie auch schonungslos hin.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ich denke das Scheitern der Gespräche der AfD mit dem Zentralrat der Muslime gibt Frau Ahadi recht.
Einen Test, dem man auch die r.k.K. mal unterziehen sollte.
Laurent Knoll am Permanenter Link
Frau Ahadi hat ja so was von recht mit ihrer Absage an eine zweifelhafte politisch-rassistisch Struktur.
Rudi S. am Permanenter Link
Laurent Knoll, Beleidigungen sind kein Ersatz für Argumente!
Sabine Wichmann am Permanenter Link
Islamkritik bedeutet also Fremdenfeindlichkeit? Das eine ist es, eine zutiefst asoziale Religion abzulehnen....wie es wohl die AfD macht.
Jana Jarzembowski am Permanenter Link
Bessere Worte hätte man dafür nicht finden können.
Chris R. Emmer am Permanenter Link
Leider hat Frau Ahadi die Grundregeln der Demokratie trotz oder gerade wegen ihrer Herkunft nicht verstanden.Sie hat eine extreme leidvolle Biografie hinter sich, die sie auch bekannt und einflussreich gemacht hat.
Lalaladida am Permanenter Link
Man merkt gleich, dass ein grenzenloser AfD-Befürworter hinter dem Kommentar steht. Die Frau hat Demokratie sehr wohl verstanden und eine Diskussion mit der AfD würde nichts bringen.
Ferrika am Permanenter Link
Gott gebe mir die Gelsaaenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.
Diesen Leitsatz hat Frau Ahadi offensichtlich sehr gut verstanden.
Mischa Dreesbach am Permanenter Link
Demokratie bedeutet aber sich nicht, daß man gezwungen ist mit Parteien zu reden, welche nur Platitüden absondern und Andersdenkende diffamieren. Die AfD ist eine solche, zwar demokratisch gewählte, Partei.
David am Permanenter Link
Oh, da fallen mir aber auch noch andere Parteien und deren Anhänger ein.
Andreas Rau am Permanenter Link
hä? Das macht sie doch gerade. Ihre Meinung direkt an Frau Petry zu richten.
Masako am Permanenter Link
Auch hier, es gibt kein "aber" !
Cornelia Kobe am Permanenter Link
Die Frau ist weder arrogant noch besserwisserisch, sie hat denen einfach ihre Meinung gesagt und das sogar schriftlich, so dass die AfD-Leutchen das auch immer wieder nach lesen können.
Dariusz Scharsig am Permanenter Link
Lieber Herr Emmer, ich befürchte Sie verstehen die Grundregeln der Demokratie nicht. Demokratie, oder deren Grundregeln, haben nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, bzw.
Ja, sie sieht, wie alle Menschen die eines längeren Gedanken fähig sind, eine Gefahr in der AfD. Es ist jedoch nicht notwendig dieser die Meinung zu sagen, sondern der Öffentlichkeit, die etwas gegen diese Gefahr zu unternehmen im Stande ist. Genau das hat Frau Ahadi mit diesem öffentlich Brief tadellos bewerkstelligt.
Die "iranischen Mullahs" bzw. die "Islamverbände" haben ihr durchaus Gehör geschenkt, der Beweis ihrer Verfolgung und Ermordung ihrer Freunde und Verwandte ist ein Beweis dafür. Es entzieht sich jedoch meiner Vorstellungskraft warum Sie es für eine gute Idee halten mit dem "Erschießungskommando" zu diskutieren.
Dass die Ablehnung eines Gespräches mit Fragwürdigem Ausgang (was die "Gespräche" mit dem Zentralrat der Muslime deutlich gezeigt haben) als "arrogant-besserwisserisch" gelten und sich nicht "innerhalb humanistischer Gesinnung" bewegen, müssten Sie uns erst einmal demonstrieren. Das "Lügenpresse" Argument hilft Ihnen jedoch nicht weiter.
Ich denke niemand kennt das wahre Gesicht der Partei. Wir (und Frau Ahadi) kennen nur das öffentliche Gesicht, durch die öffentlichen Gesprächsrunden, das widerwillig veröffentlichte Parteiprogramm, die Einstellungen und "Beziehungskreise" der hohen Funktionäre der Partei. Und es reicht völlig aus um sich eine Meinung zu bilden. Somit fällt Ihre Aussage in der Hinsicht auch ins Wasser.
"Hohle Plattitüden" kann hier, im Bezug auf die öffentlichen Äusserungen der AfD, keiner Erkennen. Aber das liegt vielleicht an der undemokratischen, links-extremen, Gutmenschversifften, Lügenpresse?
Intoleranz ist bei Bösem nicht undemokratisch lieber Herr Emmer. Sie verwenden wieder das Konzept der Demokratie als eine Art magischen Schutzschild um (ihre?) die AfD vor (leider gerechtfertigter) Kritik zu schützen. Leider verstehen Sie das Prinzip der Demokratie nicht. Aber machen Sie sich keine Sorgen...die AfD auch nicht.
litlle Louis am Permanenter Link
Nachtrag zu:
"..Intoleranz ist bei Bösem nicht undemokratisch...."
Richtig. Deshalb bekämpfte ein historischer US-Präsident das Böse in der Welt ja auch mit undemokratischen Angriffskriegen. Das Gute daran war, dass der brave US - Durchschnittsbürger und wegen des imperialen Finanzsystems letzendlich wir alle für ihn bezahlen durften und zudem noch zum Wohl des mit dem Präsidenten verwobenen militärindustriellen Komplexes beigetragen haben. So viel demokratische Toleranz für das Gute in der Welt muss schon sein.
Aber halt. da fällt mir gerade K.R. Popper ein. Er meinte: "Keine Toleranz der Intoleranz". Was bis heute "umstritten" ist und weiter zu diskutieren wäre.
Pfrin. i. R. Ma... am Permanenter Link
Ich bin zwar nicht so ganz einverstanden mit der Aussage, dass Religion eine rein private Angelegenheit sei, da das Private immer politisch ist und das Politische immer auch das Private betrifft und sich von daher ein
Danke Mina Ahadi für die klare Diagnose. Danke auch für die bewegende Erzählung zu Ihrem eigenen Einsatz und den daraus folgenden Leiden. Das erfordert Mut und ist nicht selbstverständlich. Und zuletzt Danke für die klare Position gegenüber der Einladung der AfD. Es war deutlich, dass man versuchte Sie zu instrumentalisieren. Beste Wünsche für Ihre weitere Arbeit für mehr Menschlichkeit in der Welt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich bin zwar nicht so ganz einverstanden mit der Aussage, dass Religion eine rein private Angelegenheit sei, da das Private immer politisch ist und das Politische immer auch das Private betrifft und sich von dah
Trennstrisch zwischen privat und politisch nicht so einfach ziehen lässt, ..."
Das Private ist aber immer nur dann politisch, wenn es in den öffentlichen Raum wirkt. Jedoch sind z.B. meine Vorlieben in puncto Literatur, Essen, Kleidung rein privat und hier hält sich die Politik auch erfreulicherweise in säkularen Staaten zurück.
In einem islamischen Land ist das Nichttragen eines Kopftuches u.U. ein Politikum, bei uns wird das zwanghafte Tragen eines Kopftuches u.U. zum Politikum, weil dadurch das Private (Religion) in den öffentlichen Raum drängt. Gleiches gilt für alle anderen Religionen: Sie sollten sich politisch bedeckt halten (was eine private Meinung zu Politik natürlich nicht ausschließt). Auch Teilhabe am politischen Geschehen ist möglich, so wie im Bundestag und sonstigen Parlamenten viele Berufe vertreten sind (sein sollten).
Religion wird genau in ihrem ureigenen Raum die größten Überlebenschancen haben, da sie dann von Vereinsmitgliedern in selbst finanzierten Vereinsräumen praktiziert wird.
Umgekehrt wirkt natürlich das Politische ins Private, z.B. durch die Gesetzgebung. Hier wird der Rahmen für unser privates Leben gesteckt. Früher, da stimme ich Ihnen zu, glaubte man, es gäbe einen "Gott", der diese Rahmenbedingungen für das Zusammenleben vorgibt.
Doch heute ist bekannt, dass dies die gesellschaftspolitischen Vorstellungen nomadisierender Hirten im tribalistisch-patriarchalen Kontext des Vorderen Orients reflektiert, was mittlerweile in aufgeklärten Staaten durch Demokratie und weitgehend freiheitlichen Familienmodellen ersetzt wurde.
Daher sollte das religiöse Private nicht mehr in die Politik einwirken, weil der Absolutheitsanspruch der Religion obsolet ist. Heute gibt es geeignetere Werte, als altertümliche Moral. Wenn beide Seiten (Politik und Religion) dies beherzigen, kann es ein einvernehmliches Nebeneinander geben. Wenn jedoch Politik und Religion paktieren, dann haben wir die Kirchenrepublik Deutschland...
Margarita Siebke am Permanenter Link
Das Private und das Politische.
Auch die Frage, ob es einen Gott über Allem gibt, lässt sich weder belegen noch wiederlegen. Man kann sagen, es gibt da ein Patt zwischen Theisten und Atheisten. Folglich ist es eine Frage der eigenen Entscheidung, ob ich an einen Gott glauben möchte oder nicht. Dazu gehört, dass ich die Entscheidungen anderer Menschen diesbezüglich respektiere und zwar sowohl als Theist, wie als Atheist. Also kann man nicht sagen, dass die Gottesfrage gelöst wäre dahingehend, dass es ihn nicht gäbe. Richtig ist, dass sich durch dieses Patt der Absolutheitsanspruch der Religionen und anderer Weltanschauungen ,wie zum Beispiel auch der eines Atheismus, auflöst.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wenn Dietrich Bonhoeffer in der Zeit des Nationalsozialismus forderte, dass nur derjenige gregorianisch singen dürfe, der auch politisch aktiv würde, um dem "Rad in die Speichen" zu fallen, wird deutli
Gewesen WÄRE! Gerade die christlichen Kirchen haben sich während des Nazi-Regimes mehr als bedeckt gehalten, bzw. regelrechte Jubelchöre auf Hitler und sein messianisches Werk erklingen lassen.
Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass Bonhoeffer eine der wenigen Ausnahmen war, der offen gegen den Faschismus agierte. Wenn ich nur an das "Entjudungs"-Institut der evangelischen Kirchen ab 1939 auf der Wartburg denke. Überhaupt die gesamte antisemitische Entwicklung von Paulus über Luther bis Martin Sasse und Theophil Wurm (der nach der Nazi-Zeit, in der er ein Hitlerfreund war, zum ersten Ratsvorsitzenden der EKD gewählt wurde). Auch die Haltung der Päpste und die Tatsache, dass die weitaus meisten Deutschen während des Dritten Reiches wackere Christen waren - nicht zuletzt wie Hitler selbst, der vehement gegen Atheisten wetterte etc. pp.
"Bonhoeffer ist für diese Haltung von den Nazis ermordet worden. Sein Erbe und seine Mahnung wird in diesen Tagen neu brisant."
Wären alle Christen und Kleriker damals gewesen wie Bonhoeffer, wäre Hitler verhindert worden und 6 Mio. Juden wären nicht der Vernichtungsweihe anheim gefallen.
"Ein recht verstandener christlicher Glaube in seinem Erbe wird sich eben nicht auf private fromme Gebete beschränken, sondern den Mund aufmachen gegenüber den unchristlichen und grundgesetzwidrigen Hasspredigten der AfD."
Seit wann gibt es diesen "recht verstandenen christlichen Glaube"? Seit 1945? Und die 1900 Jahre davor nicht? Und vor allen: Was ist ein "recht verstandener christlicher Glaube"? Einer, der sich (endlich) von der Bibel distanziert und von allen frauen- und sexualfeindlichen sowie homophoben Tendenzen, die im "unrechten christlichen Glaube" implementiert sind?
"Religionen sind keine monolithischen Blöcke."
Sie stellen sich aber selbst gerne so dar. Siehe jedoch die Reformunfähigkeit z.B. der katholischen Kirche.
"Innerhalb einer Religion wird heftig zwischen den Mitgliedern um eine Weiterentwicklung der religiösen Botschaft gerungen."
Ja, aber wo sind die Erfolge dieses Ringens? Und warum muss man um Vernunft überhaupt ringen? Wenn etwas als Unrecht erkannt wurde, dann stellt man es sofort ab. Dafür braucht man keine Jahrzehnte.
"Ich kann nur für meine Kirche reden: Die Evangelische Disskussion befindet sich mitnichten noch auf dem Niveau orientalischer Hirten, sondern befand sich immer auf Höhe der jeweiligen Zeit und ist auch jetzt zeitgemäß auch was die Genderfragen anbelangt."
Die evangelische Kirche hat hier gewisse Vorteile gegenüber orthodoxen Katholiken. Das stimmt. Jedoch ist zum einen noch immer diese furchtbare Bibel die Geschäftsgrundlage und zum anderen feiert gerade die evangelische Kirche gerade mit Pauken und Trompeten einen der wirkmächtigsten Antisemiten: Dr. Martin Luther! Und das im Land des Holocaust. Wenn das der Bonhoeffer noch erfahren hätte...
"Die Evangelische Kirche in Deutschland zielt nicht auf einen Kirchen oder Gottesstaat ab. Sie möchte aber sehr wohl ihre Stimme erheben, genau wie andere Gruppierungen im Staat auch."
Damit hat - so denke ich - niemand ein Problem. Solange diese Stimme gleichberechtigt zu anderen wahrgenommen wird.
"Dabei setzt sie sich schon lange ein für Flüchtlinge und Asylsuchende mit Wort und Tat. Ein solches Engagement ist politisch zu nennen."
Es ist politisch, aber nicht religiös, sondern selbstverständlich. Wozu muss ich an Geister im Weltraum glauben, um meinen in Not geratenen Mitmenschen zu helfen? Das ist Empathie, die sich im evolutionären Prozess entwickelt hat; Millionen Jahre, bevor ein Wanderprediger wegen Aufruhrs hingerichtet wurde.
"Die Aufforderung, Religion solle gänzlich im Privaten verbleiben ist gar nicht erfüllbar."
Doch. Die meisten Deutschen praktizieren dies längst so.
"Durch sie würden sämtliche kirchliche Handlungen sinnlos. Schon das simple Kirchenlied "Tragt in die Welt nun ein Licht!" Müsste ja unter dieser Forderung verstummen."
Warum? Was in den Vereinshäuser geschieht, ist ja Angelegenheit der Vereinsmitglieder.
"Die christlichen Kirchen verstehen sich als Offenbarungsreligionen, das heißt, sie können keine Geheimniskrämerei machen um ihre Botschaft."
Das ist genau das, was abgestellt werden muss. Diese "Offenbarung" ist nichts als eine Frechheit, denn hinter ihr steht der Gedanke der Absolutheit. Diese Drohbotschaft sollte außerhalb der Vereinshäuser verstummen. Sie ist schädlich und eine Anmaßung.
"Wenn ich sie aber privat verberge mache ich genau dies."
Gut so!
"Auch die Frage, ob es einen Gott über Allem gibt, lässt sich weder belegen noch wiederlegen."
Also gibt es ihn gemäß der Erkenntnistheorie nicht. Oder glauben Sie an alles, was man nicht beweisen kann? Das ist ein ganze Menge.
"Man kann sagen, es gibt da ein Patt zwischen Theisten und Atheisten."
Nein! Ich glaube nicht an Dinge, die nicht beweisbar sind. Wie gesagt: ich hätte sonst viel zu tun.
"Folglich ist es eine Frage der eigenen Entscheidung, ob ich an einen Gott glauben möchte oder nicht."
Die Gedanken sind frei - sogar unsinnige.
"Dazu gehört, dass ich die Entscheidungen anderer Menschen diesbezüglich respektiere und zwar sowohl als Theist, wie als Atheist."
Warum sollte ich einen Mitmenschen wegen seiner Wahnvorstellungen respektieren? Ich würde ihn sicher für viele andere Eigenschaften respektieren, aber nicht dafür, an einen Geist im Weltraum zu glauben.
"Also kann man nicht sagen, dass die Gottesfrage gelöst wäre dahingehend, dass es ihn nicht gäbe."
Für mich schon. Und wenn irgendeiner der unendlich vielen Götter, die sich die Menschheit seit Anbeginn ausgedacht hat, damit unzufrieden ist - er kennt ja meine Adresse, es ist ja allwissend. Soll er sich beschweren.
"Richtig ist, dass sich durch dieses Patt der Absolutheitsanspruch der Religionen und anderer Weltanschauungen ,wie zum Beispiel auch der eines Atheismus, auflöst."
Ohne Absolutheitsanspruch gibt es aber keine Religion. Oder was glauben Sie, warum sich Menschen seit 2.600 Jahren in endlose Religionskriege verwickeln? Dort wird nur um die Vormachtstellung der eigenen Spinnerei gekämpft. Ist Jesus Gottes Sohn oder nicht? Wegen solch lächerlicher Fragen mussten Millionen Menschen sterben...
litlle Louis am Permanenter Link
Nacgtrag zu:
.........."Nein! Ich glaube nicht an Dinge, die nicht beweisbar sind. Wie gesagt: ich hätte sonst viel zu tun."..........
Ich glaube(!) Sie machen sich die Diskussionen hier unnötig schwer. Man sollte die (philosophisch-erkenntnistheoretische) Diskuskussion über eine (erste) uns verursachende Intelligenz (oder was auch immer oder nicht)
nicht mit den politischen Machtdiskussionen bezüglich theistischer "Vereine"
vermischen.
Die Verteidigung eines "politischen Atheismus" im Sinne der Zurück -weisung halbtotalitärer Ansprüche von Theistenorganisationen funktioniert fast ebenso gut ohne die (erkenntnistheoretisch) äußerst schwierige Behauptung einer "bewiesenen" NICHT- Existenz" eines Erstverursachers.
denkenkannhelfen am Permanenter Link
klingt ja nett und schlüssig aber von einer Patt Stellung zu sprechen, weil Sie für sich fordern, dass man den Beweis erbringen muss, dass etwas nicht existiert um nicht davon auszugehen, dass es existiert.
Pfrin. i. R. Ma... am Permanenter Link
So wie ich es verstehe impliziert Glaube kein Müssen, sondern ein dürfen.
Ich weiß, es gibt Menschen, die können nur analytisch denken und ihnen steht das Recht zu, dieses auch zu tun und sich daran zu orientieren. Aber Analyse kann auch zerstören: wer eine Zwiebel häutet um ihren Kern zu finden, wird nichts finden außer Häuten. Erst wer die Zwiebel ganzheitlich betrachtet, erkennt dagegen ihren Wert vom Gewürz hin bis zum Geschöpf Gottes.
Wie gesagt, ich verstehe, manche Menschen können alles nur nüchtern und analytisch betrachten, aber vielleicht sollten sie vor den intuitiven, bildlichen und methophorischen Denkern ebenso Respekt haben, als Menschen die etwas zum Großen und Ganzen der Welt beizutragen haben, und sie nicht als Spinner abtun.
Ich könnte noch viel sagen zu allem was oben gesagt worden ist, aber ich ziehe es vor in die Sonne zu gehen und mir nicht meinen Rücken am PC zu verderben.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.....den Sie in seiner Grundidee übrigens einem orientalischen Hirtenvolk zu verdanken haben.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"So wie ich es verstehe impliziert Glaube kein Müssen, sondern ein dürfen."
Das sagten die Inquisition und andere Organisationen der Kleriker aller Monotheismen völlig anders. Das von Ihnen behauptete "Dürfen" kennt auch der Koran: "Es sei kein Zwang im Glauben!" (Sure 2,256) Das klingt zunächst prima, demokratisch und modern! Doch der ganze Vers und der folgende klären auf, was vom "glauben dürfen" übrigbleibt: "Es sei kein Zwang im Glauben. Klar ist nunmehr unterschieden das Rechte vom Irrtum; und wer den Tâghût [ein Götze] verleugnet und an Allah glaubt, der hält sich an der stärksten Handhabe, in der kein Spalt ist; und Allah ist hörend und wissend. Allah ist der Schützer der Gläubigen; er führt sie aus den Finsternissen zum Licht. Die Ungläubigen aber - ihre Schützer sind die Tâghût; sie führen sie aus dem Licht in die Finsternisse; jene sind des Feuers Gefährten und verweilen ewig in ihm." (Sure 2,256-257)
Im juristischen Sprachgebrauch nennt man das Nötigung. Das das Christentum diesen Zwang mittels Drohung inzwischen nicht mehr so offen durchsetzen darf, liegt an der mühsamen und noch nicht abgeschlossenen Säkularisierung Deutschlands, jedoch nicht am Inhalt der Monotheismen selbst.
"Um es mal in einem Bild (!) auszudrücken: Für mich ist der Glaube an Gott, das Vertrauen darauf, dass es außerhalb allen Denkbaren einen Punkt gibt, mit dem ich Tod und Teufel aus den Angeln heben kann."
Den Tod können Sie nicht "aus den Angeln heben". Der ereilt jeden von uns früher oder später. Und den Teufel glauben Sie in Ihrem Weltbild nur deswegen aus den Angeln heben zu müssen, weil Ihnen Ihre Religion erfolgreich eingeredet hat, es gäbe diesen Teufel.
Doch der ist ausschließlich deswegen notwendig, weil eine Welt, in der es nur einen allmächtigen, allgütigen und allbarmherzigen "Gott" gäbe, nicht so wäre, wie sie nun mal ist. Es musste eine Notlösung zur Erklärung für die Existenz "des Bösen" und des Leides erfunden werden: der Teufel!
Wer sich also mit dem Tod als unabänderlich angefreundet hat und nicht an den Teufel glaubt, der braucht Ihren "Punkt" nicht. Der ist auch gottlos glücklich.
"Oder anders, dass es einen Grund gib, der hält, selbst wenn die Erde vor mir sich auftut und mich verschlingen will."
Das kann fatal werden, wenn man in einem Erdbebengebiet lebt. Selbst wenn man es als Bild versteht, ist dieses "Gottvertrauen" nicht wirklich hilfreich. Als Placebo schon, aber das kann man auch ohne den ganzen transzendenten Zirkus haben - und vor allem, ohne Kirchensteuer zahlen zu müssen.
"Das hat mit der Zahnfee nur insoweit etwas zu tun, als dass auch bei der Zahnfee in Bildern geredet wird, um Kindern die sehr sinnvolle Botschaft vom Zähneputzen näherzubringen."
Also existiert die Zahnfee nicht wirklich? Aber Sie können doch gar nicht beweisen, dass sie nicht existiert. Wobei mir die Zahnfee lieber wäre. Sie belohnt, wenn sich das Kind tapfer den Milchzahn hat ziehen lassen. Ihr "Gott" droht am liebsten, weil er rach- und eifersüchtig ist.
"Die Bilder von Gott sind insofern natürlich ähnlich, bringen aber eine wesentlich umfassendere Bostschaft, als die Zahnfee, denn diese redet nicht vom Leben und Sterbe und den letztgültigen Dingen in meinem Leben."
Ihr "Gott" bringt gar keine Botschaft. Auch Gläubige sollten endlich mal begreifen, dass alle Texte in sogenannten "heiligen" Büchern ausschließlich von Menschen geschrieben würden, ohne die geringste "Inspiration" durch Geister im Weltraum. Sie entstammen somit einer anderen Zeit und einem anderen Kulturkreis.
Würden Sie sich nach einem 2.600 Jahre alten Medizinbuch behandeln lassen? Warum sollten mich die Regeln des Zusammenlebens in einem vormodernen Hirtenstamm interessieren?
"Bilder können Trost, Leben und Liebe in der Welt oft besser vermitteln, als der linear-logische Diskurs es vermag."
Da stimme ich Ihnen zu 100% zu. Doch schadet es nicht, wenn man diese Bilder auch Bilder sein lässt und nicht so tut, als gäbe es eine Realität dahinter.
"Ich weiß, es gibt Menschen, die können nur analytisch denken und ihnen steht das Recht zu, dieses auch zu tun und sich daran zu orientieren. Aber Analyse kann auch zerstören: wer eine Zwiebel häutet um ihren Kern zu finden, wird nichts finden außer Häuten. Erst wer die Zwiebel ganzheitlich betrachtet, erkennt dagegen ihren Wert vom Gewürz hin bis zum Geschöpf Gottes."
Bis auf den Unsinn vom "Geschöpf Gottes" kann ich Ihnen wieder 100% zustimmen. Das Leben auf der Erde ist das Ergebnis einer sinnlos verlaufenden Evolution. Auch das sollten Gläubige irgendwann man mal kapieren.
"Wie gesagt, ich verstehe, manche Menschen können alles nur nüchtern und analytisch betrachten, aber vielleicht sollten sie vor den intuitiven, bildlichen und methophorischen Denkern ebenso Respekt haben, als Menschen die etwas zum Großen und Ganzen der Welt beizutragen haben, und sie nicht als Spinner abtun."
Ich bin selbst Autor und Künstler. Ich gehöre zu den "intuitiven, bildlichen und metaphorischen Denkern". Aber ich bin mir dessen bewusst, dass all meine schöpferische Kraft aus mir kommt, ein Produkt meines Gehirns ist, das die Natur ohne jede Absicht genauso hinbekommen hat.
Der Unterschied zu religiösen "Denkern" ist, dass diese ihre Spinnerei als Wahrheit verkaufen und DAFÜR Respekt einfordern. Meine Spinnereien haben weder einen Absolutheitsanspruch noch einen Ewigkeitswert.
"Ich könnte noch viel sagen zu allem was oben gesagt worden ist, aber ich ziehe es vor in die Sonne zu gehen und mir nicht meinen Rücken am PC zu verderben."
Eine gute Entscheidung. Aber vielleicht denken Sie beim Spaziergang mal an meine Worte, die nicht böse gemeint sind, sondern helfen sollen, die eigene Position zu überdenken.
"Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.....den Sie in seiner Grundidee übrigens einem orientalischen Hirtenvolk zu verdanken haben."
Dem Hirtenvolk ja (wobei das nicht die Hebräer waren, sondern die Sumerer, von denen es kopiert wurde, aber das ist egal.), aber nicht einem angeblichen "Gott", der sich nach sechs Tagen Arbeit ausgeruht hat.
Wir als Menschheit sollten wirklich beginnen, langsam erwachsen zu werden und nicht stets wie ein kleines Kind auf unseren imaginären Übervater (im Fall des Islams auf Mohamed) zu schauen, was der nun wohl machen würde - und dieses vermeintliche Verhalten dann zu imitieren. Die daraus abgeleitete Dauerentschuldigung für eigenes Fehlverhalten muss wegfallen. Wir müssen uns der Eigenverantwortung für unser Handeln bewusst werden. Im Prinzip können wir das inzwischen. Und ohne Religionen wären wir sogar gezwungen dazu. Endlich erwachsen!
Denken Sie mal darüber nach...
Pfrin. i. R. Ma... am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Kammermeier,
herzlichen Dank für Ihre Mühe auf meinen Post einzugehen.
Da ich mein Leben nicht vor dem PC verbringen möchte, werde ich nicht auf die einzelnen Punkte eingehen. Ich werde Sie ja doch nicht überzeugen.
Nur eins finde ich schade: Dass Atheisten den Theisten immer einen Gott und einen Glauben unterschieben, den sie gar nicht haben, um dann drauf einzudreschen. Das macht die Diskussion äußerst mühsam. Ich bin kein Mensch, der missionieren will: Darum respektiere ich herzlich, dass Sie in einer Welt ohne Gott leben.
Ich lebe aber in einer Welt mit meinem Gott und ich bin in dieser Welt durchaus erwachsen. Und ja, ich habe bewusst gewählt, in einer Welt mit einem persönlichen Gott zu leben, weil mir diese Welt einfach lebendiger ist.
Ich kenne Zustände, in denen mir dieses Du, dieser Gott abhanden kommt, dummerweise führen mich diese Zustände dann immer direkt ins Krankenhaus. Ich kann nicht leben und glücklich sein, wenn meine Welt sinnlos ist.
Ich postuliere mal ausgehend von der Erkenntnis Kants, dass man das Ding-an-sich nicht erkennen kann, sonderen jeder mit seinen Sinnen und seinem Denken in seiner Welt weitestgehend gefangen ist, dass um jeden Menschen sich eine eigene Welt baut.
Und so kommt es, dass der eine nur leben kann, wenn er wie Sie meint feststellen zu können, dass es Gott und einen Sinn nicht gibt, Stichwort "sinnlose Evolution". Ihm gibt es Trost und Halt, wenn er sich auf klare Newtonsche Gesetze und Logik verlassen kann. Er glaubt nur, was er sieht und mit seinen fünf Sinnen wahrnimmt. Und er hält es für das kleinere Übel in einer sinnlosen Welt zu leben als etwas gegen die Gesetze seines Verstandes und seiner Sinne anzunehmen.
Andere ziehen es vor, lieber in einer sinnvollen Welt zu leben und daher kleinere Unschärfen in Bezug auf ihre Sinne und ihren Verstand hinzunehmen, als in einer sinnlosen Welt ihren Verstand zu verlieren. Und da ich Erfahrung mit dem Verstandesverlust habe, kann ich Ihnen versichern, das ist tatsächlich die Hölle pur.
Ich habe nun beobachten können, das Menschen in dieser Hinsicht tatsächlich unterschiedlich ticken.
Diese zwei unterschiedlichen Welten sind wie die Seiten einer Medaille, man kann die eine Seite mit der anderen nicht gleichzeitig betrachten und doch gehören sie zusammen...und was auf der einen Seite das Paradies,ist auf der anderen Seite die Hölle und umgekehrt und immer so gegenläufig.
Das heißt, wenn die Welt ganz werden will, gehören dorthin ebenso Menschen von der einen atheistischen Seite, wie von der anderen Theistischen Seite.
Man könnte auch sagen Gott hat zwei Seiten, ein Angesicht und einen Rücken ... aber ich glaube das führt jetzt zu weit.
Ich weiß, dass viele Christen, Muslime, Juden etc. in ihrem Glauben intolerant sind und den anderen Gläubigen und den Atheisten nicht gelten lassen wollen.
Aber mein persönlicher Glaube ... und als evangelische Gläubige kann ich mich da auf die Lehre vom Priestertum alle Gläubigen berufen, das besagt, dass jeder die Schrift nach eigenem Wissen und Gewissen auslegen darf und soll und mündig darauf seine eigene Auffassung gründen darf ... mein Glaube sagt, dass Gott Gesicht und Rücken hat, Grund und Abgrund ist....und von daher in der Welt des einen scheinen kann, in der anderen Welt aber sich verbirgt. Und wenn ein Mensch sich da wohler fühlt, wo Gott sich verbirgt oder eben nicht vorhanden ist, warum nicht? Dann ist das einfach ein Fakt, den ich respektiere.
Aber im Gegenzug könnte ein Atheist vielleicht doch auch respektieren, dass ich mich auf der anderen Seite der Medaille wohler fühle, auf der das Antlitz Gottes scheint und ich Sinn sehen kann.
Die Wahrheit liegt vielleicht auf beiden Seiten?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich werde Sie ja doch nicht überzeugen."
Mit entsprechenden Beweisen schon. Am einfachsten: "Gott" selbst meldet sich bei mir. Mein Haus steht ihm jederzeit offen.
"Nur eins finde ich schade: Dass Atheisten den Theisten immer einen Gott und einen Glauben unterschieben, den sie gar nicht haben, um dann drauf einzudreschen."
Ich kenne Sie nicht. Deswegen weiß ich nicht, welcher Variante Sie folgen. Ich halte mich an den Glauben, der aus der Bibel, bzw. bei den Muslimen aus dem Koran entstanden ist. Jede private Interpretation dieser Texte ist willkürlich und hin und wieder erfreulich, manchmal leider aber auch widerwärtig.
"Ich bin kein Mensch, der missionieren will: Darum respektiere ich herzlich, dass Sie in einer Welt ohne Gott leben."
Da haben Sie vielen Ihrer Glaubensgeschwister etwas Positives voraus.
"Ich lebe aber in einer Welt mit meinem Gott und ich bin in dieser Welt durchaus erwachsen. Und ja, ich habe bewusst gewählt, in einer Welt mit einem persönlichen Gott zu leben, weil mir diese Welt einfach lebendiger ist."
Solange Sie dies als subjektives Erleben empfinden und nicht als verallgemeinerbar, ist auch hier die Welt für uns beide in Ordnung. Schließlich gibt es entweder einen "Gott" oder es gibt ihn nicht. Entweder haben Sie Recht (falls Sie verallgemeinern) oder ich.
"Ich kenne Zustände, in denen mir dieses Du, dieser Gott abhanden kommt, dummerweise führen mich diese Zustände dann immer direkt ins Krankenhaus. Ich kann nicht leben und glücklich sein, wenn meine Welt sinnlos ist."
Ich finde es belebend, wenn die Welt sinnlos ist. Zum einen ist sie das. Daran ändert auch kein Glaube etwas. Außer, Sie wollen die Erkenntnisse der gesamten wissenschaftlichen Welt infrage stellen, wozu Ihnen vermutlich die Kompetenz fehlt. Doch was folgt daraus? Chaos? Verzweiflung? Das ontologische Nichts?
Nein, sondern die Erkenntnis, dass wir uns diesen Sinn im Leben selbst suchen müssen - und DÜRFEN! Natürlich dürfen wir auch glauben, aber ich finde es wesentlich spannender, sich einen Sinn im Leben selbst suchen zu dürfen.
"Ich postuliere mal ausgehend von der Erkenntnis Kants, dass man das Ding-an-sich nicht erkennen kann, sonderen jeder mit seinen Sinnen und seinem Denken in seiner Welt weitestgehend gefangen ist, dass um jeden Menschen sich eine eigene Welt baut."
Die Grenzen unserer Welterkenntnis liegen in unseren Sinnen, bzw. der Verarbeitung der Sinneseindrücke in unserem Gehirn. So gesehen gibt es keine objektive Wahrheit, also: "Ich denke, also bin ich" als kleinste Zelle der Welterkenntnis. Doch was zu Kants Zeiten unmöglich war, ist heute Realität: Wir haben unglaubliche Geräte erfunden, mit denen wir unsere Wahrnehmungen objektivieren und erweitern können - sofern wir deren Ergebnissen trauen.
Sie trauen "Gott", ich traue den physischen Erkenntnissen aufgrund moderner Mess- und Untersuchungsmethoden. Ich gehe, um mich entsprechend inspirieren zu lassen, in ein Museum, ein Institut oder zu befreundeten Wissenschaftlern, lese Bücher und informiere mich medial. Doch wo gehen Sie hin, um zu prüfen., ob Sie Ihrem "Gott" trauen dürfen?
"Und so kommt es, dass der eine nur leben kann, wenn er wie Sie meint feststellen zu können, dass es Gott und einen Sinn nicht gibt, Stichwort "sinnlose Evolution". Ihm gibt es Trost und Halt, wenn er sich auf klare Newtonsche Gesetze und Logik verlassen kann. Er glaubt nur, was er sieht und mit seinen fünf Sinnen wahrnimmt. Und er hält es für das kleinere Übel in einer sinnlosen Welt zu leben als etwas gegen die Gesetze seines Verstandes und seiner Sinne anzunehmen."
Nein, es ist nicht das kleinere Übel, sondern das größere Glück. Wenn es den in der Bibel und dem Koran beschriebenen "Gott" wirklich gäbe und er würde auf die Erde einwirken, wäre ich der erste, der eine Widerstandsbewegung gegen ihn ins Leben rufen würde. Ein derartiger Despot hat auf der Erde nichts zu suchen.
Dieser "Gott" ist gemeingefährlich, unberechenbar, launenhaft und willkürlich handelnd. Bei seinen behaupteten Machtmitteln könnte er jederzeit aus unbegründeter Eifersucht eine neue Sintflut veranstalten, auch wenn er angeblich davon Abstand nehmen wollte. Doch was interessiert ihn unter Umständen sein Geschwätz von gestern? Er wäre in jedem Fall ein hohes Sicherheitsrisiko. Das wäre für mich das größtmögliche Übel.
Den Sinn des Lebens selbst zu suchen, ohne moralische Fesseln, ist hingegen Lebensfreude pur. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.
"Andere ziehen es vor, lieber in einer sinnvollen Welt zu leben und daher kleinere Unschärfen in Bezug auf ihre Sinne und ihren Verstand hinzunehmen, als in einer sinnlosen Welt ihren Verstand zu verlieren."
Das ist reine Tagträumerei. Sie können es sich doch nicht aussuchen, in welcher Welt Sie leben wollen. Die Welt ist nun mal sinnlos. Ob man seinen Verstand beisammen hält, wenn man sich fortlaufend einredet (oder einreden lässt), die Welt sei aufgrund höherer Weihen sinnvoll, wage ich doch ein wenig zu bezweifeln.
"Und da ich Erfahrung mit dem Verstandesverlust habe, kann ich Ihnen versichern, das ist tatsächlich die Hölle pur."
Akzeptieren Sie einfach die Wirklichkeit, so wie sie ist und entdecken Sie deren wunderbares Potential - auch das Potential in Ihnen, denn nur da kommt der Sinn Ihres Lebens her. Er schlummert tief in Ihnen, wartet darauf, freigelassen zu werden. Doch Sie drücken ihn immer wieder nach unten und stülpen ihm einen Pseudosinn über, der aus der Ideenwelt bronzezeitlicher Hirten im Vorderen Orient stammt.
"Ich habe nun beobachten können, das Menschen in dieser Hinsicht tatsächlich unterschiedlich ticken."
Jede Mensch tickt anders. Das macht das Leben bunt und interessant.
"Diese zwei unterschiedlichen Welten sind wie die Seiten einer Medaille, man kann die eine Seite mit der anderen nicht gleichzeitig betrachten und doch gehören sie zusammen...und was auf der einen Seite das Paradies,ist auf der anderen Seite die Hölle und umgekehrt und immer so gegenläufig."
Das ist der Dualismus des Monotheismus. Das ist sein Gift, dass er tief in sich trägt, dass uns suggeriert, es gäbe stets von allem zwei Pole. Doch es gibt unendlich viele Schattierungen dazwischen. Somit braucht man die Extreme "Paradies" und "Hölle" gar nicht. Es gibt ein Universum und das ist extrem farbenfroh. Es hält für jeden ein Plätzchen bereit, um sich zu entfalten, bis die eigene Existenz zu Ende geht. Herrlich!
"Das heißt, wenn die Welt ganz werden will, gehören dorthin ebenso Menschen von der einen atheistischen Seite, wie von der anderen Theistischen Seite."
Aber die Welt ist ganz. Das Universum ist ganz. Früher wurde "Gott" in allerlei naturkundliche Theorien eingearbeitet, weil man sich bestimmte Abläufe nicht anders erklären konnte oder weil die örtlichen Kleriker einfach darauf bestanden - und hin und wieder kräftig mit einem Feuerchen winkten.
Heute kann alles das, was erklärt werden kann, restlos ohne eine "Gottes-Hypothese" erklärt werden. Wir brauchen sie weder, um zu erklären, wo der Regen herkommt, noch wie die Erde, das Leben oder die Sterne entstanden sind. Nirgends ist ein Plätzchen für einen "Gott", weil alles ohne ihn funktioniert.
Die theistische Seite ist also komplett überflüssig.
"Man könnte auch sagen Gott hat zwei Seiten, ein Angesicht und einen Rücken ... aber ich glaube das führt jetzt zu weit."
Ähh... ja...!
"Ich weiß, dass viele Christen, Muslime, Juden etc. in ihrem Glauben intolerant sind und den anderen Gläubigen und den Atheisten nicht gelten lassen wollen."
Das ist ja auch unübersehbar. Bis vor nicht mal 100 Jahren waren das praktisch alle Gläubigen. Entsprechend hat es gerumst.
"Aber mein persönlicher Glaube ... und als evangelische Gläubige kann ich mich da auf die Lehre vom Priestertum alle Gläubigen berufen, das besagt, dass jeder die Schrift nach eigenem Wissen und Gewissen auslegen darf und soll und mündig darauf seine eigene Auffassung gründen darf ..."
Erkennen Sie nicht die Gefahr, die darin liegt? Das heißt nämlich nichts anderes, als dass alle Extremisten, z.B. der IS, Recht haben, weil die ja ihre Schriften völlig korrekt auslegen. Damit legitimieren Sie den Religionskrieg. Ich hoffe, dass Ihnen das wenigstens bewusst ist. Sie dürfen nicht von Ihrer persönlichen sicher friedlichen Auslegung ausgehen.
"... mein Glaube sagt, dass Gott Gesicht und Rücken hat, Grund und Abgrund ist....und von daher in der Welt des einen scheinen kann, in der anderen Welt aber sich verbirgt."
Also ist es völlig beliebig? Oder hat er seinen Spaß daran, wenn sich genau aus diesem Grund, den Sie hier schildern, Menschen seit 2.600 Jahren in seinem Namen zerfleischen, weil jeder dem anderen unterstellt, er sei der "Abgrund" und er selbst der "Grund"?
"Und wenn ein Mensch sich da wohler fühlt, wo Gott sich verbirgt oder eben nicht vorhanden ist, warum nicht? Dann ist das einfach ein Fakt, den ich respektiere."
Es ist ja auch extrem schwer zu vermeiden, sich an einem Ort aufzuhalten, an dem "Gott" nicht existiert.
"Aber im Gegenzug könnte ein Atheist vielleicht doch auch respektieren, dass ich mich auf der anderen Seite der Medaille wohler fühle, auf der das Antlitz Gottes scheint und ich Sinn sehen kann."
Ich akzeptiere, dass Sie aus welchen Gründen auch immer, in dieser Lüge leben und sich dabei wohl fühlen. Wie heißt es so schön: "Wer heilt, hat Recht!" Es ist Ihre Entscheidung, die Ihnen (hoffentlich) hilft. Doch vielen anderen Menschen hilft diese Wahnvorstellung nicht. Im Gegenteil, sie leiden. Und noch schlimmer: sie ziehen andere (auch ihre eigenen Kinder) mit in dieses Leid. Sie kämpfen für "Gott", töten und missionieren auf Teufel komm' raus. Nein, davor kann und werde ich nie Respekt haben. Dafür ist zu viel Unrecht geschehen im Namen Ihres "Gottes" (und angeblich laut "heiliger Schriften" auch durch ihn selbst).
"Die Wahrheit liegt vielleicht auf beiden Seiten?"
Tut mir leid, aber da unterliegen Sie einen Irrtum. Ich hoffe aufrichtig, er schadet Ihnen nicht...
Kay Krause am Permanenter Link
Sehr geehrtes Zwiebel-Geschöpf! Selten habe ich einen derart hahnebüchenen Unfug gelesen oder gehört!
Es gibt keinen Menschen, der "NUR" analytisch denkt oder "NUR" glaubt.
Wozu also diese Pauschalisierung? Ich glaube an viele Dinge, deren Existenz nicht ich bewiesen habe, sondern andere Menschen (z.B. Wissenschaftler) vor mir. Ich lebe und arbeite mit deren Erkenntnissen, und es funktioniert. Mit einem "Religiösen Glauben" hat das allerdings nichts zu tun! Und wer hätte jemals die Existenz auch nur eines einzigen der tausenden von weltweit angebotenen Göttern bewiesen, so dass ich mit diesem Gott real leben und arbeiten kann? Zu dieser Kunst sind wohl nur der Klerus und dessen Anhänger fähig.
Zwiebeln gehören zu meiner täglichen Ernährung. Mir geht es wie Ihnen: ich habe darin noch nie einen Kern gefunden. Das mag aber auch daran liegen, dass ich bisher nicht auf die Idee gekommen bin, in einer Zwiebel nach einem Kern zu suchen. Sie suchen in Ihrer Zwiebel einen Gott, und --------
finden ihn. Da kann man Sie doch nur beglückünschen! Freuen Sie sich einfach über diesen wunderbaren Fund und verschonen Sie vernünftige Menschen mit diesem Blödsinn!
Amen!
Gerhard am Permanenter Link
"Ich kann nur für meine Kirche reden: Die Evangelische Disskussion befindet sich mitnichten noch auf dem Niveau orientalischer Hirten, sondern befand sich immer auf Höhe der jeweiligen Zeit und ist auch jetzt zei
Die evangelische Kirche befindet sich mitnichten auf der Höhe der Zeit. Im Jahre 2012 hat sie während der "Beschneidungsdebatte" die Legalisierung der Genitalverstümmelung von Jungen begrüßt, in dieser Frage befindet sie sich eher auf der Höhe der Bronzezeit.
"Sie möchte aber sehr wohl ihre Stimme erheben, genau wie andere Gruppierungen im Staat auch. Dabei setzt sie sich schon lange ein für Flüchtlinge und Asylsuchende mit Wort und Tat."
Leider setzt sie sich nicht für die genitale Integrität kleiner Jungen und das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit ein.
Ronald Flug am Permanenter Link
Wer das Glockengeläut in Deutschland duldet oder das Geschreie eines Muezin, hat keine Ahnung von Toleranz: Wir leben in einer modernen Welt, wo soviele Lebensstile in Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit gelebt we
Juliane FÜRSTENBERG am Permanenter Link
Mit vielen Worten macht es sich Frau Ahadi zu leicht.
Das haben ihre Ex-Muslime nicht verdient! Denen wäre eine größere Lobby zu wünschen!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Denen wäre eine größere Lobby zu wünschen!"
Ein ehemaliger Flüchtling soll bei denen um Unterstützung buhlen, die Flüchtlinge ablehnen? Wie absurd ist denn diese Vorstellung?
Wobei es ja genau andersherum gelaufen wäre: Frau Petry wollte sich ein Mäntelchen der Seriosität umhängen, wenn sie sich in Mina Ahadis Licht sonnt. "Seht her, wie seriös unser Islam-Bashing ist!"
Auf diese Lobby sei gepfiffen.
T. Franke am Permanenter Link
Lieber Bernd Kammermeier, die AfD lehnt echte Flüchtlinge nicht ab. Sie möchte ihnen helfen. Aber diese Grundeinsicht überfordert vielleicht Ihr Differenzierungsvermögen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ganz so simpel bin ich nicht gestrickt.
Zunächst gibt es sehr viele Flüchtlinge in der Welt. Nicht alle wollen nach Deutschland. Sie fliehen vor der Bedrohung ihrer Existenz: Krieg, Hunger, Elend, Perspektivlosigkeit.
Die, dies es bis zur deutschen Grenze schaffen, sind nun mal dort. Was soll man mit ihnen machen? Mit Zaubersprüchen in Luft auflösen oder erschießen? Also lässt man sie unser Land, weil wir empathische Menschenfreunde sind. Wo ist da das Problem?
Jetzt behauptet die AfD, genau unterschieden zu können, wer dieser Flüchtlinge es "verdient" habe, in unser gelobtes Land eintreten zu dürfen und wer nicht. Z.B. Menschen, die in einen islamischen Kulturkreis geboren wurden (also ohne eigenes Zutun), sollten es nicht sein. Weil die ja Kopftücher tragen und Minarette bauen.
Doch ist dies wirklich ein Kriterium, nachdem man entscheidet, wer hier bleiben darf und wer nicht? Warum diese Fixierung auf die Religion? Gerade die sogenannten "Wirtschaftsflüchtlinge" kommen gewiss nicht aus religiösen Gründen, sondern weil sie eine Perspektive im Leben suchen. Und die anderen fliehen in der Regel VOR dem Islam - selbst wenn sie Muslime sind (meistens Schiiten). Sie stehen also dem politischen Islam kritisch oder ablehnend gegenüber. So wie Frau Ahadi.
Das viel größere Problem, was ich in Deutschland sehe, sind die von der inzwischen religionskonservativen Türkei finanzierten Islam-Verbände. Deren Einfluss auf Moscheegemeinden ist weitaus negativer, als ein Minarett neben der Moschee.
Daher sollten wir die Flüchtling mit offenen Armen empfangen und in eine freiheitliche Gesellschaft inkludieren, als sie durch Ausgrenzung in die Arme der konservativen Moscheegemeinden zu treiben. Dort werden sie instrumentalisiert und lernen, wie perspektivlos man in Deutschland sein kann. Dass diese Perspektivlosigkeit z.T. daher rührt, WEIL sich diese Gemeinden von der Gesellschaft abschotten, wird natürlich verschwiegen.
Aber eine Wirtschaft und ein Bildungssystem, die den Flüchtlingen echte Chancen einräumen, werden die Separierung auf einer faireren Basis erreichen, als auf der Basis der AfD in plump-populistischer Stammtischmanier.
Denn wenn sich in einer echten Willkommenskultur einige zwangsläufig als Integrationsverweigerer outen, dann kann man sich dieser Gruppen intensiver annehmen und mit der ganzen Palette rechtsstaatlicher Möglichkeiten reagieren, also vom Zwang zu Integrationskursen bis hin zur Abschiebung.
Es muss eine Situation geschaffen werden, in der jeder, der aus welchem Grund auch immer nach Deutschland kommt, die faire Chance erhält, sein Talent und seine Fähigkeiten, aber auch seinen Ehrgeiz in unsere Gesellschaft einbringen zu können.
Ich habe früher sehr oft junge muslimische Männer in meiner Firma eingesetzt. Allesamt ohne fachliche Qualifikation, aber mit einem ungeheuren Improvisationstalent (das lernt man nämlich in Ländern, wo man improvisieren können muss).
Natürlich verlief das nicht reibungslos, aber nachdem die jungen Männer begriffen haben, dass ich es ehrlich mit ihnen meine, haben die sich derart ins Zeug gelegt, dass deutsche Kollegen dagegen alt aussahen. Da wurde nicht gejammert, weil eine Maschine kaputt ging, sondern am nächsten Tag fand ich das Gerät mit Klebeband notdürftig, aber funktionsfähig repariert vor und es wurde keine kostbare Zeit verloren, bis Ersatz kam.
In diesem Prozess gab es auch eine kulturelle Annäherung (die Leute lebten überwiegend in Gettos, in denen sogar Türken und Araber getrennt waren), so dass man das eine oder andere Gespräch über "westliche" Lebensart führen konnte. Den Vorzug von Freiheit, Menschenrechten und Gleichberechtigung lernt man am besten durch das tägliche Leben kennen.
Da konnte ich dann völlig entspannt überzeugen, dass Mohamed kein Vorbild mehr für die heutige Zeit ist. Ich habe nicht den Glauben der Männer angegriffen (wodurch ich auch erfuhr, dass sie ihn selbst gar nicht ernstnahmen. Nur im Fall, dass sie von außen deswegen diskreditiert wurden, haben sich ich quasi schützend von ihren Propheten gestellt), aber ich habe ihre Augen geöffnet für die Vorzüge "westlicher" Werte.
Das Ganze war eine win-win-Situation, die nachhaltiger ist, als dieses pauschale und leicht durchschaubare Islam-Bashing der AfD. Das führt nur zu einer Stärkung der Islamverbände, die nun sagen können: Das haben wir schon immer gewusst!
Die Realität ist natürlich komplizierter, als es die meisten Bürger verstehen können. Doch gerade da sind unsere Parteien zur Besonnenheit aufgerufen. Sie müssen das Gefühl vermitteln, dass es eine schwierige Lage mit den Flüchtlingen ist, dass es aber Lösungen geben kann und dass alle Glieder der Gesellschaft aufgerufen sind, hieran mitzuwirken.
Die AfD hat leider den einfachen Weg gewählt, den Krakeelern der Gesellschaft nach dem Munde zu reden und deren rechtes Gedankengut hoffähig zu machen. So hat schon mal ein dunkles Kapitel in Deutschlands Geschichte begonnen. Nie wieder!
T. Franke am Permanenter Link
Entschuldigen Sie bitte, aber Sie phantasieren frei. Die AfD hat nirgends gesagt, dass (echte) Flüchtlinge abgewiesen werden sollen, weil sie Muslime sind.
Die AfD hat allerdings sehr wohl die Auffassung, dass die Zuwanderung aus islamischen Ländern gebremst werden sollte. Und Flüchtlinge (ob muslimisch oder nicht) sollten heimatnah untergebracht werden. Der ganze Unfug, dass die Leute sich auf eine gefährliche Reise machen, weil hier die Pull-Faktoren mächtig ziehen, und am Ende tatsächlich jeder einen Benefit davon hat, der es nur hierher schafft, muss aufhören.
Ich begrüße Ihre Einzelfall-Erfahrung mit ungelernten Muslimen, aber eines kaufe ich Ihnen nicht ab: Dass Sie denen beigebracht hätten, dass Mohammed kein Vorbild mehr sein könnte. Verzeihung, das ist Unfug. Auch Christen sagen ja nicht, dass Moses oder Jesus keine Vorbilder seien. Die reformierte Argumentation ist etwas komplizierter. Sie sind eben doch Vorbilder (sonst ginge ja die ganze Religion verschütt), aber in historischem Kontext zu sehen. Ich meine, man darf von Muslimen nicht mehr verlangen als z.B. von Katholiken, aber auch nicht weniger. Was Sie da gemacht haben, war der Dolchstoß ins Herz der Religion. Das kaufe ich Ihnen nicht ab. Oder die jungen Muslime waren abgrundtief naiv, und werden das irgendwann bemerken.
David am Permanenter Link
"Ganz so simpel bin ich nicht gestrickt."
Jeder, der Ihre Kommentare schätzt so wie ich, weiß das. :)
Dennoch ein paar Anmerkungen:
"Die, dies es bis zur deutschen Grenze schaffen, sind nun mal dort. Was soll man mit ihnen machen? Mit Zaubersprüchen in Luft auflösen oder erschießen? Also lässt man sie unser Land, weil wir empathische Menschenfreunde sind. Wo ist da das Problem?
Wo das Problem liegt fragen Sie? Möglicherweise an den finanziellen und sozialen Problemen, die bei realistischer Betrachtung dabei entstehen? Möglicherweise an dem Pull-Effekt, der sich hier exponentiell ergibt?
"Doch ist dies wirklich ein Kriterium, nachdem man entscheidet, wer hier bleiben darf und wer nicht? Warum diese Fixierung auf die Religion? Gerade die sogenannten "Wirtschaftsflüchtlinge" kommen gewiss nicht aus religiösen Gründen, sondern weil sie eine Perspektive im Leben suchen."
Warum grade diese Religion fragen Sie? Reicht ein Blick nach Schweden, UK, FR oder BE nicht aus, um diese Frage zu beantworten? Sicher wollen Migranten eine Perspektive suchen. Aber genau so sicher ist, dass dies nur schwer mit einer Abkehr von gewohnter archaischer / religiöser Indoktrination einhergeht.
"Und die anderen fliehen in der Regel VOR dem Islam - selbst wenn sie Muslime sind (meistens Schiiten). Sie stehen also dem politischen Islam kritisch oder ablehnend gegenüber. So wie Frau Ahadi."
Würden sie vor dem Islam fliehen, hätten sie schon längst den Islam verlassen: Man flüchtet nicht vor etwas, was man gleichzeitig verehrt. Sie flüchten vor den Auswüchsen des Islam, die als unislamish empfunden werden. Der Zusammenhang, der uns freilich klar ist, wird selbst nicht erkannt, ja sogar geleugnet. Eine RiesenBaustelle für die Integration. Es gibt übrigens auch nicht wenig Flüchtlinge, die vor dem Assad Regime flüchten und nicht vor "dem Islam".
Ihre beschriebenen Vorschläge finde ich gut und vernünftig. Ihren Optimismus teile ich allerdings nicht so sehr. Warum sollten wir jetzt mit 2+ Mio Menschen genau das schaffen, was jahrzehntelang mit weniger Menschen nicht geschafft wurde? Wegen einem neuen "Integrationsgesetz" wohl kaum. Naja, wir werden sehen. Ich hoffe, ich habe Unrecht.
martin am Permanenter Link
bestens formuliert, klare Haltung, vorbildlich integer. Danke, Frau Ahadi!
T. Franke am Permanenter Link
Ja, die AfD steht in der Tradition von Aufklärung und Humanismus. Die AfD will echten Flüchtlingen helfen. Aber nicht den unechten Flüchtlingen.
Ferrika am Permanenter Link
Und die AfD entscheidet in ihrer verlogenen Propaganda, wer ein "echter Flüchtling" ist und wer nicht. Bei all dieser Realitätsferne, die diese Partei bisher demonstriert hat?
Karol Dittel am Permanenter Link
Den reinen arischen Stammbaum können die Leute hier nicht haben, weil sie keine Iraner sind. Die Perser waren Arier. Heute Iran.
Und ich habe auch einen echten arischen, zweiten Vornamen... Dariusz. *lach* Ja ja... Kommt von Dareios ;)
T. Franke am Permanenter Link
Lieber Karol Dittel, der Begriff "Arier" bezeichnete einst das, was wir heute als Indoeuropäer kennen. Da ging es aber primär um Sprache. Die Nationalsozialisten haben den Begriff dann verballhornt.
Karol Dittel am Permanenter Link
"Ihre Selbstbezeichnung als "Arier" amüsiert mich."
Habe ich Sie richtig verstanden, meinen Sie ich hätte es behauptet ? Dann lesen Sie mal meinen Kommentar noch ein mal genauer, bevor sie anderen Menschen die Wörter im Mund umdrehen.
Und nein... die Europäische Kultur ist nicht christlich-humanistisch. Denn Humanismus und Christentum Dinge sind die sehr weit auseinander liegen und kaum bis gar keine Schnittmengen besitzen. Das war vielleicht vor 2000 Jahren mal so angedacht. Aber als aus Christen Katholiken wurden endeten die guten Vorsetze. Sie können mir auch mal gerne näher erklären was denn alles zur der ominösen deutschen Kultur dazu gehört.
T. Franke am Permanenter Link
Die europäische Kultur nicht christlich-humanistisch? Und der Katholizismus hätte irgendwann ...? Was für ein Kraut haben Sie denn geraucht.
Ich verweise auf Erasmus von Rotterdam, einen der größten Humanisten, und natürlich: Katholisch. Humanismus ist keine Weltanschauung für sich, sondern eher ein Modus, in dem man eine Weltanschauung betreibt. Christen, Muslime, Atheisten, Buddhisten, Agnostiker: Sie alle können Humanisten sein. Oder auch nicht.
T. Franke am Permanenter Link
Ich bedanke mich für Ihren hilflosen Zynismus gegenüber der AfD. Dieser übertünchte Mangel an Argumenten ist es, der der AfD die Wähler zutreibt. Vielen Dank!
Masako am Permanenter Link
"Ja, die AfD steht in der Tradition von Aufklärung und Humanismus. Die AfD will echten Flüchtlingen helfen. Aber nicht den unechten Flüchtlingen.." Ist das Satire?
T. Franke am Permanenter Link
Nein, das ist keine Satire. Um genau zu sein ist das die Gesetzeslage. *smile*
Liz am Permanenter Link
Fuer mich sind die Aussagen der Frau Ahidi ein wenig widerspruechlich .
Vielen Dank Herr T. Franke fuer ihren Kommentar, den ich absolut unterschreibe!
Peter Friedrich am Permanenter Link
Die wunderbare Mina Ahadi hat das Wesentliche sehr prägnant beschrieben: "...Sie beide reduzieren Menschen auf Gruppenidentitäten, statt einzelne Menschen als Individuen in ihrer Unterschiedlichkeit ernst zu nehm
Eva B. am Permanenter Link
Was für eine tolle, mutige Frau.
Sie gibt Frauke Petry die einzig sinnvolle und richtige Antowrt.
Vielen Dank für diesen Brief.
peter am Permanenter Link
Ich ziehe meinen imaginären Hut vor Frau Mina Ahadi.
Heiko Schuetter am Permanenter Link
Da gibt es nicht viel hinzu zu fügen. Sehr gut gekontert.
Hartmut Lorek am Permanenter Link
Beeindruckend, wie diese Frau trotz ihres Schicksals in der Lage ist, komplexe Sachverhalte in klarer Entschiedenheit zu präsentieren. Bravo Frau Ahadi.
Helge am Permanenter Link
Im Endeffekt auch nur eine Version von "Mit Schmuddelkindern spielt man nicht." Mit Rückgrat hat das eher wenig zu tun.
Da muss man sich aber dann schon fragen, was das für ein Menschenbild bei Frau Ahadi vorherrscht, daß sie nicht bereit ist, mit dem vermeintlichen Gegner zu sprechen um somit ihre und seine Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen.
Wahrscheinlichst ist jedoch pure Berechnung. Die AFD wird in den Medien dämonisiert. Sich mit ihr abzugeben kann sich daher politisch als sehr schädlich auswirken. Da ist es doch sicherer, einen schönen offenen Brief zu schreiben, der es erlaubt von oben herab moralisch mit dem Zeigefinger herumzufuchteln. So gehört man dann auch zumindest im Fokus der Medien zu den Guten und Braven. Ob das aber auch mutig oder richtig ist, das sollte dann jeder für sich selbst bewerten.
Zum Abschluss noch eins: Man wird in der AFD garantiert Leute finden, die klar fremdenfeindlich sind. Wie nebenbei auch in anderen Parteien. Vielleicht sogar mehr als in anderen Parteien. Aber daraus folgt noch lange nicht, daß dies auf die überwiegende Anzahl der Mitglieder zuträfe oder daß man nicht mehr sachlich miteinander reden könnte. Tatsächlich ist nicht mehr miteinander zu reden der falsche Weg, der viel eher zu einer Eskalation und einer Verhärtung der Fronten führen wird.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich denke, dass die Gründe Frau Ahadis eher beim wenig realistischen Bezug der AfD zur Religionskritik liegen.
Ginge es um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem politischen Islam (nicht mal diese Differenzierung hat man im Parteiprogramm der AfD hinbekommen), wäre Frau Ahadi die Letzte, die ihr Fachwissen nicht in die Diskussion einbringen würde - so wie dies Hamed Abdel-Samad versuchte.
Doch daran besteht kein Interesse bei der AfD. Es geht um Wählerstimmenfang. Und da schmückt man sich mit bekannten Namen, um sich in deren Seriosität zu sonnen. Die Dumpfbacken hat die Partei sowieso auf ihrer Seite, jetzt geht es um die Überzeugung eher rationaler "besorgter Bürger".
Dass Frau Ahadi da nicht mitwirken will, verdient vollsten Respekt. Es liegt an der AfD sich intern umzubauen, um zu einer ebenfalls seriösen Stimme gegen schädliche Ideologien zu werden. Solange dies nicht erkennbar ist, sollte jeder seine Finger von den "Schmuddelkindern" lassen. Nach einer ordentlichen Dusche mit dem Geist der Demokratie mag die Welt anders aussehen...
Helge am Permanenter Link
Ihre Interpretation ist durchaus möglich. Aber dann hätte Frau Ahadi in ihrem Brief auch entspechend argumentieren sollen.
Wichtiger ist m.E. die Differenzierung zwischen Islam und Muslimen. Die Lehre des Islam ist für die meisten Nicht-Muslime, die Koran und wichtiger noch die Hadithe gelesen haben, abolut ablehnenswert. (Verwiesen sei hier beispielsweise auf Atatürks vehemente Ablehnung des Islam.) Muslime wiederum sind Menschen, die insofern sie sich an die Normen und Werte dieser Gesellschaft halten, auch als Menschen und Individuen akzeptiert und toleriert werden müssen. Was nebenbei auch auf AFD-Mitglieder zutrifft.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ohnehin stellt sich die Frage, ob eine Differenzierung zwischen Islam und politischen Islam notwendig ist."
Ja natürlich ist das notwendig! Das eine ist der Glaube an einen Geist im Weltraum, den ich zwar lächerlich finde, aber das ist Privatangelegenheit, solange Dritte (auch die eigenen Kinder) dadurch nicht geschädigt werden.
Das andere - viel Sichtbarere - ist die juristisch-politische Komponente des Islams. Diese Gemeindebildung gab es auch im Juden- und Christentum (von da hat es der Islam), doch dank deren gesellschaftlicher Zurückdrängung haben diese Monotheismen ihre staatsbildende Funktion fast völlig verloren (heute eher ein Staat im Staat).
"Da hat Erdogan sinngemäß schon recht, wenn er herausstellt, daß es einen politischen Islam gar nicht gibt - sondern nur den Islam."
Dass ein Machtmensch wie Erdogan das so sieht, ist doch völlig logisch. Er ist ja nicht damit zufrieden, dass seine Bürger fünfmal am Tat Salat machen (beten), sondern er träumt von einem großosmanischen Reich. Das kriegt man nur durch politische Maßnahmen und nicht durch Gebete.
"Wichtiger ist m.E. die Differenzierung zwischen Islam und Muslimen."
Das ist ein guter Rat an die AfD.
"Die Lehre des Islam ist für die meisten Nicht-Muslime, die Koran und wichtiger noch die Hadithe gelesen haben, abolut ablehnenswert."
Ja.
"Muslime wiederum sind Menschen, die insofern sie sich an die Normen und Werte dieser Gesellschaft halten, auch als Menschen und Individuen akzeptiert und toleriert werden müssen."
Ja.
"Was nebenbei auch auf AFD-Mitglieder zutrifft."
Das trifft auf alle Menschen zu - wenn man humanistisch denkt.
David am Permanenter Link
"Das andere - viel Sichtbarere - ist die juristisch-politische Komponente des Islams."
Das heisst, die Forderung nach Kopftucherlaubnis in Schulen/Behörden oder die jurisische Sondererlaubnis zum Schächten oder Muezzin-Rufe stellen Islamismus dar? Sie sehen, die Übergänge sind fliessend, eine Abgrenzung daher in der Tat schwierig bis unmöglich.
Armin Kern am Permanenter Link
Die großen Volksparteien verweigern doch auch das Gespräch mit der AFD! Was soll dieses Bashing einer Persönlichkeit, die für ihr und Anderer Überleben so viel getan hat!
Helge am Permanenter Link
Zuerst einmal wird das Verhalten von Frau Amadi nicht deswegen vorbildlich, weil andere sich genauso verhalten. Ich habe sie auch nicht gebasht, sondern nur meine Meinung zu ihren Verhalten artikuliert.
Zum Zweiten: Welche Vorurteile möchten Sie mir unterstellen? Bitte seien sie sie so konkret wie möglich! Oder habe ich ihre Aussage da fehlinterpretiert und sie pauschalisieren einfach auf alle, die das hier thematisierte Verhalten von Frau Amadi nicht für preiswürdig erachten?
Ronald Flug am Permanenter Link
Frau Mina Ahadi ,
Hans Trutnau am Permanenter Link
So kurz und so gut: Religion ist Privatsache.
frank lehmann am Permanenter Link
Respekt! Klare, mutige Worte.
Die Party Hanno... am Permanenter Link
Hamed Abdel-Samed und Imad Karim haben da weniger Berührungsängste.
Klaus am Permanenter Link
Sehr gut.
Nandinian am Permanenter Link
Islamkritik ist notwendig – auch in Europa. Denn der politische Islam ist eine gefährliche Bewegung und eines der großen Probleme unserer Zeit.
Bravo Frau Ahadi.
Stefan Sieber am Permanenter Link
Eigentlich ist das keine Meldung, aber irgendwie muss sich ja der religionskritische (oder religionsfeindliche) "humanistische" Pressedienst von der AfD abgrenzen.
Waldemar Santi am Permanenter Link
Wahre Worte. Alle Aufklärer und Humanisten Verfechter können da nur zustimmen. Zum Glück gibt es noch solche Menschen!
Tilo Schönberg am Permanenter Link
Klare Worte!
Hochachtungsvoll
Tilo Schönberg
Andreas Edmüller am Permanenter Link
Eine bessere Antwort hätte man der AfD nicht geben können!
Georg am Permanenter Link
schön geschrieben und ergreifend. Die westliche Welt sollte überdenken ob der Islam überhaupt eine echte Religion ist oder eben eher als politisches Machtinstrument dient.
Prof. Dr. Betti... am Permanenter Link
Danke, verehrte Frau Ahadi, für diesen mutigen und die Öffentlichkeit aufklärenden Beitrag! Ich wünsche mir, dass viele Menschen ihn lesen!
andi am Permanenter Link
hm viele gute Gedanken, die hier formuliert wurden. In den Kommentaren taucht die Frage auf: Macht es in diesem Fall für Sie Sinn mit der AfD in Dialog zu treten oder nicht?
Herzliche Grüsse
Joachim Becker am Permanenter Link
Ich glaube, die meisten Leser/innen haben den offenen Brief von Frau Mina Ahadi nicht zu Ende gelesen.
Wolf-Dieter am Permanenter Link
Großartig. Mehr ist nicht zu sagen.
Klaus Maresch am Permanenter Link
Und das ist genau der richtige Ton und Stil, den man gegenüber den platten Hetzern von der AfD anschlagen muß. Bravo!
ism am Permanenter Link
Mina Ahadi ist vielleicht keine ausgewiesene AfD-Expertin, jedoch weiß die Partei offenbar selber noch nicht so recht, was sie ist und radikalisiert sich unter anderem dadurch zügig.
Aus dem Klo trinkt man schließlich auch nicht, selbst wenn das Wasser stellenweise nicht braun getrübt aussieht.
Frank Uebelen am Permanenter Link
Sprachverweigerung oder gepflegte Sprachlosigkeit führen zu keiner Lösung
Reinhard Günther am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Mina Ahadi, Ihren Brief in allen Ehren, ich bitte Sie, suchen Sie trotz Ihrer eigenen berechtigten Beweggründe den Dialog.
Tobias am Permanenter Link
Vielen Dank, Sie geben dem rationalen Humanismus eine Stimme.
Hubert Manter-Koller am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Ahadi,
ich finde Ihre Ausführungen durchdacht und interessant, wobei Sie ja offenbar auch leidgeprüft sind und wissen, wovon Sie reden.
Ich verstehe so wenig wie Sie, warum die Linken nicht nur in Österreich, Deutschland oder Europa, sondern in der ganzen westlichen Welt, den politischen Islam für eine so ausschließlich bekuschelnswerte, ungefährliche, bunte Sache halten. Denn es spricht ja wenig dafür, schaut man in jene Länder, in denen er die Oberhand hat.
Ich denke (als homo) etwas anders als Sie über Christen, denn diese sind zwar nicht unbedingt immer so tolerant, wie sie vorgeben und man es sich wünschen würde, aber sie lassen einen inzwischen in Ruhe (mit den die Regeln bestätigenden Ausnahmen einiger ewig Unbelehrbarer). Das Christentum ist weitgehend kastriert und das ist gut so. Inzwischen ist es nicht mehr viel mehr als Folklore.
Über die afd denke ich nicht ganz wie Sie. Diese Partei wird nun sicherlich in die Parlamente kommen, aber wohl kaum irgendwo an die Regierung. Sie wird die Kraft ausmachen, deretwegen irgendwann selbst die Linken mal über den politischen Islam werden reden müssen, ebenso wie über eine sinnvolle Politik der Flüchtlingsaufnahme und Zuwanderung, welche es derzeit nun gar nicht gibt. Frau Merkel ist sicherlich niemand, der aus humanitären Werten heraus handelt. Wer das annimmt, hat sich blenden lassen (wie verträgt es sich sonst damit, dass die meisten Waffenexporte an unsichere Staaten unter dieser Frau stattfanden und zudem hauptsächlich an so Menschenwürde-Horte wie Saudi-Arabien oder Qatar?). Auch hilft Frau Merkels Politik nicht hauptsächlich Leuten wie Ihnen, sondern Leuten, die die Hilfe so gar nicht bedurft hätten (sehen Sie allein, wieviele Menschen vom Balkan das heutige Asylsystem für sich auszunutzen wissen und dadurch die Hilfe für Leute wie Sie eben minimieren, sehen Sie dasselbe aber auch bei Staaten Nordafrikas). Es kommen jedenfalls derzeit nicht eben die wenigsten, um den Islam nicht etwa nicht zu leben, sondern eben hier weiter aus zu leben. Die flüchten nicht vor dem Islam, sondern vor ihrer eigenen Verantwortung für sich und die Gesellschaft, aus der sie kommen. Keine der Familien, die hier Kind und Frau in Kopftücher zwingt und die Kinder fein zum Islamunterricht schickt, flüchtet vor der Religion, sondern vielleicht vor Armut, vor schlechten Zuständen, vor Arbeitslosigkeit. Das mag tragisch genug sein, in solchen Zuständen zu leben, aber deswegen bedingungslos diese Menschen aufnehmen zu müssen, das sehe ich so nicht. Schon weil es Leuten wie Ihnen die Hilfe verbaut. Und sehen Sie bzgl. Frau Merkel auch einmal in die Türkei und was die gute Frau alles an Protest und Sanktionen gegen den Kurdenmörder Erdogan fallen lässt: nichts bis kaum hörbar ist das.
Auch ist der Dank nicht an Frau Merkel zu richten, denn die hat in der Sache am wenigsten getan. Ein paar Selfies und komische Reden halten kann nun einjeder. Die ganze Arbeit vor Ort, das aus dem Boden stampfen von Massenunterkünften, das Erarbeiten der dafür nötigen Gelder, das Verzichten auf das, was aus diesen Geldern auch gemacht hätte werden können, all das macht nicht Frau Merkel, das macht die deutsche Bevölkerung, die österreichische Bevölkerung. Frau Merkel holt sich nur die Medaillen ab, während sie den stärker werdenden Missbrauch der Asylgelder schlicht nicht weiter wichtig findet, u.a. weil sie ja auch so viel mit dem türkischen Diktator buhlen muss (ich meine hier den Missbrauch durch unkoschere Betreiber oder wie in Berlin durch arabische Clans, die zudem die Flüchtlingsheime gleich noch mit geklauten Möbeln ausstatten und alle schauen weg, siehe zb. Berliner Zeitung http://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/41-einbrueche-bande-stattete-offenbar-fluechtlingsheime-mit-geklauten-moebeln-aus-24035084 ).
Frau Merkel hat da wohl auch Sie ins Boxhorn gejagt. Und durch - entschuldigung - poppeligen Protest lässt diese Frau sich nicht aufhalten, ja nicht im Mindesten auch nur beeindrucken (man schaue auf den gewaltigen Widerstand der Bevölkerung gegen ttip und wie sehr es dieser Frau sonstwo vorbeigeht). Wir könnten zu 5 Millionen in Berlin vorm Kanzleramt stehen und den Unmut über ttip zum Ausdruck bringen, es tät die Frau net kratzen.
Die afd aber kratzt diese Frau sehr wohl, mit der muss sie sich auseinandersetzen. Dass man sich damit auch unliebsame Sachen einhandelt, das ist natürlich wahr. Aber einer wie Ihnen brauche ich wohl nicht erklären, dass das Leben nicht stets Zucker ist und man manchmal nur die Wahl zwischen den kleineren Übeln hat. Und noch mehr Merkel, noch mehr unkontrollierte Masseneinwanderung von vor allem auch islamisch-geprägten Menschen, die diesen Islam gerne auch weiter leben möchten, noch mehr Einwanderung von Leuten die auf den hiesigen Arbeitsmärkten niemals eine Chance haben werden, all das verkraftet kein Land auf Dauer.
Nicht zuletzt: es wurde nicht nur, aber vor allem durch diese letzte Drehung der Frau Merkel schlicht extrem viel Vertrauen in Staat, Regierung und auch den Parlamentarismus selbst verspielt (will sagen: es sind definitiv nicht 100% der Deutschen für diese Form der Asylpolitik, es dürfte inzwischen sogar eine Minderheit dafür sein, eine weitere Minderheit für eine moderatere Asylpolitik, eine weitere für eine sehr viel moderatere Politik und eine weitere für gar keine Asylpolitik mehr - in unseren Parlamenten aber sieht man nur 100% Zustimmung, weswegen sich zunnehmend mehr Leute fragen, ob man diesen Parlamenten überhaupt noch trauen kann, wenn man sie so weiter machen lassen wie bisher; und damit sie wie bisher nicht weiter machen können, wählen immer mehr die afd. Ob die Hoffnung aufgeht, ist eine andere Frage, aber sehen Sie es von diesem Punkt aus, wie ratlos inzwischen Millionen in diesem Land sind, wie arg kaputt da das Vertrauen ist: eine Million aus dem Ausland wurde aufgenommen, mehrere Millionen aus dem Inland wurden und werden verprellt und zurückgewiesen und man hat ihnen nichts zu bieten, als die beleidigte moralinsaure Leberwurst zu machen - und das spielt sich nun immer weniger).
Liz am Permanenter Link
Sorry, aber für mich sind die Ausführungen von Frau Ahadi ein wenig widerspruechlich.
Durch Merkel und Co's Politik laesst sich leider nicht mehr die Spreu vom Weizen trennen!
Dem Kommentar von Herrn Huchthausen
kann ich da nur zu stimmen, vor allem aber unterstreiche ich seinen letzten Absatz voll und ganz!
Andrea Diederich am Permanenter Link
Man kann den islamischen Fundamentalismus nicht durch einen christlichen ersetzen.